Ausgabe 179 | Seite 3 28. November 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

Eulalia und Theodor

Marguerite

Schuld zu tragen über zehn Jahre hinweg, Lügen türmen sich wie Berge zwischen zwei Menschen auf, während unweit einer Blockhütte im Wald der Wildbach rauscht. Den Geist eines kleinen Mädchens trägt er davon und verbindet ihn mit der Liebe der Mutter. Der Vater hingegen hat die Liebe verloren, weil er mit sich eine Scheinwahrheit trug. Seinen Fehler konnte Theodor niemals eingestehen, weil er wusste, dass er Marguerite sonst für immer verlor.

Es hat sich gerächt, zehn Jahre zu schweigen und eine sanftere Version seines Verbrechens zu wählen. Jahr für Jahr wuchs seine Schuld, während Marguerite zum Todestag am Wildbach stand und ihrer Tochter stumme, tränenüberströmte Grüße zusandte. Der vermeintlich zerschmetterte Leib ihrer Tochter wurde niemals gefunden - wie sollte er auch? Der kleine Körper ruhte an einem Ort, wo ihn niemals jemand suchte und den nur Theodor kannte. Er hatte sein Geheimnis sehr gut bewahrt und duldete leiderfüllt, wie die Liebe seines Lebens ihre kleine Tochter zwischen gischtüberströmten Felsen wähnte.

Er selbst hatte es niemals über sich gebracht, mit Marguerite zum Wildbach zu gehen, um ihr in ihrer Trauer Beistand zu leisten. Ansonsten wäre er schon viel früher zusammen gebrochen, weil dann die Lüge erst recht Form annehmen würde. Es wäre besser gewesen, er hätte sein Geheimnis weiterhin bewahrt und mit ins Grab genommen. Doch er konnte nicht mehr. Zehn Jahre danach brach er sein Schweigen und gestand, dass Tamara durch seine eigene Hand starb. Niemals mehr würde er den Blick Marguerites vergessen können. Voller Verachtung war sie gegangen, ohne auch nur einen Anhaltspunkt zu geben, wohin sie sich wenden würde. Und er war wieder allein.

Nachdem die Tür hinter ihr zuschlug, saß er am Tisch wie gelähmt, den gedankenschweren Kopf in die Hände gestützt, die Beine wie Blei, die ihm nicht mehr gehorchen wollten. Er hatte all seine Kraft verloren, vermochte es nicht einmal, ihr hinterher zu eilen, zumindest nicht in diesem Moment. So ließ er sie gehen, während über sein Gesicht die Tränen rannen, die Theodor all die Jahre in sich gesammelt hatte. Also verlor er kostbare Zeit.

Rückblickend wusste der gebrochene Mann nicht mehr, wie lang er da saß. Über seinem Brüten war die Sonne untergegangen, und der Vollmond hatte an einem wolkenlosen, sternenklaren Himmel gestanden. Dies war nun drei Tage her. Heuer stand er unter demselben Mond, unter sich die gleiche Erde, und dennoch befand er sich in einem anderen Reich. Er hatte sich wohl noch am gleichen Abend aufgerafft, um Marguerite zu suchen und zur Rückkehr zu bewegen. Doch so sehr er verzweifelt ihren Namen rief: Außer seinem Echo kam nichts zu ihm zurück.

Und soeben hatte ihn die Vergangenheit noch einmal berührt, war zu ihm zurück gekehrt, auf den Schwingen einer Eule getragen. Seit jenem unglückseligen Tag hatte er sie nicht mehr gesehen, über die Geschehnisse hinaus war der Vogel in Vergessenheit geraten gewesen. Theodor hatte auf ganzer Linie versagt: Seine Tochter in tödliches Verderben gestürzt, die Mutter der Tochter und sein Leben verloren gegeben. Eulalia hatte ihn mit Macht daran erinnert, was sein eigentliches Verbrechen gewesen war. Hätte er gewusst, wie groß die Liebe einer Frau sein kann, wäre die Lüge niemals entstanden. Schwer wiegt immer die Unwahrheit, nicht der Ursprung derer, weil man nicht vertraute. Marguerite hätte ihm wohl verziehen, doch wie kann ein Mensch zehn Jahre Schmerz unter falschen Voraussetzungen jemals überwinden? Pein, die niemals die richtige Richtung fand? Wie jene Trauer vergessen, die noch nicht einmal eine Stätte zum Ruhen hatte? Verderbliches Fleisch braucht keine Stätte, wohl aber die Trauer des Menschen, der das Liebste verlor.

Schmerz braucht einen Ort, an dem er sich kondensieren kann, ohne dass die Seele daran zerbricht. All dies hatte Theodor ihr genommen, und konnte selbst die größte Liebe darüber hinaus verzeihen? Marguerite war gegangen, weil sie Vergebung ihm an jenem Tag nicht gewährte. Der Vertrauensbruch war zu groß. Stunden später war alles zu spät - einmal mehr, wie vor zehn Jahren. Doch wissen oder ahnen konnte dies Theodor vorausblickend nicht.

Wohl aber spürte er, dass die Eule zurück kehren würde. In der Nacht geschah dies, was Theodor wohl erhoffte: Wieder Bernsteinaugen im Fenster, ein leichtes Scharren, ein Schemen. Sie war zurück gekehrt. Theodor hatte sich zur Ruhe begeben, erschöpft und müde, in sich trug er nur noch den Wunsch, für immer zu schlafen. Er vermochte es nicht. Wieder und wieder wanderte sein Blick durch die verfinsterte Umgebung, in der Erwartung von leuchtenden Lichtern. Als Eulalia kam, ließ er die Flinte beiseite und folgte ihr ganz ohne Waffen. Es lag ihm fern, ihr etwas zu tun, doch er suchte gezielt ihre Nähe. Mechanisch traf seine Hand Vorbereitungen, ohne zu wissen was sie tat.

Es war, als würde Theodor von einer fremden Macht gesteuert, als er die Hütte verließ. Und wieder saß sie auf dem Zaun, und wieder hörte er das dumpfe Gurren der Eule. Es klang in seinen Ohren wie eine Warnung, oder aber wie eine Verlockung. Der große Vogel ließ sich Zeit und putzte sich gemächlich sein dichtes Gefieder. Theodor hätte nur zuzugreifen brauchen, um das Zeichen seiner Schmach zu vernichten. Er tat es nicht, er hatte Eulalia vergeben.

Sich selbst würde er niemals verzeihen. In ihm hatte sich eine unnatürliche Ruhe festgesetzt, als ob Theodor mit all den Geschehnissen seinen Frieden gemacht hätte. In diesem Moment war er mit der Seele des Vogels verbunden, der einst in ihrer aller Leben eine tragische Rolle gespielt hatte. Er warf sein Leben auf dessen Schwingen und ließ sich tragen. Gleichwohl: Eulalia erhob sich in die Lüfte und wies ihm seinen Weg, ohne auch nur einen Zollbreit von der eingeschlagenen Richtung abzuweichen.

Theodor ahnte, wohin sie ihn führte ...


Intermezzo furioso

Der Kreis schließt sich - wieder vereint

Hätte die Nacht Augen, sähe sie erschreckende Bilder. Sie erblickte einen stapfenden Mann, den Blick starr auf einen imaginären Punkt gerichtet, gebeugten Nackens, doch entschlossenen Schritts. Könnten die Bäume sehen und greifen, würden sie nach ihm tasten, um ihn zu retten. Über Theodors breiten Schultern hing ein starkes Seil, aufgerollt wie eine Schlange. ... Hätte der Wald Ohren, vernähme er wohl ein Flattern, das Rauschen der Blätter im Wind, das Wispern von Gräsern, die sich unter dem Schritt eines Mannes schützend duckten. An sie dränge der Ruf einer Eule und das ewige, silberne Rauschen des Wildbachs.

Würde die Zeit voraus eilen können, stünde auf den Flugwegen der Eule ein Baum. Die dicht belaubten Äste hingen zu Boden, und die Ohren des Waldes vernähmen ein Raunen. Ein aufgewühltes Grab läge vor ihr, neben dem Grab eine Frau. Ein weißes Kleid, so lang wie das letzte Hemd auf dem Gang zum Schafott. Die Augen der Nacht sähen ein Messer, die Erde getränkt mit einem Meer von Blut, den Blick dieser Frau gebrochen. Sie war so schön.

Der Ruf des Uhus hallte noch einmal durch die Nacht. Eulalia setzte sich in die untersten Äste der Trauerweide und sah Theodor abwartend entgegen. Hätten die Bäume greifende Arme, umschlängen sie wesentlich später einen knarrenden Körper. Und die Augen des Waldes sähen eine alte, tote Eule am Boden. ... Endlich wieder vereint ...

© Sinvilla da Mojna




Gilden-WBW für alle Welten

Der längste Tag

Zieht das alte Jahr von hinnen
Und das neue tut beginnen
Treiben Menschen seltsam Sachen
Feiern fröhlich, lassen's krachen
Schon die alten Römer wußten
Wie den Tag sie feiern mußten
In Germanien und im Norden
Zogen singend Kinderhorden
Rummelpottend durch den Ort
Naschkram sammeln war ihr Sport
In dem Lande der Chinesen
Wie bei Marco nachzulesen
Trieb man es noch etwas döller
Mit Kanonenschlag und Böller

Auch in Regnum böse Geister
Haben ihren Jäger-Meister
Der mit Blitz und lautem Schalle
Jaget sie zum Teufel alle
Drum Prinz Nases beste Wehr
Gegen böser Geister Heer
Sind nicht Pauken und Trompeten
Sondern Feuerwerksraketen
Um sie herzustellen lassen
Braucht es folgendes in Massen
Kohle für die Pulverkerne
Silber für die Funkelsterne
Gewickelt fest in Pergament
Salpeter treibt's ans Firmament

So den Aufruf ihr vernommen
Und genügend Gut gekommen
Und's Raketenwerk vollbracht
Werden zur Silvesternacht
Alle Geister fort gejagt
Bis der Neujahrsmorgen tagt


Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 12.12. ab sofort bis zum 23.12.2010 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.

Die Gewinne beim
Gildenwettbewerb (GWBW)




1. Platz --> Goldpokal
2. Platz --> Silberpokal
3. Platz --> Bronzepokal

Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Herzlichen Glueckwunsch Ahrburg und Zwickes kleine Welt !

Zwei Mal hats eingeschlagen heuer.
Zweimal gibts heut ne Riesenfeier.
Zweimal wuenschen wir heute Glueck,
Zweimal Gesundheit und Geschick.

Von A bis Z feiern wir heute
Geburtstag dieser beiden Leute.
Von A bis Z die Gilde wuenscht - ganz klar
ein schoenes neues Lebensjahr !

Zuerst is A wie Ahrburg dran,
ein gestandner Gildenmann.
Und auch in Zwickes kleiner Welt
auf heute ein Geburtstag faellt !

Lasst ihr zwei also Euch beschenken,
mit guten Wuenschen reich bedenken.
Im Mittelpunkt ihr heute steht,
geniesst den Tag, so gut es geht !

Im Auftrag der Gilde der Rausgeworfenen Graf Askanum

© Askanum


Rezepte

Hammelkeule vom Spieß

Zutaten:

  • 1 Lammkeule (ca. 1500g) (Wenn man sie im Ofen zubereiten will, vom Metzger auf die passende Größe brechen lassen!)
  • 5-10 Knoblauchzehen
  • 4 Eßlöffel Schmalz
  • 2 Eßlöffel mittelscharfer Senf
  • Thymian
  • Majoran
  • Salz
  • Pfeffer

Zubereitung:

Die Knoblauchzehen schälen und halbieren. Die Hammelkeule säubern, die Lederhaut entfernen und mit den halbierten Knoblauchzehen spicken. Anschließen 1-2 Stunden ruhen lassen. Jetzt aus dem etwas erwärmten Schmalz und dem Senf eine Paste anrühren und die Keule damit einstreichen. Mit etwas Thymian und Majoran bestreuen und auf den Grill legen. Jede Minute wenden und wieder mit etwas von der Schmalz/Senf-Paste bestreichen und etwas von Gewürzen nachstreuen. (die Wendeabstände können langsam immer etwas länger werden, nur nicht verbrennen lassen!) Nach ca. 45 Minuten ist die Keule medium gegart, aber noch nicht durchgebraten. Das Fleisch in Scheiben schneiden, mit Salz und frisch gemahlenem (oder gestoßenem) Pfeffer würzen und servieren. Die Zubereitung im Backofen (225 °C, Stufe 4, auf jeden Fall vorheizen!) läuft ähnlich ab. Man legt die Keule auf den Rost (nicht vergessen, die Fettpfanne einzusetzen, gibt sonst eine riesige Sauerei!) und wendet sie wie beim Holzkohlegrill.

© Strahlestädtle




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