Ausgabe 150 | Seite 4 9. Mai 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Drachen Teil 9

Regulus und der karthagische Schlangenriese

Wir schreiben das Jahr 256 vor Christus, ganz Gallien hat mit dieser Geschichte überhaupt nichts zu tun. Wir befinden uns vielmehr inmitten des Ersten Punischen Krieges zwischen Römern und Karthagern.

Die Römer hatten viele Siege errungen und waren nun im Begriff den Krieg nach Afrika zu tragen, in die Heimat ihrer karthagischen Feinde.

Am Anfang des 256 v.Chr. konnten die Römer die karthagische Flotte vor der Südküste Siziliens, in der Schlacht am Kap Ecnomus, besiegen. Kurz darauf landeten die römischen Truppen unter Konsul Marcus Atilius Regulus in der Nähe der Stadt Clupea, dem heutigen Kélibia, im Nordosten der tunesischen Halbinsel Cap Bon. Die Flotte unter Mitkonsul Lucius Manilus Vulso Longus segelte nach Rom zurück, wo diesem zu Ehren ein Triumphzug abgehalten wurde.

Marcus Regulus in des marschierte gen Karthago. Sie hatten mehrere Städte erobert und gelangten schließlich an die Ufer des Flußes Bagradas. Der Fluß heißt heute Medjerda und ist mit 450km Tunesiens längster Fluss. Jedenfalls, an jenem Fluß wurden die römischen Truppen mit einem Feind konfrontiert, der weit bedrohlicher war als jegliche Verstärkung, die Karthago als Beistand hätte herbeirufen können.

Als das mit Handwaffen und Kriegsmaschinen bestens ausgerüstete Batallion den Fluß überqueren wollte, richtete sich bei einer schlammigen Böschung eine riesige Schlage aus dem Schilf auf. Die Männer schreckten angesichts der monströsen Schlange in großer Panik und angsterfüllt zurück. Große Schlangenaugen, glühend wie Laternen funkelten die Männer bösartig an, zorniges Zischen drang an ihre Ohren, während eine gabelförmig geteilte Zunge, im halboffenen Maul voller Fangzähne, eifrig züngelte.

Niemals zuvor hatten die Soldaten ein derartiges Biest erblickt. Als sie es vorsichtig, im Schutz ausreichender Entfernung, beobachteten, wagte sich die Schlange weiter aus dem Schilf hervor. Stück für Stück schlängelte sie ihren kräftigen, mit schimmernden Schuppen bedeckten Körper aus dem düsteren Wasser des Flusses und starrte die Soldaten an. Jedoch unternahm das Monster keine Anstrengungen sich anzunähern.

Ratlos blickten die Männer einander an. Nach Rücksprache mit seinen Offizieren entschied Regulus, den Fluß weiter entfernt zu überqueren, dem Monster somit, wenn möglich, aus dem Weg zu gehen. Alles setzte sich in Marsch, bis man ein gutes Stück flußaufwärts eine geeignete Stelle erreichte. Nach vorsichtigem Umsehen erwies sich die Furt als Schlangenfrei und ohne weitere Umstände begann die Flußüberquerung.

Doch kaum setzte der erste Mann einen Fuß ins trübe Wasser, fing es um ihn herum an zu kochen. Sekunden später erschien die Schlange, umschlang den Mann und verschlang ihn vor den Augen seiner entsetzten Kameraden. Das gleiche Schicksal ereilte dem zweiten Mann, dereinige Zeit später einen Schritt ins Wasser wagte. Und der dritte. Und der vierte. Während des nun unumgänglichen Kampfes verloren viele weitere ihr Leben. Schließlich veranlaßte die schauerliche Bedrohung Regulus, eine wirkungsvollere Strategie anzuwenden.

Auch wenn es nur diese einzige Bestie war, so schien sie doch im direkten Kampf unbesiegbar und glich einer Festung. Deshalb beschloß Regulus das, was man mit einer Festung bekanntlich machte. Er belagerte das Untier wie eine Festung aus Stein. Die Belagerungsballisten wurden vorgeschoben und ließen einen wahrlichen Schauer von Felsbrocken auf die Riesenschlange hernieder. Immer und immer wieder wurden sie geladen, immer und immer wieder schleuderten sie die Felsen der Schlange entgegen. Diese krümmte sich zunehmend vor Schmerzen ob der erlittenen Treffer.

Gerade als es begann sich langsam unter die Wasseroberfläche zurückzuziehen, prallte ein besonders großer Felsbrocken mit voller Wucht zwischen ihre Augen. Mit einem weithin hörbaren Knirschen ward ihr Schädel zerschmettert. Tot brach der Schlangenkörper zusammen. Der Glanz wich aus den Augen und der große spatenförmige Kopf sank, beinahe zu Füßen der triumphierenden Soldaten, zu Boden.

Als Regulus sicher war, daß ihr Feind nicht mehr lebte, befahl er seinen Männern das Ungetüm aus dem Wasser und vom Fluß wegzuzerren und anschließend zu häuten. Angeblich stellte sich heraus, daß die Schlange erstaunliche 37 Meter maß. Eine solche Trophäe konnte schlecht liegengelassen werden, so ließ er sie verstauen und führte sie fortan auf seinem Feldzug mit sich.

Regulus feierte mehrer Erfolge, unter anderem bei Adys und Tunis, so daß die Karthager schließlich praktisch in ihrer Hauptstadt Karthago gefangen waren. Karthago erbat Frieden. Diesen knüpfte Regulus aber an derart harte Bedingungen, daß sich Karthago gezwungen sah, den Kampf fortzuführen. Und letztlich, mit Hilfe eines griechischen Söldnerheeres unter Xanthippos, gewann.

Regulus wurde gefangen genommen, angeblich auf Ehrenwort freigelassen und als Unterhändler nach Rom geschickt. Dort hatte er die Haut und den Schlund der karthagischen Riesenschlange im Gepäck, wofür man ihm eine Ovation gewährte. Die Überreste der Schlange stellte man in einem Tempel zur allgemeinen Betrachtung aus, bis sie während des Numantinischen Krieges gegen die Keltiberer im Jahre 133 vor Christus verschwanden.

Dies war die legendenhafte Überlieferung der karthagischen Riesenschlange. Das Schicksal Regulus ist nicht geklärt. Einige antike Autoren wie Cicero und Titus Livius berichten, daß Regulus als Unterhändler dem römischen Senat, entgegen seinem Auftrag, riet, den Kampf gegen Karthago forzusetzen. Nach einigen Schreibern sei er nach Afrika zurückgekehrt und dort getötet worden. Andere, zum Beispiel Diodor, erwähnen nur, das Regulus in Gefangenschaft starb und seine Witwe sich an karthagischen Gefangenen rächte.

In der "Historíaí", dem Hauptwerk des antiken griechischen Geschichtsschreibers Polybios, bleibt eine Riesenschlange unerwähnt.

© Singularis Porcus




Lage von Karthago und karthagischer Machtbereich um 264 v. Chr.




Endlich ...

geht es wieder los!

Mit dem ersten Lager am 24./25.04. begann auch für uns, "sceadu & Giefane - Die reisenden Nordgermanen", nun wirklich die Mittelaltersaison 2010.

Die vorangegangenen Besuche auf Burg Rabenstein, bei Cocolorus Diaboli in Berlin-Lübars und beim "Germanen" in Berlin-Pankow zählen da noch nicht so richtig, auch wenn sie die reinsten "Familientreffen" nach der Winterruhe sind.
Auch wenn ich diesmal solo starten musste, da Giefane verhindert war, war es ein richtig schöner und entspannter Markt. Nicht zuletzt auch durch gutes Wetter (wenn man sich durch Nachttemperaturen um 2° nicht stören lässt) und supernette Nachbarn, unsere Freunde, "Die Graue Schar" (***.graue-schar.de).

Unser typisches Lager - © sceadu 2009








Und wenn wir auch berufsbedingt fast nur im Großraum Berlin unterwegs sind - abgesehen natürlich vom fantastischen FESTIVAL MEDIAVAL in Selb (Franken) im September (***.festival-mediaval.de), bei dem ich es letztes Jahr sogar auf die Titelseiten der Regionalzeitungen schaffte ...

Titelbild der Frankenpost - © Frankenpost m.frdl.Gen.













... habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, auch mal Besuch aus dem Lande Kapi Regnum begrüßen zu können.
Unsere nächsten Feste als Lagervolk sind übrigens vom 14.-16.05. in Lübben (***mittelalterspektakel.com) und vom 22.-24.05. im Potsdamer BUGA-Park (***.cocolorus-diaboli.de).

So reihet euch ein in die Reihen der "turis viulgaris" und gönnt euch ein oder mehrere Mittelalterfeste (2009 waren es immerhin gut 2000 in Deutschland, die zumindestens einen mittelalterlichen Anteil/Bezug hatten).

Hinweis - © sceadu 2010
Und denkt bitte daran: Das Eintrittsgeld beinhaltet nicht das Recht, (ungefragt) fremdes Eigentum anzugrabschen!














In diesem Sinne gehabt euch wohl und genießt das Leben! © sceadu


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Mode & Eleganz

An der Kleidung erkannte man den gesellschaftlichen Stand eines Menschens im Mittelalter. Anhand von modischen Zubehör wie Handschuhen und Hüten konnte man den Rang der Person bestimmen, die sie trug. Das Gleiche galt für Pelz: Zobel war den Fürsten und ihren Damen vorbehalten; Katzenpelz trugen die einfachen Leute. Jede sozialer Stand hatte seine eigene Kleidung.

Die Kleidung war für die Fürsten und Adligen ein Ausdruck ihrer Macht. Da es noch keine Bekleidungsgeschäfte gab, ließen sich die Reichen ihre Kleidung nach Maß beim Gewandsschneider anfertigen. Sie bevorzugten seltene Stoffe wie das schwere Tuch aus Flandern, Seide oder asiatischen Musslin. Bei Kleidern mit langen Schleppe und weiten Ärmeln zeigten die Adligen ihren Reichtum. Der Grundherr sorgte nicht nur für die Kleidung seiner Familie; er sah es auch als seine Aufgabe an, seine Untergebenen einzukleiden, um damit seine Großzügigkeit und seine Pracht zu demonstrieren.

Man folgte schon damals, wie heute, der Mode. Sie änderte sich mehrmals im Laufe der Zeit. Die Gewänder wurden kürzer, tailierte oder weiter. Es gab auch Modefarben. Am Ende des 13. Jahrhundert bestimmte die Kleiderordnung die Kleidung der Menschen. Sie legte fest, dass ein Bürger, auch wenn er genügend Geld hatte, sich nicht wie ein Prinz kleiden durfte.

Die Frisuren waren komplizierte Kunst auf die Männer und Frauen viel Zeit verwendteten. Je nach Zeitgeschmack trugen die Männer die Haare lang, kurz oder trugen seltsame Turbane oder Hüte in den verschiedensten Formen. Die Frauen versteckten ihre lange Haare zeitweise unter Schleiern, zeitweise machten sie auch kunstvolle Frisuren mit ihren Zöpfen. Sie zögerten auch nicht zusätzliche Haarteile zu verwenden. Später kamen spitze Hörnerhauben in Mode. Die Frauen trugen mächtige Kopfbedeckungen. Manchmal, so erzählte sich man, musste eine Frau auch seitlich oder gebückt durch eine Tür gehen, so groß waren die Hüte,

Die Schuhe waren leicht, teils mit Seide überzogen oder mit bunten Perlen bestickt. Sie konnten sehr spitz sein, wie die Schnabelschuhe; je länger der Schuhe, desto höher der Rang des Trägers. Zum Laufen und Reiten zogen Fürsten und Bauern Lederstiefel an. Diese konnten so eng sein, dass man beim Ausziehen die Hilfe eines Dieners benötigte.

Im Mittelalter liebten die Reichen Juwelen. Sie schmückten Gewänder, Waffen oder Schuhe. Männer und Frauen trugen sie gleichermaße. Ab dem 14. Jahrhundert fand man Geschmack an Goldschmuck und Edelsteine.

© Hamster92 aus Amsterdam92


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