Ausgabe 177 | Seite 4 14. November 2010 AD
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14. November 1495

Mit dem Sieg der kastilischen Eroberer ueber die einheimischen Guanchen in der Schlacht von Aguere naeherte sich der 93 Jahre zuvor begonnene Feldzug zur Eroberung der kanarischen Inseln seinem Ende. Bald darauf war mit Teneriffa das letzte Eiland der Inselkette unter kastilische Herrschaft gebracht.

Die in bergigem Gelaende recht wirkungsvolle einfache Bewaffnung der Guanchen, bestehend hauptsaechlich aus Holzlanzen, Knueppeln und Schleudern, mit denen sie sehr geuebt und effektiv angeschaerfte Steine in die feindlichen Reihen werfen konnten, half ihnen auf dem flachen Gelaende der Lagune nicht.
Ohne Schilde oder irgendeine Art Ruestung waren sie den Pikenieren, Arkebusen- und Armbrustschuetzen des spanischen Heeres nicht gewachsen. Die Reiterei der Eroberer konnte ihre volle Schlagkraft entfalten.

Die Kultur der Guanchen wurde in der Folge streng unterdrueckt, so ist ihre Sprache heute fast vollstaendig in Vergessenheit geraten. Nur einige wenige Worte sind noch bekannt.

© Askanum


Persönlichkeiten des Mittelalters

Gerberga von Sachsen

Sie ist die älteste Tochter Heinrichs I. aus seiner zweiten Ehe, eine jüngere Schwester Ottos I. Als Gerberga geboren wurde (im Jahre 913), war ihr Vater gerade erst Herzog der Sachsen geworden - er hatte diese Würde von seinem Vater geerbt - und mußte sich gegen König Konrad verteidigen. Als Konrad im Jahre 919 starb, wurde Heinrich zum König des Ostfränkischen Reiches gewählt.

Gerberga wird als hochgebildet beschrieben und wird, wie für hochadelige Töchter üblich, in einem Frauenstift erzogen worden sein. Dafür kommt vor allem das "Familienstift" der sächsischen Herzöge in Frage - Gandersheim.

König Heinrich verheiratete seine älteste Tochter 928 mit Giselbert, Herzog von Lothringen. Wie jede Ehe damals war dies eine Zweckehe - Giselberts Ansehen wurde dadurch aufgewertet, daß er eine Königstochter zur Frau bekam, und gleichzeitig wurde der mächtigste Adlige Lothringens an das Ostfränkische Reich gebunden. 925 hatte Giselbert Heinrich die Treue geschworen - Lothringen aber war seit 880 ein Zankapfel zwischen Ostfrankenreich und Westfrankenreich gewesen.

Dennoch versuchte Giselbert, aus Spannungen im Ostfrankenreich eigene Vorteile zu ziehen. Er verbündete sich mit seinem jüngeren Schwager Heinrich (später Herzog von Bayern) gegen Otto I. Im Verlauf des Aufstandes ertrank Giselbert im Oktober 939 im Rhein. So wurde Gerberga mit etwa 26 Jahren Witwe und fiel damit unter die Munt des Familienoberhauptes, nämlich ihres Bruders Otto I.

Ausschnitt aus der Verwandtschaftstafel der Ottonen aus der 2. Hälfte 12. Jahrhundert Statt aber abzuwarten, was ihrem königlichen Bruder gefallen könnte, begann sie, eigene politische Entscheidungen zu treffen. Sie verweigerte Bruder Heinrich ihren Schutz und ging noch im selben Jahr eine neue Ehe ein. Sie heiratete Ludwig IV. den Überseeischen, König des Westfrankenreiches. Mit dieser Eheschließung erhob Ludwig Anspruch auf Lothringen und holte ein Statusdefizit zu seinem innenpolitischen Gegner Hugo von Franzien auf, der bereits mit einer Schwester Ottos und Gerbergas verheiratet war. Den Anspruch auf Lothringen konnte Ludwig aber nicht durchsetzen.

945 geriet Ludwig in die Gefangenschaft von Normannen und wurde an Hugo ausgeliefert. Für die Freilassung Ludwigs forderte Hugo den Thronfolger Lothar - ein Bübchen von vier Jahren - als Geisel sowie die sehr wichtige Stadt Laon. Gerberga war in dieser Notlage die Regentin für ihren Sohn und es gelang ihr, eine andere Geisel anzubieten: ihren erst etwa sechs Monate alten Sohn Karl. Im Anschluß an die Freilassung Ludwigs konnte sie den gedemütigten und politisch geschwächten Gatten zu einem politischen Kurswechsel bereden. Ludwig ging in der Folge ein Bündnis mit seinem Schwager Otto ein. Zwischen 946 und 950 trafen die Könige sich fünf Mal. Dieses Bündnis war das ausschlaggebende Druckmittel für den Frieden 953 zwischen Ludwig, dem König des Westfrankenreiches, und Hugo, dem Herzog der Franken.

954 erlitt Ludwig in Folge eines Reitunfalles so schwere Verletzungen, daß er an ihnen starb. Gerberga war zum zweiten Mal Witwe und nun Regentin des Westfrankenreiches, da ihr Sohn Lothar mit 13 Jahren noch nicht regierungsfähig war. Außerdem war die Thronfolge nicht allein erbrechtlich geregelt - der Adel mußte Lothar zum König wählen.

Gerberga bat Hugo um Unterstützung - den Rivalen des verunglückten Königs. Statt selbst nach der Krone zu greifen, unterstützte er seinen Neffen.

956 starb auch Hugo und die beiden Schwestern Gerberga und Hadwig waren Regentinnen für ihre minorennen Söhne. Sie kooperierten und bekamen Unterstützung von ihrem Bruder Brun, der Erzbischof von Köln, Herzog von Lothringen und Kanzler Ottos I. war.

Ab 959 lebte Gerberga als Äbtissin in der Abtei von Notre-Dame in Soissons, war politisch aber weiter aktiv. 965 nahm sie am Kölner Hoftag Ottos I. teil, auf dem ihr Sohn Lothar die Ehe mit Ottos Stieftochter Emma einging.

Gerberga hatte insgesamt 11 Kinder, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichten.

Sie starb am 05.05.969 und wurde in der Kirche Saint Rémi zu Reims beigesetzt. Dort ist vor ihr auch Ludwig bestattet worden.

© Amhara zu Agorá




Heil- und Nutzpflanzen

Schlehdorn

Schlehdorn (Prunus spinosa) (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 Die Schlehen werden jetzt erst reif und nach den ersten Frösten auch schmackhafter. Sie sind nämlich sehr sauer und herb - die Frosteinwirkung wandelt einen Teil der Gerbstoffe um.

Schlehdorn könnte eine Ursprungsart für die Kulturpflaume sein. Er gehört wie diese zu den Rosengewächsen und innerhalb dieser Pflanzenfamilie zum Steinobst. Es gibt auch in der Natur immer wieder einmal natürlich vorkommende "Bastarde" zwischen Schlehe und Kriechen-Pflaume. Früher wurde diese Verbindung sogar gefördert, weil die Früchte dieses Strauches nicht so sauer sind wie die echten Schlehen.

Der sommergrüne, sparrige und sehr dornige Schlehdorn wächst als Strauch von durchschnittlich 3 m Höhe; normalerweise wird er etwa 40 Jahre alt. Er ist wärmeliebend und an trockene Standorte angepaßt. Ursprünglich kam Schlehdorn nur im europäisch-asiatisch-nordafrikanischen Raum vor und ist erst in der jüngeren Steinzeit weiter nach Norden vorgedrungen.

Die Rinde ist sehr dunkel, fast schwarz. Die rein weißen Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr noch vor den ersten Blättern. Charakteristisch ist ihr leichter Mandelduft. Sie sondern reichlich Nektar ab und sind so für zahlreiche Insekten eine wichtige Nahrungsquelle. Die Frucht ist kugelig, dunkelblau bis schwarz, bereift und löst sich schwer vom Stein.

Schlehdorn wird sowohl durch Tiere verbreitet, die die Schlehenfrüchte fressen und die Steine ausscheiden, als auch durch seine bis 10 m kriechenden Wurzelausläufer. So bilden sich oftmals dichte Schlehdornhecken. Diese sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere. Schlehdorn gilt als Schmetterlingspflanze: die Blüten sind Nektarspender, die Blätter Futter für die Raupen. Für die Strauchbrüter unter den Vögeln ist der Schlehdorn ideal. Bekannt werden Bilder sein, wo der Neuntöter seine Beute (Frösche oder Mäuse) an den Dornen der Schlehe als Vorrat aufgespießt hat.

Die Früchte des Schlehdorns werden zu Marmeladen, Säften und Spirituosen verarbeitet. Die Blüten kann man in Salaten (als kleine Vorspeise) verwenden, ansonsten sind sie medizinisch wirksam.

Schlehe wirkt adstringierend, harntreibend, schwach abführend und entzündungshemmend. Getrocknete Blüten eignen sich hevorragend für Haustees, zudem unterstützen sie Therapien bei Hautkrankheiten.

Aus der Rinde hat man im Mittelalter die Schlehdorntinte hergestellt. Dazu war ein aufwendiges Extraktionsverfahren nötig.

Das Holz des Schlehdorns ist sehr hart. Es ist für Drechselarbeiten gut geeignet. Die Zweige verwendet man in Gradierwerken, z.B. in Bad Orb und Bad Salzuflen.

© Amhara zu Agorá




Eulalia und Theodor

Einleitung:

Nachdenklich sah Theodor aus dem Fenster seiner kleinen Hütte im Wald. In seinem Rücken knisterte das Kaminfeuer, während am Ende der Welt die Sonne im Meer versank. Seine Welt war hier zu Ende, in diesem verwunschen scheinenden Wald. Der erste Rauhreif überzog die kahl gefegten Bäume, die Äste bewegten sich kaum merklich im kühler werdenden Abendwind. Flüchtig funkelten ihm die Augen eines Fuchses aus dem gegenüberliegenden Gebüsch entgegen. Aufgeregtes Gegacker zeigte ihm auf, dass Meister Reineke nicht nur von ihm zur Kenntnis genommen worden war. Es war ihm zuwider, doch hatte er eine Wahl? Unwillig drehte er sich um und tat einige Schritte in den Raum hinein, zum Waffenschrank. Dort nahm er seine Schrotflinte heraus und verließ mit schwerfällig stapfenden Schritten die Hütte. Er hoffte, dass es genügte, das Tier zu verscheuchen.

"Leben und Tod ...," schoss es ihm flüchtig durch den Kopf. "Es muss töten, wer überleben will, so einfach ist das."

War es das wirklich? Er allein wusste, welch Schuld auf ihm ruhte. Er allein hörte noch immer, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und der einzige Mensch, der ihm etwas bedeutet hatte, ihn aufgrund dieser Schuld letztendlich verließ. "Für immer ...," wie sie sagte. Von dem Moment an verfluchte Theodor sich selbst, dass er es ihr erzählt hatte.

Es war in einem sehr schwachen Moment, als in ihm die Schuldenlast überhand nahm. Noch einmal rief er sich flüchtig ihren Blick vor Augen, bevor er sich dem Gebüsch entgegen wandte und die Schrotflinte anlegte. "Wie einstens, vor bald zehn Jahren," dachte er bitter.

Dann drückte er ab. Laut hallte der Schuss durch den Wald und kehrte als Echo zu ihm zurück. Ein Fiepen verriet ihm, dass er getroffen hatte. Einmal mehr verfluchte er seine Zielsicherheit. ... Einmal mehr! ... "Wie soll ich nun ohne Dich leben?" brüllte er in den Wald hinein, wohl wissend, dass niemand es hörte. Schon gleich gar nicht sie, Marguerite.

Wer weiß, wohin sie sich gewandt hatte, um dem Abscheu für ihn zu entkommen. "Habe ich das gewollt?" flüsterte er mit gebrochener Stimme. "Ich habe sie auch geliebt."

Zehn Jahre her, zehn Universen trennten ihn von seinem Verbrechen, das keines war. Zehn Dimensionen waren so nah wie der Atem der Nacht, der sich über seine begrenzte, einsame Welt senkte. Es wurde dunkel.

Unter der alten Tanne flatterten schwarze Schatten durch die Äste, lautlos, nur ein leichtes „Flap – Flap – Flap“ ihrer lederartigen Schwingen war zu hören. Ein leises Rauschen drang an sein Gehör, begleitet von einem Gurren – dem kehligen Ruf einer Eule. In einem Anflug von Wahnsinn riss er das Gewehr an sein Kinn und drückte ab. Eine Handvoll Federn fiel zu Boden. Er wartete auf das Plumpsgeräusch des schwerfälligen Körpers, in der Annahme, die Eule getroffen zu haben. Ihr Ruf jedoch wiederholte sich – und erneut hatte er Schuld auf sich geladen. ... "Wieviel kann ich noch tragen?" fragte Theodor laut in den Wald hinein, drehte sich um und ging zurück in die Hütte.

Niemand erwartete ihn. Die Leere des kleinen Raumes lastete schwer auf ihm, fast so schwer wie seine Schuld. Theodor konnte verstehen, dass Marguerite nicht mehr mit ihm leben wollte, in diesem Wald, der ihnen Beiden das Liebste nahm. "Nein, es war nicht der Wald," rief er sich selbst zur Ordnung. "Meine eigene Hand hat den Tod gebracht." Mit schweren Schritten durchmaß er Stunde um Stunde den einzigen Raum, der vor kurzem noch von zwei Liebenden bewohnt worden war. So klein die selbst gebaute Blockhütte letztendlich war: Theodor und Marguerite hatte der Platz zum Leben genügt, weil sie sich selbst genügten – in Einigkeit miteinander hatten sie eine Einheit gebildet. In einem anderen Leben waren sie noch zu dritt. Bis zu jenem unglückseligen Tag ...

wird fortgesetzt.

© Sinvilla da Mojna




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