Historien aus Wulferisbuttle
Bildquelle: Eigener Fundus
7. Neue Bürger braucht die Stadt
Der Bürgermeister sitzt zurückgelehnt in seinem mit Holzschnitzereien verzierten Stuhl und hört sich aufmerksam
den Bericht eines Ratmitgliedes an. Der kleingewachsene ältere Mann hält in seinen Händen eine lange
Pergamentrolle auf die er mit zusammengekniffenen Augen durch eine Sehhilfe starrt.
Ist unsere schöne Stadt doch ständig am Wachsen. So konnte letztens ein neues Gasthaus eröffnet werden, dass
schon kaum nachkommet all die durstigen Kehlen mit unserem leckeren Bier zu versorgen. Die neue Karawanserey
beschafft uns all die dringend benötigte Seide für die schönen Gewänder, die unsere Schneidermeyster in bester
Güthe herstellen. Den Tuchhändlern auf dem Markte werden die Stoffe fast aus den Händen gerissen! Besonders die
Frauen der Meyster und der Kaufleute wollen ständig neue Kleider haben, muss es auch ständig eine neue Farbe
oder ein neues Muster sein. Verstehe einer die Weybsbilder, wer braucht denn mehr als zwei Gewänder!
Er schüttelt verständnislos den Kopf und fährt fort. Aber kommt es auch zu Problemen durch das Wachsen unserer
Stadt! So fehlt es ständig an Getreyde für die Brauhäuser, an Rüben für die Ziegen! Unsere Holzfäller sind Tag
und Nacht beschäftigt, trotzdem schreit alles nach dem Holze! Die Knechte an den Brunnen schöpfen unermüdlich
und es fehlt Wasser und noch mehr Wasser!
Er unterbricht kurz seinen Bericht, um das Pergament ein Stück weiter in sein Blickfeld zu rollen.
Aber die grösste Noth: es fehlt an schaffenden Händen, es fehlen Handwerker, es fehlen Arbeiter, es fehlen
Bauern! Wir haben schon die Bettler aus der Umgebung in unsere Stadt gelockt und in den Bauernhöfen und an den
Brunnen beschäftigt. Wir wollten schon über die Karawanserey von den Sarazenen einige Sklaven erwerben, aber
ihr wollt ja von Sklavenhaltung nichts wissen, Herr!
Der Bürgermeister schaut ihn ernst an. Und zu Recht, soll doch kein Mensch unter dem Joch der Sklaverei
leyden, solch Thun ist ist nicht Gottes Wille! Aber wir können durchaus den Sarazenen diese Unglücklichen
abhandeln und in unsere Stadt bringen. Wo doch jede tüchtige Hand gebraucht wird! Und ist es nicht geschrieben
nach Recht und Gesetz, dass jeder, so er ein Jahr und einen Tag in einer Stadt verbracht hat und so kein Herr
ihn einfordert, ein freier Bürger sey?
Schickt auch Reiter in die umliegenden Grafschaften, dass sie diskret nach Leibeigenen suchen, die in unsere
schöne Stadt kommen mögen! Sollen diese Boten aber behutsam vorgehen, so dass keine Fehde mit den dortigen
Herren entstehe! Und lasset noch manch Wohnhaus für unsere neuen Bürger und ihre Familien bauen, dass noch
viele zu uns kommen!"
"Wulferisbuttle muss wachsen und Wulferisbuttle wird wachsen!"
© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
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Gedanken einer Katzenfreundin
Geschätzter Adel, liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger
Unsere Obrigkeit denkt ein manches Mal nicht ganz richtig mit.
Nehmen wir zum Beispiel den Wettbewerb. Die Milch um Katzen einzufangen. Diese Milch würde unseren Kindern doch viel besser zu Gesicht stehen. Auch leckerer Käse für den Winter könnte daraus entstehen. Denn es ist ja schon August und wir müssen langsam die Lager für den Winter füllen.
Und was ist, wenn keine Katzen mehr im Freien rumlaufen dürfen. Wie schnell würden sich die Mäuse, Ratten und anderes Getier wieder vermehren. Es gäbe ein böses Erwachen, wenn dann doch wieder die Kornspeicher und Lager leer sind. Krankheiten könnten sich ausbreiten. Epidemien gar.
Wo bleiben unsere lieben kuscheligen Mäusefänger eigentlich, wenn Prinz Nase sie alle in Gefangenschaft gesetzt hat. Haben wir denn ein Tierasyl? Ich habe meine Kätzchen schon in die Wohnräume genommen, denn ich möchte nicht ohne sie sein.
Ich habe von der Stadt Hameln im Norden gehört. Dort soll es einen Rattenfänger geben. Wäre es nicht möglich, solch einen Künstler auch durch unsere Gassen streifen zu lassen? Verbunden mit lieblicher Musik von seiner Schalmei? Ja, sicherlich habe auch ich vernommen, dass er die Kinder der Stadt entführt hat. Aber das lag doch nur daran, dass die Stadtverwaltung ihn nicht richtig entlohnt hat. Da hat ein Mensch schon eigenartige Gedanken, wenn er betrogen wird.
Ich hoffe, dass ich mit meiner Kritik keinem zu Nahe getreten bin und wenn doch, habe ich zumindest das Meinige getan aufzuzeigen, welche Gefahren drohen könnten.
Herzlichst
Eure Sophie von Kirchhain
© Sophie von Kirchhain
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Was ist ein Wiedergänger?
Wiedergänger sind Verstorbene, die aus den verschiedensten Gründen in die Welt der Lebenden zurückkehren. Sie
treten oftmals in ihrer alten körperlichen Gestalt auf, meist um den Lebenden zu schaden. Der Glaube daran war
im Mittelalter weit verbreitet, so daß nach Einbruch der Dunkelheit bestimmte Orte nach Möglichkeit gemieden
wurden. An Stellen, an denen ein Mensch ums Leben gekommen war, wurde oft von solchen Erscheinungen berichtet.
Es zeichnet einen gebildeten Geist aus, sich mit jenem Grad an Genauigkeit zufrieden zugeben, den die Natur der Dinge zulässt, und nicht dort Exaktheit zu suchen, wo nur Annäherung möglich ist.
Aristoteles
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