Ausgabe 157 | Seite 3 27. Juni 2010 AD
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Burgen

Altenburg in Bamberg

Wie schon angekündigt, werde ich euch in den nächsten Ausgaben ein paar Burgen vorstellen.

Beginnen möchte ich heute mit der Altenburg in Bamberg, die ursprünglich als Fliehburg gebaut wurde (später wurde sie zur Landesburg ausgebaut), und im Jahre 1109 erstmals urkundlich erwähnt wird. In dieser Urkunde übereignet der Bamberger Bischof Otto von Bamberg die Burg dem Kollegiatstift St. Jakob. Durch Kriege, wie z.B. dem Bauernkrieg 1524/1525 wurde diese Burg nie zerstört, jedoch wurde sie im zweiten Markgrafenkrieg an das Kriegsheer des Markgrafen A. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach übergeben und zerstört. Im 18. Jhd. zerstörte ein Erdrutsch Teile der Ostmauer, die erst wieder Anfang des 21. Jahrhundert in Sichtbeton neu errichtet wurde.

1801 erwarb der Bamberger Arzt Adalbert Friedrich Marcus die heruntergekommene Anlage und ließ sie von Grund auf restaurieren.Dieser Arzt war mit E. T. A. Hoffmann befreundet, der sich von der Burg so angezogen fühlte, dass er sich für längere Zeit auf einem der Mauertürme niederließ und dort Erholung suchte. Nach Marcus Tod gelangte die Altenburg in den Besitz Anton von Greifensteins, der 1818 den Verein zur Erhaltung der Festung gründete, eine Bürgerinitiative, die noch heute besteht und sich um den Weiterbestand der alten Mauern kümmert.Mit dem Aufkommen des Schiesspulvers und der damit verbesserten Waffentechnik (Kanonen) verloren die Burgen ihren ursprünglichen Verwendungszweck der Verteidigung. Durch die Geschosse konnten die Burgmauern viel leichter und effektiver zerstört werden, als das mit den alten Belagerungsmaschinen früher möglich war. Der Burgenbau verlor an Attraktivität.

Der heutige Palas steht auf den noch teilweise erhaltenen Kellern des ursprünglichen Wohnhauses, das durch die finanzielle Unterstützung des Schuh-Fabrikanten Heinrich Manz um 1900 erbaut wurde. Der Architekt dieses romantisierenden Gebäudes war Gustav Häberle.

Der Rittersaal hat sich mit dem ursprünglichen Interieur erhalten. Das Wandgemälde an der Westseite, welches ein Ritterturnier darstellt, ist ein Werk des Malers Wilhelm Reutter. Einer dieser Reiter stellt den damaligen zweiten Bürgermeister Herd dar.

Eine Burgkapelle wurde 1124 durch Bischof Otto I. zu Ehren der Heiligen Walburga, Philippus und Jacobus eingeweiht. Der Standort dieser Kapelle ist unbekannt. Nachfolgekapellen wurden durch Markgraf A. Alcibiades von Brandenberg-Kulmbach nach der Übergabe der Burg zerstört. Die heutige Kapelle mit dem Eingang im Torhaus entstand im Jahre 1834. Der Architekt für die Anlage war Bernhard Solger, der später ein einflussreicher Stadtbaurat in Nürnberg wurde.

Der königlichen Bauinspektors Friedrich Panzer übernahm die Leitung zum Umbau der Kapelle zu einem gotisch gewöbltem Raum. Den Altar schuf der Bildhauer Adam Schäfer, der einen von Entwurf von Heideloff zur Hilfe nahm. Am 1. Mai 1836 (ein Jahr nach der ersten Messe) wurde die Kapelle durch Franz Seraph Freiherr von Lerchenfeld eingeweiht.

In den 1960er Jahren wurden die originalen Fenster der Kapelle entnommen, und im Historischen Museum eingelagert.

Selbstverständlich gab es auch auf dieser Burg einen Brunnen. Diese Brunnenanlage befand sich in einem Brunnenhaus, das um 1880 abgerissen wurde. Zu dieser Zeit wurde der noch heute bestehende Brunnenaufbau errichtet. Der Brunnen ist etwa 30 Meter tief. Die aus dem Abbruch brauchbaren Steine wurden dazu verwendet, um den Nordwest-Eckturm zu verändern.

Diese Burg beherbergt viele Plastiken, wie z.B. das Grabmal des Adalbert von Babenberg aus dem Hause der Popponen (vermutlich um 1727 angefertigt), welche nach der Auflösung des Klosters Theres auf die Altenburg kam oder zwei wappenschildhaltende Löwen am Torhaus.Diese stammen von einem Haus am Grünen Markt, welches etwa 1880 umgebaut und dessen Fassade verändert wurde.

Am Turm der Burg hängt ein Eisenkorb, ein Feuerkorb, der als Signalgeber mit der Giechburg bei Scheßlitz gedient haben soll. Nachdem sich aber weder für die Giechburg noch für die Altenburg Ausgaben für eine solche Einrichtung nachweisen lassen vermutet man,dass er aus der Zeit des Wiederaufbaus um 1900 stammt. In einem Zwinger mit Freigehege wurde hier der letzte Burgbär Deutschlands gehalten, dessen Patenschaft der damalige Oberbürgermeister übernahm. Dieser Bär wurde Luitpold getauft, was von den Menschen liebevoll auf "Poldi" abgekürzt wurde.

Heute beherbergt die Burg ein Restaurant, außerdem besteht die Möglichkeit im Wohnbau Hochzeiten oder Stiftungsfeste zu feiern. Neben Führungen werden hier auch christliche Feste gefeiert, wie z.B. am 1. Mai, an dem jährlich ein Gottesdienst stattfindet

© Haidt




Eingang und Brücke über den Burggraben


Die Karolinger (1)

Das sich durch Eroberungen rasch ausdehnende Frankenreich wurde nach dem Tod Chlowig unter seinen Söhnen aufgeteilt. Der Herrschaftsbereich der Franken verlief vom Atlantik im Westen, ausgenommen der Bretagne bis zu den Pyrenäen im Südwesten. Im Süden war die natürliche Grenze das Mittelmeer, im Osten waren es die Seealpen und das weströmische Reich.

Im Osten gehörte ihnen das Reich der Alemannen, der Bayern, der Thüringer und der Sachsen. Es enstanden die Reiche Neustrien (Nordfrankreich einschließlich Soissons und Paris), Austrien(Gebiet um Metz, Ingelheim und Aachen) und Burgund. Ein Jahrhundert lang regierten so Teilkönige. Chlothar II. konnte noch mal das Reich einen. Ihm folgte der letzte machtvolle Merowingerkönig Dagobert I., dessen Reich sich noch weiter nach Osten ausdehnte Richtung Elbe und Saale.

So kam es zu Konflikten mit den Wenden. Im 7. Jh. verlagerte Dagobert seinen Hauptsitz nach Würzburg. Nach Dagoberts Tod; er starb 639, zog sich das merowingische Herrschergeschlecht immer mehr aus der Tagespolitik zurück, blieb auf ihren Pfalzen an der Seine und an der Oise und überließ seinen Hausmeiern die Verwaltung ihres Reiches. Das Thronrecht der göttergleichen Sippe mit den langen wehenden Haaren lag weiterhin fest in ihren Händen. Die Hausmeier mussten lange Zeit Rücksicht nehmen auf diese tief verwurzelte Tradition, nach der nur Merowinger zur Königswürde legitimiert waren.

Das Amt des Hausmeiers (lat.: major domus) entstand durch die Völkerwanderung. Dieser Oberste aller Beamten verwaltete ursprünglich die Reichsgüter und Ländereien eines Herrschers als auch seinen beweglichen Besitzes wie den Tierbestand und unfreies Gesinde während seiner Abwesenheit. Dieses Amt war bei den Goten, Burgundern und Franken bekannt. Ursprünglich gab es für jede Burg des Königs einen.

Der Hausmeier des Frankenreichs war damit ab dem 7. Jahrhundert faktisch Leiter der Regierungsgeschäfte. Der Hausmeier ernannte nun Beamte und stellte Urkunden im Namen des Königs aus, wobei zunächst jedes der Teilreiche (Neustrien, Burgund und Austrasien) über je einen eigenen Hausmeier verfügte.

Nach dem Niederschlagen einiger Aufstände wurde Karl Martell Hausmeier des wieder geeinten Reichs. Er hatte die faktische Macht über das ganze Frankenreich, so dass er kein Interesse am Erlangen der Königswürde hatte. Ein Politiker des 20. Jh. sagte einmal: "Es ist mir doch egal, wer unter mir Kanzler ist." So wird Karl gedachtet haben: "Ist mir doch egal, wer unter mir König ist."

Als von Spanien eine neue Eroberungsmacht alles daran setzte die Pyrenäen zu überwinden und ihr Reich auszudehnen, überließen die merowingischen Könige es ihrem Hausmeier das Reich zu verteidigen. Die Mauren versuchten das Frankenreich zu erobern. Der Kalif Abd ar-Rachman will Europa dem Halbmond unterwerfen.

Abd ar-Rachman, Feldherr des mächtigen Kalifen von Damaskus, ist kein Dummkopf. Aus zahlreichen Schlachten weiß er, dass bei diesen schweren Kavalleristen Vorsicht geboten ist. Doch als seine Späher ihm melden, das Frankenheer sei mit allenfalls 15.000 Mann lächerlich klein, entschließt er sich zum Angriff. Schließlich haben die Truppen der Moslems noch nie eine Niederlage im Feld erlitten.

Was Abd ar-Rachman unterschätzte:
Der Mann, der sich ihnen mit seinem Heer entgegen stellte, war Karl Martell (um 688 – 741), genannt der Hammer. Dieser Beinname deutet auf seine militärischen Erfolge hin. Karl schaffte es, alle europäischen Kräfte hinter sich zu vereinen, um gegen diese gemeinsame Bedrohung in einer Entscheidungsschlacht 732 bei Tours und Poiters zu schlagen und die Araber bis hinter die Pyrenäen zu vertreiben.

Franziska (Waffe) Den Sieg brachte die Franciska, fränkische Spezialwaffe seiner Männer – eine einfache oder doppelschneidige Streitaxt. Mit einer daran befestigten Schnur schleudern die Krieger sie auf kurze Distanz gegen den Feind. Die 2. Spezialwaffe war das fränkische Panzerhemd, dessen Ausfuhr bei Todesstrafe verboten war. Ein weiterer Trumpf der Kavallerie war die Benutzung von Steigbügeln und holzverstärkten Ledersätteln, die dem Reiter einen sicheren Sitz auf seinem Roß ermöglichten.

Karl Martell entstammte dem Adelsgeschlecht der Arnulfingern-Pippiniden. Das Hausmeieramt wurde innerhalb dieser Familie, die seit 687 die Geschicke des gesamten Frankenreichs lenkte, sogar erblich. Die nachfolgenden Hausmeier legten allerdings selbst Wert darauf, die Einflussnahme des Adels auf ihre Politik so gering wie möglich zu halten. Er ist der spätere Großvater Karls des Großens, über den im 2. Teil des Berichts über die Karolinger ausführlich eingegangen wird.

© Thalassa von Kerygma


Grab von Karl Martell in St. Denis


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