Ausgabe 160 | Seite 4 18. Juli 2010 AD
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Fabelwesen Teil 6

Die Banshee

"Hicks!
Sláinte!
If God sends you down a stony path, may he give you strong shoes..."
So schaut´s aus.

Nach einer durchzechten Nacht in nem Irish Pub, einer Nacht, bar jeglichen Mondscheins und dunkel wie Guinness, war eines so klar wie Bulmers Irish Cider; die Fabelwesen-Weltreise wird also in Irland ihren Anfang nehmen.

Bewegt waren die Träume dieser Nacht, welche damit endeten, daß ich mit weitausgebreiteten Armen auf einem Kleeblatt liegend seelenruhig auf den Wassern des Lough Mask dahintrieb.

Hart waren die Kämpfe wohl, denn sie hatten, beim erstaunten Erwachen, einen großen Kratzer auf der linken Schulter hinterlassen. Viele Wesen tauchten auf und verschwanden wieder in den blubbernden Tiefen des Traumes. Jedoch kann ich von Glück und mit Sicherheit sagen, daß keine Banshee unter ihnen war.

Die Banshee, vom irisch-Gälischen "bean sidhe", ist im irischen Volksglauben ein weiblicher Geist, dessen Erscheinung den nahenden Tod eines Familienmitglieds ankündigt.

Es gibt, glaubt man den Erzählungen und Beschreibungen von gesichteten oder gehörten Banshees, keine einheitliche Variante dieser Dame. Alle weisen eine gewisse Anzahl von Ähnlich- und Gemeinsamkeiten auf, aber Unterschiede gibt es eben doch. Selbst als Geist ist Frau ganz Frau, getreu dem Motto, nichts ist schlimmer, als wenn zwei Damen am selben Ort das selbe Kostüm tragen.

Gesichert scheint nur zu sein, daß grundsätzlich nur eine Banshee auftritt, pro Familienstammsitz versteht sich. In den meisten Fällen wird sie als totenbleiche, weißgekleidete Frau stark fortgeschrittenen Alters, mit langem weißlichem Haar, deren Augen vom ständigen Weinen glutrot gefärbt sind, beschrieben.

Manch eine gesichtete Banshee soll auch jung und schön sein, was den Augen der Betroffenen vielleicht mehr schmeichelt. Doch wer weiß, ob die Banshee-Azubine alles richtig macht. Nicht, daß sie nicht ordentlich heult und wimmert, besorgt darum, ihr Make-Up könne verwischen. Wer weiß.

"Fakt" scheint aber, daß Banshees weit öfter gehört als gesehen werden.

In welcher Form auch immer, in der Regel setzt sie sich, gemäß verbreitetem Glauben und Berichten, schluchzend (banshee wail) vor das Fenster der betroffenen Familie. Vorzugsweise erscheint sie am Stammsitz jener alteingesessenen irischen Familie, welcher sie sich angeschlossen hat. Schließlich besitzt angeblich jede Familie in Irland ihre eigene Banshee. Sie erscheint selbst dann am Stammsitz der Familie, wenn das zu bedauernde Familienmitglied, welchem ihre Totenklage gilt, NOCH im Ausland lebt. Häufig wird eine Banshee jedoch auch am Rande von Wegen oder am Ufer von Gewässern gesehen oder gehört, was Interpretationsspielraum beläßt.

Die Stimme der Banshee kommt mal einem Klagen, mal einem Kreischen gleich. Manchen Behauptungen zufolge könne sie jeden, der ihre Stimme hört, augenblicklich töten. In anderen Fällen wird sie als sanft und tröstend beschrieben, welche die Seelen am Übergang ins Totenreich willkommen heißt. Gemeinhin ist es aber wohl so, daß die Person, von deren Tod die Banshee kündet, ihre Stimme niemals hört.

Was durchaus die Frage aufwirft, ob überhaupt jemand stirbt, wenn niemand zugegen ist der ihre Klage hört, oder?

Ihr schottisches Pendant, die Bean-nighe (Waschfrau an der Furt) klagt nicht an einem Fenster. Sie wird ausschließlich in der freien Natur beim Waschen von Totenhemden angetroffen. Diese Dame habe Hängebrüste, ein einziges Nasenloch und hervorstehende Zähne, heißt es. Was auf eine Engländerin hindeuten könnte...Verzeihung, konnt ich mir nicht verkneifen!

Wie auch immer.
In vielen Ländern finden sich Verwandte der Banshee. Im ostdeutschen Raum erfüllt die Winselmutter beispielsweise diese Tätigkeit. Im 15.Jahrhundert kam es vermehrt zu Sichtungen der "weißen Frau", welche im 17.Jahrhundert ihre Blüte erreichte. Auch sie wies gewisse Ähnlichkeiten zur Banshee auf. Sie wurde als "Hausgespenst" der Hohenzollern bereits 1486 erwähnt. Im Berliner Stadtschloss wurde erstmals 1628 eine weiße Frau erblickt und letztmals kurz vor der Zerstörung des Schlosses im Jahr 1945.

Aus den irischen Elfenmärchen der Gebrüder Grimm, welche sie 1825 aus Thomas Crofton Crokers "Fairy legends and traditons of the South of Ireland" übersetzten, sind vielleicht die Banshi von Bunworth oder von Mac Carthy geläufig.

USK: 0 von 5 An sich harmlos, birgt sie lediglich für gleich gekleidete Damen eine gewisse Gefahr. Da diese jedoch gemeinhin beim Anblick einer gleich gekleideten Frau am liebsten vor Scham im Erdboden versinken oder sterben würden, ist es wohl eher eine fakultative Gefahr.

In diesem Sinne
Gehabt euch wohl, bis zum nächsten Fabeltag.

© Singularis Porcus


Die Bunworth Banshee, Illustration in Thomas Crofton Crokers Fairy Legends and Traditions of the South of Ireland (1825)


Medikamente (Teil 3)

Jahrhunderte des Halbdunkels

Während der Epoche vom 4. bis zum 13. Jhd., die wir als Mittelalter kennen, machte die westliche Medizin keinerlei Fortschritte. Auf diesem Gebiet gelang es den Römern nicht, über die Barbaren zu triumphieren, diese nicht von ihrem Glauben an magische Heilkräfte der Mistel und einiger anderer Pflanzen abzubringen.

In diesen Jahrhunderten herrschten die Hexen als Meisterinnen der Beschwörung und der Zauberei. Sie besaßen geheimnisvolle Rezepte für Zaubertränke, die Schlaf, Fruchtbarkeit und Liebe zu bringen vermögen; ein solcher Liebestrank vereinte z.B. der Sage nach Tristan und Isolde. In dieser geheimnisvollen Welt voller Feen und Zauberer vermengte sich die Wirklichkeit mit der Legende: Heilpflanzen wie Salbei, Mandragora, Eisenkraut und Spitzwegerich gelangten weniger wegen ihrer tatsächlichen Wirkung zur Anwendung, eher wegen ihrer angeblichen magischen Kraft.

Mit dem zunehmenden Einfluß des Christentums flüchtete die Medizin in die Klöster, wo die grenzenlose Hilfsbereitschaft der Mönche ihr Unwissen wettmachte. Als sehr eifersüchtige Hüter der Tradition pflanzten die Mönche die 16 Heilkräuter an, die als Grundlage jeglicher Therapie galten: Salbei, Kresse, Fenchel, Pfefferminze, Lilie usw. Diese Mönche vollbrachten ein wahres Wunderwerk der Nächstenliebe, da sie als einzige zu Samariterdiensten bereit waren; ihre wissenschaftlichen Beiträge waren aber nicht der Rede wert.

Im Gegensatz zum Stillstand der Medizin im Westen machte die medizinische Entwicklung im Orient weiterhin unaufhaltsam Fortschritte. Der Medizin des Byzantischen Reiches waren wichtige Fortschritte in der Anwendung von Klistieren, dem Gebrauch von Nieswurz und auch in der Gichtbehandlung mit Herbstzeitlose zu verdanken. Die schwarze Nieswurz, eine abführende Heilpflanze, wird heute nicht mehr verwendet, wobei man lange an ihre Heilkraft für Geisteskrankheit glaubte.

Der größte byzantinische Arzt war Alexander von Tralles: Im 6. Jahrhundert schon behandelte er Spul- und Madenwürmer durch Einläufe mit ätherischen Ölen und den Bandwurm mit Granatapfelkernen. Er erkannte ebenfalls schon die ungünstige Nebenwirkung von Opium bei Lungenkrankheiten. Er stellte fest, dass es sehr geschwächte Patienten töten konnte. "Obwohl es hustenstillend und einschläfernd zu wirken scheint, verschlimmert es in Wahrheit die Stauung im Brustkorb in solchem Maße, dass viele Kranke ersticken, als würden sie mit einer Schnur erdrosselt." Heute hüten sich die Ärzte, denen diese Gefahr bekannt ist, bei gewissen Krankheiten vor der Verordnung von Morphium.

Zur Zeit der arabischen Eroberungszüge des Mittelalters machten Medizin und Therapeutik auch in den Zentren der orientalischen Kultur (Isfahan, Samarkand, Bagdad, Damaskus) bemerkenswerte Fortschritte. Avicenna schrieb im Jahr 1000 seinen "Kanon der Medizin". Zum ersten Mal erwähnte er den noch heute vielfach verwendeten Eisenhut und empfahl im Falle von Blutarmut die Behandlung mit Rindermark. Die siegreich vordringenden Araber verbreiteten ihr Wissen in Europa.

Averroes aus Córdoba empfahl bei argem Kräfteverfall die künstliche Ernährung durch in die Speiseröhre (oder den After) eingeführte Sonden, oder durch Einritzung in die Haut. Er entwickelte neue Formen der Medikamente: Elixiere und Sirupe. Wie aus der zu Beginn des 12. Jahrhunderts verfaßten Pharmakopöe des Bischofs von Bagdad ersichtlich ist, wurden erstmals Sublimat, Salz- und Salpetersäure, rotes Quecksilberoxyd sowie Silbernitrat verwendet. All diese Neuerungen leisten unseren Ärzten noch heute gute Dienste.

Das zu Beginn des 13. Jahrhunderts geschriebene Arzneibuch der Kairoer Schule vermittelt uns einen Begriff von der Vielfalt der pflanzlichen Drogen, die zu dieser Zeit im Orient verwendet wurden. Es enthält vierzehnhundert botanische Arten, von denen 300 bis dahin unbekannt gewesen waren. Dank ihrer günstigen Lage genoss die medizinische Schule von Salerno vom 8. - 12. Jahrhundert Weltruf. Als erster Verbindungspunkt zwischen Okzident (westlicher Welt) und Orient ließ sie das medizinische Wissen der Araber und Byzantiner nach Europa gelangen. Ihr war es zu verdanken, dass sich im Westen eine unabhängige, von religiösen und philosphischen Vorurteilen befreite Medizin entwickeln konnte.

So entstand 1220 die Schule von Montpellier. Ohne weitere Fortschritte gemacht zu haben, behielt die Pflanzentherapie ihren hervorragenden Ruf, jedoch spielten nach wie vor Magie, Hellseherei und Astrologie eine wichtige Rolle. Man glaubte unter anderem auch an die Heilkräfte von Edelsteinen, Amuletten und seltsamen Gegenständen: Hirschgeweih, Schneckenfleisch, Vogelmist, Krötenöl usw...

Die beginnende Alchimie suchte mit ihren unverständlichen und geheimnisumwitterten Verfahren nach dem Allheilmittel für sämtliche Leiden - dem Stein der Weisen. Mit ihren seltsam geformten Retorten (Destilliergefäßen) und ihren komplizierten Geräten wurde sie zum Vorläufer der Chemie mit ihren wissenschaftlichen Methoden.

In Frankreich erhielten die Arzneiverkäufer unter König Ludwig IV. dem Heiligen den Titel "Apothecarius". 1350 erließ Karl IV. eine Verordnung, um die Berufsrechte der Apotheker und Ärzte zu schützen. Allerdings kam es häufig zu Streitigkeiten, weil keine der zwei Berufsgruppen darauf verzichten wollte, in das Gebiet der anderen einzugreifen.

© Haidt


Friseur/Barbier/Bader

Die klassischen Werkzeuge des Friseurs:

  • o Rasiermesser
  • o Streichriemen
  • o Kamm
  • o Bürste
  • o Schere

Deutschland zerfließt!!!!!!!! Letzte Woche steht mir eine Freundin gegenüber und fragt mich: "Wie hältst du das bloß aus mit offenen Haaren…. Ich glaub, mein Wärmeempfinden sitzt im Nacken, ich halt das einfach nicht aus mit offenen Haaren." Ich muß ganz ehrlich gestehen, eigentlich renn ich Tag und Nacht mit Zopf oder Knoten rum. Erstens, weil es im Alltag einfach praktischer ist, und zweitens, weil auch ich mit offenen Haaren einfach nur zerfließe bei den Temperaturen. An diesem Samstag wollt ich einfach mal, typisch Frau, eitel meine Haare offen tragen. Oft frag ich mich, warum ich eigentlich lange Haare habe, wo ich sie doch eh nur zusammengebunden trage, aber die paar Mal im Jahr, die ich sie offen hab, genieß ich sie schon. Wobei es bei den aktuellen Hitzewerten wohl am besten wäre, einfach zum Rasierer zu greifen und den Sunblocker Faktor 50 parat zu haben, um eine rote Glatze zu vermeiden *seufz*

Heute kann sich der Friseur ganz allein um die Haare, die Mode und den Verkauf von Haarpflegeprodukten kümmern... er muss nicht nach dem Haare schneiden - wie früher oft - vielleicht dem nächsten Kunden oder Patienten versuchen, einen Zahn zu ziehen. Die früheren Friseure waren Figaro und Bader, Perückenmacher, Barbier und Zahnarzt zugleich. Im Mittelalter erfüllten die Bader und Barbiere in den Badehäusern vielfältige Aufgaben. Neben der Körperpflege behandelten sie Wunden, waren für Aderlass und Schröpfen zuständig oder entfernten kranke Zähne. Neben dem Bader, auch Stübner genannt, arbeitete oft ein Scherer oder Barbier im Badehaus, der für das Haareschneiden und Bartscheren zuständig war. Oftmals war der Barbier auch gleichzeitig Bader. Sie waren die "Ärzte der kleinen Leute", die sich keinen Rat bei den studierten Ärzten leisten konnten. Im 14. Jahrhundert etwa bildeten die Bader/Barbiere die ersten Zünfte. Ihre ältesten Ordnungen sind im 14. Jhdt. datiert (1336 Zürich, um 1350 Lübeck, 1375 Hamburg, 1386 Schwäbisch Gmünd, 1398 Danzig).

Geschichtlicher Ablauf der Kölner Friseur-Gilde/Innung als Beispiel: • 50 nach Chr. mußten die Sklavinnen der Römer sich die Arbeit der Haar- und Schönheitspflege teilen
• bis 1500 entstanden im Lauf der Jahrhunderte die ersten Badestuben und die Bader und Barbiere befassten sich neben dem Herrichten von Bädern und dem Rasieren auch mit der "kleinen Chirurgie", also mit Aderlassen, Wundbehandlung, Zahnziehen sowie der Zubereitung von Salben und Medikamenten. Sie galten als unehrliche (= unehrenhafte Handwerker)
• 1548 wurden die Barbiere beim Augsburger Reichstag für ehrenhaft erklärt und schlossen sich zu Bruderschaften und Gilden zusammen
• bis 1700 bildeten die Perückenmacher eigene Zünfte
• 1769 vereinigten die Perückenmacher sich mit Badern und Barbieren
• 1798 löst die französische Oberhoheit die Barbierzunft in Köln wieder auf
• 1810 wurden mit der Einführung der Gewerbefreiheit in Preußen die Zünfte und Innungen generell verboten
• 1851 wurde die wiedergegründete Barbier-Innung Köln vom Königlich- Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe bestätigt. Dies ist das offizielle Gründungsdatum der heutigen Kölner Friseur-Innung

Um den Holzverbrauch und die Brandgefahr durch private Bäder einzuschränken, ließ der Fuldaer Abt Marquard im 12. Jahrhundert das erste öffentliche Bad eröffnen. Mit der Einrichtung öffentlicher Bäder entstand in Europa der Beruf des Baders. Er bediente die Kunden im Bad, schnitt Haare und behandelte Krankheiten, während der wahrscheinlich später darauf spezialisierte Barbier für Rasuren und Bartpflege zuständig war. Die Bader/Barbiere waren auch gleichzeitig die Chirurgen der ersten Stunde, was in wörtlicher Übersetzung ja nichts anderes heißt als „Handwerk“.

So führten Barbiere bis zum 18.Jahrhundert nicht nur Rasuren durch, sondern auch Amputationen. Sogar die Wund- und Frakturbehandlung bis hin zum Zähne ziehen gehörte zu ihren Aufgaben. Barbiere und Bader waren unterprivilegiert. Ihre soziale Position wurde von wechselnden Faktoren bestimmt: zum einen von der Furcht vor Ansteckung bei Epidemien (Pest, Cholera...), zum anderen aber auch von der wechselnden Mode der Körperpflege. In bestimmten Regionen durften Bader und Barbiere keine Waffe tragen; ihren Kindern standen nicht alle Berufe offen. Dass beide Berufe zu den „unehrlichen' zählten, lag an der Ausübung der Chirurgie, die die Kirche den Geistlichen 1195 mit der Bulle „Der Kirche grauset vor dem Blute" verboten hatte. Erst 1548 führte ein Beschluss des Reichstages zu Augsburg zur Gleichstellung in der Bürgerschaft dieser Berufsgruppe.

Bei den Barbieren (barbitonsor, Scherer, Balbierer) handelte es sich wahrscheinlich um ursprüngliche Baderknechte, die sich wegen mangelnder Möglichkeiten auf ein eigenständiges Berufsfeld spezialisiert hatten. Auch sie formierten Zünfte mit eigenen Satzungen: In den Hansestädten stammen ihre frühesten Zunftrollen aus der zweiten Hälfte des 15. Jhdt. (1457 Danzig, 1480 Lübeck, 1486 Hamburg).

Gesellenorganisationen gab es bei den Barbieren seit dem späten 15.Jh. (1485 Rostock, 1560 Stralsund, 1590 Frankfurt am Main). Angehende Bader und Barbiere hatten nach beendeter Lehre zunächst den Status eines Mittlers, bevor sie in die Gesellenschaft aufgenommen wurden. Die Gesellenwanderungen sind wenig erforscht: Die wenigen Fernwanderer aus Württemberg bewegten sich vor allem in den protestantischen Gebieten des deutschen Sprachraums (Schweiz, Franken, Sachsen, Preußen). Norddeutsche Gesellen suchten im deutschen Nordosten, in Böhmen und Österreich, aber auch in Dänemark, Polen und Ungarn Arbeit. Von ihren Meistern gewöhnlich im Wochenlohn bezahlt, wurden die Gesellen an manchen Orten außerdem am Gewinn beteiligt (Stralsund, Wien).

Erst mit der neuen Gesellen-Prüfungsordnung Anfang des 20. Jahrhunderts fand die Trennung zwischen Haar- und Heilkunst statt. Seitdem wurde das Anfertigen von Pflastern und Salben nicht mehr geprüft. Zähne ziehen durften sie aber noch bis zur Verabschiedung des Zahnheilkundegesetzes im Jahre 1952. Im Laufe der Geschichte bildeten sich also aus dem Berufsfeld der Barbiere unsere heutigen Firseure (Friseure, Coifeure) und Zahnärzte (Dentisten) heraus.

In Europa begann die Blüte der Perückenkunst im 17. Jahrhundert mit Ludwig XIV. In Barock und Rokoko thronten auf den oft kahlrasierten Köpfen meist waghalsig gestaltete Perücken, die ausgiebig gepudert wurden. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war die Perücke als Symbol überkommener Herrschaftsstrukturen verpönt. Vom Beruf des Friseurs wird erst seit 1900 gesprochen. Finanzkräftige Kunden ließen ihren Friseur nach Hause kommen, bevor sich Ende des 19. Jahrhunderts Friseursalons durchsetzten. Zunächst blieb die Dienstleistung des Friseurs aber nur den Herren vorbehalten. Deshalb verfügten die Friseure über Regale, in denen jeder Kunde einen eigenen Pinsel und Napf hatte.

Die Frau aus dem „normalen Volk" gehörte erst ein paar Jahre später zum Kundenstamm der Friseure. Ungefähr ab 1910 mit Erfindung der Dauerwelle. Zehn Jahre danach hat dann die Zeit des Färbens begonnen. Seitdem hat es eigentlich keine richtig große Veränderung in der Branche mehr gegeben. Lediglich die Technologien sind geändert worden und jede Menge Technik hat in den Salons Einzug gehalten, die den fast durchweg weiblichen Beschäftigten die Arbeit erleichtern soll.

Und auch die Klientel der Friseure hat sich bekanntlich geändert. Heute sind es hauptsächlich die Frauen, die „ihren“ Friseur haben und lieben. Eine Freundin von mir fährt extra einmal im Monat 70 km, weil kein anderer Friseur “ihre Haare in den Griff„ bekommt.

Ich für meinen Teil muß ja sagen, da sind lange Haare wieder gut! Mir reicht 2 mal im Jahr Spitzen schneiden und dann zusammengebunden tragen…ist auch billiger !!!

© Strahlestädtle




Bierbrauer bei der Arbeit (Holzschnitt von 1568)




Aus dem Archiv

Manfred Goldstaub

Am Fusse des Rübenberges, nicht weit entfernt vom Ziegenpass lebte der Kaufmann Manfred Goldstaub. Er war ein gerissener Bursche, der jede Gelegenheit, an Geld zu kommen, schnell erkannte und nutzte.

Natürlich war Herr Goldstaub bei den Händlern nicht wirklich beliebt. Schliesslich gab es keinen Preis, den dieser gerissene Kerl nicht noch herunter handelte. Ihm war meist geschenkt noch zu teuer.

Eines Tages erstand Manfred Goldstaub eine alte Münzpräge, die ein Bauer im Nachlass seines reichen Onkels aus der Stadt gefunden hatte. Bereits als der Bauer dem Kaufmann die Maschine anbot, hatte dieser mit dem Erwerb keine redlichen Absichten. Es war klar, Manfred Goldstaub wollte Münzen prägen.

Auf dem Markt erstand er einiges Eisen und ein Säckchen Gold. Diese beiden Metalle liess er von Heronimus Hinkefuss, dem geschickten einarmigen Schmied, zusammenschmelzen. Das Metall sah nun aus, wie reines Gold.

Flugs machte sich Manfred Goldstaub an die Arbeit. Nach einigen wenigen Fehlversuchen gelang es ihm, täuschen echte Münzen zu prägen. Wunderschön waren die goldenen Münzen und wurden von vielen Händlern gern akzeptiert.

Wenn dann die vermeintlich goldenen Prägestücke anfingen zu rosten, war Herr Goldstaub natürlich längst verschwunden.

Aber natürlich sprach sich der Betrug schnell herum und niemand wollte mehr diese Münzen haben. Auch Manfred Goldstaub war eines Tages verschwunden und sein Haus stand leer und verlassen am Fusse des Berges.

Es hat sich aber bis heute das Gerücht gehalten, dass von seinen Münzen noch immer einige im Umlauf sind. Alle Händler seien also gewarnt, keine goldenen Taler mit der Prägung „M-G“ anzunehmen.

© St.Kortiniburg / Die Handelsgilde – der Erfolg spricht für sich


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