In den folgenden 2-4 Wochen werfen wir einen Blick auf unser heimisches Kulturgut und rücken die damit verbundenen schillernden Fabelwesen ins grelle Licht unserer Aufmerksamkeit.
Die erste finstere Privatsphäre, welche wir schonungslos im Stile übelster Paparazzi ausleuchten, ist die Ekke Nekkepenns.
Wer nicht gerade im Norden unseres Landes aufgewachsen ist, dem wird jenes Wesen mit hoher Wahrscheinlichkeit gänzlich unbekannt sein. Dies ist bedauerlich, aber zu verzeihen. Zumal Ekke Nekkepenn selbst im Norden leider vielerorts in Vergessenheit geraten ist. Daher, höchste Zeit, dies wieder zu ändern. Sähen wir ein wenig Angst und Unruhe.
Allzu sorglos badeten schließlich seit einigen Jahren die schönen jungen Damen in der See.
1858 veröffentlichte der Sylter Heimatforscher und Volkskundler Christian Peter Hansen die "Sagen und Erzählungen der Heidebewohner auf Sylt". Darin tauchen verschiedene Sagen des nordfriesischen Raumes auf, welche Hansen zu einer eigenen, fortlaufenden Erzählung verdichtete und umformte. Der erste Abschnitt dieser Erzählung trägt den Titel "Der Meermann Ekke Nekkepenn". Ekke Nekkepenn ist ein Meermann, welcher gemeinsam mit seiner Frau Raand auf dem Grunde der Nordsee lebt und mit Seeleuten und Bewohnern der nordfriesischen Inseln Schabernack treibt. Raand segnete den Strand und zog die Schiffbrüchigen in ihre Netze.
Für gewöhnlich sieht man beide als halb Mensch,halb Fisch. Doch vermögen sie durchaus auch gänzlich in Menschengestalt aufzutreten. Sie kamen beide mit ihren Tugenden und Untugenden der Menschheit erstaunlich nahe. Beispielsweise war ihre Neugierde sehr groß. Auch galt Ekke Nekkepenn als großer Frauenfreund, welcher gern am Strande den hübschen Mädchen nachstellte.
Weshalb seine, im Laufe der Zeit alt, hässlich und zänkisch gewordene Frau Raand, ihn nicht gerne von sich ließ. Ward sie doch obendrein mit ungemeiner Eifersucht gesegnet.
Hansens Erzählung beginnt mit einem Hilfegesuch Ekke Nekkepenns. Während eines fürchterlichen Sturmes läuft ein Sylter Schiff gen England aus. Ekke bittet die Gattin des Kapitäns um Hilfe bei der Geburt seines Kindes. Die schöne und hilfsbereite Kapitänsgattin willigt ohne großes Zögern ein. Woraufhin sie von Ekke zu seiner auf dem Nordseegrunde lebenden Frau Raand geführt wird. Die Geburt gelingt und als Dank kehrt die Frau des Kapitäns reichbeschenkt mit Gold und Silber auf das Schiff zurück. Des Weiteren setzt das Schiff seine Reise bei nunmehr bestem Wetter fort und gelangt auch später, wohlbehütet von Ekke, sicher in den heimatlichen Hafen von Rantum auf Sylt zurück.
Viele Jahre vergehen. Seine Frau Raand erscheint Ekke immer mürrischer, älter, faltiger und unausstehlicher. So erinnert er sich an die schöne Kapitänsfrau und beschließt, sie anstelle von Raand zur Frau zu nehmen.
Eines Tages sichtet Ekke das Schiff des Rantumer Kapitäns, überredet daraufhin die auf dem Meeresgrund sitzende Raand, Salz zu mahlen. In dem dabei entstehenden starken Strudel sinkt das Schiff und der Sylter Schiffer kommt, ebenso wie die gesamte Besatzung, ums Leben.
Ekke Nekkepenn verwandelt sich in einen stattlichen Seefahrer und macht sich auf den Weg zur nunmehr Witwe des Kapitäns. Am Strand bei Rantum begegnet er jedoch deren jungfräulicher Tochter Inge. Ekke ist bei ihrem Anblick sofort Feuer und Flamme. Gegen ihren Willen steckt er Inge an jeden Finger einen goldenen Ring, hängt ihr eine goldene Kette um den Hals und erklärt sie zu seiner Braut. Inge ist verzweifelt und bitte Ekke unter Tränen, er möge sie doch wieder freigeben. Verschmitzt lächelnd entgegnet er dem Mädchen, dies könne er nur tun, wenn sie ihm am nächsten Abend beim Namen zu nennen vermag. Doch niemand auf der gesamten Insel kennt den unbekannten Fremden. Am folgenden Abend geht Inge in ihrer Verzweiflung, schweren Schrittes am Strand entlang. Da hört sie an der Südspitze der Insel bei Hörnum eine Stimme aus dem Berg, die singt:
Heute soll ich brauen;
Morgen soll ich backen;
Übermorgen will ich Hochzeit machen.
Ich heiße Ekke Nekkepenn,
Meine Braut ist Inge von Rantum,
Und das weiß Niemand als ich allein.
Daraufhin läuft Inge eiligst zum verabredeten Treffpunkt und ruft dem dort eintreffenden Fremden schon von weitem zu: "Du heißt Ekke Nekkepenn und ich bleib Inge von Rantum!" Seit jener Zeit hegt der gekränkte Ekke einen tiefen Groll gegen die Sylter Inselbewohner. Stets treibt er, wenn ihm danach ist, sein Unwesen. Er versenkt ihre Schiffe im Sturm, läßt sie in Raands Mahlstrom untergehen und beschädigt die Sylter Küste mit von ihm entfesselten Fluten.
Aufgrund eines Nachworts in einem Band der "Sylter Sagen", 1966, von Willy Krogmann, handelt es sich bei allen von Hansen hergestellten Bezügen um Irrtümer. Krogmann (1905 - 1967), gemanistischer Mediävist (Sprachwissenschaftler fürs Mittelalter) befasste sich u.a. mit friesischer und niederdeutscher Philologie, germanischer Linguistik, Runologie und ähnlichem.
In jenem Nachwort legt er dar, daß der Ortsname Rantum sich nicht auf das altnordische Wort Rán zurückführen lässt. Mit ihm hat der Name der altnordischen Meeresgöttin Rán, wie schon sein -t- erkennen lässt, nicht das geringste zu tun. "Ebenso wie den Meergott Ekke Nekkepenn hat Hansen auch die Meergöttin Raand erfunden", schreibt Krogmann. Dieser Namensgebung lag der Ortsname Raantem (=Ort am Rande, friesisch für Rantum) zugrunde. Hansens Meeresgöttin Raand ist also nicht zu verwechseln mit der altnordischen Meeresgöttin Rán aus der Edda! Denn die Etymologie Ráns wird in der Ableitung des gleichlautenden Wortes für Raub vermutet.
Schließlich wird in den Skalendichtungen und Sagas das Ertrinken mehr oder weniger mit "Der Rán in die Hände fallen" umschrieben. Desweiteren gilt sie als Herrscherin des Totenreiches am Meeresgrunde, wo die Ertrunkenen enden. Ebensowenig gibt es Belege für einen ethymologischen Zusammenhang zwischen dem Namen des altnordischen Meeresgottes Aegir und dem Wort "Ekke". Krogmann bezeichnet die Figur Ekke Nekkepenn deshalb auch als Erfindung Hansens.
Darüberhinaus wird die Sage von Ekke Nekkepenn gewiss dem ein oder anderen beim Lesen irgendwie bekannt vorgekommen sein. Was nicht verwundert, beruht Hansens Meermann doch auf zwei unterschiedlichen Sagen, zwischen welchen ursprünglich keine Verbindung bestand.
Der erste Teil der Erzählung beruht auf einer Sage von einem Wassermann (vgl Krogmann, Sylter Sagen, #36, S. 17). Der zweite Teil stellt eine nordfriesische Variante des bekannten Rumpelstilzchen dar (vgl Krogmann, #27, S. 13).
Hansen verband die Wassermann-Sage mit der nordfriesischen Rumpelstilzchen-Variante, indem er aus dem ursprünglichen Zwerg den „Meermann“ Ekke Nekkepenn machte. Als verbindendes Glied erzählt er, dass Ekke Nekkepenn den Sylter Kapitän umkommen lässt, um dessen Frau zu heiraten.
Um die Erzählung realistischer erscheinen zu lassen, fügte Hansen die genauen Ortsbezeichnungen auf Sylt hinzu. Dass es sich bei Ekke Nekkepenn ursprünglich um einen Zwerg handelte, wird deutlich, wenn Hansen ihn in einem Berg singen lässt, was für einen Meermann eine eher
unübliche Verhaltensweise darstellt.
Lediglich acht Jahre nach Hansens "Sagen und Erzählungen der Heidebewohner auf Sylt" griff Hans Theodor Woldsen Storm (1817 - 1888) die ursprüngliche Zwergenfigur in seiner Novelle "Die Regentrude" auf und gestaltete einen böswilligen Kobold daraus. Im Gegensatz zu Hansens Meermann ist Storms Eckeneckepenn ein Feuermännlein, das mit Schadenszauber für verdorrte Felder sorgt.
Mit seinem gellenden Lachen und Springen von Bein zu Bein zeigt der Kobold eben jene Verhaltensweise, welche dem Leser aus dem 1812 erstmals gedruckten "Rumpelstilzchen" der Gebrüder Grimm vertraut ist. Ähnlich Hansen, fehlt auch bei Storm das bekannte Spinn-Element, ansonsten folgt die Ausgestaltung dem üblichen Muster. Das Feuermännlein wähnt sich im Fortgang der Erzählung unbeobachtet, verrät durch prahlerisch lautes Singen einen gereimten Zauberspruch, der zum Schlüssel für den Erfolg der Protagonisten – hier des Liebespaares Andrees und Maren – wird.
Usk: 1 von 5.
Da eindeutig als Erfindung gebrandmarkt und somit ins Reich der Phantasie abgeschoben, "fürchten" sich heutzutage wohl nur noch hübsche, unerfüllte und mit blühender Phantasie
gesegnete FKK-Badende vor Amrum oder sonstwo vor Ekke Nekkepenn.
So gedenkt denn Ekke Nekkepenn, wenn ihr das nächste Mal beim Baden ins Meer pinkelt!
Bis nächsten Sonntag
Das, was uns selbstverständlich ist, die Fähigkeit des Lesens und Schreibens, war für den Menschen des Mittelalters bis zu Zeit der Reformation das Vorrecht einer kleinen Minderheit. Selbst der Adel und die Könige hatten ihre Schreiber und Vorleser.
Bilder und Symbole an den Wänden waren wie Bilderbücher. Hier konnte man erfahren, um was es in der Bibel eigentlich ging. Die Messen wurden in lateinischer Sprache abgehalten. Nur die Gelehrten verstanden diese Sprache – Ärzte, Juristen, Priester, die Minderheit, die eine Lateinschule besuchen konnte. Der einfache Bürger, Bauer oder gar das Gesinde verstand nur, wann man sich zu bekreuzigen hatte oder auf die Knie gehen musste. Für den Latein unkundigen Hörer musste dem Weihrauch geschwängerten Zelebrieren der Messen etwas Magisches, Unheimliches und Einschüchterndes innegewohnt haben. Durch die gegenständlichen Kunst kam ein Licht ins Unverständliche. Bibeln gab es nur in Latein für die Priester und Klöster. Die Bauern und das Gesinde hörten von den Mönchen, Dorfpfarrern und Wanderpredigern in ihrer Muttersprache die Botschaften der Bibel.
Welche gewaltige Umwälzung, ja Revolution zur Zeitenwende, war die Übersetzung der Bibel durch Martin Luther im Zusammenwirken des Drucks des ersten Buches, der Bibel, durch Johannes Gutenberg. Erst jetzt hatten die Menschen einen direkten Zugang zum Wort Gottes. und brauchten keine Mittler in Gestalt von Priestern mehr. Endlich waren sie erwachsene Leute und nicht kleine Kinder. Die Texte der Bibel waren keine "Zauberformeln" mehr.
Heute geht es um Symbole, die wir als moderne Menschen eher als Ornamente oder Schmuck auffassen, als Symbole mit inhaltlicher Bedeutung.
Biene
Die Biene steht für die geduldige Ausdauer und Fleiß nach Worten des Alten Testaments in Sprüche 6, 8
Zur Zeit des Mittelalter glaubte man, dass die Bienenkönigin ein König (der Weissel) sei, daher tauchte die Biene als Herrschaftszeichen besonders in Frankreich auf. Das Papstwappen von Urban VIII. zeigt drei Bienen auf blauen Grund. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Bienenmotiv häufig auch in italienischen Kirchen auftritt. An der Spitze eines Staates konnte man sich nur einen Mann vorstellen. Man glaubte auch, dass Bienen ihren Nachwuchs nicht zeugten, sondern ihn von den Blüten sammelten. Daher galten die Biene als Symboltier der Jungfräulichkeit und war somit auch Zeichen der Jungfrau Maria.
Für den Mystiker Bernhard von Clairvaux galt sie als Zeichen der Hoffnung und Reinheit. Johannes Chysostomos verglich sie mit der Beredsamkeit ("Worte, die wie Honig fließen").
Der Grundriss der Kirche S. Sapienza wurde zu Ehren Papst Urbans VIII in Form eines Sechsecks wie eine Bienenwabe konzipiert.
Bienenkorb
Er stellt den wohlgeordneten Staat wie auch die Kirche dar. Der Bienenkorb ist das Zeichen des hlg. Ambrosius, des Bischofs von Mailand, dem die Bienen der Legende nach im Schlaf Honig auf die Lippen legten. Daher stammt der Vergleich einer Wort gewandten Rede mit dem fließenden Honig. Der wortgewandte, allseits beliebte ehemalige Berufspolitiker führte gewandte Reden, die den Zuhörenden eingingen wie Honig.
Blume
Sie steht nach Aussagen der Bibel für irdische Schönheit und Lieblichkeit und zugleich für Vergänglichkeit. Ihre Kelchform steht für das Prinzip Passivität und des Empfangens. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses Motiv schon in den Katakomben wie die Kirche S. Domitilla in Rom und anderen Grabeskirchen zu finden ist. Die Blumen sollten auch an die Fürsorge Gottes für seine Kindern erinnern. So wie Jesus seine Jünger in der Bergpredigt ermahn: "Warum sorgt Ihr Euch um Eure Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an: Wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage Euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das heute noch steht und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er nicht das nicht viel mehr für Euch tun, ihr Kleingläubigen?" (Matthäus 6, 28 )
Die Blumen erinnert an Ursprünglichkeit und an den Paradiesgarten. Es ist daher nicht verwunderlich, daß sie zu erst auf den Gräbern der Märtyer, später auf den Altären zu finden waren. Auf Mosaiken waren Blumen in unterschiedlichen Phasen ihres Wachstums zu finden. So in der S. Apollinare und S. Vitale in Ravenna und im Mausuleum S. Constanza in Rom.