Als Cherubias erwachte, nahm er den Beutel Münzen, den Brief seiner Mutter und stieg aus dem Keller hinauf. Gleinar erwartete ihn in seinem Arbeitszimmer. Cherubias ließ sich in einen Sessel sinken. "Ich merke erst jetzt, wie anstrengend es war." Gleinar lächelte. "Die Zeit in diesem Raum stand still. Es sind für deinen Geist Jahrhunderte vergangen, dein Körper jedoch blieb, wie er war. Doch auch dieses fordert Kraft." Gleinar deutete auf ein Brot und etwas Suppe. "Iss was, dann werde ich dir etwas zeigen."
"Du möchtest wissen, wie du nun deine Fähigkeiten anwenden kannst?" fragte Gleinar, nachdem Cherubias gegessen hatte. Cherubias nickte. "Du musst es wollen!" Cherubias sah ihn fragend an. "Vater, ich verstehe nicht!" "Siehst du diese Kerze?" Abermals nickte Cherubias. "Entzünde sie mit deinem Willen! Konzentrier dich!" Cherubias tat, wie ihm geheißen. Der Schweiß trat aus seinen Poren, doch dann glimmte die Kerze auf. Erschöpft sank er wieder in den Sessel.
Gleinar ließ ihm Zeit, doch dann forderte er seinen Schüler erneut. Cherubias konzentrierte sich auf eine weitere Kerze, und diese entzündete sich innerhalb kürzester Zeit. Und er fühlte sich nur halb so erschöpft. Wieder ließ Gleinar ihm Zeit, sich zu erholen.
Als er die Kerze mit den Händen löschen wollte, gebot Gleinar ihm, stehen zu bleiben. "Lösche sie mit deinem Willen!" Cherubias konzentrierte sich, die Kerze erlosch. "Zaubere oft und das Zaubern fällt dir leichter. Immer wieder wirst du dann etwas Neues können, stärker werden." Cherubias löschte auch die zweite Kerze mittels eines Gedankens. Gleinar deutete auf den Kamin, der längst ausgegangen war. "Entzünde ihn."
Cherubias konzentrierte sich, doch es geschah nichts. Dann sah er Gleinar erschöpft an. "In diesem Raum sind 5 Fackeln. Lösche sie mit deinen Gedanken." Cherubias konzentrierte sich. Die erste Fackel kostete ihn Kraft, die zweite weniger, die letzte der Fackeln war hingegen keine Schwierigkeit mehr. Gleinar lächelte. "Und nun entzünde sie wieder!" Cherubias begann, sich zu konzentrieren. Tatsächlich ging es immer leichter, so war er nach der letzten Fackel nicht im geringsten angestrengt.
"Und nun den Kamin!" forderte Gleinar. Cherubias wollte sich auf den Kamin konzentrieren, als die Holzscheite darin in Flammen aufgingen. "Verstehst du nun?" Cherubias starrte ins Feuer. "Ja, Vater!" Cherubias und Gleinar zogen sich in den folgenden Wochen zurück.
Das Prinzip war einfach. Durch seine Übungen setzte Cherubias das Wissen frei, welches er in seinem Inneren verborgen hatte. Er lernte Feuerzauber, die den Gegnern Schmerzen durch Flammen zufügten, Eiszauber, die die Gegner einfroren und schädigten. Auch das Verwandeln von Lebewesen in andere war ein Teil seiner Ausbildung. Geisteszauber, die dem Gegner Halluzinationen beibrachten genauso, wie er es lernte, Material zu verwandeln. Aus Wasser zauberte er Eis, aus Erde zauberte er Feuer.
Alle Zauber hatten eines gemeinsam: Kein Zauber hielt lange vor. Sobald er sich weit genug entfernte, brachen die Zauber zusammen. Wochen traktierte Gleinar seinen Zögling mit Übungen. Mit jeder Übung wurde er stärker. Mit zunehmender Stärke lernte er neue Zauber. Doch Gleinar warnte ihn immer wieder. "Deine Macht ist beschränkt. Du bist Cherubias und kein Gott! Es wird immer etwas geben, was stärker ist. Immer eine Gefahr. Und es wird dir nicht möglich sein, bestimmte Zauber gleichzeitig zu wirken." Cherubias begann zu begreifen. "Ein Magier beherrscht die Elemente. Er zwingt ihnen seinen Willen auf." Gleinar nahm sich Zeit. Aber er verlangte seinem Schüler viel ab. So vergingen die Monate, der Winter endete.
Gleinar war in den vergangenen Jahren gebrechlicher geworden. Auch seine zahlreichen Narben aus dem Krieg zehrten an seiner Gesundheit. Eines Morgens, Cherubias hatte einen Honigkuchen und frischen Tee zum Frühstück zubereitet, rief Gleinar ihn mit schwacher Stimme an sein Bett.
Gleinar lächelte schwach. "Für mich ist die Zeit gekommen, mein Sohn!" Gleinar deutete auf die Bettkante. "Weißt du, wie alt ich bin?" Cherubias schüttelte den Kopf. "Wir Magier werden etwas älter als andere Menschen. In uns fließt das Blut der alten Drachen. Ich bin fast einhundertzwanzig Sommer alt. Doch es hätten mehr sein können. Meine Kraft geht zu Ende. Daher muss ich dir noch etwas übergeben." Er deutete auf eine Truhe.
Cherubias öffnete sie, legte den Inhalt sorgfältig neben die Truhe auf den Boden und reichte Gleinar ein Bündel, das er mit einer Handbewegung forderte. Gleinar ließ ihn das Bündel auf seiner Decke auswickeln. "Mein Schwert, es wurde vor dem Krieg extra von einem der Schmiede in Gol Natar für mich angefertigt. Niemand kann es benutzen, schon gar nicht gegen mich. Es wird dir gehören." Der Alte murmelte eine Beschwörungsformel. Das Schwert, das vorher kalt in Cherubias' Hand lag, begann nun, warm zu pulsieren. Er hatte das Gefühl, daß sich seine Kraft vervielfacht hatte. "Es ist jetzt deines!"
Cherubias zog die Klinge blank und betrachtete sie. Die Schmiede von Gol Natar waren für ihre Kunst berühmt, nur die besten und teuersten Schwerter kamen von dort. "Die Unterlagen dort, sieh sie Dir in Ruhe an. Es ist alles, was ich dir auf deinen Weg mitgeben kann." Gleinar hustete. Dann deutete er auf einen Mantel, der in der Truhe gelegen hatte. "Der Mantel ist warm, du wirst ihn brauchen auf deinen Reisen." Gleinar sah Cherubias an, dann brachen seine Augen endgültig. "Vater…" stammelte Cherubias. Doch der Alte war gegangen.
Cherubias nahm die traurige Pflicht der Beerdigung selbst in die Hand. Das Waisenhaus leitete Gleinar schon lange nicht mehr, in seinem kleinen Privathaus hatten die beiden Männer zuletzt allein gewohnt. So sah er die Unterlagen durch. Empfehlungsschreiben, die er an diversen Stellen vorzeigen konnte, eine Liste mit Kontaktpersonen der Kal Var und ein Beutel Goldstücke.
Zum Schluss fand er einen Brief, in dem Gleinar sich für die letzten Jahre bedankte und ihm mitteilte, wo er seinen Bruder Darnus finden konnte. Für Cherubias war der Tag der Abreise gekommen. Er gürtete das Schwert, das er Gleinar getauft hatte, legte den Mantel um und schulterte sein Bündel. In einer Ecke hatte er einen alten Wanderstecken gefunden, so machte er sich an einem schönen Frühlingsmorgen auf den Weg.
Alkuin stammt aus York in England (* 735, † 19. Mai 804 wahrscheinlich in Tours), war ein Gelehrter und wichtigster Berater Karls des Großen. Als Alkuin 782 an des Königs Hof kommt, findet er Gelehrte aus ganz Europa vor, die sich seit fünf Jahren dort zu sammeln begannen, wird aber schnell zum Haupt dieses denkwürdigen Kreises.
Karl ernennt ihn zum Leiter seiner gerade gegründeten Hofschule. Alkuin unterrichtet zunächst den König selbst, seine Gefährten und deren Söhne. Aber in dem - nach klassischem Vorbild "Akademie" genannten - Kreis finden sich auch Karls Schwestern und Töchter. Diese Schule wird bald zur zentralen Bildungseinrichtung, wo die begabten Schüler des Reiches ihre Unterweisung erhalten.
Neben der reinen Wissensvermittlung und dem besseren Verständnis der Heiligen Schrift dient sie der Pflege von Kunst und Kultur. Er übernimmt vieles von den antiken Philosophen und Gelehrten der Griechen und Römer und der Kirchenväter wie Augustinus. Er lehrt die 'septem artem liberales' (die sieben "freien Künste"). Sie umfassen die Summe der Bildung in der damaligen Zeit und im gesamten Mittelalter: Grammatik, Rhetorik, Dialektik (das Trivium), Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musiktheorie (das Quadrivium) - die "würdige Betätigung eines freien Mannes". Er bleibt nicht beim sturen Auswendiglernen. Er wollte, daß die Schüler verstehen und nach dem suchen, was vernünftig ist.
Alkuin war nicht nur Geistlicher und Philosoph, sondern auch Astronom und Mathematiker. Folgendes Rechenrätsel ist von ihm überliefert worden:
Hund und Hase
Ein Hund läuft einem Hasen hinterher. 150 Fuß ist der Hase dem Hund voraus. Der Hase macht 7 Fuß weite Sprünge, während der Hund 9 Fuß weit springt.
Frage: Nach wie vielen Sprüngen holt der Hund den Hasen ein ?
Angesichts des Zuwachses an Größe, Macht und Komplexität der politischen und gesellschaftlichen Einheit des Frankenreiches kann man heute kaum ermessen, wie wertvoll Alkuin war - als "Bildungsminister" und "Staatsrat" (wie man vielleicht später sagen würde), für den König und für die Entwicklung des Reiches.
Die historische Forschung verfügt über zahlreiche Dokumente jener Zeit, die nachweislich Alkuin zuzuschreiben sind oder zumindest "seine Handschrift" tragen. Das geht über den Bildungsauftrag weit hinaus. Als christlich-politischer Berater etwa wirkt er auf eine Mäßigung der Strafmaßnahmen gegen die geschlagenen Sachsen hin.
Wichtige Schriftstücke wie an den Papst stammen oft auch geistig aus seiner Feder. Nach Northumbria wird er in unruhigen Zeiten als Botschafter gesandt. Aber Alkuin ist (anno 802) auch weitsichtig genug zu erkennen, dass Karl der Große im Grunde seiner Zeit voraus ist und seine Reformpolitik nicht überall und nachhaltig wirken wird - in Ermangelung geeigneter Infrastruktur wie geeigneter "aufgeklärter Staatsdiener" im Reich.
Tours war die letzte Station des Wirkens Alkuins. Mit über 60 Jahren wurde er hier erst Abt des Klosters, dann Bischof. Tours wurde zu einer "wissenschftlichen Hochburg".
Die zahlreichen Missionare, die durch das Reich zogen, um den Menschen das Evangelium zu vermitteln, kamen aus Irland: Winfried (später genannt Bonifatius: "der das Gute tut"), Emmeran, Gallus, Kilian oder Pirmin. Sie gründeten in den Klöstern Schulen, die nicht nur die Bibel lehrten oder die lateinische Sprache, sondern auch die neuesten Techniken in Landwirtschaft und Handwerk. Durch die Klöster und ihre Schulen entstand ein Bildungsnetzwerk über das ganze Reich.
797, nach anderen Quellen 801, nahm Karl diplomatische Beziehungen zu Harun al-Rashid, dem Kalifen von Bagdad, auf. Sie vereinbarten, den jeweils anderen Glauben bei ihren Untertanen zu dulden, damit förderte der Kaiser den Fernhandel. Seine Toleranz gegenüber den anderen monotheistschen Religionen (Juden und Moslems) ist im Mittelalter erst wieder beim Stauferkaiser Friedrich II. zu finden. Der Kalif und der Kaiser erwogen eventuelle Bündnisse gegen die Kalifen von Cordoba einerseits bzw. das oströmische Reich andererseits, die jedoch nie Realität wurden. Der Kalif schenkte Karl den ersten in der überlieferten Geschichte nördlich der Alpen gesichteten Elefanten. Es handelte sich um einen weißen asiatischen Elefanten namens Abul Abbas.
Der junge Rabanus Maurus (links), unterstützt von seinem Lehrer Alkuin, dem Abt des Stifts St. Martin zu Tours (Mitte), überreicht dem Heiligen Martin, Erzbischof von Tours, (rechts), von späterer Hand fälschlich als der Mainzer Erzbischof Otgar bezeichnet, sein Werk De laudibus sanctae crucis. Darstellung in einem Manuskript aus Fulda um 830/40 (Wien, ÖNB cod. 652, fol. 2v)
Gilden-WBW für alle Welten
Gekröntes
Allenthalben sieht man Kronen,
auf gekrönten Häuptern thronen,
So auf Zähnen, einstmals weißen.
Manche Münzen auch so heißen.
Im Oktober, Erntes Ende,
Binden viele, fleiß'ge Hände,
So ist's Brauchtum auf dem Lande,
Güldne Garben, bunte Bande,
Mal mit Blumen und mal ohne
Zu der großen Erntekrone.
Wichtiger Hinweis: Für die Dauer des GWBW werden aus Getreideähren Erntekronen.
Diese werden aber im gesamten Spiel wie Getreide behandelt, können also weiterhin verarbeitet oder verkauft werden.
Nach Ende des GWBW mutieren die Strohgebinde wieder zur Grundnahrungsmittelgrundlage!
Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 20.09. ab sofort bis zum 08.10.2010 um 23:59 Uhr.
Hinweis:
Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW.
Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt,
sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder:
Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü
Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.
Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!
Diese Höhenburg, eine hochmittelalterliche Bergfeste, liegt östlich von Heidelberg in Baden-Württemberg. Sie liegt über dem Neckartal und dem Kraichgau, und wurde nie erobert.
Angelegt wurde die Bergfeste zwischen 1150 und 1200. Die Grafen von Lauffen waren 1208 die Burgherren, sie hatten ihren Sitz von Wiesenbach dorthin verlegt. Als dieses Geschlecht ausgestorben war, gelangten die Grafen von Dürn an die Herrschaft, welche sich seit 1252 Grafen von Dilsberg nannten. Ab 1300 gehörte die Burg Dilsberg der Kurpfalz an.
Bis ins 17. Jhd hinein sind keine nennenswerten Vorkommnisse um die Burg verzeichnet, mit dem 30jährigen Krieg änderte sich jedoch die Stellung der Burg. Zu diesem Zeitpunkt zählte sie zu den meist umkämpften Festungsanlagen. Nach langer Belagerung im Jahr 1622 wurde die Festung vom Feldherrn Tilly besetzt. 1633 eroberten die Schweden die Burg zurück. Aber trotz der Umkämpfung und Belagerung wurde die Feste selbst nicht militärisch erobert oder gar zerstört.
Ab 1803 fiel die Burg Dilsberg zusammen mit dem Ort an das Land Baden, es diente daraufhin als Staatsgefängnis. Im Jahr 1822 wurde sie zum Abriss freigegeben.
Aufbau der Burg
Die Anlage ist in Vor- und Hauptburg untergliedert. Zur Vorburg gehören die Invalidenkaserne, die Zehntscheuer (eine Lagerhaus zum Aufbewahren der mittelalterlichen Naturalsteuer), der Marstall (Pferdestall) mit Fruchtspeicher und ein Kommandantenhaus.
Um in die Hauptburg zu kommen, musste man zwei Wehrtürme passieren. Im Hof lag der Palas, von dem leider nur noch ein Kellergewölbe erhalten ist sowie ein sechseckiger Treppenturm. Eine 16 Meter hohe Ringmauer umgab damals die komplette Hauptburg, der östliche und südliche Teil wurde jedoch abgerissen.
Erwähnenswert ist der Burgbrunnen mit Kurbelgehäuse für die Wassereimer. Er hat eine Tiefe von 46 Metern, vermutlich wurde er nach Errichtung der Feste um das Jahr 1150 angelegt, damals mit einer Tiefe von 21,50 Metern. Vermutlich in den Jahren 1650 bis 1680 wurde der Brunnen verbreitert und vertieft, da die vergrößerte Burgbesatzung mit Wasser versorgt werden musste. Vermutlich wurde in beiden Bauphasen keine Sprengung vorgenommen, sondern alles mit Schlägel und Eisen erledigt, was wirklich bemerkenswert ist.
Interessant ist auch der Burgstollen, welcher sogar aufgrund der Sage von einem unterirdischen Gang vom Schriftsteller Mark Twain erwähnt wurde. Er wurde unter Ausnutzung der Trennfugen im Gestein angelegt. Er wurde von außen in den Berg hinein vorgetrieben und sollte eigentlich nach 65 Metern auf den Brunnenschacht stoßen. Da die Bergleute aber mehrfach von der Richtung abkamen beträgt die Gesamtlänge des Stollens 78 Meter.
Auf den Aussichtsturm gelangt man über den sechseckigen Treppenturm. Von der 16 Meter hohen Ringmauer aus hat man einen Rundblick über den Ort und das Neckartal. Wie schon erwähnt umschloss diese Ringmauer ursprünglich die ganze Hauptburg, wurde aber teilweise zerstört.
Heute wird die Bergfeste Dilsberg für Besichtigungen geöffnet. Außerdem finden dort der Dilsberger Kunsthandwerkermarkt, die Dilsberger Burgkonzerte und im Frühsommer die Aufführung der „Rose vom Dilsberg“ statt.
Turm der Bergfeste Dilsberg, zur Linken die Ringmauer
Heil- und Nutzpflanzen
Holunder
Holunder wachsen als Halbsträucher, Sträucher oder kleine Bäume. Sie werden 1 - 10 m hoch und sind sommergrün. Die Pflanzenfamilie kommt auf der nördlichen Halbkugel vor und bevorzugt gemäßigtes Klima. Holunder ist genügsam und frosthart, er ist ein Stickstoffzeiger und liebt Feuchtigkeit.
Der überall bekannte Schwarze Holunder blüht bei uns ab Mai weiß bis cremefarben mit tellerartigen Schirmrispen. Der frische, fruchtige Duft ist unverwechselbar. Die Blüten bilden den "Fliedertee", der sehr gut und hilfreich ist bei Erkältungskrankheiten. Man kann sie aber auch in Backteig tauchen und zu "Hollerküchel" ausbacken, mit Zucker und Zitrone zu einem Holunderblüten-Sirup ansetzen oder sogar einen Sekt daraus keltern.
Ab August beginnen die Beeren zu reifen und wechseln langsam ihre Farbe von grün über rot zu dunkelviolett. Diese Farbe ist ungemein haltbar - sie geht aus Stoffen fast nicht mehr raus. Grün sind die Beeren unbekömmlich, aber auch die reifen Beeren sollte man nicht roh genießen. Das in ihnen enthaltene Sambunigrin kann von Magendrücken bis Durchfall oder Atembeschwerden doch ernsthafte Probleme machen. Durch Erhitzen oder Vergären zerfällt es und die Beeren verlieren ihre Giftigkeit.
Flieder- oder Hollerbeeren muß man mögen - oder man tut es eben nicht. Jedenfalls sind Geruch und Geschmack intensiv und prägnant. Roher Saft wird für arzneiliche Zwecke eingesetzt und dann nur in kleinen Mengen. Gekochter Saft kann unbedenklich getrunken oder weiterverwendet werden. Holunder-Gelee und Holunderlikör sind pur oder als Zutat im winterlichen Tee oder Grog eine hoch wirksame Erkältungsmedizin, es kann auch ein Wildbeeren-Brand daraus hergestellt werden. In Norddeutschland gibt es im Herbst die "Fliederbeer-Suppe" und auch in Roter Grütze kann man Holunderbeeren verwenden.
Das aus den Schalen der Beeren extrahierte Violett "Sambucyanin" wird in Gummibärchen verwendet; früher nahm man es zum Färben von Haaren, Leder und Rotwein.
Seit der Antike werden Zubereitungen aus Blättern, Rinde und Wurzeln neben denen aus Blüten und Beeren zur Behandlung verschiedener Stoffwechselkrankheiten eingesetzt, so z. B. bei Wassersucht und Verstopfung, bei Gicht und Rheuma, bei Menstruationsstörungen und Erkältungskrankheiten und sogar bei Neuralgien.
Die für Menschen noch akzeptable Giftigkeit des Holunders, die ihn für uns medizinisch wirksam macht, ist für Tiere nicht zuträglich. Weder Hund noch Has, weder Meerschweinchen noch Hamster vertragen ihn; selbst für Vögel können die grünen Beeren tödlich sein!
Weil der alte (niederdeutsche) Name für den Holunder - nämlich "Flieder" - seit dem 17. Jhdt. auf den Gartenflieder (Syringia) übertragen worden ist, muß man beim Sammeln von "Fliedertee" etc. vorsichtig sein - der duftende Flieder ist keine Heilpflanze!
"Vor dem Holunder soll man den Hut ziehen!" ist eine alte Bauernregel. Denn dieser Baum ist die Apotheke und Erste Hilfe des Landmannes. Sein Name leitet sich entweder von *hohl* und *-ter (für Baum) oder *kolain* (schwarz) und *-ter ab. Beide Male wird auf ein typisches Merkmal der Pflanze Bezug genommen: die Zweige sind mit lockerem Mark gefüllt und also "hohl" - und die Farbe aus dem Saft der Beeren färbt intensiv dunkel-violett, also "schwarz".