Ausgabe 167 | Seite 4 5. September 2010 AD
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Fabelwesen Teil 12

Das Kappa

Wie stets haben Urlaube, Pausen und ähnliches die schlechte Angewohnheit, um einiges rascher zu verstreichen als Arbeitszeiten. Das Überlisten der Arbeit, indem man sie sich selbst als Urlaub vorzugaukeln versucht, um damit die Illusion schneller verstreichender Zeit aufrecht zu erhalten, haut nicht so wirklich hin. Daher bleibt einem außer einem wehmütigen Seufzen ob des Erlebten nicht viel, sodaß man sich nach kurzem Grollen an die hiesige Kälte gewöhnt hat. Sich warmgrummeln sozusagen. Mit einer Tasse Tee in den Händen vergeht schließlich auch die Klammheit in den Fingern. Prompt hat man die Hände zu Fäusten geballt, um sich des Alltagsansturms zu erwehren.

Grimmig, aber unverdrossen, beschreiten wir sodann weitere nebulöse,verschlungene Pfade, um fabulösen Wesen nachzustellen.Die Taklamakan und das gastliche Quilin verlassend, tarnen wir unseren reichen Geschichtenschatz als einfache Erdnusskarawane und folgen den Ausläufern des Altun Shan gen Osten. Zwischen den Gebirgszügen des Bei Shan und Nan Shan hindurch, an den Ufern des Shule He entlang, erreichen wir rasch die Wüste Gobi. Ein kurzer Blick nach "links", Richtung Norden, läßt vage die Ruinen Karakorums erkennen, während im Süden bei Jisyuguan die Große Mauer unseren Weg säumt. Mal dem Lauf der Mauer, mal dem des Huang He folgend, erreichen wir Peking. Kurz darauf entern wir bei Qinhuagdao, mit Daos bewaffnet, eine Dschunke.

Wir umsegeln die Liaodong Halbinsel und legen nahe Pjöngjang bereits wieder an. Dort verweilen wir nur kurz, die Nordkoreaner waren schon zu Marco Polos Zeiten etwas grummelig. Nachdem wir neuerlich eine Dschunke entliehen haben, sehen wir vor uns im Osten bereits die japanische Hauptinsel Honshu aufragen. Via Kyoto, wo zum Zeitpunkt unserer Ankunft leider Smog herrscht, gelangen wir nach Osaka, unserem heutigen Etappenziel!

Naniwa-kyo, wie die Stadt ehemals hieß, war in früheren Zeiten die Hauptstadt Japans. Nach dem Besuch des Kabuki-Theaters Shochikuza genießen wir mit "Manzai" die japanische Variante der Stand-Up-Comedy. Kulturell gesättigt gehts an den Nervenkitzel. Mit Fugu lassen wir uns in der Nähe des Gokoku-Schreins nieder. Überraschend, aber nicht gänzlich unerwartet treffen wir dort auch endlich unseren diesmaligen Gastgeber, das Kappa.

Hinter uns ertönt ein greller Schrei, ihm folgt ein Platschen und dann Ruhe. Am Ufer eines kleines Sees stehen wir und betrachten die ruhiger werdende Oberfläche des Wassers. Ich bitte darum, etwas Sicherheitsabstand zum Wasser zu wahren. Anders als beim Übertreten von gelben Privatspähren-Abstands-Warte-Linien bei Post und ähnlichem ist im Falle des Kappas zu geringer Abstand absolut nachteilig.

Diese Wesen aus der japanischen Mythologie, die zur Kategorie der Yokai (Monster und Kobolde) gezählt werden, bevölkern Seen, Flüsse und Teiche Japans. Sie sind meist grünhäutige, froschähnliche Wesen mit Schwimmhäuten zwischen Fingern und Zehen, einem affenähnlichen Gesicht und dem Schnabel einer Schildkröte. Aber auch gelb- oder blauhäutige Kappas mit Entenschnäbeln werden vermehrt gesichtet. Dabei sind sie in etwa so groß wie ein Kind, laut Sichtungen zwischen 110 und 130cm. Überwiegend verstömen sie fischigen Geruch, die meisten von ihnen sind auch hervorragende Schwimmer.

Kappas sind sehr reviertreue Wesen und verbringen daher für gewöhnlich ihr gesamtes Leben im gleichen Gewässer. Dabei entwickeln sie ein großes Verantwortungs- und ausgeprägtes Pflichtbewußtsein gegenüber den ihnen untergeordneten Bewohnern ihres Reiches. Dies umfasst also alles von Fischen über Schnecken bis hin zu Pflanzen. Es verwundert nicht, daß das Kappa verantwortungsbewußt mit seinem Lebensraum verfährt, schließlich hängt dessen eigenes Wohlergehen davon ab. Doch zu dieser Besonderheit gleich mehr.

Kappas werden in der Regel als launische und dem Menschen feindlich gesinnte Wesen beschrieben. Sie lieben es, den Menschen Streiche zu spielen oder Zwietracht unter ihnen zu säen. Wie weit sie dabei gehen, ist abhängig von ihrer Laune. Daher umfassen die Streiche mal eher amüsante Dinge wie lautstarke Gasentweichungen, wenn Menschen in ihrer Nähe sind oder Versuche, unaufmerksamen Damen unter die Kimonos zu schielen. Doch sie können auch ganz anders.

Teilweise vernichten sie ganze Ernten oder entführen Kinder. Kinder sind eine Leibspeise der gefräßigen Kappas, wobei sie Erwachsene auch nicht verschmähen. Manchmal gehen sie dazu an Land, meist aber schnappen sie sich Menschen, die sich unvorsichtig ihrem Gewässer nähern oder gar darin schwimmen. Die Opfer ziehen sie dann unter Wasser und ertränken sie. Anschließend saugen sie ihren Opfern Blut und Eingeweide durch den Anus aus, um so an deren "Shirikodama" zu gelangen.

Was ein "Shirikodama" genau ist, vermag niemand mit absoluter Gewissheit zu erläutern. Bekannt ist lediglich, daß es sich dabei um einen Mythen- und Sagenumwobenen Energieball handelt, der sich irgendwo in der Inneren Peripherie des Anus verbirgt.

Was auch immer es mit "Shirikodama" für die Kappas auf sich haben mag, sie haben vielleicht gerade dadurch die Jahrhunderte überdauert und noch heute warnen im modernen Japan Schilder an Gewässern vor ihnen. In vielen Dörfern werden auch noch immer spezielle Feuerwerke an den Ufern von Seen, Flüssen und Teichen abgehalten, um speziell diese Geister zu vertreiben.

Amüsanterweise ist jemand, der einem Kappa an Land begegnet, noch nicht gänzlich verloren. Wie die Japaner selbst, ist es erfüllt von einer Art angeborener Höflichkeit. Verbeugt man sich vor einem Kappa, so fühlt es sich verpflichtet, sich ebenfalls vor dem Verbeugenden zu verbeugen. Wodurch das Ganze eine interessante Wendung bekommt, da das Kappa eine anatomische Besonderheit aufweist. Die Oberseite seines Schädels ist nämlich kahl. "Uiiiiii, ein Tier das ne Glatze hat, TOLL! Doch wie kann das meinen Arsch retten?" Ruhig Blut, es geht ja noch weiter!

Der Schädel weist eine kleine Mulde, eine leichte nach innen gehende Neigung auf, ähnlich einem Seerosenblatt. In dieser kleinen Mulde befindet sich Wasser, welches im Falle einer Verbeugung natürlich heraus- bzw. herunterläuft. Passiert dies, ist das Kappa unfähig, sich aus der Verbeugung zu lösen, bis jene Mulde mit Wasser aus dem Fluß, See oder Teich gefüllt wird, in welchem es lebt. Desweiteren besagen die Geschichten, daß der Mensch, der das Kappa wieder mit Wasser "füllt", sich dessen ewiger Dienstbarkeit gewiss sein kann.

Wie es möglich ist, die Mulde eines gebeugten Kappas mit Wasser zu füllen, darüber schweigen sich die Quellen allerdings aus. Daher halte ich persönlich dies für eine von den Kappas verbreitete Legende. Eine Legende, verbreitet einzig mit dem Ziel, Menschen anzulocken, sollten sie ungünstigerweise mal trockenlaufen. Nähern sich die Menschen dann, um das Wasser zu füllen, können die Kappas sich diese schnappen und langsam, unelegant und gebückt zu ihrem Gewässer zerren. Wozu sie sonst in gebeugter Haltung nie fähig gewesen wären.

Was für diese Theorie spräche, ist, daß die Kappas, so sehr sie die Menschen an sich verabscheuen, so neugierig sind sie bezüglich menschlicher Kultur und Sitten. Darüberhinaus können sie Japanisch sprechen und verstehen. Manchmal fordern sie jene, denen sie begegnen, sogar zu Geschicklichkeitstest heraus. Diese umfassen zumeist Shogi, die japanische Variante des Schachs, oder Sumo-Ringkampf.

Manche von den Kappas schließen gar Frieden oder Freundschaft mit einigen Menschen, wenn diese ihnen Geschenke und Opfer darbringen. Besonders empfänglich sind sie dabei für Gurken, dem einzigen Nahrungsmittel, welchem sie erwiesenermaßen noch mehr frönen als kleinen Kindern. So kommt es, daß, ebenfalls bis in die heutige Zeit hinein, japanische Eltern die Namen ihrer Kinder, oder im Falle weniger fürsorglicher Eltern ihre eigenen Namen, in Gurken einritzen. Getreu der Überzeugung, daß diese Opfergabe die Kappas besänftigt und den Menschen somit ein Bad erlaubt, werfen sie jene Gurken in von Kappas bewohnte Gewässer. Dieser Brauch wird auch häufig von Süßwasserfischern angewandt, da deren Tätigkeit einen üblen Eingriff in ein vom Kappa behütetes Ökosystem darstellt.

Ist durch ausreichende Opfergaben in Gurkenform oder richtiges Bewässern eines trockengelaufenen Kappas eine "Vertrauensbasis" erstellt, erweisen sich Kappas als hervorragende Helfer des Menschen. Die Wesen sind bestens geeignet, Felder zu bewässern, besitzen ausgeprägte medizinische Fähigkeiten und mancherlei anderes nützliches Wissen. Legenden behaupten sogar, sie hätten die ersten Knochenbrecher der Frühzeit angelernt. Der Begriff Knochenbrecher ist im deutschen etwas ungünstig gewählt, trifft im englischen mit "bone-setter" weit besser den Kern der Sache. Jener Bone-setter, oder eben Knochenbrecher, war noch im Mittelalter ein höchst angesehener Beruf und beispielsweise begab sich kein König ohne eine derartige Person im Gefolge auf Reisen. Heute ist jene medizinische Tätigkeit eher unter dem Begriff Chiropraktik bekannt. Aufgrund derartiger Fähigkeiten verwundert es nicht, daß einige japanische Schreine zur Anbetung und Verehrung besonders hilfreicher Kappas errichtet wurden. Was die Bedeutung des Kappa in Japan nur allzu verdeutlicht.

Die japanische Redewendung "kappa-no-kawa-nagare"(zu dt: wie ein Kappa, das in einem Fluß ertrinkt) ließe sich mit "wir alle machen Fehler" ins Deutsche übertragen. Des weiteren gibt es ein mit Gurke gefülltes Sushi, Kappamaki genannt.

USK 4 von 5
Wie dargelegt, ist es schwer, einem Kappa zu entwischen. Auf dessen gute Laune zu spekulieren, wäre vermessen. Denn auf ein Wesen treffen, daß gerne Streiche spielt und zusätzlich das Schicksal im Nacken haben, welches Streichen normalerweise auch nicht abgeneigt ist, das erfordert wahrhaft Nerven wie Drahtseile. Ganz zu schweigen von den Nervenenden am Anus...

Menschen mit Gurkenallergie sollten sich von Japan wohl grundsätzlich fernhalten, allen anderen möchte ich noch einige Hinweise ans Herz legen. Mittlerweile werden in Japan die Kappas in stark verniedlichter Form vor allem als Sympathieträger für Kinderartikel benutzt. Das ist vielleicht etwas anrüchig, aber als solches noch nichts dramatisches.

Allerdings ist in Japan ein "Kancho" genanntes Spiel vor allem unter Schulkindern sehr weit verbreitet. Oder sollte es vielmehr als Streich bezeichnet werden? Egal, das darf ein jeder für sich selbst entscheiden, wenn er seine Erfahrungen damit gemacht hat. Jedenfalls geht es darum, seine Hände so zusammen zu legen, daß die Zeigefinger ausgestreckt sind. Dann wird versucht, diese in den Anusbereich eines unaufmerksamen Anderen zu stecken. Wen verwundert es da noch, daß sich dieses Spiel vom japanischen Wort für Einlauf ableitet?

Das Spiel hat in Japan eine lange Tradition und ist auch in Südkorea und auf den Philippinen verbreitet. Wer also mal seine Tasche abstellt, sich bückt, um darin zu kramen, dürfte recht rasch einige "Eindrücke" sammeln können und sollte sich nicht über Gebühr belästigt fühlen. Schließlich empfiehlt es sich in keinem Land der Welt, Kindern den Rücken zuzuwenden oder sie aus den Augen zu lassen!

Vielleicht ist es manchem Kind hierzulande bereits durch die Manga- und Animeserie "Naruto" geläufig, dort trägt jenes Spiel den Namen "Tausend-Jahre-Schmerzen-Technik". Wer genau hinsieht, stellt fest, daß der Kancho auch beim Sumo-Ringen immer wieder mal Anwendung findet. Somit behaltet von nun an eure Kinder im Auge, sollten sie Kapi-Regnum spielen und das Tagblatt lesen!

In diesem Sinne, bis zum nächsten Fabeltag

© Singularis Porcus


Berufe im Mittelalter

Der Goldschmied

Zum letzten Geburtstag bekam meine Tochter von ihrer Patentante „Ohrringstechen“ geschenkt. Mit einem sehr mulmigen Gefühl im Bauch bin ich mit ihnen dorthin gefahren. Was, wenn sie sich nach dem ersten „Schuss“ weigert, das zweite Ohr stechen zu lassen…ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie sich nach der ersten Erfahrung das gleich nochmal antun lässt!

Umso erleichterter war ich, als die Frauen dort drin zu zweit mit zwei „Pistolen“ hinter mein Kind traten und gleichzeitig bei 1-2-3 abdrückten!! OH MANN……… dieser Schrei, den werd ich wohl NIE vergessen!!! NIE im Leben hätte sich meine arme Kleine das nochmal machen lassen. Aber da haben die guten Schmuckverkäufer wohl schon so ihre Erfahrungen gemacht!

Zur Belohnung durfte sich das Geburtstagskind natürlich noch Ohrringe nach Wunsch aussuchen, die sie dann nach 3 Monaten medizinischer Ohrring-Tragezeit stolz in ihre Löcher stecken kann. Wir haben eine Ewigkeit gebraucht, bis sie sich endlich für ein paar aus der schier ENDLOSEN Auswahl entschieden hatte.

Der Beruf Goldschmied ist das wohl das älteste Metallhandwerk der Welt. Gold kam in den Flussläufen in gediegener Form vor und war das erste den Menschen bekannte Metall. Zeugnisse der Goldschmiedekunst gibt es in Europa seit ca. 3000 vor Christus zum Beispiel aus der Zeit der Etrusker in Italien oder der Thraker im geographisch weitgefassten Gebiet des Balkan, wie auch der Grabfund von Warna belegt.

In der Bronzezeit wurden Goldschmuck, Prunkwaffen und Kultgeräte mit der gleichen Technik hergestellt wie Gegenstände aus Bronze.

Kelten und Germanen hinterließen erstaunliche Goldschmiedearbeiten, die oft im Zusammenhang mit ihren kultischen Gebräuchen und der Astronomie standen. Auch hervorragende Zeugnisse der außereuropäischen Goldschmiedekunst sind erhalten, z.B. aus dem Neuen Reich Ägyptens, wo die reichen Schmuckbeigaben im Grab Tutanchamuns davon zeugen, oder aus den Andenkulturen mit ihrem sagenhaften „Eldorado“.

Aus der Zeit der Völkerwanderung gibt es viele Beispiele von goldenen Prunkwaffen, Fibeln, Schmuck, kunstvollen Beschlägen von Zaumzeug und Pferdesätteln etc. Die Germanen versahen diese Gegenstände auch mit geschliffenen Glaseinlagen oder Almandinen (auch Eisentongranat genannt, ist ein häufig vorkommendes Silikat-Mineral, genauer ein Inselsilikat (Nesosilikat) aus der Familie der Granate.)

Einzelne Funde gibt es auch aus dem Reich der Wikinger, das sich zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert zeitweise von Skandinavien bis Großbritannien und Russland ausdehnte.

Im Hochmittelalter bildeten sich Zentren der Goldschmiedekunst in Trier, Lüttich, Magdeburg und Hildesheim. Aus dem frühen 12. Jahrhundert stammen drei Bücher des Benediktinermönchs Theophilus (Rogerus von Helmarshausen), in denen das künstlerisch-technische Universalwissen seiner Zeit überliefert ist (Schedula diversarum artium). Im dritten Buch dieser Sammlung werden die Goldschmiedekunst und die Metallbearbeitung behandelt. Flandern und das Rhein-Maas Gebiet waren bedeutende Goldschmiedezentren des 12. Jahrhundert (s. Nikolaus von Verdun).

Goldschmied ist die Berufsbezeichnung für einen Handwerker, der Schmuck und Gegenstände aus Edelmetallen herstellt. Der zulassungsfreie, aber sehr umfang- und kenntnisreiche Beruf erfordert handwerkliches Geschick und künstlerische Fähigkeiten. Den Edelschmieden oblag das Einfassen von Edelsteinen, das Emaillieren, Gravieren, Ziselieren und Feuervergolden.

Ursprünglich waren Goldschmiedearbeiten in den Klöstern angesiedelt, bis in der Mitte des 12. Jahrhunderts der Übergang auf höfische Werkstätten und Handwerker in den Städten einsetzte. Bei Goldschmieden findet früher wie auch noch heute oft die gesamte Materialbearbeitung im eigenen Hause statt. So werden die Metalle oft selbst legiert, geschmolzen, gegossen, gewalzt und zu Blechen oder Drähten verarbeitet. Die Werkstoffe werden darüber hinaus geschmiedet, und gefügt (Hartlöten, Schweißen, Nieten, usw.)

In der Regel werden Edelmetall-Legierungen (Gold, Platin, Silber, Palladium) verarbeitet und für die weitere Ausgestaltung eine Menge von zusätzlichen Materialien verwendet, wie Edelsteine, Perlen, Elfenbein, Emaille und Gummi (Kautschuk). Des Weiteren kommen auch Edelstahl und selten Eisen, Buntmetalle sowie Holz und auch Kunststoff zum Einsatz.

In unserer Zeit ist dieser Beruf immer noch je nach Fertigungsschwerpunkt stark von handwerklicher Arbeit geprägt und weniger industriell strukturiert. Ausgeprägte motorische Hand-und Augenfähig-und Fertigkeiten sowie Geduld und Fantasie sind Grundvoraussetzung für diesen Beruf.

Meist wird die Arbeit im Sitzen am Werkbrett ausgeführt. Aber auch ein gewisses Maß an körperlicher Fitness ist nötig, um die erforderlichen Arbeiten, die mit einem hohen Kraftaufwand im Stehen erledigt werden müssen, durchführen zu können, wie z.B. das Schmieden, Walzen oder Ziehen. Die vielfach noch mit einem Mundlötrohr ausgeführten Lötarbeiten setzen außerdem eine gute Lungenfunktion voraus.

Auch die Nachbehandlung der Erzeugnisse, wie das Schleifen, Feinschleifen und Polieren, sowie das vielfach erforderliche Galvanisieren mit verschiedenfarbigen Goldüberzügen oder anderen Edelmetallen (Silber, Platin, Rhodium, Palladium), sowie die dazugehörigen galvanischen Vorbehandlungstechniken sind alltägliche Arbeiten des Goldschmieds.

Im Mittelalter war die Herstellung kirchlicher Gerätschaften die Aufgabe der Gold-und Silberschmiede. Von der kleinen Hostiendose bis hin zu ganzen Altären wurde die metallische Kirchenausstattung fast ausschließlich von den Goldschmieden geschaffen!

Auf 2 Lehrjahre folgten 6 Gesellenjahre. Fertige Arbeiten wurden von den städtischen Schaubeamten (Wardein) und dem Zunftmeister geprüft. Bei ordnungsgemäßem Feingehalt erfolgte die Kennzeichnung mit den entsprechenden Punzen, ab dem 16. Jahrhundert auch mit der Meistermarke. Eine Stempelpflicht besteht im Deutschen Reich erst seit 1884.

Mir war bei Wahl meiner Tochter natürlich wichtig, dass es reines GOLD oder reines SILBER - Ohrringe sind. Schon wegen der Allergiegefahr! Heute trägt meine Tochter ihre Ohrringe stolz und im täglichen Wechsel, da natürlich Omas und Tanten und Freunde sehr gerne Schmuck schenken!

© Strahlestädtle




Die klassischen Werkzeuge des Goldschmieds:

  • Säge
  • Feile
  • Nadelfeile
  • Diverse Hämmer
  • Zange
  • Schmirgellatte, Schmirgelklotz
  • Brenner
  • Ofen
  • Schraubstock








Der Goldschmied aus Jost Ammans Ständebuch, 1568






Kappa am Ufer


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