Ausgabe 168 | Seite 3 12. September 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Die Wanderer von Elrandier

Das Mal der Sterne

Cherubias wirkte alt, obwohl er seinen dreißigsten Sommer noch nicht gesehen hatte. Sein Gesicht war fein geschnitten, die dunklen Haare ordentlich gestutzt. Seine Gestalt war kräftig, aber nicht zu kräftig. Um seinen Mund wuchs ein Bart, der ähnlich den dunklen Haaren kurz geschnitten war. Wie alt er genau war, wusste niemand. Er war mit seinem Bruder Darnus zusammen in das Waisenhaus bei Galahier gekommen, als er noch ein Knabe war. Da er zu diesem Zeitpunkt schon deutlich über 5 Sommer alt gewesen ist, hatte keiner die Kinder zusammen in Obhut nehmen wollen. So hatte sich der Vorsteher des Waisenhauses selber um den Jungen gekümmert. Und er hatte es nie bereut. Cherubias wirkte immer nachdenklich, seine Stirn zeigte Falten vom denken und irgendetwas schien seinen Verstand ständig Arbeiten zu lassen.

Der Vorsteher des Waisenhauses, Gleinar, war sein Name, lies ihn bei seinen Arbeiten zusehen, lehrte ihn die Kräuter der Welt und auch, wie man aus ihnen die verschiedensten Tränke braute. Die alte Ella, Gleinars Weib lehrte ihn auch das Versorgen von kranken Menschen und Tieren. Und so war aus dem Jungen sehr früh ein guter Hilfsarzt geworden. Cherubias half Gleinar bei Ellas Beerdigung, versorgte den Alten, wenn er krank wurde, behandelte ihn wie seinen Vater, obwohl er seid frühester Kindheit wusste, das Gleinar und Ella nicht seine richtigen Eltern waren. Doch Gleinar merkte, das es in dem Jungen gärte.

Das Haus lag abseits des Nächsten Ortes. Man konnte nicht direkt auf die Strasse sehen, doch sie lag nur einen Steinwurf vom Vorgarten entfernt. Hinter dem Haus gab es einen großen Garen und dann einen dichten Wald. Gehadras hieß das Land, ihre Bewohner, die Gehadra, waren durchweg stolze Menschen. Die meisten Waren Bauern oder Arbeiter. Viele verdienten sich ihren Lebensunterhalt in den Mienen im Norden oder Osten, oder in den Westlichen Wäldern. Da gerade der Westen ein dichtes Waldland war, war es hier Sitte, sein Feuerholz selbst im Wald zu sammeln und auf die Jagd zu gehen.

An vielen Flüssen konnte man Angeln. Gehadras hatte nur weit im Osten Küsten, daher herrschte auf den Straßen reger Verkehr. Manchmal kamen auch Fuhrleute und kehrten für eine Weile bei Gleinar ein. So hörte der Junge schon früh von der Welt. Hinter dem Haus lag irgendwo das ehemalige Waisenhaus. Gleinar hatte es lange verwaltet, doch eigentlich hatten dort Waisenmatronen gearbeitet. Gleinir hatte sich meist auf die Tätigkeit des Lehrers und Verwalters beschränkt. Wenn man von wenigen ausnahmen absah, hatten seine Kinder alle das Lesen gelernt.

Es war einer jener oft vorkommenden Spätfrühlingstagen. Gleinar und Cherubias hatten sich im Garten an einigen Beerenbüschen zu schaffen gemacht und einen Zaun repariert. Gegen Mittag hatten Sie sich im Garten auf eine Bank gesetzt. Gleinar hatte einen Schlauch Wein und ein Brot mit auf die Bank gelegt. Cherubias war den ganzen Morgen über schweigsam und Abwesend gewesen. Irgendwann legte er sein Brot zur Seite. „Woher komme ich wohl?“ Er sah Gleinar an. „Manchmal frage ich mich, wer ich wirklich bin.“ Gleinar sah ihn an. „Mein Sohn, ich habe diese Frage schon seid langer Zeit erwartet. Folge mir in mein Arbeitszimmer!“

Der Alte nahm eine Fackel und entzündete sie umständlich an einer Kerze. Dann schob er ein Bücherregal zur Seite. „Ich fand euch eines Morgens vor unserer Tür. Dabei gab es einen Brief, das euer Vater im Krieg gefallen sei und eure Mutter an einer schweren Krankheit gestorben.“ Cherubias stutzte. „Vater, ihr sagtet ‚euer Vater’!“ Gleinar lächelte. „Ja, mit dir kam ein weiterer Junge. Sein Name war Darnus. Dein Bruder.“ Cherubias sah ihn verwundert an, schwieg jedoch. Etwas sagte ihm, dass jetzt nicht die richtige Zeit für die Fragen war.

Über eine schmale Treppe stiegen sie weiter in die Tiefe, bis sie in einen großen Kellerraum traten. Gleinar entzündete weitere Fackeln. Bücher stapelten sich auf Kisten und Kommoden, ein riesiger Tisch war mit Schriftrollen bedeckt.

„Was ist das, Vater?“ Gleinar lächelte. „Als der Krieg ging, war ich Offizier in der königlichen Armee. Und als verdienter Offizier bekam ich einen mir angemessenen Posten. Viele Krieger wurden mit Land belohnt, wo sie heute als wohlhabende Bauern ihr Leben fristen, einige wurden Pferdezüchter. Die niederen Ränge hatten es nicht so gut. Die wenigen, die überlebten, wurden Tagelöhner oder einfache Landarbeiter, einige gingen in die Minen. Ich konnte meine Studien fortsetzen.“ „Welche Studien?“ Gleinar machte eine Handbewegung und ein Flammenstrahl aus seinem Finger entzündete eine Kerze.

„Ich gehöre zum Orden der Kal Var, dem Bund der Magier.“ Cherubias sah ihn erstaunt an. „Die Kal Var existieren also wirklich?“ Gleinar nickte. „Wir haben im Krieg viel für den König geleistet. Deshalb wurden wir nicht verfolgt. König Ardun hat verstanden, dass wir nicht gegen ihn arbeiten. Auch sein Sohn, der heutige König ist uns nicht feindlich gesonnen. Eine Magierarmee, wie es sie zu Zeiten seines Ururgroßvater gab, wird es aber wohl nie wieder geben.“ Gleinar nahm eine Kiste aus einer Ecke und stellte sie auf den Tisch. Er betrachtete sie und ging einige Schritte zu einem Sessel, in dem er Platz nahm. „Die Kiste kam mit dir. Der Inhalt ist dein Erbe. Ich habe gewusst, das dieser Tag kommen würde.“

Cherubias öffnete die kleine Truhe vorsichtig. In ihr lagen ein alter Brief, ein paar Stofffetzen und ein Lederbeutel. Vorsichtig entfaltete er den Brief, mühsam entzifferte er die Handschrift.

Meine Söhne.

Vor wenigen Wochen erreichte mich die Nachricht, dass euer Vater gefallen sei. Heute teilte mir Doktor Igras mit, das gegen mein Sumpffieber kein Kraut gewachsen sei. Euer Vater hatte immer von Gleinar als einem guten Freund und Ehrenmann gesprochen, so gebe ich euch in seine Obhut.

Leider habt ihr keine anderen Verwandten, daher bleibt mir keine andere Wahl.


Der Brief brach unvermittelt ab, als wäre die Schreiberin mitten im Satz unterbrochen worden. Cherubias sah Gleinar verwirrt an. „Ihr kanntet meinen Vater?“ Gleinar lächelte. „Ich kam kurz vor Kriegsende hierher. Mein Bein blieb steif, seid mich ein Pfeil der Gorsh Nar ins Knie traf. Seit Jahren überlege ich, wer dein Vater sein könnte, aber ich kannte so viele gute Männer, die ihr Leben ließen. Und als ihr hierher kamt, war ich schon zwei Jahre nicht mehr in der Armee. Nach acht Jahren des Kämpfens wurde es auch Zeit für mich, Ruhe zu finden.“

Cherubias schüttete den Inhalt des Beutels auf den Tisch. „Wusstet ihr davon?“ Gleinar’s lächeln gab die Antwort. „Dann sprach mein wahrer Vater die Unwahrheit, als er euch einen Ehrenmann nannte. Denn er hat maßlos untertrieben.“ Cherubias zählte die Goldmünzen. Zwanzig waren es an der Zahl. „Blutgold! Soviel bekam die Witwe eines Stabsoffiziers. Dein Vater muss Oberst oder Major gewesen sein. Für einen einfachen Soldaten wurden nur ein paar Kupferpennys bezahlt.

Cherubias nahm einen Gegenstand aus der Truhe, welcher in ein Samttuch eingeschlagen war. Eine Halskette mit einem großen Medaillon kam zum Vorschein. Dunkle Runen schienen über einen großen blauen Stein zu huschen. „Das war mir immer das größte Rätsel.“ Cherubias sah ihn fragend an. „Das Mal der Sterne“ Gleinar lächelte. „Eine Uralte Zauberkette, Sie wurde in der Regel von den Magiern der Kal Var getragen. Und von dem Vater auf den Sohn vererbt. Und nicht jeder Kal Var trug so ein Mal. Nur bestimmte, hochrangige Kal Var hatten dieses Mal erhalten. Das war noch lange vor den Kriegen der Gor Nash.“ „Vater, die Shash Nor sind eine Legende!“ Gleinar lächelte.

„Das dachte ich auch, bis ich dieses Mal sah. Diese Kriege sollen sich vor tausend Sommern zugetragen haben, die Shash Nor wurden vernichtet. Nur, so frage ich mich, wenn dein Vater solch ein Mal besaß, ob dann die Legende stimmt.“ „Welche Legende?“ Gleinar beugte sich vor. „Vor tausend Jahren erhoben sich die Shash Nor, eine Gruppe Dämonen aus der Unterwelt. Einer Allianz aller Völker gelang es, in fünf Blutigen Kriegen, die Shash Nor unter Führung der Kal Var zu schlagen. Im Tempel von Nor Annk zerschlugen die Magier die Statue von Shash Nor, dem obersten Dämon. Aus den Splittern wurden diese Male gefertigt und an die überlebenden Kal Var verteilt.“

Cherubias lies das Mal durch seine Hand gleiten. „Dann wäre mein Vater auch ein Kal Var gewesen?“ Gleinar nickte. „Das ist wahrscheinlich. Und du kannst auch einer werden. Wenn du willst!“ Cherubias nickte. „Erzähl mir mehr über die Kal Var.“ Gleinar nickte. „Gut! Die Kal Var sind Magier, Meister der fünf Elemente. Das Zeichen des Ordens ist ein Fünfeck in einem Kreis. Es symbolisiert die fünf Elemente des Lebens. Feuer. Erde. Wasser. Luft. Leben. Umgeben von der Zeit. Jeder Magier ist Mitglied der Kal Var. Es gibt nur drei Möglichkeiten, als Magier kein Kal Var zu sein. Sterben, das ist die sicherste Methode. Austreten, das ist die Schwerste Methode. Oder Ausgestoßen werden. Die unehrenhafteste Methode. Man wird meist für vogelfrei erklärt!“

Gleinar lächelte. „Die Kal Var sind Hüter des Wissens, Forscher und magische Kämpfer. Meist agieren sie nicht an vorderster Front sondern im Hintergrund. Doch ihre Macht ist auch im Kampf groß. Den letzten Krieg gegen die Gorsh Nar haben wir nur dank der Magier überlebt. Ihre Feuerkraft hat den Feind in die Knie gezwungen.“ „So sind die Kal Var ein Bund voller Ehre?“ Gleinar machte eine seltsame Kopfbewegung. „Ihr Name wird mit Respekt gesprochen. Und im Allgemeinen sind nur Männer der Ehre im Bund der Kal Var. Doch jede Tunika bekommt beim tragen Flecken.“ Cherubias verstand. „Also gibt es auch bei den Kal Var dunkle Punkte?“ Gleinar nickte. „Leider!“ Cherubias lächelte. „Zeige mir den ehrenhaften Weg der Kal Var!“ Gleinar lächelte. „Das kann keiner, die Ehre ist in dir oder nicht! Aber ich kann dich zu einem Magier machen!“

Gleinar erhob sich. Dann deutete er auf die Regale. Lese all diese Bücher. Aber verlasse diesen Keller nicht. Cherubias sah Gleinar an. „Dafür brauche ich Jahrhunderte!“ Gleinar entzündete eine rote Kerze. „Solange diese Kerze brennt, wird die Zeit in diesem Raume stehen. Du wirst keinen Hunger verspüren und keinen Durst, wenn du fertig bist mit lesen, wirst du alles Wissen, doch nichts können. Und es wird für mich sein, als seihest du nie fortgewesen.“ „Ich habe noch eine Frage, Vater“ Gleinar nickte. „Wenn ich nichts von dem, was ich lese, anwenden kann, was nutzt es mir dann?“ „Wenn du es weißt, brauchst du es nur noch anwenden lernen. Aber das geht nicht in diesen Mauern!“ Gleinar wandte sich zum gehen. „Wir sehen uns in meinem Arbeitszimmer!“

Cherubias nahm das erste Manuskript und begann zu lesen. Er nahm ein Buch nach dem anderen, die Sätze flogen durch seine Augen, erreichten sein Gehirn. Buch um Buch, fraß sich in seinen Geist. Und wie der Alte es gesagt hatte, verspürte er keinen Hunger und keinen Durst. Und da er auch keinen Anhaltspunkt für die Zeit hatte, kam es ihm auch nicht in den Sinn, sich zu wundern. Erst als er feststellte, das er bereits die Hälfte aller Bücher gelesen hatte, verstand er, was der Alte gemeint hatte. Und er begann allmählich auch, die Aura des Raumes zu spüren. Als Cherubias das letzte Buch beiseite legte, starrte er auf das Mal der Sterne. Er streifte die Kette über den Kopf und plötzlich formten sich Bilder in seinem Kopf, sein Verstand begann zu arbeiten, bis er von einem weißen Lichtblitz getroffen wurde und ohnmächtig zu Boden sank.

... Fortsetzung folgt.

© cherubias




Burgen

Die Burg zu Burghausen

Die längste Burg der Welt liegt nicht in weiter Ferne oder im benachbarten Ausland sondern hier in Deutschland. Genauer gesagt im nordöstlichen oberbayrischen Voralpenland direkt an der Grenze zu Österreich in Burghausen an der Salzach. Die Burg erstreckt sich über einem schmalen lang gestreckten Bergrücken, der den Fluss Salzach und die Burghauser Altstadt vom gegenüberliegenden Wöhrsee, einem Altwasser der Salzach, trennt. Am südlichen Ende des Begrückens liegt die Hauptburg, am ein Kilometer entfernten Ende der Burg der einzige ebenerdige Zugang zur Burganlage. Die Hänge rund um die Burg fallen steil ab und sind mit Gras und teilweise mit Bäumen bewachsen. Dieser besonderen Lage ist es wahrscheinlich zu verdanken, dass die Burg zu Burghausen nie erobert worden ist.

Der Ursprung der Burganlage geht bis in das 16. Jahrhundert vor Christus voraus. Funde bei Ausgrabungen belegen, dass der Burgberg schon seit der Bronzezeit besiedelt war. Im 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. existierte wahrscheinlich bereits eine keltische Abschnittsbfestigung im Bereich der heutigen Hauptburg. In der Epoche der Römer unter Kaiser Marc Aurel bis Kaiser Konstantin wurde die Ansiedlung zu einem Teil der römischen Provinz Noricum. Spätestens seitdem war auch die untrennbare Verbindung mit dem Salzhandel über die Salzach und der Ansiedlung besiegelt. Im frühen Mittelalter stand auf dem Burgberg ein befestigter Amtshof der agilofingischen Herzöge zur Überwachung der Salzschifffahrt.

Im Jahr 1025 wurde die Burg zu Burghausen erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit ist auf der Burg der Sitz der Grafen von Burghausen nachgewiesen, einer Nebenlinie der Sieghardinger. Ein größerer Ausbau fand um 1090 statt. Im Jahr 1168 ging der Besitz und der Machtbereich an die Wittelsbacher über. Der erste Herzog von Bayern, Otto I., ließ ab 1180 die Burg weiter massiv ausbauen. 1235 erhielt Burghausen das Stadtrecht, zwischen Burg und Salzach hatte sich mittlerweile eine beachtliche mittelalterliche Ansiedlung entwickelt. Nach der Teilung Bayerns wurde 1255 unter Herzog Heinrich XIII. eine völlig neue Anlage erbaut. Neben der Burg Trausnitz in Landshut diente die Burghauser Burg als zweite Residenz der Herzöge von Niederbayern.

Die wichtigsten und intensivsten Bauperioden fanden in den darauffolgenden Jahrhunderten statt. Erster Regent war Herzog Friedrich „der Weise“ von 1375 bis 1393. Unter den drei „reichen“ Wittelsbacher Herzögen Heinrich, Ludwig und Georg wurde die Burg erneut massiv ausgebaut und erhielt damals bereits ihren heutigen Charakter. Die anrückenden Türken am Ende des 15. Jahrhunderts führten erneut zu einem starken Festungsausbau.

Als Residenz bekam die Anlage die Gestalt einer in sich geschlossenen, großzügigen Wehr- und Wohnburg. Der Marstall beherbergte mehrere hundert Pferde. Handwerksbetriebe, Wohnhäuser, Verwaltungsräume und mehrere Kirchen waren je nach Stand der Bewohner über die sechs Burghöfe verteilt. Mit dem Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05) und der damit verbundenen Wiedervereinigung der bayrischen Herzogtümer verlor Burghausen den Status als Residenz. Die Burg diente nun als Prinzenwohnsitz für die Söhne von Herzog Albrecht.

Die große militärische Bedeutung der Burganlage aufgrund ihrer außerordentlichen Lage und ihrer Funktion als Hauptwaffenplatz hat auch im Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit weiter bestanden. Ab dem 16. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert wurden weitere Umbauten vorgenommen, während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Befestigung besonders verstärkt. Im Österreichischen Erbfolgekrieg 1740 – 1748 folgten umfangreiche Umbauten, vor allem nach der Ernennung Burghausens zu Garnisonsstadt im Jahr 1763. Als Folge des Bayerischen Erbfolgekriegs 1778/1779 wurde Burghausen durch Abtretung des Innviertel an das Herzogtum Österreich zur Grenzstadt. Während der napoleonischen Besatzung im Jahr 1800 und 1801 wurden alle nördlichen Außenwerke durch französische Truppen abgerissen. 1809 erklärte Napoleon I. die Festungsanlage für veraltet. In den Jahrzehnten danach kam es zu zahlreichen Umbauten durch die in Burghausen stationierten Garnisonen und Teile der Burg wurden auch privat veräußert. 1891 wurde die Garnison aufgelassen und zahlreiche Burghauser Bürger konnten den bereits geplanten Abriss der Burg noch verhindern. 1896 begann eine erste Renovierung der Hauptburg, die das Erscheinungsbild teilweise stark beeinflusste.

Heute gehört die Burg zum größten Teil dem Freistaat Bayern. Die Burg ist in Teilbereichen als Wohnungen und Veranstaltungsräume vermietet. In der Hauptburg sowie den anderen Burghöfen befinden sich mehrere Museen (z. B. Foltermuseum, Burg- und Stadtmuseum)

Die gesamte Burganlage ist 1043 m lang und verfügt über 6 Burghöfe.

© blinker17




Burg zu Burghausen


Heil- und Nutzpflanzen

Die Weide

Die Weide In dieser Gehölzfamilie gibt es weltweit etwa 450 Arten von Bäumen, Sträuchern und Zwergsträuchern. Auch die Pappeln gehören dazu. Sie sind hauptsächlich in der nördlichen gemäßigten Zone bis zur Arktis verbreitet. Meist zeigen Weiden einen feuchten Standort an.

"Weide" leitet sich vom althochdeutschen 'wida': "die Biegsame" ab - je schmalblättriger die Art, um so besser läßt sie sich flechten. Weiden blühen sehr früh im Jahr. Die weißen Blütenkätzchen mancher Arten sind die männlichen Blüten. Aber ob männlich oder weiblich - Blütenpollen von Weiden ist für Bienen und Hummeln eine sehr wichtige Nahrungsquelle im zeitigen Frühjahr. Bereits etwa fünf Wochen nach der Befruchtung durch Insekten sind die Samen reif. Mit dem Wind verbreiten sie sich weit. Die winzigen Samen haben nicht viel Vorrat dabei und sind daher gegen Konkurrenz nicht durchsetzungsfähig. Das macht Weiden zu Pionierpflanzen für Brachflächen. An guten Standorten können sie binnen 24 Stunden keimen und im ersten Jahr bis zu einem Meter hoch werden. Dafür leben Weiden nicht lange - selten mehr als 80 Jahre.

Mindestens seit der mittleren Steinzeit haben Menschen die Weide genutzt - es wurden aus Weidenbast gefertigte Seile und Fischernetze gefunden, die etwa 11.000 Jahre alt sind. Aus den Zweigen der biegsamen Arten (Silberweide, Korbweide) werden seit jeher Körbe und Möbel geflochten und Wände gefertigt. Im Fachwerk-Bau halten Weidenzweige die Lehmstaken in den einzelnen Fächern zusammen. Und bei Stroh- oder Rieddächern sind es ebenfalls Weidenzweige, die die Strohbündel zusammenhalten und an den Dachlatten befestigen.

Die Rinde enthält neben Gerbstoffen und anderen Substanzen Salicin. Im Körper wird es zu Salicylsäure verstoffwechselt, die schmerzlindernd, fiebersenkend und antirheumatisch wirkt. Statt Aspirin könnte man Tee von getrockneter Weidenrinde trinken.. Weidenrinde wird sonst noch in der Gerberei gebraucht. Im Mittelalter verwendete man Weidenblätter als harntreibendes Mittel - ansonsten sind sie als Viehfutter gut. Stall- und Zwerghasen mögen Weide gerne!

Um möglichst lange Ruten für die Korbflechterei zu bekommen, hat man früh begonnen, die dafür besonders gut geeignete Hanfweide "auf Kopf zu setzen" (so wird aus der Hanfweide die Kopfweide). Ihre jungen Triebe zeichnen sich durch beachtliche Länge aus und können alle zwei bis drei Jahre geerntet werden. Aus älteren Ruten wurden früher Faßreifen hergestellt. Irgendwie muß man ja die Daßdauben zusammenhalten - sonst ist das Faß undicht... Besonders Butterfässer durften gar keine metallenen Faßreifen haben. Da diese mit der Zeit rostig werden, hätte sich das auf die Qualität der Butter böse ausgewirkt - Rost macht Butter ranzig!

Weidenholz ist weich und leicht. Es wird besonders für Spanplatten verwendet, aber auch als Blindholz für die Möbelfertigung. In England verwendet man Weidenholz für die Herstellung der Schlagbretter von Cricketschlägern. Das weiche Holz soll den Aufprall des Balles dämpfen. Daher hat die Cricketweide ihren Namen bekommen. In zunehmendem Maße nutzt man Weide für die Energiegewinnung in Heiz-Kraftwerken.

Die frühe Blüte der Weiden macht sie als Schmuck für religiöse Zeremonien geeignet. Weidenkätzchen gehören in den Osterstrauß und bilden einen wichtigen Bestandteil der traditionellen Palmbuschen. Sie werden am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, in der Kirche geweiht und mit ihnen trägt man den Segen heim. Auch für den Acker sollten sie Segen bringen. Mancherorts steckten die Bauern Palmzweige an die Ecken ihres Ackers, um ihn vor Verwüstungen durch den Korngeist zu schützen.

© Amhara zu Agora




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