Ausgabe 165 | Seite 2 22. August 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Persönlichkeiten des Mittelalters

Ezzo von Lothringen

"Pfalzgraf" klingt so untergeordnet - weniger als Herzog auf jeden Fall.. aber der Pfalzgraf steht in besonders vertrauter Stellung zum König. Er hat die königliche Residenz zu verwalten, den Herrscher zu vertreten und führt sogar den Vorsitz am königlichen oder kaiserlichen Hofgericht. "Die" königliche Residenz freilich gibt es im Mittelalter noch gar nicht - der Herrscher zieht ständig durch das Reich und residiert in eigenen Pfalzen oder wird von hochrangigen Adeligen in ihren Besitztümern zum Teil für Wochen aufgenommen und versorgt. Im vom Frankenreich ausgehenden, langsam sich bildenden deutschen Reich gibt es daher vier Pfalzgrafen: Pfalzgraf von Sachsen, Pfalzgraf von Schwaben, Pfalzgraf von Bayern - und den Pfalzgrafen bei Rhein. Sie stehen innerhalb der Stammesherzogtümer als Wahrer königlicher Rechte an zweiter Stelle nach dem Herzog.

Die lothringischen Pfalzgrafen haben sich um die bedeutendste Pfalz zu kümmern: die in Aachen. Daneben gibt es natürlich noch andere: Burg Trifels, Speyer, Worms... "Nur" ein Graf - aber Ezzo verfügt über eine Vielzahl von Grafschaften an Mittelrhein und unterer Mosel, von Mainz bis zum Rheingau, und als Stellvertreter des Königs kann man sein Ansehen und seinen Einfluß gar nicht überschätzen. Ezzo wirbt um Mathilde, die dritte Tochter Kaiser Ottos II. Zu dieser Zeit ist sie bereits mehrere Jahre im Kloster Essen und wird für zukünftige Aufgaben als Äbtissin ausgebildet. Doch Theophanu, die Regentin für den noch minderjährigen Otto III., gibt ihr Einverständnis zu dieser Verbindung.

Wohl noch im Todesjahr der Kaiserin heiratet der Pfalzgraf in die Erste Familie des Reiches ein. Als Morgengabe erhält Mathilde von ihrem Bruder die Grundherrschaft Salz-Neustadt, Coburg-Saalfeld, Orlagau und weitere thüringische Ländereien.

Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, drei Söhne und sieben Töchter, denen die Eltern glänzende Positionen verschaffen.

Vergeblich versucht Erzbischof Heribert von Köln, Ezzo die Reichinsignien zu zuspielen. Der Kaiser selbst hat sie ihm zu diesem Zweck übergeben. Da Otto III. kinderlos geblieben ist, galten diese als Designation für die Nachfolge. Doch das gelingt nicht. Die Heilige Lanze, wichtigstes Teil der Krönungsinsignien, wird von Heinrich von Bayern, dem späteren Kaiser Heinrich II., gewaltsam zurückgefordert. Auch er fühlt sich als Erbe - schließlich ist Heinrich der Vogler nicht nur der Vater Ottos I., sondern auch der seines Großvaters. Eine eindeutige rechtliche Regelung der Erbfolge auf dem Thron gibt es zu dieser Zeit noch nicht... Anschließend beginnt der zum König gekürte Heinrich, dem Grafenpaar das kaiserliche Erbe weiter zu beschneiden. Mathilde ist als einzige Schwester Ottos III. im weltlichen Stande - Adelheid und Sophia sind Reichsäbtissinnen - und daher Alleinerbin. Die Auseinandersetzungen um Land und damit Macht und Einkommen ziehen sich über zehn Jahren hin.

Im Westen des Reiches bildet sich eine mächtige Opposition. Ausgerechnet die Brüder von Heinrichs II. Frau Kunigunde, Heinrich von Luxemburg und Bischof Dietrich von Metz, stellen sich gegen den König. Das machtbewußte Vorgehen Heinrichs treibt Ezzo geradezu in diese Opposition hinein. Nachdem sich Ezzo im Jahre 1010 erneut vom König ungerecht behandelt sieht, kommt es bei Odernheim zu einem blutigen Gefecht. Herzog Dietrich von Ober-Lothringen als Vertreter des Königs wird vernichtend geschlagen. Er gerät in Gefangenschaft und wird auf einer von Ezzos Burgen, der Festung Tomburg, inhaftiert.

Jetzt stellt Heinrich seine Politik völlig um und söhnt sich mit Ezzo aus. Er bestätigt ihm (und Mathilde) die Grundherrschaft Saalfeld und überträgt ihm damit die Verantwortung für Frieden und Sicherheit an der oberen Saale. Das Gebiet muß durch Rodung und Kolonisation erst erschlossen werden. Straßen durch den Thüringer Wald nach Franken müssen gesichert werden. Vor allem aber muß die Reichsgrenze nach Osten - gegen Böhmen, Ungarn und Polen - gesichert werden. So bindet der König den nach ihm mächtigsten Reichsfürsten in seine Politik mit ein.

Bereits im "Akt von Gnesen" (im Jahre 1000 n. Chr.) hatten Otto III. und der polnische Herzog Boleslaw I. Chrobry eine Verlobung vereinbart, um die Machtverhältnisse an der Ostgrenze des sich entwickelnden deutschen Reiches freundschaftlich zu klären. Der Sohn Boleslaws - Mieszko - sollte Richeza, die älteste Tochter der Kaiserschwester Mathilde und Ezzos, heiraten. Auf diese Verbindung scheint Heinrich II. zunächst herzlich wenig Wert gelegt zu haben. Es gab Krieg mit dem Polenfürsten. Bis 1013 dauern die militärischen Auseinandersetzungen, die im Frieden von Merseburg dann im Sinne von Boleslaw beendet werden: er erhält Lausitz und Milzener Land als Reichslehen und sein Sohn wird mit Richeza verheiratet.

Ezzo erreichte das unglaubliche Alter von achtzig Jahren. Bis zu seinem Tode im Mai 1034 in Saalfeld behielt er seine herzogsgleiche Stellung. Sein dritter Sohn Otto trat in sein Erbe ein. Ezzo wurde im Kloster Brauweiler (in der Nähe von Köln) neben seiner Gattin bestattet.

© Amhara zu Agorá


Aus dem Archiv

Die Schafschur

Was hatte Kortini in den letzten Tagen viel gearbeitet. Es waren einige wichtige Auftragsarbeiten fertigzustellen und gleichzeitig mussten die Bauern die Ernte einbringen.

Da wurde jede Hand gebraucht und Graf Kortini war sich für keine Arbeit zu schade. So hatte er tagelang Schafe geschoren und nun taten ihm alle Knochen weh.

Er setzte sich; nun wo die Karren mit der Wolle auf dem Weg zum Kunden waren, in seinen Schaukelstuhl. Er liess sich die Sonne ins Gesicht scheinen und schlief recht schnell ein.

Kortini sah ein paar nackte Schafe über eine Blumenwiese laufen und musste lächeln. Zu lustig war dieses Bild. Die Schafe liefen zu einem Bach, an dessen Ufern die schönsten Blumen blühten. Kortini sah die Blüten und wunderte sich. Irgend etwas war eigenartig.

Ein Stückchen folgte Kortini den Schafen entlang des Bachlaufs, bis er zu einem schattigen Plätzchen kam. Dort sassen drei alte Damen und strickten. Kortini musste mehrmals hinschauen. Tatsächlich, sie strickten Blumen aus bunter Wolle. Jetzt wusste er auch, was ihm vorhin an den Blüten komisch vorgekommen war.

Eine der Damen strickte keine Blumen. Kortini sah, dass sie an einem langen blauen Schal arbeitete. Einen Schal? Nein, jetzt erkannte er es. Sie strickte den Bach. So etwas hatte Kortini noch nie gesehen. Die ganze Welt schien aus Wolle zu bestehen. Die weissen Wölkchen am blauen Himmel, der Bach, die Blumen und sogar die Hügel hinter der Wiese sahen eigenartig flauschig aus.

Kortini ging weiter am Bach entlang und erreichte einen Marktplatz. Dort sah er auch die nackten Schafe wieder, die sich gerade wollene Socken und Umhänge kauften.

Von einem vorbeifahrenden Fuhrwerk aufgeschreckt, öffnete Kortini die Augen. Er blickte sich verwirrt um und bemerkte, dass alles nur ein Traum war.

„Ich bin wohl doch zu alt, so viel zu arbeiten,“ brummelte er und schlief wieder ein.

© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich


Blindhuhn Eintopf

Zutaten (für 6 Personen):

  • 300 g Speck oder Schinken - fett oder mager
  • 300 g weisse Bohnen
  • 300 g gruene Brechbohnen- in 1cm Stuecke geschnitten
  • 300 g Karotten - gewuerfelt
  • 500 g Kartoffeln - geschaelt und gewuerfelt
  • 250 g Aepfel - geschaelt und gewuerfelt
  • 2 Birnen - geschaelt und gewuerfelt
  • 1 dicke Zwiebel - gewuerfelt
  • Petersilie - gehackt
  • Salz, Pfeffer
  • Bohnenkraut - optional
  • Essig - optional

Arten

Blindhuhn nach rheinischer Art
Blindhuhn nach westfaelischer Art
Blindhuhn nach muensterlaender Art

Es besteht kein grosser Unterschied, lediglich im Speck oder Schinken.

Muensterlaender nimmt gekochten Schinken oder Schinkenspeck.
Rheinischer nimmt mageren Speck.
Westfaelischer nimmt geraeucherten durchwachsenen Speck.

Zubereitung:

Weisse Bohnen werden am Abend eingeweicht und am folgenden Tag im Einweichwasser mit dem jeweiligen Speck oder Schinken gekocht. Zwiebel werden gewuerfelt, in Oel angeschwitzt und zugegeben.

Wenn der Speck oder Schinken fast gar ist, kommen die gewuerfelten Karotten und geschnittene gruene Bohnen hinzu.

Zehn Minuten spaeter fuegt man dann die gewuerfelten Kartoffeln, Apfel- und Birnenwuerfel hinzu, gegebenenfalls auch Bohnenkraut. Dann mit Salz und Pfeffer wuerzen.

Der Speck oder der Schinken werden, wenn gar, herausgenommen, gewuerfelt und dann in den Eintopf zurueckgegeben. Beim Anrichten mit reichlich gehackter Petersilie bestreuen.

Guten Appetit!

© Tallen




22. August 1554

In Mexico-Stadt stirbt Francisco Vásquez de Coronado.

1510 in Salamanca in eine Adelsfamilie geboren, aber ohne Aussicht auf einn Erbteil hielt ihn nichts in der alten Welt. Da nutzte er die Gunst der Gelegenheit und folgte im Jahre 1535 seinem Freund Antonio de Mendoza in die Neue.

Jener Freund war der Vizekoenig von Neuspanien und machte Francisco auch bald zum Gouverneuer von Neu-Galicien und sandte ihn aus, um die Goldstaedte von Cibola zu suchen. Einer Legende nach gab es 7 solcher Staedte aus reinem Gold erbaut – Cibola wurde zum Synonym dafuer und Francisco de Coronado sollte sie finden.

Er ruestete eine Expedition aus und brach 1540 in Richtung des heutigen Kalifornien auf.

Cibola wurde genausowenig gefunden wie Eldorado oder irgendeine andere der sagenhaften Goldquellen....

Obwohl man seine Expedition als Misserfolg wertete, nahm er fast jeden Quadtratmeter, den er bereist hatte, fuer Spanien in Besitz – das umfasste nicht weniger als fast den gesamten Suedwesten der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika. Seine Expedition entdeckte die Muendung des Colorado-River, den Grand Canyon sowie das Tal des Rio Grande.

Ausserdem, wenn auch eher ungewollt, wurde diese Expedition zum Mitbegruender der einst riesigen Herden wilder Mustangs, die das Leben der Praerieindianer so dramatisch veraendern sollten – ein Teil der Pferde aus Coronados Tross floh und konnte nicht mehr eingefangen werden....

Die Suche nach Cibola endete und Coronado traf mit einem Teil seiner Leute (andere kamen etwas spaeter) im Fruehjahr 1542 wieder in Mexico-Stadt ein.

Bis 1544 blieb er Gouverneur von Neu-Galicien.

Zehn Jahre spaeter, am 22. August 1554 starb er in Mexico-Stadt.

© Askanum




Coronados Weg nach Norden Illustration nach einem Historiengemälde von Frederic Remington, entstanden 1898, zerstört 1908






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