Ausgabe 181 | Seite 2 2. Januar 2011 AD
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Neujahr im Mittelalter und Glücksbringer und ihre Bedeutung

"Und wieder ist es soweit! Das Jahr geht zu Ende. Immer schneller, wie mir scheint, rennen die Wochen und Monate dahin. Erst vor kurzem saß ich mit Freunden vor dem Raclette und wir feierten den Abschied vom Alten Jahr. Nun ist es schon wieder soweit und ich weiß gar nicht, wo die Zeit hin ist. Aber das kommt wohl mit den Jahren (wenn man älter wird )

In der Kindheit haben wir verzweifelt versucht, wach zu bleiben, um die tollen Kracher und Raketen zu sehen, um das Bleigießen nicht zu verpassen, um Dinner For One zu sehen. Und auch, um vielleicht doch mal ein Schlückchen Sekt zu erhaschen. Nicht selten jedoch sind wir eingeschlafen auf dem Sofa und haben groß gezetert, als wir bemerkt haben, dass wir alles verpasst hatten.

In der Jugend wurde um die Häuser gezogen..... an manchen Mitternachtsglockenschlag kann ich mich nicht mehr so wirklich erinnern.... *schäm* Aber scheee war die Zeit.........*seufz*

Und heute - heute sitzen wir gemütlich zusammen, essen was Schönes, spielen oder ratschen etwas und genießen mit den wachgebliebenen Kindern deren strahlende Augen, wenn sie das Feuerwerk erleben dürfen. Fallen dann jedoch geschafft mit ihnen ins Bett und sind froh, wenn sie am Morgen nicht allzufrüh aufwachen !!!!

Das Hin und Her zwischen 1. Januar und 1. März ist eine ziemlich verworrene Geschichte. Ursprünglich hatten die alten Römer den 1. März als Jahresanfang, aber 46 v. Chr. verschob Julius Cäsar den Jahresbeginn auf den 1. Januar (als Fest des Gottes Janus = Janus hatte zwei Gesichter - eines stellte das alte Jahr dar, das andere das neue Jahr.)

Allerdings waren sich die Römer etwas unschlüssig, das neue Jahr betreffend. Schon vor Cäsar, im Jahr 153 v. Chr. wurde der Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar von den Römern verlegt. Dies war der Tag des Amtsantrittes der Konsuln. Später wurde dies jedoch von der Kirche wieder rückgängig gemacht und der Jahresanfang auf den 1. März verlegt. Damals wurde das Fest ziemlich ausschweifend gefeiert und die Kirche sah sich dazu gezwungen, das "heidnischen" Treiben zu beenden. Sie verlegte 567 n. Chr. das Datum deshalb wieder auf den späteren Termin.

Die Landbevölkerung jedoch feierte trotzdem inoffiziell den 1. Januar als Neujahrsfest und so verlegte die Kirche nach einiger Zeit den Hochtag der Muttergottes doch wieder auf den 1. Januar. (Der Hochtag der Muttergottes wurde im Mittelalter am 6. Januar gefeiert und wird heute noch von Bauern in den Alpenregionen als "Hohes Neujahr" gefeiert. Auch in Sachsen ist der Begriff "Hohneujahr" bis in die Neuzeit erhalten geblieben.)

Dieser alte Brauch ließ sich also nicht so leicht aus"märzen" - ausmerzen -, und deshalb kam es schlussendlich dazu, dass 1691 Papst Innozenz XII. (1691-1700) offiziell den 1. Januar als Neujahrstag bestätigte. Und so ist erst seit 1691 in unserem Kulturraum der 1. Januar der Beginn des neuen Jahres. (Die protestantischen Länder im Heiligen Römischen Reich freilich folgten dem "papistischen Dekret" nicht sofort, sodaß eine Weile die Jahresanfänge beispielsweise zwischen Sachsen (evangelisch) und Bayern (katholisch) differierten.) Im Mittelalter feierte man Neujahr am 1. März (Frühlingsanfang und die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche). Früher wurde Neujahr übrigens mit närrischem Treiben gefeiert. Darauf zurückzuführen ist dann der heutige Faschingsbrauch. Die Böller und Feuerwerke an Silvester sollen die Geister des alten Jahres vertreiben.

Aber woher kommen diese ganzen Begriffe und sogenannten Glücksbringer und Symbole, die heutzutage überall zu kaufen sind, und die typisch für Glückswünsche und als Mitbringsel bekannt sind? Woher kommen die ganz speziell auf diesen Tag gemünzten Sprüche und Wörter, die man nur für diesen einen Tag benutzt?

....... Begriffe:
Wieso ausgerechnet "Guten Rutsch"?
Dieser Wunsch geht auf den aus dem Jiddischen stammenden Begriff "Rosch" zurück. „Rosch“ bedeutet soviel wie Anfang. Man wünscht sich also einen „guten Anfang“

Wieso heißt "Silvester" so?
Der Tag ist benannt nach dem katholischen Tagesheiligen, Papst Silvester I. Dieser starb am 31.12.335 in Rom. Zum Gedenken an ihn wurde der letzte Tag im Jahr, Papst Silvesters Sterbetag, nach ihm benannt.

Viele Religionen feiern Neujahr an einem anderen Tag!
In einigen Religionen gibt es sogar einen beweglichen Neujahrstag! Die Juden und die Moslems z.B. richten diesen Tag nach dem Mondjahr, die Iraner nach dem Sonnenjahr, und in China beginnt das neue Jahr zwischen Ende Januar und Ende Februar.

... Neujahrsglücksbringer:

Glücksschwein
Bei den germanischen Göttern war der wilde Eber ein heiliges Tier. Beispielsweise trug die Göttin Freya den Beinamen Syr (Sau). Der griechischen Göttin Demeter wurden Schweine geopfert. Die Sau war im europäischen Kulturkreis Symbol für Wohlstand. Von alters her gilt das Schwein als Fruchtbarkeitssymbol und somit als Glücksbringer. Man sollte damals zu Silvester einen Schweinerüssel oder Schweinefleisch essen, damit das kommende Jahr Glück bringen kann. Da es früher nur selten Fleisch zu essen gab, wurde man als reich und glücklich betrachtet, wenn man ein Schwein hatte.

Glücksschwein
Bei den germanischen Göttern war der wilde Eber ein heiliges Tier. Beispielsweise trug die Göttin Freya den Beinamen Syr (Sau). Der griechischen Göttin Demeter wurden Schweine geopfert. Die Sau war im europäischen Kulturkreis Symbol für Wohlstand. Von alters her gilt das Schwein als Fruchtbarkeitssymbol und somit als Glücksbringer. Man sollte damals zu Silvester einen Schweinerüssel oder Schweinefleisch essen, damit das kommende Jahr Glück bringen kann. Da es früher nur selten Fleisch zu essen gab, wurde man als reich und glücklich betrachtet, wenn man ein Schwein hatte.






... Neujahrsglücksbringer:

Schornsteinfeger (Rauchfangkehrer)
Wenn man einem Schornsteinfeger begegnet, bedeutet dies Glück. Einen seiner Knöpfe zu berühren, noch viel mehr. Früher war man froh, dem guten Mann zu begegnen, damit er den Kamin kehrt. Brach nämlich ein Feuer aus in den alten Holzhäusern, brannte häufig das halbe Dorf nieder. Daher brachte der Rauchfangkehrer damals tatsächlich Glück, wenn man ihn in's Haus lies.
Oder:
Dem Schornsteinfeger, der wegen seiner schwarzen Kleidung an den Teufel erinnere, wurde die Fähigkeit zugeschrieben, den Teufel selbst oder mit seiner Hilfe andere Geister zu bannen. Seitdem gilt er als Glücksbringer und der von ihm mitgebrachte Ruß als besonderer Schutz gegen Gefahren oder vor Krankheiten. Seine Rolle als Glücksbringer zu Neujahr geht darauf zurück, dass die Schornsteinfeger traditionell zu diesem Termin ihre Jahresrechnung legten, und aus diesem Anlass oft als erste Gratulanten kamen.

Schwarze Katze
Als die Hexenverbrennung im 15. Jhdt. herrschte, verband man eng miteinander Katze und Hexe. Daher war schnell jemand als Hexe verrufen, wenn er eine schwarze Katze hatte. Somit brachte die schwarze Katzen wirklich Unheil, da deren Eigentümer meist sein Leben brennend am Scheiterhaufen beendete.

Hufeisen
Es wurde zum Glücksbringer, weil es die Form des aufgehenden Mondes hat. Eine weitere Deutung geht auf den heiligen Dunstan zurück, der ein geschickter Hufschmied war. Er sollte des Teufels Huf beschlagen, dabei schlug er so fest zu, dass der Teufel um Gnade winselte. Der Heilige hörte aber mit dem Hämmern erst auf, nachdem der Teufel versprochen hatte, alle jene zu verschonen, die ein Hufeisen tragen. Der Glaube an die Kraft des Hufeisens, Böses abzuweisen und Glück zu bringen, ist in der ganzen Welt verbreitet, vor allem im deutschen Sprachraum, und hier speziell im lutherischen Norden. Das Hufeisen muss mit der Öffnung nach unten gehalten werden, damit das Glück auslaufen kann. Hufeisen müssen gefunden werden, man darf sie nicht suchen. Sind mindestens noch drei Hufnägel daran erhalten, so bringt das besonderes Glück. Im Hause wird das Hufeisen meist über dem Eingang an der Haustüre angebracht oder aber an einer Haus-, Stall- oder Stubentür oder an einem Deckenbalken. Eine andere Erklärung für die symbolische Kraft des Hufeisens liegt darin, dass das Hufeisen des Pferdes Schuh ist. Das Pferd wurde in prähistorischer Zeit höher geachtet als der Stier. Dem Gott Wotan opferte man Pferde, die danach gegessen wurden, weswegen Pferdefleisch als Alltagsspeise verboten war. Und seitdem Pferde als Reit- und Zugtiere beschlagen wurden, was von den Griechen erfunden sein soll, ist das Hufeisen bei allen Völkern, die Pferde für Krieg und Arbeit brauchten, als symbolkräftiges Teil fürs Ganze ein starkes Amulett.

Fliegenpilz
Der rote Fliegenpilz wird als Glückspilz angesehen. In Sagen der Germanen wird auf eine tiefe Verehrung des Fliegenpilzes hingedeutet. Es wird geschildert, dass Wotan, der germanische Gott der Ekstase und der Erkenntnis, für die Entstehung der Fliegenpilze zuständig sei. Der Sage nach reitet Wotan mit seinem Gefolge zur Wintersonnenwende durch die Wolken. Immer dort, wo der Schaum seines Pferdes auf die Erde gefallen ist, sollen dann neun Monate später Fliegenpilze aus dem Boden gewachsen sein. Der Volksglaube bringt den Fliegenpilz mit Hexen und Zauberern in Verbindung, und entsprechend dem Anlass mit Vergnügen oder Abscheu, je nachdem, ob ihre Dienste benötigt wurden oder ihnen erlittenes Übel zugeschrieben wurde.

Glücksklee
Ein dreiblättriges Kleeblatt ist normal. Ein vierblättriges ist genau wie das Glück etwas sehr Außergewöhnliches. Man muss lange Ausschau halten, bis man eines findet. Glück bringt es aber nur, wenn man es verschenkt, und es muss zuvor ohne zu Suchen gefunden werden! Es soll vor Zauber und Hexen schützen und es soll "hellsichtig" machen, seinen Besitzer das wahre Wesen einer Sache oder Person erkennen lassen. Unter dem Kopfkissen zeigt es den Mädchen im Schlaf ihren Zukünftigen. Wenn es ohne Wissen des Priesters unter einem Altartuch versteckt und dann dreimal die Messe über ihm gelesen wurde, hilft es gegen fast alles, auch gegen Hieb- und Stichwunden und gegen Blitz.

Glückspfennig (Glückscent)
Der Glückspfennig (alter Pfennig) besteht aus Kupfer. Das Kupfer, so spricht der alte Volksglaube, löse allen bösen Zauber und fördere die Liebesfähigkeit, da es der Venus zugeordnet ist. Auch galt der Glückspfennig in früherer Zeit als die kleine Ausgabe des Segen bringenden Tauftalers sowie der verschiedenen Weihpfennige und Weihgroschen, die man zum Schutz vor Hexen an Stalltüren nagelte. Außerdem wurden sie in der Hosentasche getragen, um gegen Lug und Betrug im Wirtshaus wie beim Viehhandel zu beschützen. Der Grund, warum das Finden eines Pfennigs (heute wohl Cent) Glück bringen soll, liegt in der Deutung, dass in allem Kleinen der Ursprung für etwas Großes liegt.

Marienkäfer
Die Marienkäfer werden auch Glückskäfer genannt. Als solcher gilt er, seit er im Mittelalter der Gottesmutter Maria geweiht worden ist, von der er auch seinen Namen hat. Unglück soll es aber bringen, wenn man dem Marienkäfer etwas antut oder ihn sogar tötet. Ist er rot und hat 7 Punkte am Rücken, so soll er Hexen und Unglück verbannen. Die Zahl 7 ist eine der höchsten und allgemeinen Glückszahlen.

Wir wünschen allen Lesern viel Glück, Erfolg, Freude und Frieden und einen guten Start ins Jahr 2011!!

© Strahlestädtle




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