Ausgabe 173 | Seite 3 17. Oktober 2010 AD
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Fabelwesen Teil 18

Der Satyr

Bei anhaltend milden 20-23 Grad verweilen wir diese Woche auf jeden Fall noch in griechischen Gefilden. Das sollte dem Willen aller bereits Frostgeplagten entsprechen.

Kurzzeitig keimte Hoffnung auf, als die Temperaturen in den letzten Tagen auch in unseren Breiten nochmals 20 Grad erreichten. Voll der Vorfreude spannte man die Ochsen wieder vors Fuhrwerk und rumpelte durch sonnendurchflutete herbstlich bunte Wälder. Alles erschien so prächtig.

Selbst die Wegelagerer gaben sich mit weniger zufrieden und zeigten sich erfüllt vom Geiste des Spätsommers. "Warum sollten wir euch des letzten Hemdes berauben? Wir nehmen euch gerade soviel, daß ihr im nächsten Jahr spätestens wiederkehrt." Die Schänken am Wegesrand waren stets bis zum letzten Platz gefüllt, alles strahlte glück- und freudetrunken. "Wenn Temperaturen von über 20 Grad Mitte Oktober dadurch Usus werden, dann fahre ich gerne weiterhin mit meinen Methan verschleudernden 4-Ochsen durch die Landschaft!" Allenthalben vernahm man diese Worte.

Damit ist die einleitende Abschweifung derart gut gelungen und der Satyr leider noch immer nicht aufgetaucht, daß eine Überleitung schwer fällt. Das Schweigen hält Einzug und an, als wir stumm durch die matschigen Überreste zahlreicher überreifer Feigen marschieren. Da endlich mischt sich zwischen das Schmatzen unter unseren Füßen endlich rasches Hufgetrappel. Es raschelt zwischen zwei Bäumen, dann steht ein prächtiger Satyr vor uns. "Ich bin ein wenig spät dran, ich weiß. Aber es kreuzten einige willige Mänaden meinen Weg... Überdies war es gar nicht so einfach, euch zu finden. Einzig ein ungewöhnliches Schmatzen brachte mich auf eure Spur."

Es sei darauf verwiesen, daß der Satyr und die Wahrheit zumeist getrennte Wege gehen. So hat er in seinen Erzählungen in der Regel mehr Mänaden, Nymphen und andere Damen beglückt, als es wahrhaftig der Fall war. Anfänglich verkörperten Satyrn das Rohe, das Animalische, dem Menschen Entfremdete. Obwohl sie, wie obiges Beispiel zeigt, schon recht früh menschliche Züge beweisen.

Doch halt, genug mit diesem strukturlosen Potpurri der guten Laune, kehren wir zu gewohnter Ordnung zurück.

Der Satyr ist ein dämonisches Mischwesen der griechischen Mythologie, der allerdings erst verhältnismäßig spät, Ende des 7. Jahrhunderts, in Erscheinung tritt. Satyrn werden zum Gefolge des Dionysos gezählt, dem griechischen Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit und der Ekstase. Dionysos wird oft mit dem in den Mysterien von Eleusis verehrten Iakchos gleichgesetzt und ist der jüngste der griechischen Götter. Dionysos war stets in triumphaler Begleitung, was ihm auch den Beinamen Bromios (griech. = Lärmer) einbrachte.

Satyr mit Aulos. Epiktetos, 520–500 v. Chr. Die Satyrn verkörpern die Fruchtbarkeit der ungebändigten Natur. Sie stehen für die rohe, ausgelassene Seite dessen, was bei Dionysos so veredelt und verklärt erscheint.

Sie sind Söhne des Silenos und der Iphthime und wollüstige Wesen von kräftiger, ungeschlachter Gestalt. Ihr langes struppiges Haar, ihre stumpfe, aufgeworfene Nase und die langen, zugespitzten Ohren zeugen von ihrem animalischen Wesen. Um dieses noch weiter hervorzuheben und zu betonen sind sie zumeist mit tierischen Extremitäten, zumeist mit Pferde- oder Eselsschweif und Hufen ausgestattet. Dargestellt werden sie in der Regel unbekleidet und ithyphallisch (griech. ithys = gerade, aufrecht), also mit einem Penis von grotesk übersteigerter Größe.

Ganz ins Gespräch vertieft, bedeutet der vor uns stehende Satyr bei dieser Gelegenheit den Damen, daß sich seine Augen weiter oben befinden und nicht dort unten in Hüfthöhe...

Überwiegend stellen Satyrn auf den Darstellungen den ebenfalls im Gefolge des Dionysos befindlichen Mänaden nach. Diese Damen waren mit Efeu bekränzt und hüllten sich in Hirsch-, Reh- oder Fuchsfelle, was ihnen auch die Bezeichnung "Bassariden (griech. = Fuchs) einbrachte. Darüberhinaus trugen sie, wie Dionysos selbst und die Satyrn, Fackeln und Thyrsoi.

Der Thyrsos ist ein mit Weinlaub und Reben umkränzter Stab, der dem griechicschen Autor Euripides zufolge aus dem Stängel des Riesenfenchel gefertigt war. Er gilt neben dem Kantharos (= antikes Trinkgefäß) als Attribut des Dionysos.

Erste Darstellungen eines Satyrn datiert man heute auf das 6. Jahrhundert vor Christus. Frühe Zeugnisse geben die Vasenmalerei von Attika, Kreta und Thassos. Anfangs wurde er gerne alt und hässlich dargestellt. Doch im Laufe der Zeit änderte sich dies. Zwar finden sie bei Homer keine Erwähnung, aber in einem Teil der Werke Hesiods tauchen sie als sogenannte Brüder der Bergnymphen mit dem Dionysus-Kult verknüpft wieder auf.

Erst ab diesem Zeitpunkt finden sie als Satyrn Eingang in die griechische Mythologie. In der beginnenden Archaik, ca 700 - 500 v. Chr., erhalten sie die Pferde- oder Eselsmerkmale.

In der ausklingenden Epoche der Archaik entsteht auch das sogenannte Satyrspiel. An Festspieltagen wurden jeweils drei Tragödien und ein Satyrspiel von einem der Autoren aufgeführt. Das Satyrspiel ist dabei ein heiteres, befreiendes Nachspiel der drei vorangegangenen Tragödien. Gemeinsam bilden sie im antiken Griechenland die sogenannte Tetralogie.

Ebenfalls unter Einfluß des Satyrspiels gelten sie als Erfinder des Weinbaus und der Musik. Somit wandeln sie sich mehr und mehr zu Kulturbringern, die verstärkt menschliche Züge annehmen. Bestens zu sehen in den Arbeiten des Praxiteles, eines bedeutenden Bildhauers der griechischen Antike. Beispielsweise "The resting Satyr" in den Kapitolinischen Museen zu Rom.

Allerdings blieben genügend tierische Attribute erhalten, als Gegenbild zu den Werten der Polisbürger (Polis, griech. = Stadt, Staat). Aber auch um der mythischen Überhöhung von Symposion und Komos gerecht zu werden (Symposion, griech. = gottverbundene, ritualisierte Geselligkeit), (Komos, griech. = ausgelassener, ritualisierter Umzug mit Musikbegleitung).

Der Satyr verfügt über folgende Attribute:
- Askos (griech. = Schlauch), assoziiert ihn mit dem Anbau wie auch dem Genuss des Weins
- Aulos (griech. = Röhre), ein Rohrblasinstrument der Antike, assoziiert ihn mit Musik und Tanz
In attischen, klassischen, Darstellungen sind Satyrn meist mit Menschenfüßen ausgestattete Teilnehmer eines Komos oder sie nähern sich lüstern den Mänaden, wobei sexuelle Handlungen nur selten auftreten.

Während des Hellenismus, der nachklassischen Zeit, erhalten sie Bockmerkmale, die dem Einfluss von Pan-Darstellungen zugeschrieben werden. Bald erscheinen sie mit einem Pokal, bald in dionysischem Taumel mit dem Thyrsos, aber auch auf der Flöte spielend. Die griechische Kunst kennt in der älteren Zeit nur bärtige Silene, mit bis zum Grotesken ausgeprägten tierischen Elementen. Im Lauf der Zeit gewinnt daneben eine jugendlichere Form der Satyrn an Geltung, in der das Tierische nur leicht angedeutet auftritt. Im Gegensatz zu den älteren, greislichen Silenen werden diese jugendlichen Satyrn im allgemeinen als Satyrisken bezeichnet.

Im folgenden erzähle ich noch die Mythen zweier der Satyrn.

Ampelos ist in dem in der Spätantike verfassten Epos "Dionysiaka" (Geschichten von Dionysos) von Nonnos von Panopolis der Geliebte des Dionysos in Lydien (Landschaft in der heutigen Westtürkei, gegenüber den vorgelagerten Inseln Lesbos, Chios und Samos). Auf einem Stier reitend stürzt Ampelos bei der Jagd von selbigem herab und wird zertrampelt.
Zeus verwandelt ihn für Dionysos zur Weinrebe. Dieser pflanzt das neue Gewächs erst in einen Vogelknochen. Bald wird dieser zu klein, woraufhin er einen Löwenknochen verwendet und schließlich den eines Esels. So trägt Dionysos die Rebe überall mit hin und verbreitet sie auf der Welt.

Gleichzeitg übertragen sich die Eigenschaften des "Blumentopfes" auf die Weinrebe. Will heißen, daß die Menschen, wenn sie beginnen etwas von dem Wein zu genießen, fröhlich werden. Sie beginnen zu schwatzen und singen wie die Vögelein.
Trinken sie weiter, also mehr, wächst der Wein und er steigt den Menschen zu Kopf. Sie halten sich für Löwen, sie werden laut, prahlerisch und angriffslustig.
Frönen sie dem Weine dann noch immer, verliert sich die Großartigkeit des Weines und sie gebärden sich wie Esel. Leider bekommen sie dabei nicht dessen flauschige Ohren.
Die Rebsortenkunde Ampelographie ist nach jenem Ampelos (griech. = Weinstock) benannt.

Silenos, eben jener, der eingangs als Urvater der Satyrn genannt wurde, war der Lehrer des Dionysos in Nysa. Er soll fast immer betrunken gewesen sein und es mit der Wahrheit nicht sehr genau genommen haben. Dennoch wurde er für seine praktische Lebensweisheit und seine prophetischen Gaben gerühmt.

Er wurde von Midas gefangen genommen, da jener annahm, dies würde genügen, um so weise wie Silenos zu werden. Midas stellte Silenos eine Falle, indem er einer Waldquelle Wein beimischte, aus der Silenos trank und berauscht einschlief. Dionysos, der seinen alten Lehrer vermisste, musste dem König für dessen Freigabe einen Wunsch erfüllen. Midas wünschte sich, dass alles, was er berühre, zu Gold würde. Der Wunsch wurde ihm gewährt, doch da fortan auch Essen und Trinken zu Gold wurden, drohte Midas der Tod durch Hunger und Durst.

Deshalb bat er Dionysos, die Gabe zurückzunehmen. Dieser riet ihm, im Fluss Paktolos zu baden, auf den dann die Gabe überging und der fortan der goldreichste Fluss Kleinasiens war. Am Paktolos-Fluss (heute Sart Cayi, Westtürkei) lag die antike Stadt Sardeis (türk = Sart), in der der sagenhaft reiche letzte lydische König Krösus residierte.

Silenos erzählte von sich, er sei mit Dionysos Teilnehmer an der Gigantomachie (Kampf der griechischen Göttern gegen die Giganten) gewesen. Er brüstete sich auch, Enkelados getötet zu haben, der nach Nonnos "Dionysiaka" von Dionysos mit einem Kugelhagel aus Laub zurückgeworfen wird. Erst als Gaia dem Giganten Enkelados die Athene im Falle des Sieges als Bettgenossin verspricht, nimmt er den Kampf wieder auf. Dionysos verbrennt ihn mit einer Feuersbrunst, doch erst ein Donnerkeil des Zeus besiegt ihn schließlich.

Hier ende ich mit meinen Ausführungen, die, wie ihr seht, noch beinahe unerschöpflich weitergeführt werden könnten.

USK 1 von 5
Anfangs als dem Menschen feindlich gesinnte, Schrecken erregende Dämonen ersonnen, verfielen sie rasch den Reizen von Wein, Weib und Gesang. Wer möchte es ihnen verdenken? Menschen erschrecken und dergleichen ist gewiss amüsant, doch nicht abendfüllend. Da lebt es sich berauscht, nackt und auf ständiger Pirsch weit angenehmer. So schnappt euch eure Frauen oder Männer, ihr Frauen und Männer und genießt euch. Wenn es nüchtern so gar nicht geht, eben mit 'ner Kiste Wein als Begleitung!

In diesem Sinne, Weidmanns Heil und bis zum nächsten Fabeltag.

© Singularis Porcus




Bouguereau, Satyr mit Nymphen






Gilden-WBW für alle Welten

Nachts in des Nasenprinzen Bett I

Ein dunkles Zimmer.
Schlafgeräusche.
Dann ein Rascheln.
"Du, Schatz?"
"Chr - Hmmm? ..."
"Was machen wir bloss mit all dem Obst aus dem Garten? Wegwerfen wäre doch jammerschade."
"Einmachen?"
"Marmelade haben wir noch genug von Mutter! Einlegen wäre besser."
"Ist der Obstler etwa schon alle?"
"Leider."
"Das ist ärgerlich."

"Du, Schatz?"
"Chr - Hmmm? ..."
"Worin sollen wir denn das Obst einlegen?"
"Schnaps, oder?"
"Ich meine die Behältnisse."
"In den leeren Obstlerfässern."
"Da ist jetzt aber Stockfisch drin."
"Das ist mehr als ärgerlich!"
"Nimmst du dich dessen an?"
"Ja, morgen!"
"Das ist lieb von dir."
"Gute Nacht."
"Gute Nacht, Schatz."


Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 17.10. ab sofort bis zum 22.10.2010 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden. Wisset, dass nur die ersten drei Plätze mit je einem Pokal geehrt werden.
Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik




17. Oktober 1346

In der Schlacht von Neville’s Cross in der Naehe der nordenglischen Stadt Durham wurde das schottische Heer von den Englaendern vernichtend geschlagen und David II. , Koenig von Schottland, gefangengenommen.
Um seine franzoesischen Verbuendeten im Hundertjaehrigen Krieg (1337-1431) gegen das Koenigreich England zu unterstuetzen, fiel David II. in Nordengland ein. Damit sollte Frankreich entlastet und englische Truppen auf der Insel gebunden werden.

Doch war dem schottischen Koenig nicht so viel Glueck beschieden wie seinem Vater Robert I. (“The Bruce”), der im Jahre 1314 mit 8000 Kaempfern ein englisches Heer von 24.000 Maennern besiegte und damit seinen Anspruch auf die schottische Krone durchsetzen konnte.
Davids 10.000 Mann starke Streitmacht wurde in der Naehe von Durham von einem Kontingent der Englaender (etwa 3500 Kaempfer) ueberrascht und vernichtend geschlagen, er selbst schwer verwundet gefangen genommen.

© Askanum



Schlacht von Neville's Cross




Koch- und Eßkultur im Mittelalter

Das Mittelalter ist in jeder Hinsicht eine sehr spannende Zeit in der europäischen Geschichte. Besonders interessant ist natürlich die Koch- und Eßkultur.

Oft wird das Mittelalter als bettelarme Zeit, hervorstechend sind Hunger, Not und Pest dargestellt. Das ist aber so nicht richtig. Hungersnöte und Seuchen waren auch nicht häufiger als in der Neuzeit. Es erscheint uns nur so, weil die Zeit lange zurückliegt und wir sie nicht nach Jahren, sondern eher nach Jahrhunderten betrachten, und in Geschichten in der Regel die Dramatik hervorgehoben wird. Dazu kommt noch, daß unser Wissen über viele Zeitabschnitte lückenhaft ist, besonders im frühen Mittelalter.

Was wir aber wissen, ist, was die Leute gegessen haben und zum Teil auch, wie es zubereitet wurde.

Der Ursprung der mittelalterlichen Küche liegt im römischen Reich. Dies gilt sowohl für das Essen der armen Leute, meist Brei und Fladen, als auch für das Essen der sogennanten Oberschicht und Reichen: ausgefallenen Kombinationen, die sogar heute avantgardistisch anmuten. Die sprichwörtlichen Pfauenzungen und Otternnasen gehörten aber selbst in Rom in den Bereich der Satire. Heute fast noch interessanter als das, was gegessen wurde, ist, was nicht gegessen wurde.

Im Mittelalter gab es keine Kartoffeln, keinen Reis, keine Tomaten, keine Chilis...

Heringsfass Gewürze wie Pfeffer, Curry und Zimt gab es zwar, aber sie waren rar, geradezu unanständig teuer und vermutlich durch den langen Transport über die Seidenstraße auch nicht gerade von überragender Qualität. Salz war zumindest in Deutschland ein Luxus, da die Herstellung bzw. der Abbau aufwendig und teuer war. Piraten wie Klaus Störtebeker haben die Hanseschiffe nicht wegen irgendwelcher Goldschätze überfallen, sondern wegen der wertvollen Salzheringe! Noch bis in das 20. Jhdt. war der Kropf als Folge des Jodmangels in Süddeutschland weit verbreitet. Dagegen half nur jodhaltiges Salz, wie Meersalz, Salzhering, oder gesalzener und getrockneter Seefisch.

Unser Wissen über die Küche im Mittelalter stammt zum überwiegenden Teil aus Klöstern und den Berichten der schreibkundigen Mönche. Wenn man nur vom Essen ausgeht, muß das Mittelalter eine überaus sinnenfrohe und abwechslungsreiche Zeit gewesen sein.

Aber was wurde nun gegessen?

Fleisch: Nach allem was wir wissen, wurde so ziemlich alles verkocht, was es nicht geschafft hat, rechtzeitig zu fliehen. Störche, Biber, Bären, Hunde, Reiher, Tauben, Wachteln, Rinder, Schweine, Krebse, Muscheln... alle Arten von Haustieren: Wild, Geflügel und Fisch. Der damals reichlich vorkommende Lachs war ein billiges und fettiges Essen für Arme.

Rotkohl An Gemüse und Obst gab es nur das, was regional gewachsen und/oder einfach haltbar zu machen war. Da Salz in den meisten Gebieten zu teuer war, waren Erdmieten für Kohl und Knollen die Tiefkühltruhen des Volkes. Also waren Sommer- und Frühherbst die besten Zeiten. Als der Salzabbau ergiebiger wurde, kam auch Sauerkraut als billiger und sehr wertvoller Vitaminlieferant in die Küchen.

Die heute noch überlieferten Rezepte kommen ebenfalls überwiegend aus den Klöstern. Da diese aber nicht im luftleeren Raum existiert haben, spiegeln sie zumindest die Tendenzen auch in der bürgerlichen und bäuerlichen Küche wieder.

© Strahlestädtle





Rezepte aus dem Mittelalter

Gnocchi aus Frischkäse

Zutaten:

  • 600 g Frischkäse der Doppelrahmstufe (Fromage de Troyes, Saint-Céols, frischer Brie, Gervais etc.)
  • 200 g Mehl
  • 6 Eigelbe
  • 6 bis 8 Löffel frisch geriebener Parmesan
  • Salz

Gnocchi Zubereitung:

Den Käse zerdrücken und zur Creme verarbeiten. Sollte er etwas fest sein, ihn durch ein Sieb passieren. Mit der Hand das Mehl untermischen. Salzen, dann die Eigelbe zugeben. Mit der Hand vermischen, so daß man eine recht homogene Masse erhält, die weder zu fest noch zu weich ist. Einen großen Topf mit Salzwasser erhitzen. Die Masse in einen Teller gießen.Wenn das Wasser kocht, teelöffelweise vom Teig nehmen und in den Topf gleiten lassen. Schneller geht es, wenn man das zu zweit macht. Einige Minuten garen lassen. Die Gnocchi sind gar, wenn sie an die Oberfläche steigen. Abtropfen lassen, dann in einen vorgewärmten Teller geben. Großzügig mit geriebenem Parmesan überstreuen und sofort servieren.

© Strahlestädtle




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