Ausgabe 163 | Seite 2 8. August 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Capitulare de villis vel curtis imperii

Königliche Verordnung über die Landgüter und/oder Höfe des Reiches

Bei dieser Überschrift werden die meisten meiner Leser denken: Oh Schreck, jetzt sind wir an eines der Fabelwesen von Haxxenhannes geraten oder in eine Lateinstunde geraten. Für manche mag es auf das Gleiche hinauskommen, wenn sie an ihren Lateinlehrer denken.

Wir müssen uns daran gewöhnen: die "Weltsprache" des Mittelalters war nicht Englisch, sondern Latein. Wir profitieren noch heute davon. Alle naturwissenschaftlichen Fachausdrücke, ob in der Medizin oder Biologie, sind lateinische Wörter. Spätestens, wenn ihr den Beipackzettel von Eurem letzten Medikament, das ihr in der Apotheke geholt habt, lesen wollt, werdet ihr merken: mit Englisch kommt ihr nicht weit.

Nein, wir bleiben bei Karl dem Großen. Wie ich bei meinem letzten Artikel geschrieben habe, hat er eine gewaltige Umwälzung in der Wirtschaft – speziell in der Agrarwirtschaft - ausgelöst. Niedergelegt wurde alles in der oben genannten Schrift.

"Capitulare de villis vel curtis imperii" ist eine Landgüterverordnung, die Karl der Große als detaillierte Vorschrift über die Verwaltung der Krongüter erließ.

Verfasst wurde die Domänenverordnung im Auftrag des Kaisers von Abt Ansegis von St. Wandrille aus dem Orden der Benediktiner, wahrscheinlich im Jahre 812 n. Chr. in Aachen. Dabei griff er auch auf noch vorhandenes Wissen über die römische Landwirtschaft zurück. Die auf den Historiker Karl Gareis zurückgehende Datierung ist allerdings strittig. Einige Historiker schreiben den Text auch Karls Sohn Ludwig dem Frommen zu. Teilweise wird auch vermutet, der Verfasser sei Alkuin.

Detailgenau werden 73 Nutzpflanzen (Heilkräuter eingeschlossen) und 16 verschiedene Obstbäume beschrieben, die in allen kaiserlichen Gütern von den Verwaltern anzupflanzen waren. Auch wird hier auf Schriftlichkeit der Verwaltung und regelmäßige Rechenschaftslegung gedrungen.

Der Erlass über die Krongüter sollte offenbar die Versorgung Karls des Großen und seines großen Hofes sichern. Im Vorfeld hatte es mehrere Nahrungsengpässe gegeben, die durch eine straffe Organisation der Güter vermieden werden sollten. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der genauen Anweisung der Verwaltungsbeamten. Die Ertragssteigerung und Sicherung sollte vor allem durch eine Verbesserung der Organisation und der Einführung einer genauen und regelmäßigen Buchhaltung erreicht werden.

Dreifelderwirtschaft bedeutete, ein Drittel des Ackerlandes ein Jahr brach liegen zu lassen. Die Felder wurden in einem jährlichen Wechsel unterschiedlich bebaut:

Ein Acker wurde mit dem vor dem Winter gesäten Wintergetreide (damals Roggen und Emmer) und ein zweiter mit dem nach dem Winter gesäten Sommergetreide (Hafer, Hirse, Gerste) bestellt. Das dritte Feld blieb in diesem Jahr eine Brache, so dass sich der Boden hier erholen konnte. Es diente jedoch als Viehweide.

In der Regel wurde dann im Herbst gepflügt und ein Wintergetreide ausgesät. Das überdauert den Winter und wird im folgenden Spätsommer geerntet. Anschließend wurde nach nochmaligem Pflügen und regelmäßiger Bodenbearbeitung zur Unkrautbekämpfung bis zum Frühjahr ein Sommergetreide ausgesät, das wiederum im Spätsommer geerntet wird. Bis zum nächsten Herbst wurde die Fläche sich selbst überlassen und begrünte sich von alleine oder es wurde Klee ausgesät. Es gab jedoch auch die „Schwarzbrache“, also ohne Aussaat. Das hieß Pflügen und Eggen, um die Fläche auf lange Sicht weitgehend unkrautfrei zu bekommen, was wiederum die Getreideerträge positiv beeinflusst. Jedoch können über den Winter einige Nährstoffe ausgewaschen werden (v. a. Stickstoff).

Die Dreifelderwirtschaft und ein schwerer Eisenpflug, der durch Pferde statt durch Ochsen gezogen wurde, verbesserten die Erträge. Durch diese mittelalterlichen Neuerungen wurde in Europa die Grundlage für ein starkes Bevölkerungswachstum geschaffen, das erst durch die Pestwelle in der Mitte des 14. Jahrhunderts beendet wurde.

In den Capitularien wurde genau festgelegt, was bei der Ankunft des Kaisers und seines Trosses zur Verfügung stehen sollte. Vom Hofgut bei der rheinland-pfälzischen Stadt Andernach weiß man aus historischen Quellen, dass dem Kaiser bei seiner Ankunft fünf Fässer Wein, 50 Kühe, Pfeffer und Zucker geliefert wurden.

Große Aufmerksamkeit hat das "Capitulare de villis" erlangt, weil darin im Detail auch der Anbau von Obstbäumen, Weinreben und Gemüse beschrieben ist. Im letzten Kapitel sind 89 Pflanzen und Heilkräuter aufgelistet, die die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung innerhalb des Frankenreichs verbessern sollten. Nach dem Untergang des Römischen Reiches im fünften Jahrhundert war ein Großteil der medizinischen Versorgung zusammengebrochen.

Neben der Dreifelderwirtschaft wird auch der Weinbau, die Herstellung von Malz, der Anbau von Flachs, Hanf, Hirse und Frühkohl beschrieben. Weitere Kapitel befassen sich mit der Zucht von Pferden, Rindern, Schafen, Schweinen, Ziegen, Bienen oder Fischen. Die Vorschriften gehen ins Detail. So wird zum Beispiel vorgeschrieben, wie lange die Stuten zu den Hengsten geführt werden, dass Wein in Fässern und nicht in Schläuchen aufzubewahren ist, und dass die Trauben wegen der Reinlichkeit nicht mit den Füßen zu entsaften sind. Das steht im Gegensatz zur mediterranen Praxis, wie sie noch in der Neuzeit geübt worden ist.

Den Pflanzenbestand der Klostergärten wählte der Verfasser des "Capitulare de villis vel curtis imperii" als Vorbild für die Krongüter aus, außerdem einige Wildpflanzen, wie Haselnuss oder Wermut. Im 70. Kapitel ist zu lesen:..."Wir wollen, daß sie im Garten alle Pflanzen haben, nämlich weiße Lilien, Rosen, Bockshornklee, Frauenminze, Salbei, Raute, Eberraute, Gurken, Melonen, Flaschenkürbisse, Saubohnen, Kreuzkümmel, Rosmarin, Kümmel, (...) und der Gärtner soll auf seinem Hause haben: Hauswurz." Auch die bereits in der Antike als Gewitterschutz verehrte Dach-Hauswurz kam also vor. Diesen magischen „Donnerbart" sollte der „Gärtner auf sein Dach pflanzen".

Als Baumarten wurden Apfelbäume aufgezählt mit den Apfelsorten Geroldinger oder Gosmaringer, weiterhin Mandel, Pfirsich, Pomeranze (bittere Orange), Esskastanie, Quitte, Walnuß, Maulbeere, Pinie u.a. Den Meisten von uns unbekannt ist wohl der Baum Speierling.

Der Freundeskreis Botanischer Garten Aachen e.V. unterhält den Karlsgarten, in dem man all diese Pflanzen in der Natur betrachten kann. Der Karlsgarten liegt im Westen von Aachen in der Nähe von Gut Melaten. Er wurde erst im Jahre 2000 eingeweiht, ist also nicht historisch. Man weiß auch nicht, ob im Mittelalter tatsächlich ein Garten in dieser oder ähnlicher Ausführung existiert hat.

An Gewürzen und Gemüsen werden viele Dinge genannt, die z.T in Vergessenheit geraten sind, wie die Hunds-Rose, der Pferde-Eppich oder die Kuhbohne oder erst in jüngster Zeit wiederentdeckt wurden und jetzt in Öko-Läden angeboten werden wie die Pastinake. Das ist eine der Kartoffel im Geschmack ähnliche Frucht, die nicht mit ihr verwandt ist.

Zum Schluß bin ich Euch, die ich nur "Küchenlatein" gelernt habe, die Übersetzung schuldig: Anordungen für die kaiserlichen Hofgüter. Das ist meine Übersetzung pi mal Daumen. Ich habe den Titel dieses Werkes nirgends auf Deutsch gesehen.

© Thalassa von Kerygma


Aus dem Archiv

Mittelalterliche Geschichte

Nach einem großen Feste, bat Nasenprinz einen seiner Barden doch eine Geschichte zu erzählen. Die Antwort des Barden ward: "Jawohl, mein Prinz. Dann hört alle zu.

Es begab sich vor nicht allzu langer Zeit, dass ein Weib nach einem Feuer Hof und Haus verloren hatte, nur ein Esel und ein alter Gaul blieben ihr.

Auch um den Reichtum dieser Frau stand es nicht gut, so musste sie die Stadt verlassen und sich eine neue Bleibe suchen. Nach einigen Märschen sah sie am Straßenrand einen alten, heruntergekommenen Schafsstall.

Da überlegte sie nicht lang und richtete dort kurzerhand ihr Quartier ein. Nach ein paar Tagen ward sie schon mit der Umgebung vertraut und wusste auch wo die kleinen blauen Beeren wuchsen, die wir heute Blaubeeren nennen.

Sie fing an den Stall wieder aufzubauen und errichtete einen Zaun drum herum. Bald fing sie an, an der Straße den vorbeifahrenden Händlern ihre Beeren und Wasser aus einer nahe gelegenen Quelle zu verkaufen.

So bekam sie dann ein paar Taler mit denen sie dann ein paar Getreidesamen und einige andere lebenswichtige Sachen kaufen konnte. Aber bald sollten wundersame Sachen passieren..."

© Ristridin


Zucchinibratlinge

Gegen die Zucchinischwemme

Zutaten:

  • 2 mittl. Zucchini
  • 2 mittl. Karotten
  • 1 mittl. Kartoffel
  • 1 Zwiebel
  • Knoblauch
    Menge nach Bedarf
  • 2 Eier (evtl. 3)
  • 3 - 4 Esslöffel Paniermehl
  • Salz, Pfeffer
  • Thymian
  • Öl zum Braten

Zubereitung:

Zucchini, Karotten und Kartoffeln grob raspeln. Die Zwiebel in feine Würfel schneiden, den Knoblauch hacken oder durch die Presse drücken. Mit Eiern, Pfeffer, Salz, Thymian und dem Paniermehl gut vermischen. Sollte die Masse zu fest sein, noch ein Ei dazugeben, sollte sie zu weich bzw. flüssig sein, noch etwas Paniermehl.

Ol in einer Pfanne erhitzen und mit einem Esslöffel die Zucchinimasse in die Pfanne geben. Die Bratlinge sollten flach sein und nicht zu groß, so werden sie schön kross. Dazu schmeckt Kräuterquark oder Joghurt.

Guten Appetit!

© Mengaard




08. August 1588

Im Aermelkanal wechselt die Herrschaft ueber die Meere von Spanien zu England.

Die spanische, als Armada bekannte, Kriegsflotte sollte in den Niederlanden ein dort wartendes Heer aufnehmen und die folgende Invasion Englands unterstuetzen.

Die schwaechere englische Flotte unter dem Oberkommando von Admiral Howard griff die spanischen Schiffe kontinuierlich an und vermied dabei allerdings tunlichst, jenen zu nahe zu kommen. Diese Taktik scheiterte aber an der Diszipin der Armada-Kapitaene, die ihre Formation nicht verliessen, worauf die Englaender gehofft hatten.

Das aenderte sich, als die Spanier in Calais ankerten. Brander genannte, von Howards Flotte losgeschickte brennende Schiffe trieben die Gegner aus dem Hafen und auseinander. Jetzt, ohne die Staerke der Formation nutzen zu koennen, konnten die Englaender die Schiffe einzeln angreifen und in der Seeschlacht von Gravelines vernichten.

Obwohl die Schlacht eher Unentschieden ausging und die Spanier bei der anschliessenden Umsegelung Schottlands in einem Sturm wesentlich mehr Schiffe als in der Schlacht verloren, gilt dieser Tag als das Ende der spanischen Herrschaft ueber das Meer, da die Gegenseite die bessere Strategie und nicht zuletzt wendigere Schiffe besass.

© Askanum




Niederlage der spanischen Armada, 8. August 1588 von Philippe-Jacques de Loutherbourg (1796)






Krankheiten im Mittelalter

Syphilis (Franzosenkrankheit)
Die ersten Symptome der Syphilis sind Geschwüre an Schleimhäuten und Lymphknoten. Wenn die Krankheit weiter fortgeschritten ist, werden die Haut, die inneren Organe und das zentrale Nervensystem befallen. Wenn die Geschwüre oberflächlich sind, sieht man oft offene, rote oder geschwollene Veränderungen an der erkrankten Stelle.

Die Syphilis trat erst gegen Ende des Mittelalters auf. Nach der "Kolumbus-Theorie" soll der Erreger der Syphilis nach der Entdeckungsreise des Kolumbus in Europa eingeschleppt worden sein. Von Spanien aus verbreitete sich die Krankheit nach Frankreich und von dort nach Deutschland. Die Deutschen sahen die Syphilis das erste Mal bei den benachbarten Franzosen. Sie wird daher Franzosenkrankheit genannt.

Anscheinend wütete die Syphilis ärger als Lepra, denn sie war schwer zu erkennen und sehr schwer zu behandeln. Übertragen wurde sie vor allem durch Geschlechtsverkehr. Diese Krankheit vergiftete den ganzen Körper, und auch das Heer Karls VIII. von Frankreich steckte sich im Jahre 1495 an und trug die Syphilis über ganz Europa.

Typhus
Diese Infektionskrankheit wird durch Bakterien übertragen. Das geschieht durch verunreinigtes Trinkwasser oder Lebensmittel. Der an Typhus erkrankte Mensch bekommt Fieber, das ca. über 2 Wochen gleich hoch, bis zu 41° C bleibt. Dazu gesellen sich Kopfschmerzen, Gliederschmerzen. Die Kranken leiden unter Abgeschlagenheit und Frösteln. Der Puls geht langsamer, bis zur Bewusstlosigkeit.

Äußerlich kann man Typhus an kleinen, hellroten Flecken auf der Vorderseite des Körpers, besonders am Bauch, erkennen. Wenn der Typhus fortgeschritten ist, bekommt der Erkrankte fürchterlichen Durchfall, es kann durch den ohnehin schon angeschlagenen Darm zum Darmdurchbruch kommen.

Durch die miserablen hygienischen Zustände im Mittelalter konnte die Krankheit vor allem auch durch Lebensmittel auf Menschen übertragen werden. Auch diese Krankheit verlief oft tödlich; überstand man die Krankheit, war man meist ein Leben lang immun dagegen.

Milzbrand (Anthrax)
Der Milzbrand ist eine Infektionskrankheit, die überwiegend Paarhufer bekommen. Unter bestimmten Umständen kann sich jedoch auch der Mensch anstecken, z.B. durch Einatmen hoher Dosen des Milzbranderregers.

Im Mittelalter wurde der Milzbrand zur frühen „biologischen Kriegsführung“ verwand. Dazu katapultierte man mit Milzbrand verseuchte Tierkadaver über die Mauern der zu belagernden Stadt. Man hoffte, die Seuche würde sich dort ausbreiten und die Menschen darin vernichten.

Milzbrand kann auf verschiedene Weise übertragen werden: über die Haut, die Luft oder über Lebensmittel. Man kann 3 verschiedene Milzbrandarten unterscheiden, den Hautmilzbrand, Lungenmilzbrand oder Darmmilzbrand.

Der Hautmilzbrand war der harmloseste dieser 3 Arten, an ihm starben nur ca. 15 % der Erkrankten. Die Wahrscheinlichkeit, an Lungenmilzbrand oder Darmmilzbrand zu sterben, war hingegen sehr hoch. Die Milzbranderreger können im Boden und vor Sonne geschützt über Jahrzehnte hinweg lebensfähig bleiben.

© haidt


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