Ausgabe 17 | Seite 3 26. August 2007 AD
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Sagenhelden aus dem Mittelalter


Bildquelle:pixelio.de

Die Rolands-Sage

Im 8. Jahrhundert war es, dass Karl der Grosse aufbrach nach Spanien, um die heidnischen Mauren zu züchtigen, die es wagten die Christenheit herauszufordern. Und so geschah es auch: Ganz Spanien beugt sich der harten aber gerechten Hand Karl des Grossen. Nur Zaragoza fehlt noch für den endgültigen Triumph. Scheinheilig bietet König Marsilie die Unterwerfung und den Übertritt zum Christentum an, um den Abzug der Franken zu erreichen.

So geschieht es, dass Karl der Grosse sein Heer zurück in die Heimat leitet, die Nachhut wird geführt durch seinen treuen und tapferen Paladin Roland. Schon kommen die Mauren angeritten, um die Nachhut zu vernichten und sich für die Demütigung durch die Christen zu rächen. Sein Freund Olivier drängt ihn, das berühmte Horn Olifant ertönen zu lassen, um Karl den Grossen zur Hilfe zu rufen. Aber der Stolz überwältigt Roland und er lehnt die Bitte des Gefährten ab. Die erste Welle bricht mit Wucht über die kleine aber sich tapfer wehrende Schar der Christen herein und kann verlustreich abgewehrt werden. Schon kommen neue Kräfte und stürzen sich in einer zweiten Welle auf die verbleibenden Recken. Aber hier hilft alle Tapferkeit nicht weiter, die wackeren Kämpfer fallen einer nach dem anderen. Roland bleibt bis zum Schluss übrig und stirbt schließlich in einem Hagel von Speeren und Pfeilen aufrecht in der Pose des Siegers. Entsetzt fliehen die Heiden, glauben sie doch das Heer Karl des Grossen zu vernehmen.

Tatsächlich war dieser zurückgeeilt und verfolgt nun die ruchlosen Heiden, um diese üble Tat zu rächen. Auch ein neu eingetroffenes Heer der Mauren kann dem Zorn des Kaisers nicht lange widerstehen und wird vollständig vernichtet.

Noch lange ward der Mut und die Tapferkeit Rolands besungen und erzählt. Heute steht er noch in vielen Städten als Symbol des Rechts und der Freiheit mit gezogenem Schwert als Denkmal.

Der in der Sage gepriesene Held war vermutlich Hruotland (hieraus wurde Roland), ein Graf aus der bretonischen Mark. Er war ebenfalls Anführer einer Nachhut des fränkischen Heeres beim Feldzug gegen die Mauren. Der Überfall fand allerdings nicht durch die Mauren statt, sondern durch (christliche) Basken. Dort geht immer noch die Sage um, dass in stürmischen Nächten das Horn Olifant zu hören sei, mit dem Roland im Sterben noch versucht hat, Karl den Grossen zur Hilfe zu rufen.

© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle






Und wer an dreitägigem Fieber leidet, der nehme Veilchen und zu dessen dritten Teil Wegerich und Pfefferkraut, zweimal soviel wie Wegerich, und diese Kräutlein esse er häufig mit Essig oder gebratenem Salz.

Hildegard von Bingen (1098-1179)
aus: Heilkraft der Natur, Physica





Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins



Immer noch, edle Damen und ehrenwerte Herren, bin ich in heller Aufregung. Die Patrizier haben zugesagt, sie werden mein Fest besuchen. Und ich werde noch einige andere einladen, die zwar weniger wichtig sind, aber sich auch gern im Glanz des Geldadels sich zeigen wollen. Dieser ganze Glanz spielt in meinem Hause, bei mir, an meinem Tisch, an meiner Tafel.

Die Schreiner haben schon die entsprechenden Aufträge bekommen, entsprechendes Mobiliar zu zimmern. Und den Webern habe ich gesondertes Tischtuch in Auftrag gegeben. Denn ich will allen zeigen, welches Niveau man in Mayenfells zu bieten hat. Mal schauen, was dann wird.



Eure Ellisa von Mayenfells

© Ellisa von Mayenfells






Strafvollzug im Mittelalter Teil 2


Bildquelle:pixelio.de

Blieb dem Verbrecher das Leben, sollte man ihm die Strafe zeitlebens ansehen. Jeder musste erkennen können, dass er einen Verbrecher, einen Ehr- und Rechtlosen vor sich hatte. Aus diesem Gedanken leiteten unsere Vorfahren die Verstümmelung als gesetzliche Strafe her. Die Strafart sollte die Tat widerspiegeln. Ein Mordbrenner wurde mit dem Feuer gerichtet, einem Dieb die (Tat-)Hand abgehackt oder einem Verleumder die Zunge herausgeschnitten.

Viele Städte hatten eine feste Richtstätte, die gewöhnlich vor der Stadt und möglichst auf einer Anhöhe lag. Hier stand der Galgen, sichtbares Zeichen der Hochgerichtsbarkeit (Verhängung von Todes- und Verstümmelungsstrafen). Einen enthaupteten oder geräderten Körper legte man zur Warnung der Lebenden auf Räder, wo er aufgerichtet auf dem Richtplatz von Raben zerhackt werden konnte. Den abgeschlagenen Kopf steckte man zuweilen auf einem Stadttor auf. Ebenso war das Hängenlassen des Leichnams am Galgen, bis er allein herunterfiel, Bestandteil der Strafe. Seine sterblichen Überreste wurden unter dem Galgen verscharrt. Eine heimliche Abnahme und Bestattung wäre ein Eingriff in den Strafvollzug gewesen und war deshalb verboten. Im Jahre 1471 hingen in Augsburg gleichzeitig 32 Diebe am Galgen.

(Teil 3 folgt)


© Petershausen




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