Ausgabe 182 | Seite 3 9. Januar 2011 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Fabelwesen Teil 28

der Turul

Eigentlich war ursprünglich anderes geplant, aber aus aktuellem Anlass habe ich kurzerhand umdisponiert. Warum? Geduld, das wird sich gleich zeigen!

Nein, ich spiele nicht auf den Dioxin-"Skandal" an. So traurig das klingen mag, aber das ist nichts Besonderes. Würden ausreichend Kontrollen durchgeführt, rechtliche Schlupflöcher endlich gestopft, wären unsere Medien für einen gewissen Zeitraum wohl täglich prall gefüllt mit Nachrichten dieser Art. Die Gier des Menschen kennt nun mal keine Grenzen.
So scheut er sich zwar einerseits, dies offen zuzugeben, hat andererseits aber keinerlei Skrupel, Folgeerscheinungen wie Krankheiten etc. in Kauf zu nehmen, wenn dadurch sein Säckel schwillt. Die Gier selbst ist ein Nimmersatt, ein Parfum, an welchem man so lange riecht, bis man auch die Flasche haben möchte.

Seit dem 1.Januar dieses Jahres hat Ungarn den Vorsitz im Rat der Europäischen Union, kurz die Ratspräsidentschaft, inne. Dies stellt an sich ja nichts Dramatisches dar. Sollte man meinen.
Gut, mancheiner wundert sich vielleicht, seit wann Ungarn überhaupt in der EU ist, bzw. wie das Land an die Präsidentschaft gelangte. Andere fragen sich vielleicht auch, wie noch mal die Hauptstadt Ungarns überhaupt heißt. War es Budapest, Bukarest oder Sofia? Ist ja egal, "Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien" wie es so schön heißt.

Kommen wir zum eigentlichen Problem an der Geschichte.
Zeitgleich mit der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft setzte die ungarische Regierung unter Ministerpräsident Viktor Orbán ein höchst zweifelhaftes Mediengesetz in Kraft. Dieses Gesetz unterwirft Presse, Rundfunk, an sich die gesamte Berichterstattung, einer höchst restriktiven Staatskontrolle. Was mehr als nur nach staatlicher Zensur riecht.
Zumal es die Schaffung eines Aufsichtsamtes vorsieht, dessen Mitarbeiter der Regierungspartei angehören. Die ungarische Medienbehörde NMHH nutzte am ersten Tag umgehend ihre erweiterten Befugnisse und verbannte den Song "It´s on" von Ice-T aus dem Radio.

Ähnliche Vermischungen von Politik und Medien gibt es innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten bereits, keine Frage. In Frankreich genießen regierungsfreundliche Medien die besondere Gunst des Präsidenten, die politisch-medialen Verwicklungen im Italien Berlusconis lassen einen erst lachen und dann vor Schrecken erschaudern.
Auch Deutschland ist diesbezüglich kein unbeschriebenes Blatt, vom Springer-Verlag und seiner Rolle seit den 60er Jahren ganz zu schweigen.

Dennoch geht das ungarische Mediengesetz weiter. Es wird eine zentrale Nachrichtenredaktion aufgebaut, die alle staatlichen Medien mit Nachrichten versorgt. Protestierende, egal ob aus Funk und Fernsehen, Politiker, Unternehmer etc., können mit hohen Strafen bedacht werden.

All das bedingt vorauseilenden Gehorsam und verletzt nicht nur einen Kernbestand europäischen Rechts, sondern es ist auch ein rotzfrech offen ausgetragener Angriff auf die Meinungsfreiheit und damit auf einen Grundpfeiler der Demokratie.
Gemäß Artikel 7 der EU-Verfassung kann ein Land, in dem die "eindeutige Gefahr einer schwerwiegenden Verletzung" der gemeinsamen Werte besteht, zur Ordnung gerufen und im schlimmsten Fall mit Strafen bis hin zum Entzug des Stimmrechts belegt werden.
Bleibt abzuwarten, was geschieht.

Verzeiht diesen Ausflug in die aktuelle Politik, doch einige Dinge brennen auf den Fingernägeln, welche, würdet ihr Kapi-Regnum in Ungarn spielen, diese Worte wohl niemals ins Tagblatt gebracht hätten.
Jetzt aber zurück zum Tagesgeschäft.
Wo wir schon mal da sind, verbleiben wir doch direkt in Ungarn. Die Landesfläche beläuft sich etwa auf ein Viertel Deutschlands und es leben ca. 10 Mio Menschen in Ungarn. Ideale Voraussetzungen für ein Fabelwesen also.

Der Turul ist der bedeutendste Vogel in der Mythologie der Magyaren. Er gilt als Bote der Götter und thront ganz oben auf dem mythischen Baum des Lebens. Auf selber Höhe befinden sich die Geister der ungeborenen Kinder, die in Vogelform ebenfalls dort oben sitzen.
Der Vogel repräsentiert die Kraft und den Willen der Götter und wurde bei den Magyaren als der Stammvater Attilas angesehen. Wenig verwunderlich also, daß er auch bei den Hunnen einen hohen Stellenwert besaß.

Auf Darstellungen trägt der Turul oft das "Flammende Schwert Gottes", das auch Attila im Kampf führte, und eine Krone. Diese Krone ist aber nicht die später in Ungarn auftauchende "Szent Korona" (Heilige Krone, oder gemeinhin auch Stephanskrone genannt, heute aufbewahrt im ungarischen Parlamentsgebäude in Budapest).
Die Krone Turuls war vermutlich die Krone, welche Attila der Hunnenkönig trug. Attila gilt als erster König Ungarns, da er sein Machtzentrum in der ungarischen Tiefebene, an der Theiß, errichtete, einem Drehpunkt zwischen Ost- und Weströmischem Reich.

Die Figur des Turul basiert höchstwahrscheinlich auf einem Falken, während der Ursprung des Wortes Turul im Alttürkischen vermutet wird. Turgul bezeichnet einen großen Göttervogel aus der Familie der Habichte.
Im heutigen Ungarisch steht das Wort Sólyom für Falke, während drei altertümliche Worte verschiedene Falkenarten bezeichnen: "Kerecsen" = Saker- oder Würgfalke, "Zongor" = Gerfalke, ein seit dem Mittelalter hochgeschäzter Beizvogel und eben Turul.

Legenden zufolge trat der Turul mehrere Male in Erscheinung.
Erstmals sei er Emese, Tochter des Prinzen Önedbelia von Dentümoger, erschienen. Die "Gesta Hungarorum" bezeichnet eine Stelle als Dentumoger, an welcher die frühen Magyaren lebten, ehe sie über die Karpaten wanderten. Heute geht man davon aus, daß damit das berittene Nomadenvolk der Skythen gemeint war.
Jener Emese jedenfalls erschien im Traume ein Turul, der sie befruchtete. Außerdem erzählte er ihr, daß aus ihrem Schoß ein großer Strom zu fließen begänne, der sich bis in weit entfernte, fremde Länder ergießen würde. Traumdeuter schlossen daraus, daß sie einen Sohn gebären werde, der ein großes Königsgeschlecht begründe.

Dieser Sohn hieß Álmos, abgeleitet aus dem ungarischen Wort "álom", Traum. Gemäß den Sagen war Ügyek sein Vater. Da diese Namen aber sämtlich symbolische Bedeutungen haben (Ügyek bedeutet im altungarischen "heilig, Emese "Mütterchen"), wird vermutet, daß diese Legende eine Erfindung von Chronisten späterer Zeiten ist.

Ein zweites Mal erschien der Turul den Herrschern der Magyaren-Stämme, als diese davon träumten, wie ihre Pferde von Adlern angegriffen wurden. Erst der Turul konnte sie retten. Dies interpretierten sie als Zeichen des Aufbruchs. Als sie auszogen, um eine neue Heimat zu finden, wies ihnen der Turul den Weg und führte sie vielleicht in das Land, das später zum heutigen Ungarn werden sollte.

Im Lateinischen trug das Geschlecht der Hunnen und die darauf folgenden Magyaren den Namen "genere Turul", Geschlecht des Turul. Bis heute hat der Turul daher einen hohen symbolischen Wert für die Ungarn, da er sie auf die Ursprünge ihres Landes verweist.

Einst standen drei riesige Turul-Statuen in Großungarn, dem Reich der vereinigten Länder der Stephanskrone, ca. 1001 bis 1944. Eine jede dieser Statuen hatte eine Flügelspannweite von 15 Metern. Zwei davon wurden im Laufe der Zeit zerstört, die letzte steht auf einem Berg nahe der Stadt Tatabánya. Sie wurde 1896 errichtet und gilt als das größte Vogeldenkmal der Welt und als größte Bronzestatue Mitteleuropas.

Es verblieben 195 Turul-Statuen in Ungarn, 32 in Siebenbürgen/Transsilvanien, 16 im Partium, 8 in der Slowakei, 5 in der Ukraine, 7 in Vojvodina und eine in Österreich.
Turulvögel sind auf der Budapester Freiheitsbrücke ebenso zu finden wie am Burgpalast und anderen Orten der Stadt. Auf den ersten ungarischen Briefmarken wurde der Turul abgedruckt, ferner wird er in der ungarischen Heraldik als Wappentier verwandt.

Leider wurde und wird der Turul, wie nicht anders zu erwarten, auch von verschissenen, rechten Gruppierungen wie beispielsweise den ungarischen Pfeilkreuzlern verwendet, um die nationalistische Ideeologie hervorzuheben.


Gilden-WBW für alle Welten

Oeuf oeuf, que lac je (I)

Der Fuchs, auch Meister Reineke genannt,
ist für seine Moral äußerst selten bekannt.
Der nagende Hunger trieb das listige Tier
aus dem Walde zum Hof des Bauern Klier.

Jener vergaß zu verriegeln die Stallung,
des Fuchses Blut geriet nun in Wallung.
Die Hühner, die dummen, gackerten wild
ein gar lustig anzuschauendes Bild.

Nicht länger nun war er auf Vorsicht bedacht,
packt mit der Schnauze die Beute ganz sacht.
Was, meint ihr nun, trug der Reineke fort
von diesem sonst so friedvollen Ort?

© Surmenage - zum WBW-Text-Schreibwettbewerb 2010


Oeuf oeuf, que lac je (II)

Als Nasenprinz an einem Abend
saß am Tisch, gemütlich sich labend,
rief er dem Koche zu: "Hey Meier,
man bring mir Pfannkuchen mit Eier'!"

Der Koch kommt aus der Küch' geschlichen,
die Farb' aus dem Gesicht gewichen,
"Wollt Ihr nicht lieber essen Fisch,
den bring ich Euch frisch an den Tisch?"

"Nein!" spricht der Nasenprinz empört,
"habt Ihr mein' Wunsche nicht gehört?"
Der Koch, er windet sich vor Scham,
"Eu'r Wunsch erfüllet mich mit Gram."

"Denn ach, wie sollt ich es wohl sagen,
der Marder und der Fuchs, die Plagen,
die haben nächtens spät gefressen
und alle Hühner aufgegessen!

Und als ich ging heut in den Stall,
sucht ich nach Eiern überall,
doch wo ich sucht', da fand ich nur,
der beiden Jäger blut'ge Spur."

Der Nasenprinz, er seufzt laut: "Ach!
Daher kam heute Nacht der Krach."
Und wendet sich dem Heinrich zu:
"Besorg dem Koch frisch' Eier Du!"

© Kunchom - zum WBW-Text-Schreibwettbewerb 2010

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 09.01. ab sofort bis zum 21.01.2011 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.

Die Gewinne beim
Gildenwettbewerb (GWBW)




1. Platz --> Goldpokal
2. Platz --> Silberpokal
3. Platz --> Bronzepokal

Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Rezepte

Champignon-Baguette mit Brie

Zutaten:

  • 1 rote Zwiebel
  • 200 g Champignons
  • Schnittlauch
  • 200g Brie
  • 2 EL Öl
  • 100g Crème fraiche
  • Salz, Pfeffer
  • 4 kleine Putenschnitzel
  • Baguettebrötchen

Zubereitung:

Die Zwiebel und die Champignons schneiden, den Schnittlauch in Röllchen schneiden. Den Brie ebenfalls in ca 1/2cm dicke Scheiben schneiden.

Dann das Öl erhitzen und die Zwiebeln mit den Champignons anbraten. Das Gemüse dann mit der Crème fraiche und dem Schnittlauch mischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Nun das Putenfleisch salzen, pfeffern und anbraten. Die Baguettebrötchen halbieren, mit dem Putenfleisch belegen und die Champignonmasse darauf verteilen. Mit dem Brie belegen und im Ofen ca 5 Min. rösten bis der Brie verlaufen ist.

Guten Appetit!

© Haidt




USK: 1 von 5
Seitens des Turuls sind keine Übergriffe bekannt, von gelegentlichen ominösen Schwangerschaften abgesehen. Aber da waren die entsprechenden Damen vielleicht nicht ganz unbeteiligt. Der männlich-markanten, Moschusduft verströmenden, muskulösen und bärtigen Zeltwache schöne Augen gemacht und das Ergebnis, schwupps, einem eigentlich unbeteiligt vorüberfliegenden Vogel in die Schuhe geschoben.

Hachja, Frauen, herrliche Erfindung, ernsthaft! Vernünftig, einfühlsam, einsichtig, unkompliziert, liebreizend, betörend und nur vom Baum heruntergekommen, weil es sich auf ebener Erde besser flanieren läßt als im Geäst.
Und die Männer? Diese wären zu dieser Zeit am liebsten auf den Bäumen geblieben. All ihrer ursprünglichen Domänen beraubt genossen sie sie wahrlich, diese herrliche Ruhe in den Baumkronen. Eier kraulen und die Sonne darauf scheinen lassen, das ist das einzig wahre Leben.
Doch diese Ruhe währte nicht lange, 3 Minuten ungefähr. Dann zogen die Frauen die Männer an ihren Schwänzen die Bäume herab. Anschließend gaben sie ihnen mit unübertrefflicher, weiblicher Raffinesse auch auf ebener Erde das Gefühl, zwar eigentlich unfähig zu sein, aber dennoch gebraucht zu werden. Damit wir Affen dies nicht zu rasch bemerken, werfen sie uns geflissentlich in regelmäßigen, von ihnen bestimmten Abständen, ein Zuckerle zu. Oder einen Ball...

Und der Turul?
Sein Erscheinen bleibt nur herbeizusehnen. Auf daß sein Ruf dann nicht unerhört verhallt und endlich wieder etwas zivilen Ungehorsam nach sich ziehen möge, ganz ohne Schwangerschaften, versteht sich.

In diesem Sinne, bis zum nächsten Fabeltag

© Singularis Porcus


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