Ausgabe 171 | Seite 4 3. Oktober 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Fabelwesen Teil 16

die Baobhan Sith

Diese Woche verlassen wir Irland wieder, bleiben aber in direkter Nachbarschaft und der grünen Insel im Geiste verbunden. Der Boden unter unseren Füßen schmatzt und saugt an unseren Schuhen. Nebel scheint omnipräsent, die einzige lichte Stelle darin bildet unser Whiskey geschwängerter Atem. Die kühle Feuchtigkeit frißt sich in unsere Kleidung, die zunehmend klammer wird.

Die schottischen Highlands sind faszinierend, doch nun, Ende September, schon etwas ungastlich. Aber das hindert uns nicht an einer Nacht unter freiem Himmel, oder?

Rasch ist ein Feuer entfacht, Whiskey gurgelt aus vollen Flaschen in leere Becher und der Lammbraten dreht sich quietschend am großen Grillspieß. Das Feuer flackert, wenn Fett hinab tropft, das Holz knackt laut, Funken schießen empor und lassen für einen kurzen Augenblick das Sternenlicht verblassen.

Während solcher Nächte herrscht stets eine ganz besondere Atmosphäre, eine, in der man die Luft knistern und im Schatten verborgene Besucher näher schleichen hört.

Seht euch unauffällig um, dort sind sie, überall um uns herum. Die Finsternis erwacht zum Leben, als ihre besonders finsteren Schatten näher schleichen. Plötzlich wird es trotz der Kälte heiß.

Ein "Willkommen" den Baobhan Sith!

Zollen wir der aktuellen Vampire-Mania zumindest einen gewissen Tribut. Allerdings blenden wir die weichgespülten, perlweiß gebleachten Hollywoodvampirchen dabei bitte gänzlich aus. Was hier, in traditionelles Grün gekleidet, auf uns zu schleicht, das sind Damen von Stil, Tradition und Geschichte!

Die Baobhan Sith sind in der schottischen Mythologie weibliche Vampire, den irischen Banshees oder den gälischen Leanan Sídhes vergleichbar. Sie gelten als wunderschöne Verführerinnen, deren bevorzugte Beute des Nachts reisende Jünglinge darstellen. Wir können also unbesorgt sein, den Atem wieder entweichen und die Bäuche wieder vornüberquellen lassen.

Diese hübschen Damen treiben ihr Unwesen, sie selbst bevorzugen das Wort Vergnügen, hauptsächlich in den Wäldern und abgelegenen Teilen der schottischen Highlands. Dabei tragen sie zumeist Grün, Ausdruck ihrer Verbundenheit mit Natur und den darin umherziehenden Geistern, aber auch von Tod und Verführung.

Während sich uns filigrane, leuchtend blaß-weiße Hände entgegenstrecken, ertönen hinter der Stirn merkwürdige, flüsternde Stimmen. Irritiert schließen wir die Augen, doch der starre Blick der Damen dringt ohne weiteres durch die Schwärze unserer Lider.

Die Einheimischen hatten uns gewarnt vor diesen Damen. Doch mal ehrlich, wer sieht in einer Gruppe hübscher Frauen eine Bedrohung? Die Vernunft verweist lauthals auf den fatalen Irrsinn dieser Einstellung. Aber wer hört schon auf die Stimme der Vernunft, wenn der Donnerhall der Libido dröhnt? So verwundert es nicht, wenn diese stets in Gruppen auftretenden Verführerinnen auch mit den Succubi in Verbindung gebracht werden.

Einmal im Jahr würden sie sich aus ihren Gräbern erheben, um im Schutze der Nacht in den Weiten der Highlands auf Beutezug zu gehen. Manche Wissenden behaupten, man könne sie von ihrem jährlichen Streifzug abhalten, indem man einen Steinhaufen auf ihrem Grab errichtet.

All jene, auf die beim jährlichen Erwachen kein Steinregen herniederprasselt, begeben sich auf die Suche. Einmal fündig geworden, feiern und tanzen sie gerne mit den jungen Männern, auf die sie treffen, denen sie dann, verläuft die Nacht günstig, vor Beginn der Dämmerung das Blut aussaugen.

Wie die meisten anderen Vampire nutzen sie ihre Verführungskünste, um ans Ziel bzw. ans Blut zu gelangen. Allerdings benutzen sie im entscheidenden Moment keine Reißzähne, nein, vielmehr verwenden sie angeblich ihre scharfen Fingernägel. Mit den Waffen einer Frau könnte man so sagen. Allerdings schützt sie ihre Weiblichkeit, eben doch ganz Vampir, nicht vor grellem Tageslicht.

Desweiteren, so behaupten zumindest einige Anekdoten, trügen sie ihre langen grünen Gewänder einzig und allein aus einem Grunde. Darunter versuchen sie ihre langen, schlanken Beine zu verbergen. Moment, denkt man sich, weshalb sollten lange Beine denn verborgen werden? Ein Tragen von Stilettos ist in den Highlands nicht empfehlenswert, das Fehlen ebendieser ist auch nicht der Grund. Denn unter dem langen grünen Gewand befinden sich die zarten Beine von Rehen, endend in Rehhufen. Solch ein Anblick würde nicht nur Fußfetischisten erschaudern lassen.

Am nächsten Morgen, irgendwann hat uns glücklicherweise "nur" der Whiskey dahingerafft, erwachen wir durch heisere Schreie. Den Schlaf aus den Augen reibend und den schmerzenden Schädel gerade rückend stolpern wir durch die morgendlichen, mit Tau benetzten Highlands. Irgendwann stoßen wir auf eine Gruppe Dorfbewohner. die einen bibbernden und schreienden Mann stützen. Sie seien auf der Suche nach dessen Gefährten, erklären sie uns.

Wenig später sind die Leichen derer in einer kleinen Senke gefunden. Mit Kratzspuren übersät, blutleer und bleich liegen sie da, starren Blicks und mit verkrampften Fingern. Der Mann bricht zusammen. Stunden später erlangt er, mittlerweile ins Dorf gebracht und in zahlreiche Decken gehüllt, wieder die Besinnung und schildert die Ereignisse der Nacht.

Sie wären von der Dunkelheit überrascht worden und da sie nicht wußten, wohin sich wenden, schlugen sie ihr Lager inmitten einer kleinen Lichtung auf, während ihre Pferde am Rande der Lichtung grasten. Ein Feuer wurde entfacht, um das sie sich kauerten. Doch die Kälte ließ sich nicht vertreiben. Also erzählten sie sich von ihren heldenhaften Frauengeschichten, um sich abzulenken.

Rasch wünschten sie sich so die Gesellschaft schöner Mädchen herbei, was ihnen überraschend rasch erfüllt wurde. Scheinbar wie aus dem Nichts erschienen vier atemberaubend schöne Damen am Rand der Lichtung. Die Damen geizten nicht mit ihren Reizen, alberten herum und tanzten lasziv mit den Männern. Doch was so erfreulich begonnen hatte, änderte sich von Minute um Minute, die verstrich. Wolken verdichteten sich vor dem vollen Mond. Je dunkler die Stunde, desto rauer wurden die Bewegungen der Damen. Sie kratzen die Männer, heftiger und heftiger, bis schließlich das erste Blut floß.

Bei diesem Signal stürzten sich die Frauen mit schimmernden Krallen so rasant auf die verblüfften Männer, daß diese beinahe wehrlos ihrem Angriff erlagen. Nur einer, jener nun in Decken gehüllte Mann, reagierte rasch genug. Er rannte, so schnell er konnte, von der Lichtung und ging zwischen ihren grasenden Pferden in Deckung. Die nun nicht mehr ganz so attraktiven Frauen umkreisten die Pferde, konnten aber nicht zwischen sie dringen. Immer wieder mal erschien eine Klaue zwischen den Pferden, doch wurde sie rasch und unter Schreien wieder zurückgezogen.

Er konnte nicht sagen, wie lange er so zwischen den zunehmend unruhig werdenden Pferden verharrte, doch als die Dämmerung einsetzte, verschwanden die Wesen unter übelsten Flüchen. Er kroch zwischen den Pferden hervor, ging zurück zur Lichtung, wo er seine Mitreisenden allesamt tot und blutleer vorfand. An die anschließende Zeit habe er keinerlei Erinnerung mehr, schloß er.

USK 5 von 5
Wie die abschließende Geschichte zeigt, beherrschen diese Damen ihr Handwerk wahrlich. Derlei Geschichten existieren viele und sie ähneln sich sehr. Wobei sie sich in ihrer Deutung allesamt recht zweideutig präsentieren. Was hielt die fröhlichen Damen nun wirklich von dem Mann zwischen den Pferden ab? Die Angst vor den Pferden selbst oder die Angst vor dem Eisen an ihren Hufen? Ich wünsche viel Vergnügen beim Herausfinden und vielleicht anschließenden Berichten. Solange halte ich mich an den Whiskey als Verteidigungsmittel. Der rettet zwar kein Leben, aber die Vorstellung mehrerer nicht minder betrunkener Damen, die mein Blut genossen, hat etwas für sich. Erst recht, wenn sie in ihrem Zustand anschließend ins falsche Grab zu steigen versuchen...

Denn, trotz, aller Gefährlichkeit und langer scharfer Nägel, Frauen sind großartig. Oder sind sie es vielleicht gerade deshalb? Nur eben nicht im Rudel und betrunken. Aber das sind Männer auch nicht, oder?

In diesem Sinne bis zum nächsten Fabeltag

© Singularis Porcus




Philip Burne-Jones: Der Vampir, 1897




Ernst Stöhrs Vampir (1899) scheint die Attribute Körperkraft, Sexualtrieb und Anziehungskraft zu vereinen.




Rituale & Hexenfeiertage

Rituale werden in der ganzen Welt gefeiert

Im Alltag mit oder ohne Kinder sind Rituale, strukturierte Tagesabläufe und Regelmäßigkeit wichtig. Der menschliche Körper stellt sich individuell auf den jeweils wichtigen und richtigen Ablauf, auf das „Ritual“, ein. Ohne diesen fängt der Organismus irgendwann an zu rebellieren und wird krank.

Mit Kindern ist so ein Rhythmus, geprägt von Ritualen, elementar wichtig. Ohne diesen können Kinder Schäden in ihrer Entwicklung bekommen. Das fängt an mit „einfachen“ Bindungsproblematiken bis hin zu schweren Entwicklungsverzögerungen (natürlich immer oder meist gekoppelt mit verschiedenen anderen Aspekten).

Aber tatsächlich sind bereits einfache Rituale wie das morgendliche Kuscheln, das Abendlied, das gemeinsame Mittagessen, der Kuss beim Abschied in den Kindergarten wichtig für Kinder, da sie Sicherheit, Geborgenheit und Rückhalt bedeuten.

Der regelmäßige Jahresablauf ist für die Menschen heute wie früher wichtig. Nicht nur für den Körper und das Wachstum, wie z.B. die Nahrungskette: Anpflanzung, Wachstum, Ernte, Verarbeitung, sondern auch für die Seele, den Geist sind die Jahresrhythmen und Rituale sehr wichtig. Weihnachten, Ostern, Sonnenwende…usw. sind für die Menschen wichtige Säulen im Lebensrhythmus.

Rituale finden immer noch in der ganzen Welt statt, wie z.B. Voodoo-Rituale, die in Westafrika zu bewundern sind (Voodoo-Ouangas, Gads, Mojos, Voodoo-Feuer-Rituale und Donnerstein Anwendungen).

Aber auch die Computerindustrie hat die Rituale für sich bzw. für die Wirtschaft entdeckt. So kann man heute mit einem Computerspiel virtuell (z.B. Das letzte Ritual In Memoriam 2) oder auf Spielkonsolen Rituale oder auch magische Rituale erleben bzw. spielen.

Im Mittelalter gab es auch schon wichtige Rituale im Jahreslauf, besonders die Hexenfeiertage faszinieren heute die Menschen:

Hexensabbat
Hexensabbate sind weder wilde Orgien, die Blutopfer fordern, noch satanistische oder magische Rituale. Dies ist ein Zerrbild, das von Inquisitoren in der Zeit der Hexenverfolgung und in schlechten Horrorfilmen verbreitet wurde.

Die Sabbate sind die Feiertage der Hexen, an denen sie sich mit den Energien des Kosmos und den Göttern vereinigen.

Samhain - 31. Oktober - Feiertag für Kelten und Hexen
Samhain ist ein alter keltischer Feiertag. Für Kelten und Hexen ist dies der Beginn des neuen Jahres. Samhain ist ein Sabbat des Zurückblickens und des In-die-Zukunft-Sehens, des Opfers und der Regenerierung.

Hexen blicken in dieser Nacht auf das alte Jahr zurück, um Bilanz zu ziehen. Die Zeit um Samhain herum ist das absolute Ende aller warmen Tage. Dies ist die Zeit, in der die Kälte tief in die Knochen zieht. In den Jahren bevor es Zentralheizungen gab, läutete Samhain schwere Zeiten ein. Es war die Zeit, in der Bauern alles Vieh schlachteten, das es nicht durch den Winter schaffen würde. In der Tat war Samhain ein Tag des Opfers. Die alten Kelten gingen sogar so weit, Menschen zu opfern (glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei!).

Aber Samhain ist auch die Nacht, in der der Schleier zwischen der Welt der Lebendigen und der Toten am dünnsten ist. Der Tradition nach können die Verstorbenen in dieser Nacht frei auf der Erde umherwandeln. Dies ist das wunderbare Geheimnis der Samhainnacht: "Das Versprechen des Lebens nach dem Tode und der Wiedergeburt. Nachdem wir im Garten der Göttin gespielt haben, heißt uns nun der Gehörnte Gott in seinem Reich willkommen." In der Katholischen Kirche ist Samhain übrigens als Allerheiligen bekannt.

Jul 21. - Dezember - die Jul-Traditon ist für Hexen von großer Bedeutung
Die altgermanische Jul-Tradition wird immer noch in einigen Gegenden Deutschlands gefeiert. Die nur leicht geänderte, christianisierte Version, Weihnachten, findet einige Tage später statt. Für uns Hexen ist Jul von besonderer Bedeutung. Denn in dieser dunkelsten, kältesten Nacht des Jahres wird das neue Licht wiedergeboren. Der Gehörnte Gott wird nun wieder in die Welt geboren. Nun ist es gewiss, dass die Welt um uns herum nicht wirklich tot ist, sondern nur schläft, sich wieder auf die helle Hälfte des Jahres vorbereitet. Während die Eiche und die Birke völlig blattlos sind, stehen Tannen und Fichten noch in vollem Nadelkleid.

Ich vergleiche diesen Sabbat oft mit dem weißen Punkt in der schwarzen Hälfte des Yin-Yang Symbols. Dies ist das Wunder des Jul-Sabbats. Der beschmückte Tannenbaum ist ein sehr alter heidnischer Brauch, und so ist auch das Geschenke geben.

Imbolc - 2. Februar - Sabbat der Fruchtbarkeit
Zu Imbolc feiern Hexen das erste Sich-Rühren des Lichts. Zu dieser Zeit wird das "Hochzeitsbett" der Göttin gemacht, in der sie sich zu Walpurgis mit dem Gehörnten lieben wird. Dies war die Zeit, in der die keltische Göttin Brigid verehrt wurde. Februar war auch der Monat der römischen Lupercalia. Die Priester Pans rannten zu diesem Anlass, nur mit einem Gürtel aus Ziegenfell bekleidet, durch die Straßen Roms und peitschten die Frauen der Stadt mit einem Riemen aus Ziegenleder. Dieses sollte ihnen Kindersegen versprechen. Es kann ihnen nicht so sehr missfallen haben, denn die römischen Frauen gingen für diese Gelegenheit, eines größeren Effekts zuliebe, selbst nackt auf die Straße. Imbolc ist also auch ein Sabbat der Fruchtbarkeit.

Ostara - 21. März - Zu Ostara feiern wir zugleich Tod und Fruchtbarkeit
Ostara ist die Frühlings-Tagundnachtgleiche. Zu Ostara sind Tag und Nacht genau gleich lang. Von nun an ist der Tag stets länger als die Nacht. Der Symbolismus des Ostarafests ist zweifaltig: dem alten Mann Winter wird nun endgültig der Todesstoss versetzt, so dass der junge Lenz über das Land tanzen kann.

Der Gehörnte Gott ist nun der unbändige Jugendliche, der sich seiner Kraft mehr und mehr bewusst wird, sie aber noch nicht weise benutzt. Er ist schön, stark, leidenschaftlich und wild. Er weiß aber, dass er sich von dem dunklen Vater völlig trennen muss, dass er auf seinen eigenen Füßen stehen muss und das um jeden Preis. Wenn der Vater sich dieser Tatsache widersetzt, dann kann das verheerende Folgen haben.

Zu Ostara feiern wir zugleich Tod und Fruchtbarkeit. Wir feiern den Tod des Winters, den wir nun langsam satt haben. In manchen Gegenden Deutschlands werden zu Ostern deshalb auch Strohpuppen, die den alten Herrn Winter symbolisieren sollen, verbrannt. Andere heidnische Osterbräuche, in denen Feuer eine wichtige Rolle spielt, sind Osterfeuer und Feuerräder. Traditionell wurden Osterfeuer auf allen Hügelkuppen im Land entzündet. Alle Äcker, von denen das Osterfeuer gesehen werden konnte, sollten dadurch von den Göttern beschützt und gesegnet werden. Wagenräder, die mit Stroh umwickelt und brennend von Hügelkuppen gerollt wurden, kündeten den Sieg der Sonne über den Winter an.

Der Fruchtbarkeitsaspekt des Ostarafests wird durch das Osterei symbolisiert. Das Ei symbolisiert das Welt-Ei, Verjüngung, Erneuerung, Wiedergeburt. Es ist das Universum, die Summe aller Seelen, die im Begriff sind, ihre Beschränkungen zu zerbrechen. Das Bemalen von und Suchen nach Ostereiern ist ein altehrenhafter heidnischer Brauch.

Walpurgis - 30. April - für viele Hexenpaare die Zeit zum Heiraten
Zu Walpurgis feiern wir die heilige Paarung von Gott und Göttin. Diese Paarung läutet dann auch endlich die helle Hälfte des Jahres ein. Zu Walpurgis findet die harmonische Vereinigung von Gegenteilen statt. Die lichte Göttin und der dunkle Gehörnte Gott bekriegen sich nicht; sie ergänzen sich. Das Symbol dieses Sabbats ist der Maibaum.

Der Symbolgehalt des Maibaums ist nicht schwer zu entschlüsseln. Er ist natürlich ein Baum; ein Baum des Lebens. Auf der spirituellen Ebene symbolisiert er als solches den Aufstieg der Seele, denn er verbindet Himmel und Erde. Aber der offensichtliche und wichtigere Symbolismus ist sexuell. Der Maibaum ist das Glied, die Krone des Maibaums die Scheide.

Viele Hexenpaare finden es sehr romantisch, um Walpurgis herum zu heiraten.

Zu Walpurgis wird aber nicht einfach das romantische Element gefeiert. Es geht hier um die Vereinigung von Gegensätzen. Wenn wir uns aber mit unserem Gegenüber vereinigen, dann finden tiefgreifende Veränderungen in uns statt. Wir müssen ein unbekanntes und oft gefürchtetes Territorium betreten.

Wenn wir in unsere eigene Welt zurückkehren, dann haben wir etwas von uns dort zurückgelassen und wir haben etwas von dort mitgenommen.

Mittsommer - 21. Juni - Hexen feiern die Pracht der Sonne und gedenken der Sterblichkeit
Mittsommer ist der längste Tag des Jahres. Hexen feiern, auf der einen Seite, die Pracht der Sonne und freuen sich ihres Lebens. Auf der anderen Seite werden sie sich ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst gemacht, denn von nun an werden die Tage wieder kürzer. Dies entspricht in vieler Hinsicht dem Lebenszyklus.

Unsere Zwanziger Jahre sind der Höhepunkt unseres Lebens. Jedoch werden wir in dieser Zeit auf unsere Grenzen hingewiesen. Wir müssen Geduld und Opferbereitschaft in dieser Zeit lernen. Man hat uns erst kürzlich in die Welt der Erwachsenen aufgenommen, und bevor wir all ihre Privilegien genießen dürfen, müssen wir erst ihre Spielregeln kennen lernen. Es ist gut für uns, dass unsere Kraft zu dieser Zeit am größten ist, denn die Lektionen, die wir nun lernen müssen, sind schwer.

Zu Mittsommer feiern wir unsere Lebenskraft und gedenken zur selben Zeit unserer Sterblichkeit.

Lammas - 30. Juli - Das Fest des Lugh, des keltischen Sonnengottes
Das Hauptthema dieses Sabbats ist das Wachsen des Getreides, die Erwartung der Ernte und eine weitere rituelle Paarung der Göttin und des Gehörnten. Lammas ist die Zeit der Reifung. Die alten Kelten feierten dieses Fest als Lughnasadh (sprich: Lu-na-sad), das Fest des Lugh, des keltischen Sonnengottes. Janet und Steward Farrar, in A Witch"s Bible, Compleat, erzählen schaurige Sagen von Lugh, der seinen Vater in einer Schlacht besiegt und kastriert (und in einigen Varianten der Geschichte sogar tötet). Sie beschreiben auch, wie die Kelten aus diesem Anlass Menschen opferten. Das Opfer, das für eine gewisse Zeit der Kornkönig gewesen war, lieferte sich angeblich freiwillig dem Messer aus. Dieser Brauch ist allerdings sehr, sehr lange außer Mode. Man muss nicht jeden alten Brauch sinnlos nachäffen.

Die Farrars weisen allerdings auch darauf hin, dass in späteren Versionen dieser Sage Lugh eine ältere Form von sich selbst bezwingt und dann phönixartig wieder aufersteht.

Herbst Tagundnachtgleiche - 21. September - Erntedankfest
Ostara kündigt das Ende der dunklen Jahreshälfte an. Die Herbst- Tagundnachtgleiche kündigt demzufolge das kommende Ende der hellen Jahreshälfte an. Noch sind Tag und Nacht gleich lang, aber die Tage werden nun kürzer und kälter. Bald wird Großvater Winter mit der Greisin über das Land wandern und alle, die nicht stark genug sind, in das Schattenreich nehmen. Aber die Herbst-Tagundnachtgleiche ist kein Tag des Schreckens. Hexen wissen, dass Leben und Tod wie zwei Seiten einer Münze sind. Sie wissen, dass sie den Winter und den Tod nicht zu fürchten haben. Das Hauptthema der Herbst-Tagundnachtgleiche ist die Ernte und Dankbarkeit für alles Gute, das die Götter in diesem Jahr beschert haben.

© Strahelstädtle


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