Ausgabe 180 | Seite 4 26. Dezember 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Aus dem Archiv

Die Mär vom kleinen Wasserschöpfer

Es war einmal ein Wasserschöpfer, der benötigte für seine Produktionen 2,88 Millionen Schenkeimer Wasser pro Tag. Da er sich Krämer nennen durfte, reichten ihm 4 Quellbrunnen mit jeweils 40 Mitarbeitern, um diese Menge zu schöpfen.

Alsbald kam dem Krämer jedoch der Gedanke, dass es besser wäre, für die Wasserschöpferei keine vier Gebäude zu verwenden, denn schließlich war Platz in seiner Ortschaft Mangelware, und in weiser Voraussicht sah er es kommen, dass für andere wichtige Gebäude Freiraum geschaffen werden muss. So lag es auf der Hand, dass er zwei seiner Quellbrunnen vergrößerte, während er die beiden Übrigen abschaffte. Den 160 Mitarbeitern war es einerlei, in welchem der Quellbrunnen sie arbeiteten, ganz im Gegenteil freuten sie sich darauf, in größeren Gruppen zu arbeiten.

Als nun der Ausbau abgeschlossen und Platz für die 160 Mitarbeiter in zwei Quellbrunnen je 80 Mitarbeiter geschaffen war, wunderte sich der kleine Wasserschöpfer gar sehr, denn er schaffte es nicht mehr, seine benötigte Wassermenge zu produzieren. Die größeren Quellbrunnen waren nicht mehr so produktiv wie die Kleinen.

In seiner Not wandte sich der kleine Wasserschöpfer an den örtlichen Produktivitätsexperten, der ihm nach einiger Rechenschieberei bestätigte, dass er nun, da er nur noch zwei Gebäude hatte, weitere 40 Mitarbeiter benötige, denn ein Quellbrunnen mit 100 Mitarbeitern schöpfe gerade so viel Wasser wie zwei Quellbrunnen mit jeweils 40 Mitarbeitern. Also baute der kleine Wasserschöpfer weiter aus, so dass er seine benötigte Wassermenge wieder erhalte.

Einige Zeit später kam der kleine Wasserschöpfer tatsächlich unter Platznot (dass er weiterhin Krämer war, hat er nur der Tatsache zu verdanken, dass die Mär sonst zu verwirrend wäre), und er entschied sich, trotz des Produktionsverlustes wiederum einen seiner Quellbrunnen auszubauen und sich des anderen zu entledigen. Immerhin war ja die benötigte zusätzliche Mitarbeiterzahl noch zu verkraften gewesen.

Gedacht, getan, machte er sich an den Ausbau des verbleibenden Quellbrunnens. Da er ja jetzt schlauer war als zuvor, wusste er bereits, dass er nicht zwei Quellbrunnen je 100 Mitarbeiter durch einen Quellbrunnen mit 200 Mitarbeitern ersetzen konnte, und so baute er gleich auf 2500 qm aus, so dass 250 Mitarbeiter Platz hätten.

Doch, oh weh, was musste der kleine Wasserschöpfer feststellen? Auch die 250 Mitarbeiter reichten nicht aus, um den Wasserbedarf zu decken. Wiederum bat er den örtlichen Produktivitätsexperten um Hilfe, doch diesmal musste dieser gestehen, dass er keine genauen Zahlen liefern könne, da er solch große Gebäude noch nie berechnet habe. Er konnte ihm nur den Rat geben, den Ausbau fortzusetzen, und bot sich an, die Produktivität anschließend erneut zu überprüfen.

So ging es nun Tag für Tag, und immer stellten die beiden fest, dass es noch nicht ganz reichte: bei 250 Mitarbeitern wurden weitere 50 benötigt, bei 300 Mitarbeitern wiederum weitere 34. Bei 370 Mitarbeitern angelangt, fehlten immer noch weitere 10. Erst als er bei 399 Mitarbeitern angelangt war, konnte der Produktivitätsexperte ihm errechnen, dass nun lediglich 1 weiterer Mitarbeiter fehle, um die benötigte Menge Wasser zu schöpfen.

Die beiden mussten also feststellen, dass die beiden Quellbrunnen mit je 100 Mitarbeitern die gleiche Menge Wasser geschöpft hatten wie der nun verbleibende Quellbrunnen mit 400 Mitarbeitern. Die Anzahl der Mitarbeiter hatte sich also verdoppelt, ohne dass sich die Produktivität auch nur im Geringsten verändert hätte.

Gerade als der kleine Wasserschöpfer dabei war, die Kosten für 2000 qm vergeblichen Ausbau zusammenzurechnen, kam ein hochlivrierter Herr in seine Stube, um ihm freudig zu verkünden, dass er nun, da er 4000 qm Gebäudegröße erreicht hatte, die erste Produktivitätssteigerungsstufe erreicht habe, und die Produktionsmenge seines Quellbrunnens daher ein wenig zunähme.

Des Tags darauf sah man den livrierten Herren auf dem Marktplatz... er baumelte dort an einem Galgen.

© Nerdingen


Fabelwesen Teil 27

27a: Gram 27b: Garm

Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit...blablabla, laberlaber, schwadronier...
Jetzt mal so ganz unter uns, wo ist dem denn so, bittschön?
Kriegt irgendjemand was davon mit? Gehts irgendwo auch nur nen Tacken entspannter zu?
Die Bild-Zeitung hetzt gegen den gar so unerwarteten und achso harten Winter, während sich das Volk auf den Weihnachtsmärkten bei Glühwein und Bratwurst neben dem Unmut auch die Seele aus dem Leib kotzt. An sich hatte ich dieser Tage täglich mit dem Volks-Glühwein gerechnet. Die Volks-Bratwurst gabs ja schließlich bereits im Sommer.

All das ist gepaart mit dem bundeseinheitlichen Aufruf zum Weihnachtskonsum, dem die Deutschen, ganz die braven Bürger, in engelsgleicher Ungeduld folgen und wie biblische Heuschreckenscharen die Kaufhäuser fluten.
Diese gewähren, mit höchst unauffällig gierigem Lächeln und unter eifrigst geriebenen Händen, den Massen Einlaß. Natürlich erst, nachdem jeder feilgebotene Mist mit weihnachtlicher Deko versehen oder mit nem anzüglich grinsenden Weihnachtsmann bedruckt wurde.
Ein Aufwand, welchen sie sich mit satten Aufpreisen freilich fürstlich entlohnen lassen. Schließlich sitzt in der Vorweihnachtszeit die bürgerliche Geldkatze locker. Der Deutsche verspeist in diesen Tagen nicht nur gerne ne Gans, er läßt sich auch gerne ausnehmen wie eine solche.

Wohl dem, der da noch auf diesen ganzen weltfremden, kirchlichen Unfug reinfällt. Man entzünde mal hier, mal dort ein Kerzchen und spende für Wohlfahrtsorganisationen. Damit hat man nicht nur, wie zu den besten Zeiten des Ablasshandels, sein Gewissen reingewaschen. Nein, nein, mit derartigen finanziellen Mitteln bedacht, kann die Kirche ruckzuck einen hierzulande unangenehm pädophil aufgefallenen Priester in irgendein Entwicklungsland seiner Wahl entsenden.
Womit elegant zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wären. Getreu kirchenrechtlicher Handhabung ist der fromme Mann der irdischen Rechtsprechung entzogen und findet fortan sein Seelenheil in der Entblößung, errrrr..., Erlösung, weniger undankbarer Kinder.

Allmählich beginnen hinter mir die Feuer der Scheiterhaufen munter zu knistern bzw. steigt der Preis für ein Paket Kiesel merklich an, von irgendwoher ertönen erste "Kafir"-Rufe usw.
Rundum von Evolution umgeben, aller genomischen Mutation und Rekombination zum Trotze, dies alles dennoch zu verleugnen, das zeugt von wahrlich göttlicher Verblendung. Eine derartig weltfremde Weltanschauung vermögen nur Götter von ihren Gläubigen einzufordern!

Hier endet Fabelwesen 27a, der Gram. Dies waren sehr begrenzte Ausführungen, gedacht als Gegengewicht zu den, dieser Tage immer wieder über einen hereinbrechenden, scheinheiligen Fluten und Botschaften.

Kommen wir zum eigentlichen Fabelwesen, dem Garm, welchem ich hoffentlich nicht unrecht getan habe durch diese Hintanstellung. Der Garm - wir befinden uns also mal wieder inmitten der nordischen Mythologie, inmitten der Lieder- und der Prosa-Edda, inmitten von Asen, Riesen, Zwergen, Walküren und allerlei mythischen Tieren und Gegenständen.

Kurz gesagt ist Garm der riesige, vieräugige Hund der Totengöttin Hel. Wie wir ja bereits wissen, geht der altnordischen Name Hel auf das urgermanische haljo, Hölle, unterirdische Totenwelt, zurück. Dieser Ausdruck für die Totenwelt war ursprüngliche frei von negativer oder positiver Konnotation, erst christliche Überzeugungen machten die Hölle zu einem Ort der Sünde und Strafe.
Hel daselbst, mit Haut, zur Hälfte lebendig und von normaler Farbe, zur Hälfte tot und blau-schwarz, ist die Tochter von Loki, selbst Sohn zweier Riesen, und der Riesin Angroboda. Anders als Loki, wird sie aber nicht den Asen, sondern den Riesen zugerechnet.

Nach ihrer Verbannung aus Asgard wandte sich Hel gen Norden und gründete dort ihr Reich. Diese unterirdische Totenwelt, verborgen liegend unter den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil, erreicht man einzig über den Gjöll. Dieser Fluß, auch der "Lärmende" oder der "Brausende" genannt, entspringt der Quelle Hvergelmir, fließt erst entlang der Menschenwelt, ehe er in die Unterwelt hinab rinnt.
Dort überspannt die goldene Brücke Gjallarbrú den Fluß. Die Riesin Modgudr bewacht die Brücke und erfragt Namen und Herkunft aller Reisenden. Über jene Brücke schreiten und reiten all die verlorenen Seelen in das Reich der Hel, die niemanden ruft, aber auch niemandem den Zugang verweigert. Nicht einmal der Höllenhund Garm, welcher unmittelbar vor dem Eingang in einer Felsenhöhle wacht, die Eintretenden jedoch nie wieder herausläßt. Neben Garm sitzt Fialar, der Hahn der Unterwelt, mit dunkelbraunem Gefieder.
Wenn dereinst, am jüngsten Tage, die Hähne der Götter und Riesen die Recken zum letzten Kampfe wecken, dann kräht auch Fialar und weckt dadurch die Totenwelt.

Hels Burg zeichnet sich durch große Säle aus, in welche keinerlei Licht dringt, da selbst die Eingangspforte dem unwirtlichen Norden zugewandt ist. Die Wände dieser Burg sind aus Schlangenleibern gebildet, während aus dem Schornstein giftiger Regen hernieder rinnt. Wilde Ströme umtosen sie, welche Vergewaltiger und Mörder durchwaten müssen. Im Inneren nährt sich der Drache Nidhöggr von den Leichen verstorbener Verbrecher, die ein Wolf zerfleischt.

Am Tage der Götterdämmerung, Ragnarök, wird sich Garm losreißen und an der Seite der Riesen gegen die Asen kämpfen. In diesem Kampf wird er auf Tyr treffen.
Tyr ist in der Lieder-Edda Sohn des Riesen Hymir, abweichend davon nennt die Prosa-Edda jedoch Odin als Vater und Frigg als Mutter. Er ist es, der in Asgard den Fenriswolf mittels der magischen Fessel Gleipnir binden soll. Dazu sieht er sich genötigt, dem Wolf die eigene Hand als Pfand ins Maul zu halten. Als der Wolf bemerkt, dass die Götter ihn gefesselt halten wollen, beißt er Tyr die Hand ab. Fortan muß Tyr mit der linken Hand kämpfen.
Im Ragnarök trifft er auf Garm, in dessen Kampfverlauf beide sterben, wie auch alle anderen Einherjar, Walküren, Zwerge, Alben, Menschen, Götter, Untote, Fels-, Reif- und Feuerriesen in dieser Schlacht ausgelöscht werden. Einzig ein Menschenpaar schafft es unter die schützenden Wurzeln Yggdrasils, Lif und Lifthrasir.
Alle neun Welten werden daraufhin von Surtrs reinigendem Feuer verschlungen, auch Hels Reich und die Welt wird, wenn sie tot ist, im Meer versinken.

USK: 5 von 5
Ein Garm oder Zerberus wäre heutzutage wohl der Verkaufsschlager an den Weihnachtskassen. Diese Wesen versprechen wirklich Ruhe vor nervenden Verwandtschaftsbesuchen. Zwar kann man unter Umständen das Haus selbst nicht mehr verlassen, aber das liegt den Tieren nun mal in den Genen.
In den modernen heutigen Zeiten stellt dies aber nurmehr ein bedingtes Problem dar. Schließlich kann nahezu alles via Internet bestellt werden.
Allerdings, bevor nun alles nach bösartigen Hunden giert, ein echter Garm benötigt eine eigene kleine Höhle vor der Haustür, mit einer klapprigen Hundehütte wird es sich nicht zufrieden geben.
Abgesehen davon, daß man zwar keine Anverwandten mehr als Besucher fürchten muß, wohl aber andere, eher schlurfende und siechende ungebetene Gäste.

Wie so oft stellt die Anschaffung eines Haustiers einen großen Schritt dar, der wohlüberlegt sein will. Manch einer, der nun in sich hört, wird feststellen, daß er auf einen Garm sehr wohl verzichten kann, da er mit dem Anleinen des Schwiegerdrachens im Vorgarten einen ähnlichen Effekt erzielt.
In diesem speziellen Fall wagen sich dann wahrscheinlich keine Untoten heran. Zumindest nicht näher, als der Schwiegerdrachen, aus seinem seltsamerweise unerschöpflichen Nudelholzvorrat schöpfend, diese werfen kann. Darüberhinaus vergeht bestimmt auch jedem Untoten gewiss die Lust auf einen Besuch, wenn er sich vom Schwiegerdrachen anhören muß, daß er sich die Schuhe vor Betreten des Flures ausziehen soll. Diese, seine Schuhe, dann fein säuberlich im 90 Grad-Winkel zum vorgelagerten, trapezförmigen Treppenabsatz so abzustellen hat, daß sie auch nicht die penibel gereinigte Herzlich-Willkommen-Matte beschmutzen.

In diesem Sinne, bis zum nächsten Verwandtschaftsfreien Fabeltag!

© Singularis Porcus


Sprechende Steine

Weihnachtsspezialausgabe Engel - Teil 2

Einige Engel hatten es zu eilig und sind schon vor Weihnachten in der letzten Ausgabe erschienen. Obwohl der Artikel noch nicht fertig war, sind sie schon am 4. Advent als Vorhut aufgetaucht. Jetzt kommt die große Heerschar:

Zuerst: Engel kommt vom Lateinischen 'angelus', das lehnt sich an das altgriechische Wort ἄγγελος (ággelos; gesprochen 'ángelos') "Bote", "Abgesandter". Es bezeichnet nicht nur Geistwesen, die Mittler zwischen der unsichtbaren Welt Gottes und der sichtbaren Welt des Menschen sind. Im modernen Griechisch ist auch der Briefträger ein 'angelos'.

Wollen wir uns jetzt die Engel des Mittelalters und der Renaissance ansehen, nachdem wir schon etwas aus dem Frühchristentum gehört haben. Erst im 4. Jh. wurden die Engel mit Flügeln dargestellt. Meist waren es in Westeuropa weiß gekleidete junge Männer, die stets barfuß waren. In Osteuropa, in der Orthodoxie, trugen die Engel purpurne Gewänder als Zeichen ihre hohen, göttlichen Herkunft. Oftmals erhielten sie einen mandelförmigen Heiligenschein (Mandorla).

Hier ein Beispiel aus Byzanz von 1390

In der Ostkirche werden die Erzengel Michael und Gabriel neben Christus Pantokrator (Weltherrscher) gesetzt. Michael galt als Schutzherr der byzantinischen Kaiser, deren Fahnen sein Porträt auch zierte. Mit dem Schlachtruf "Mi ka El?" (=wer ist wie Gott?!) zog dieser Erzengel in die Schlacht gegen den abtrünnigen Erzengel Luzifer (Lichtträger) und kam so zu seinem Namen. Gerne wurde der Erzengel Michael in der Westkirche in Ritterrüstung und mit Schwert dargestellt. Zu seinen Füßen lag der Teufel oder seine Symbolfigur, der Drache. Auf seinem Schild prangt häufig die Devise „Quis ut Deus“ („Wer ist wie Gott?“) oder das Christus-Monogramm „IHS“. Er galt hier als Schutzpatron der Soldaten. Welche militärische Rolle diese Michaelsverehrung spielte, zeigen die Kirchen und Klöster mit seinem Namen, die Bollwerke zu ihre Zeit waren. Eines der bekanntesten Michaels-Heiligtümer befindet sich am Mont-Saint-Michel in der Normandie. St Michael's Mount ist das britische Gegenstück zum Mont-Saint-Michel, das italienische ist die Sacra di San Michele im Piemont. Zu erwähnen sind weiter die Cathédrale St. Michel in Brüssel, die Michaelskirche in Luxemburg, Orsanmichele in Florenz, die Michaelskirche in Prag, die Michaelskapelle in Kaschau, die Erzengel-Michael-Kathedrale in Moskau, das Kloster des Erzengels Michael Panormitis in Symi (Griechenland) und die Skellig Michael an der irischen Westküste. In Deutschland sei noch besonders St. Michael zu Hildesheim zu erwähnen. Diese bollwerkmäßige Klosteranlage - ist Weltkulturerbe!

Hier ein Beispiel aus Köln an der Aussenfassede des Doms:

Engel werden in der Regel als geschlechtslose Wesen verstanden, obwohl zumindest einige von ihnen als Jünglinge oder junge Männer beschrieben werden, z. B. jene vom leeren Grab Jesu oder auch die in Sodom erscheinenden Engel des Alten Testaments. Während Sacharja 5,9 dahingehend interpretiert werden könnte, dass es auch weibliche Engel gibt. Es ist hier in einer Vision des Propheten von Frauen mit Flügeln die Rede. In der Kunst greift Fra Angelico diese Notiz in der Renaissance auf, in dem er sie als liebliche, musizierende Mädchen darstellt.

Hier ein Beispiel:

Der Erzengel Gabriel wird immer im Zusammenhang mit der Verkündigung der Jungfrauengeburt Marias dargestellt. Er wird auf den Bilder immer mit einer Lilie gezeigt. Die Lilie steht für Reinheit und Unschuld.

Den Erzengel Raphael trifft man im apokryphen Buch Tobit. Er ist ein schützender Begleiter, der Tobias auf einer Geschäftsreise auch noch zu einer angemessenen Ehefrau verhilft. Er zeigt Tobias ein Heilmittel aus Fischgalle, das den erblindeten Vater wieder sehend macht, und hilft ihm, das Vermögen seines Vaters wiederzuerlagen.

Hier ein Bild zu diesem Thema von Filippino Lippi

Heute sehen wir immer wieder pausbäckige, kleine Kinderengelchen, denen manchmal das weiße Hemdchen zu kurz ist, so dass die kleinen Po-Backen zu sehen sind. Gibt es sie in der Bibel? Leider muß ich Euch enttäuschen. Ich habe da nichts gefunden. Aber in der bildenden Kunst tauchen sie immer wieder auf. Zuerst hatten die Römer diese kleinen Geister in ihrer Bildwerken als 'Eroten' oder 'putti'. So findet man sie als Wandschmuck in Form eines Fries in einer vom Vesuv verschütteten Villa in Pompeii. Die ersten Kinderengel in der christlichen Kunst tauchen erst mit der Renaissance auf. So sind wir wieder bei Raffael und der Sixtinischen Madonna. Dieses große Gemälde kann man in der Gemäldegalerie "Alte Meister" in Dresden bewundern. Ihr findet sie unter "Cherubini". Cherubini heißt "Engelchen".

Gehabt Euch wohl und seid behütet vom Licht des liebenden Vaters, bis die Steine der alten Gemäuer der Kathedralen das nächste Mal zu uns sprechen.

© Thalassa von Kerygma




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