Ausgabe 161 | Seite 2 25. Juli 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Sprechende Steine

Das, was uns selbstverständlich ist, die Fähigkeit des Lesens und Schreibens, war für den Menschen des Mittelalters bis zu Zeit der Reformation das Vorrecht einer kleinen Minderheit. Selbst der Adel und die Könige hatten ihre Schreiber und Vorleser.

Symbole an den Wänden waren wie Bilderbücher. Hier konnte man erfahren, um was es in der Bibel eigentlich ging. Welche gewaltige Umwälzung, ja Revolution zur Zeitenwende, war die Übersetzung der Bibel durch Martin Luther im Zusammenwirken des Drucks des ersten Buches, der Bibel, durch Johannes Gutenberg. Es lernten immer mehr Kinder auch in den Dörfern Lesen und Schreiben. Jetzt hatten die Menschen einen direkten Zugang zum Wort Gottes und brauchten keine Mittler in Gestalt von Priestern mehr. Niemand konnte mehr dem anderen ein X für ein U vormachen.

Gehen wir weiter durch den Buchstaben B...

Brot
Das wichtigste Grundnahrungsmittel aller euro-asiatischen Kulturvölker bestand aus Getreide (Weizen, Gerste oder Roggen). Es wurde zu Mehl vermahlen und zu Brot verbacken. Brot ist als Synonym für Nahrung schlechthin.

Wenn es im Vaterunser heißt „und gib uns unser täglich Brot“, dann ist damit etwas Allgemeines gemeint. Martin Luther erklärt es so:
„ Das täglich Brot ist alles, was des Leibes Nahrung und Notdurf gehört,
Essen, Trinken,
Kleider, Schuh,
Haus, Hof,
Acker, Vieh,
Geld, Gut,
fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde,
fromme und treue Oberherrn,
gut Regiement,
gut Wetter,
Friede, Gesundheit,
Zucht und Ehre,
gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen“

Im alten Israel wurde das dünne Fladenbrot (heute noch gebräuchlich, genannt Matze) nicht geschnitten, sondern gebrochen. So war Brotbrechen eine profane Handlung, gleichbedeutend mit Brot essen. Die Jünger, die Jesus in Emmaus begegneten, erkannten ihn anhand der Art wie er das Brot brach (LK- 24, 13 – 35). Das Wort „Brotbrechen“ in seiner sakralen Bedeutung als Synonym für das Abendmahl/Eucharistie kam erst später auf.

Die Wandmalereien der frühchristlichen Kunst des 2./3. Jh. stellten zunächst die Geschichte der wunderbaren Brotvermehrung dar. Die berühmtesten Darstellungen sind in der Katakombe der Santa Priscilla in Rom. Die Szene aus Markus 6, 35 – 44 ist zu erkennen. Hier sind fünf Brote und Fische, die ein kleiner Junge Jesus bringt, zu sehen. Nach dem Segen, den Jesus über sie spricht, fordert er die Menschen auf das Wenige zu teilen. Jesus soll nach dieser Darstellung mit einem Stab ein Kreuztzeichen darüber gesetzt haben. 5000 Menschen wurden von dem Geteilten satt geworden sein und voll 12 Körbe sollen übrig geblieben sein. Im Mittelalter zeichneten die Bäcker daher ein Kreuz auf den Brotleib.

Ab dem 5. Jh. finden sich Miniaturen als Illustrationen zu den Texten der Evangeliare. Im Frühmittelalter ist das Motiv des Brotes vielfach auf Mosaiken ins Besondere in Ravenna zu finden. Sie stammen aus dem 6. Jh.

Jesu sagt von sich selbst in Joh. 6,35: „Ich bin das Brot des Lebens.“ In liturgischen Texten, die schon Mystikern des Mittelalter gebraucht wurden, wird er Lebenmittel zum Leben genannt. Man verglich den Leidensweg Christi mit dem Vorgang des Korns zum Brot: Mähnen, Dreschen, Mahlen und Backen.

Andere Brotdarstellungen finden wir im Kloster Arthos, auf einem Altar in St. Wolfgang in Österreich, auf einem Gemälde von Lukas Cranach auf Schloss Gripsholm in Schweden, in der Krypta der Kathedrale von Chermond-Ferrand oder im Hospital de la Caridad in Sevilla.

Brunnen
Die Bibel gebraucht dasselbe Wort sowohl für Quelle als auch für eine von Menschen umfaßte Wasserstelle. Das hebräische Wort für Brunnen ist identisch mit dem Wort für das Auge. So ist es nicht verwunderlich, daß im 1. Buch Mose 16, 14 vom Brunnen des Schauens gesprochen wird. Hagar begegnet an einem Brunnen dem Engel Gottes, als sie vor Sarah flieht. Der Brunnen bedeutet Segen, Heil oder Reinigung. Die Wassersymbolik hat im Orient, so wie in einem Wüstenland wie Israel/Palestina einen hohen Stellenwert.

Hier lassen sich die späteren Bilder wie Quelle des Lebens, Quelle des Heils, Quelle der Weisheit und der Lehre, Quelle der Jugend (Jungbrunnen) erklären. Die Brunnen innerhalb einer Kirchenanlange oder eines Klosters wurden auch als Taufbecken genutzt. In der Bretagne war es nach keltischer Tradition üblich alle Quellen und Brunnen einer Gottheit zu weihen, in christlicher Zeit waren es dann die heilige Anna oder die heilige Maia zu weihen. Brunnen wurden oft mit phiali, das sind tempelartigen Bauten versehen - eine Replik an heidnische Vorstellungen.

Die beliebteste und und bekannteste Darstellung ist jedoch die Geschichte aus dem Neuen Testaments die Begegnung Jesu mit der samatritanischen Frau am Jakobsbrunnen (Joh.4). Erwähnenswert sind hier: ein Fresco aus dem 11.Jh. S. Apollinare, Ravenna; ein Osterleuchter des Bischof Bernhard ebenfalls aus dem 11. Jh im Dom zu Hildesheim, Mosaiken aus dem 12. Jh. in S. Marco, Venedig und auf Sizilien in Montreale, ein Brunnen von Hans Grieg in Freiberg in der Schweiz aus dem 16. Jh. sowie ein Gemälde von Jan Joest in St, Nikolaus in Kalkar am Niederrhein.

Buch
Die Antike kannte kein Buch wie wir es heute kennen. Doch gibt der der deutsche Text das griechische Wort ß?ß???? oder biblia nur ungenau wider. Es meint eine Schriftrolle. Wahrscheinlich konnten sich die wenigsten Menschen des 15./16. Jh so ein für ihre Zeit altertümliches Ding nicht mehr vorstellen. In Zeit vor der Buchbindekunst wurden Blätter, vornehmlich der Buche, daher auch der Name des Baumes, zusammen Schicht um Schicht verleimt.

Es enstanden auf ihnen die sogenannten codices der kaiserliche Gesetzestexte geschrieben wurden, Sie spielten eine gewichtige Rolle in der profanen Hofzeremonie. Dieses Bild stand dem Verfasser der Texte der Offenbarung des Johannes wahrscheinlich vor Augen. Jesus wird als Pantokrator beschrieben, der das Buch des Lebens in der Hand hält. Nur Er, das Lamm, das geopfert ward, ist würdig die sieben Siegel des Buches zu brechen.

Diese sieben Siegel werden als die sieben „Ich bin“-Worte Jesu dargestellt. Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben, das Licht, das Brot, der gute Hirte, und die Auferstehung. Diese Szenerie wird auf dem Teppich von Angers dargestellt. Holzschnitte von Albrecht Dürer und eine Fensterbild von Jean Duval in St. Michel-sur-Orge tragen dieses Motiv wie auch ein Fresco im Kloster Dionysiou auf dem Berg Athos in Griechenland.

Man begegnet dem Buch als Zeichen der Evangelisten. Es ist Attribut verschiedener Heiliger, so des Bonifatius, dem „Apostel der Germanen“, der schützend eine Bibel seinen Mördern entgegenstreckte. Im Bischöflichen Museum Fulda wird ein von Schwerthieben zerfetztes Buch gezeigt. Die heilige Elisabeth von Thüringen/Ungarn wird mit einem Buch auf dem drei Kinder liegen dargestellt. Die Personifikation der Astronomie, eine der sieben freien Künste, und der Glaube als Personifikation der theologischen Tugenden werden ebenfalls mit einem Buch dargestellt.

© Thalassa von Kerygma


Aus dem Archiv

Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins

Wo ist nur Adelgunde, wenn ich sie brauche? Habe ich dummerweise ihr doch einige Tage Urlaub gegeben, dass sie zur Beerdigung ihres Onkels fahren kann, und nun fehlt sie an allen Ecken und Enden.

Natürlich habe ich meine verarmte Verwandte beauftragt, solange Adelgundes Arbeiten zu übernehmen. Nichts schafft diese alte Vettel. Statt dessen redet sie mir ein, ich solle meinen Kleidungsstil mäßigen, mir einen Mann suchen und demütig das Haupt senken, wenn ich durch die Stadt gehe. Wie es einer Frau geziemt. Was für ein Unsinn!

Ich werde meinen Kopf nicht senken, kommt gar nicht in Frage. Und einen Mann suche ich mir auch nicht, solange der Kerl Gefahr für meine vollen Geldtruhen sein könnte. Soll es mir gehen wie all den anderen Frauen, die plötzlich niemand mehr in der Welt sind, wenn sie heiraten?

Ich habe diese entfernte Base von mir in ihre Schranken verwiesen. Sie darf auch nicht mehr weiter die Waisenkinder betreuen, das muss Adelgunde wieder übernehmen. Irgendwas muss ich mir einfallen lassen, dass alles wieder so wird wie früher. Dieses böse alte Weib aber schuftet derweil in der Küche, bis sie wieder weiß, wo ihr Platz in dieser Welt ist.

Eure Ellisa von Mayenfells


Blätterteig-Spinat-Kuchen

Zutaten für 1 Blech:

Blätterteig-Spinat-Kuchen

  • 1 Rolle Blätterteig
  • 250g pürierten Spinat
  • 2 Becher Schmand
  • 250g geriebenen Käse
  • 2 Eier

Zubereitung:

Die Blätterteigrolle wird mit dem Backpapier auf dem Backblech ausgerollt und in Form gebracht, dass ein guter Rand entsteht. Darauf wird der Spinat gleichmäßig verteilt, sodass der Rand jedoch frei bleibt und gut aufgehen kann.

In einer Schüssel werden der Schmand, der Käse und die Eier gut vermischt und mit Salz, Pfeffer und Kräutern nach Belieben gewürzt.

Die Käsemischung wird vorsichtig und gleichmäßig über dem Spinat verteilt. Im vorgeheizten Backofen bei 180° mit Umluft braucht der Kuchen ca. 25 min. bis er goldbraun gebacken ist.

Dazu schmeckt gut ein trockener Weißwein!

Alternative:
Eine sehr lecker Alternative ist es noch, wenn man auf den Spinat unter die Käsemischung geräucherten Lachs verteilt!

© Strahli




25. Juli 1139

Nachdem er in der Schlacht bei Ourique als Sieger hervorging, ernannte sich Alfons, Herr der Grafschaft Portucalia zum Koenig Alfons I. von Portugal.

Damit sagte er sich offiziell vom Koenigshaus von Leon und Kastilien los, dessen Lehen Portugal bis zu diesem Tage war.

Waehrend der Reconquista, das heisst die Vertreibung der Mauren und Rueckeroberung des Landes durch christliche Herren, erzielte er auch weiterhin grosse Erfolge. Den endgueltigen Rueckzug der Besatzer aus seinem Reich erlebte Alfons allerdings nicht mehr; er starb 1185. Dies war erst seinem Urenkel, Alfons III. 1250 vergoennt.

Nichts desto Trotz ist Alfons I. mit seiner Selbsternennung zum Koenig der Begruender des unabhaengigen Portugal.

© Askanum




König Alfons I., der Eroberer, von Portugal






Krankheiten im Mittelalter

Viele Tote zu beklagen hatte man 14. Jhd durch die Pest, die in chronologischen Schüben auftrat. Gefördert wurde sie durch die dicht bewohnten Städte, wo sich die hochansteckende Krankheiten schnell ausbreiten konnten. Durch eine wachsende Mobilität konnte man die Krankheit kaum im Zaume halten. Man meinte im Mittelalter auch nicht allein die Beulenpest, die erst im 14. Jhd über Europa hereinbrach, wenn man von Pest sprach.

Jegliche Form von ansteckenden Krankheiten, wie auch Typhus und Milzbrand, nannte man so. Abgesehen von der Pest kosteten Krankheiten wie Malaria, Pocken und Ruhr und die schwer zu diagnostizierende Lungentuberkolose viele Menschen das Leben. Auch die Lepra forderte nicht wenige Opfer, sowie das den Roggen befallende Mutterkorn, welches das sogenannte "Heilige Feuer" auslöste.

Ein riesen Nachteil der damaligen Zeit war die mangelnde Hygiene, dadurch verbreiteten sich die Krankheiten schnell. In den Städten gab es keine Kanalisation, Ratten waren allgegenwärtig. Das Wasser wurde aus Brunnen oder Quellen geschöpft, welche leicht verseucht wurden. Medizinisches Fachwissen fehlte noch sehr, der Umgang mit diesen Krankheiten war geprägt von Aberglaube, Glaube und medizinischer Tradition. Einige Krankheiten und den Umgang der Menschen damit werde ich euch in den nächsten Ausgaben versuchen zu erklären.

Lepra oder Aussatz

Eines der Symptome bei Lepra ist, dass die Nerven absterben, was zur Unempfindlichkeit gegenüber Schmerz führt. Ein verletzter Leprakranker, der sich nicht behandeln lässt, läuft Gefahr, sich über diese Wunde eine lebensgefährliche Infektion einzufangen (z.B. Tetanus). Auch Hitze und Kälte spürt der Erkrankte nicht, sodass er sich leicht verbrennen kann oder bei Kälte unzureichend angezogen ist.

Ein weiteres Symptom ist, dass sich das Blut verdickt. Dadurch verstopfen Venen und Arterien. Wenn man diese Krankheit nicht behandelt, endet sie in jedem Fall tödlich.

Allerdings ist es ein weit verbreiteter Irrglaube, dass durch die Krankheit manche Körperteile einfach abfallen. Natürlich kam es vor, dass ein Leprakranker Körperteile verlor, jedoch nicht durch die Krankheit selbst, sondern durch Infektionen, die nicht behandelt wurden. Das konnte zum Absterben eines Körperteiles führen, und da der Erkrankte das nicht spürte, konnte sie sich immer weiter ausbreiten, bis die Körperteile eben abfaulten.

Im Mittelalter wurden Leprakranke von manchem Kriegsherren wegen ihrer Schmerzunempfindlichkeit benutzt, um sie in die Schlacht zu schicken. Der Gedanke war den Feind einzuschüchtern, einerseits durch die scheinbar gefühlslosen Menschen, und zum zweiten wegen der Angst vor Ansteckung.

Die Ansteckung erfolgte durch die sogenannte "Tröpfcheninfektion".

Die sogenannte arabische Lepra trat zu Zeiten der Kreuzzüge mit einer großen Heftigkeit auf, und wurde für viele eine Warnung, sich mit Arabern oder anderen Orientalern einzulassen.

Die Kirche hatte so nun noch einen weiteren Grund, den Christen zu verbieten, sich von jüdischen oder sarazenischen Ärzten behandeln zu lassen, denn diese trachteten nach Aussage der Bischöfe nur danach, sie zu verderben. Sei es durch sündhafte Ratschläge oder durch Gifte. Es enstanden sogar förmliche Verfolgungen, weil die Juden im Verdacht standen, sich mit den Aussätzigen verschworen zu haben.

Die Aussätzigen selbst wurden schlimm behandelt, als wären sie lebendige Tote. Sie lebten in einem sogenannten Nothaus, das außerhalb der Tore der Stadt lag. Sie durften aus keinem öffentlichen Brunnen trinken und mussten durch lautes Klappern vor sich selbst warnen, wenn sie in menschliche Nähe kamen.

Im 15. Jhd nahm die Zahl Kranken glücklichweise ab, was auch daran lag, dass die hygienschen Umstände wesentlich besser wurden.

In der nächsten Ausgabe wird über das Antoniusfeuer berichtet.

© haidt


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