Ausgabe 160 | Seite 3 18. Juli 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Burgen

Burg Eltz

Heute steht schon wieder eine Höhenburg auf dem Programm, eine Burg, die bis 1991 den 500-Mark-Schein Deutschlands zierte. Diese Burg in Rheinland-Pfalz gilt als eine der schönsten Burgen Deutschlands. Sie wurde nie erobert oder zerstört, die Kriege im 17. und 18 Jahrhundert sowie die Französische Revolution überstand die Burg unversehrt.

Im Jahre 1157 wird diese Burg das erste Mal erwähnt, wieder in einer Schenkungsurkunde Friedrichs I. Barbarossa`s. Als Zeuge wird hier "Rudolphus de Elze" genannt. Gebaut wurde sie an einem Weg, der die Mosel und die Eifel sowie das Maifeld verband.

Auf 3 Seiten wird das Gebäude von der Elz umflossen. Als Fundament für die Burg dient ein 70 Meter hoher Felskopf. Beim Bau orientierten sich die Erbauer an der natürlichen Form der Felsformation, dadurch entstanden teilweise ungewöhnliche Grundrisse einzelner Räume.1268 kam es zu einer Stammesteilung der Herren von Eltz, wodurch 3 Hauptlinien entstanden, welche sich noch heute in den Namen der Teilbauten der Burg wieder spiegeln.

Zum einen Eltz vom goldenen Löwen, Eltz vom silbernen Löwen und Eltz von den Büffelhörnern. Ab diesem Zeitpunkt war die Burg eine Ganerbenburg, was bedeutet, dass eine Burg von mehreren Familienmitgliedern verwaltet wurde. 1440 erlosch jedoch der Familienzweig Eltz der Büffelhörner und deren Besitzanteil wurde zwischen den zwei verbliebenen Hauptlinien aufgeteilt. 1815 gelangte Burg Eltz durch Ankauf in den Alleinbesitz der Grafen und Edlen von und zu Eltz, den goldenen Löwen.

Zum ältesten, im romanischen Stil gebauten Teil der Anlage gehört die untere Partie des im Südwesten der Kernburg gelegenen „Haus Platteltz“. Hierbei handelt es sich um einen Wohnturm auf fast quadratischem Grundriss, der vermutlich im 13. Jhdt. entstand.

Dieser Turm hat 7 Stockwerke, im zweiten findet man zwei romanische Doppelfenster. Ein bei Restaurierungsarbeiten ( im Jahre 1978) entdecktes romanisches Doppelfenster an der Außenmauer des Kempenicher Hauses an der Ostseite des Innenhofes wird ebenfalls auf diese Zeit datiert. Der Baubestand der Geschlechterhäuser wird ins 15. – 17. Jhdt. datiert, das 8-stöckige Rübenacher Haus wurde vermutlich im Jahre 1472 vollendet.

Der Baubeginn des Groß-Rodendorfer Hauses im Nordosten des Hofes wird ungefähr in die selbe Zeit gefallen sein, um 1470, während das Klein-Rodendorfer Haus erst Mitte des 16. Jhdt. enstand. Die Burgkapelle wurde wahrscheinlich im Jahre 1327 neu errichtet, und der Innenraum 1594 und 1664 verändert. Im 14. und 15. Jhdt. sind die die Kernburg umgebenden, z.T. mit runden Flankentürmen versehenen, Zwingeranlagen (im Nordwesten der Burg gelegen) erbaut worden.

Bis ins Jahr 1730 war die Ganerbenburg ständig bewohnt, Graf Hugo Philipp von Eltz ordnete im Jahr 1791 die Wiederherstellung der noch brauchbaren Räume an. Friedrich Karl, sein Enkel, ließ 1845 die Burg restaurieren, er ordnete an, dass sie "unter strengster Wahrung der alten Details" restauriert werden soll. Nach einer Brandkatastrophe 1920 wurde Burg Eltz wiederhergestellt.

Heute finden auf dieser Burg Führungen statt, und man kann so einige Kunstschätze bewundern, so z.B. Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren, eine Porzellansammlung sowie eine Uhrensammlung aus dem 16. - 18. Jhdt.

© Haidt




Burg Eltz


Dorfgeschichten

Die dunkle Gestalt

Nachdem ich lange Zeit zu sehr mit dem Aufbau meiner Ländereien beschäftigt war, um hier etwas zu schreiben, möchte ich mir heute doch mal wieder ein paar Minuten Zeit dafür nehmen.

Seit meinem letzten Eintrag sind viele Monate ins Land gegangen und derzeit beschäftige ich fast 300.000 Arbeiter auf meinem Land, von denen gerade mal 1% arbeitslos ist. Aber auch diese werde ich demnächst in Lohn und Brot nehmen können.

Zwischenzeitlich wurde ich auch zum Grafen ernannt und warte nun täglich auf meine Ernennung zum Herzog. Wobei es mich aber nicht betrübt, wenn es noch ein paar Tage dauert, da ich dann wieder höhere Steuern zahlen muss und deshalb weniger in meinen Gebäuden produzieren kann.

Vor geraumer Zeit haben wir mit unserer Gilde auch das Weltwunder fertig gestellt und seit diesem Tag treffen bei uns ständig die wohl miesesten Seefahrer der Welt ein und werden nur durch das Licht unseres Leuchtturmes davor bewahrt, ein nasses Grab zu finden. Meistens drücken sie ihren Dank durch kleine Geschenke aus, die dann von den meisten Gildenmitlgliedern dazu verwendet werden, um diese Seeleute für ihre Unfähigkeit zu bestrafen. So wurden sie schon auf den mitgebrachten Schweinen durchs Dorf getrieben, von dem Geld Piraten angeheuert und ähnliche Beschäftigungen dieser Art. Manchmal aber bringen uns die großzügigen unter den Kapitänen dieser Seeleute aber auch tatsächlich teure Geschenke, wobei wir sie dann auch wieder ziehen lassen, ohne ihre gesamte Ladung zu konfiszieren.

Zuletzt möchte ich mich noch bei meinen fleissigen Forschern bedanken, die es geschafft haben, mein Bier auf eine tolle Qualität zu steigern. Und damit der teure Gerstensaft nicht in schlechte Fässer gefüllt wird, kaufe ich auch nur die besten Fässer meines Lieferanten, der wirklich viel von der Herstellung von guten Fässern versteht. Dadurch kann ich in den Gasthäusern absolute Spitzenpreise verlangen, die die Bürger auch gerne zahlen, wenn sie dafür so einen hervorragenden Trunk serviert bekommen.

Da ich zwischenzeitlich alle Aufträge erfüllt habe, die diese dunkle Gesalt überbracht hatte, bleibe ich derzeit von nervenaufreibenden Besuchen verschont und kann mich voll und ganz auf den Geschäftsalltag konzentrieren. Dafür gibt es aber noch die verschiedenen Wettbewerbe und sogar welche für ganze Gilden. Doch bei beidem ist mitlerweile ein mächtiges Kapital nötig, um einen der vorderen Plätze zu belegen.

Nun denn, mal schauen, was die Zukunft in dieser Welt noch so alles bereit hält.

© Numantia


Die Frauenbilder im Mittelalter

Arbeitende Frauen im Mittelalter

Rechtliche Beschränkungen, die auf dem Land und in der Burg das Leben der Frauen kennzeichneten, galten nicht in den Städten. Zum Beispiel hafteten Städterinnen nicht mit ihrer Brautgabe für die Schulden ihrer Männer, sondern konnten selbst über ihr eigenes verdientes Geld verfügen. Viele der städtischen Frauen nutzten die Möglichkeit, einen eigenen Beruf auszuüben.

Die Möglichkeit der Berufe war vielseitig. Für das mittelalterliche Frankfurt zum Beispiel wurden 65 Berufe, in denen Frauen arbeiteten, registriert. Sogar in einigen "Männerberufen" wie Dachdecker oder Schmied sind Frauen bis in das 16. Jahrhundert verzeichnet. Die Fertigung von Schnüren und Bändern, Hüllen und Schleifen, Knöpfen und Quasten oblag gänzlich den Frauenhänden. Berufe der Textilverarbeitung wurden fast ausschließlich von Frauen ausgeübt: Kürschnerei, Handschuh- und Hutmacherei, Beutel- und Taschenherstellung.

Aber auch im Metall- und Holzhandwerk regten sich Frauenhände. Nadeln, Schnallen, Ringe und Golddraht, Besen- und Bürsten, Matten und Körbe, Rosenkränze und Schlüssel - all dies wurde von Frauen hergestellt und verkauft. Das Bäckereihandwerk, die Bierbrauerei, die Fertigung von Kerzen und Seifen, überall hatten Frauen mitunter sogar das Sagen.

Es gab auch Abschreiberinnen und Briefdruckerinnen, Näherinnen, Schneiderinnen und Flickerinnen. Diese hatten sogar eigene Zunftordnungen und durften Lehrtöchter ausbilden. Handels- und Kauffrauen waren ebenso häufig zu finden. Gelöbnisse und Bürgschaften der Kauffrauen waren uneingeschränkt verbindlich.

Frauen handelten auch oft mit den Waren, die ihre Männer herstellten, und verkauften diese auf den Märkten oder sogar in ihren Läden. Es gibt außerdem zahlreiche Belege über Frauen, die im Groß- und Fernhandel als Unternehmerinnen tätig waren.

Frauen übernahmen vielfach das Geschäft ihres verstorbenen Mannes, konnten dies aber meist nicht so erfolgreich weiterführen und mußten es nach einem Jahr verkaufen oder an ihre erwachsenen Kinder abtreten, wenn sie selbst nicht in dem Beruf ausgebildet waren. Die berufstätige Frau war in der Stadt keine Seltenheit.

Es gab eine Reihe von Frauen, die sich selbstständig weiterbildeten, da ihnen der Zugang zu den Universitäten verwehrt war. So werden Ärztinnen erwähnt, die ohne medizinische Ausbildung, aber mit erfolgreichen Behandlungsmethoden praktizierten.

Wir finden auch Zeugnisse über Apothekerinnen und Chirurginnen, wobei diese offziell von diesen Berufen ausgeschlossen wurden. Trotz vieler Hindernisse haben sich Frauen in fast alle Berufssparten vorgewagt. Sie wurden in die Zünfte aufgenommen und/oder gründeten eigene Frauenzünfte in den Berufen, in denen Frauen eindeutig dominierten.

Ein weiterer Berufszweig, der ausschließlich von Frauen dominiert wurde, waren die Hebammen.

Es wird davon ausgegangen, dass bis ins Hochmittelalter hinein medizinische Berufe vor allem Frauensache waren. Nach und nach aber wurden die Frauen immer mehr aus diesen Berufen verdrängt. An ihrer Stelle wirkten professionelle Heiler wie Chirurgen, Bader oder studierte Ärzte, so genannte Medici. Zwar arbeiteten Frauen auch im Spätmittelalter noch als Heilerinnen und wurden auch häufig besonders wegen ihres Kräuterwissens geschätzt, der Zugang zur professionellen Medizin war ihnen aber untersagt. Ausschließlich die Geburtshilfe blieb nur den Frauen zugänglich.

Über das Wissen und Können der Hebammen lässt sich heute nur schwer urteilen, man kann aber sagen, dass die Versorgung in den Städten besser und die Hebammen dort professioneller waren als auf dem Land. Auf dem Land wurde die Geburtshilfe von Nachbarinnen geleistet, in der Stadt musste seit dem Spätmittelalter eine Lehrzeit absolviert werden und mitunter auch eine Prüfung, bevor eine Hebamme die Zulassung erhielt. Das Ansehen der Hebammen war unterschiedlich. Oft wurde der Hebammenberuf zu den "unehrlichen" Berufen gerechnet (dies war lokal jedoch verschieden) und Hebammen wurden häufig wegen ihres Kräuterwissens der Hexerei verdächtigt.

Besonders in der frühen Neuzeit kam es dadurch zu schlimmen Verfolgungen. Fakt ist, dass der Hebammenberuf eine der ganz wenigen Möglichkeiten war, eine gewisse Unabhängigkeit zu erreichen, da den Frauen gewisse Privilegien zuteil wurden, wie zum Beispiel in der Stadt in einem gestellten Zimmer wohnen zu dürfen. Jedoch war die Zahl der städtischen Hebammenstellen sehr beschränkt.

Für das Mittelalter liegen keine genauen Zahlen vor, aber im Köln des 17. Jahrhunderts kamen auf 10 000 Einwohner nur sieben Hebammen, einige Jahrhunderte zuvor wird es damit nicht besser ausgesehen haben.

© Pirota und Strahlestädtle


"Der schwangeren Frauen und Hebammen Rosegarten"
Abb. aus Kapitel 4: Eine Gebärende in einem Geburtsstuhl.


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