Ausgabe 150 | Seite 3 9. Mai 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Die Siedler aus Pacificarum

Der Maulbeerseidenspinner Teil 2

Wir wunderten uns inzwischen nicht mehr darüber, wie gebildet unser Ansgar inzwischen war und wie bereitwillig er dieses Wissen mit allen teilte. So hielt er uns an einem Tage einen Vortrag über die Entwicklung der Raupe des Maulbeerseidenspinners und die Herstellung von Seide und eröffnete uns ganz neue Einblicke in eine uns fremde Natur. Er erzählte uns Folgendes:

Man brauche viel Erfahrung und vor allem einen Schmetterling, den Maulbeerseidenspinner. Es sei seine Raupe, die Seidenraupe, die die Seidenfäden produziere. Nach der Paarung im Frühsommer lege das Weibchen des Maulbeerseidenspinners etwa 500 runde, blassgelbe, leicht abgeflachte Eier ab. Sie seien nicht größer als ein Stecknadelkopf.

Innerhalb einer Woche nach der Eiablage sterbe das Weibchen. Sein Verdauungssystem bilde sich zurück, und es sei bald erschöpft und ausgezehrt. Auch das Männchen des Schmetterlings sterbe bald, nachdem es mehrere Weibchen befruchtet habe. Es dauere ein paar Tage, dann würden die Eier grau. So blieben sie bis ins folgenden Frühjahr.

Erst dann schlüpften die Raupen, und zwar genau zu jenem Zeitpunkt, wenn die Blätter des Weißen Maulbeerbaums mit dem lateinischen Namen morus alba sprössen. Diese Blätter fresse die Seidenraupen am liebsten, aber sie verschmähen auch nicht Blätter anderer Bäume, etwa die des Schwarzen Maulbeerbaums, morus nigra, oder der Eiche. Die Seide sei jedoch hochwertiger, wenn die Raupen ihre Lieblingsblätter bekämen. Bereits in der Antike hätte man gewusst, dass man das Schlüpfen der Raupen durch Ausbrüten beschleunigen könne.

So trügen Frauen die Eier in kleinen Säcken unter der Kleidung oder man legte sie nachts unter die Bettdecke. Nach etwa 8 Tagen schlüpften die Raupen - und fressen. Das Raupenstadium bliebt nur 6 Wochen erhalten und die Seidenraupe würde drei- bis fünfmal am Tag gefüttert. Die Seidenraupen bekämen stets frisch gepflückte Blätter des Weißen Maulbeerbaums. 20.000 Raupen fräßen am ersten Tag 250 Gramm gehackte Blätter, nach fünf Wochen allerdings schon 750 Kilogramm. Nach vier Wochen habe die Seidenraupe ihr ausgewachsenes Stadium erreicht. In der Zeit vom Schlüpfen bis zum erwachsenen Stadium sei sie achttausend mal größer und zehntausend mal schwerer geworden.

Die Seidenraupe müsse sich am vierten Tag zum ersten Mal häuten, dann am elften, am siebzehnten und noch einmal am 25 Tag. In der letzten Woche fraß die Raupe ohne Pause und atmet durch ihre Stigmen, seitliche Körperöffnungen. Ihr Köper sei jetzt durchscheinend. Dann stelle die Raupe die Nahrungsaufnahme ein und beginne sich zu verpuppen.

Die Seidenraupe besäße zwei längliche Spinndrüsen, die ein Sekret produzieren, das aus dem Munde austritt. Die Raupe „spuckt" zwei Speichelfäden aus, die zusammengeführt werden und sich zu einem Seidenfaden verfestigen. Der Seidenfaden bestehe zu 75- 80 Prozent aus Fibroin - dies bilde den Kern - und zu 20 - 25 Prozent aus Sericin - welches die Hülle bilde.

Die Raupe dreht sich und beschriebe mit dem Kopf die Form einer Acht. Das mache sie drei bis vier Tage lang und sei dann, nach 300.000 Kopfbewegungen, in dem Faden eingesponnen. Wenn ein Kokon fertig sei, habe die Raupe 700 bis 1600 Meter Seidenfaden versponnen. Der Kokon sei entweder weiß, gelb oder auch hellrosa und die Raupe schlafe nach Fertigstellung des Kokons ein, um nach zwei Wochen als fertiger Schmetterling zu schlüpfen.

Von Byzanz gelang das Geheimnis der Seidenherstellung nach Europa, dann nach Japan und Korea. Schließlich konnte man auch in Indien Seide herstellen. In China habe Seide bereits in der Antike ihren festen Platz im Alltagsleben gehabt. Auch die chinesische Sprache spiegelte das wieder. Etwa 230 der 5000 gängigsten Schriftzeichen seien vom Zeichen für Seide abgeleitet. So auch das Schriftzeichen für Papier.

© Pacificarum


Deutschland sucht den Superstar

Das Original

Im Rittersaal der landgraeflichen Hausburg in Eisenach, trafen auf Einladung der Jury – bestehend aus Hermann I., Landgraf Thueringens und Hausherr sowie seiner Gattin Sophia - die angesagtesten Kuenstler der Zeit. Der dritte Anwaerter auf den Jurystuhl – des Landgrafen Kanzler – zog es vor sich an dem Ausscheid selbst zu beteiligen und lehnte dankend ab.

Ausser diesem Kanzler, Heinrich von Rispach traten die groessten Musiker der Zeit auf : Walther von der Vogelweide, Reinmar Zweter, Meister Biterolf und Wolfram von Eschenbach. Selbst aus dem fernen Oesterreich traf ein Teilnehmer auf der Wartburg ein : Heinrich von Ofterdingen.

Bereits in der ersten Runde kam es zum Eklat...

Aufgabe war eine Lobeshymne und waehrend die meisten Teilnehmer dieses mit Bravour bestanden und entweder Hermann oder einem seiner Verbuendeten huldigten pries der Ritter aus Oesterreich seinen Landesherren und stellte ihn in ein so guenstiges Licht, dass er alle anderen Saenger und den Vorsitzenden der Jury gegen sich aufbrachte.

Die Wogen schlugen so hoch, dass Ofterdingen dem Tode ueberantwortet werden sollte.

Er erbat sich ein Jahr Aufschub um einen Fuersprecher zu finden, der das letzte Wort in der heftig eskalierten Auseinandersetzung sprechen und ihm so sein Leben retten sollte. Dies wurde ihm gewaehrt.

Ofterdingen begab sich nach Ungarn und wandte sich an einen Saengerkollegen, dem Zauberkraefte nachgesagt wurden. Klingsor, so der Name des ausgewaehlten Schiedsrichters, sagt auch umgehend seine Hilfe zu.

Auf der Wartburg angekommen, gelang es Klingsor durch geschicktes Reden und seinen gesamten Auftritt die Gemueter zu besaenftigen, so dass niemand ernstlich koerperlich zu Schaden kam.

Das Ereignis endete mit einem von allen Beteiligten getragenen Lobgesang auf die Jury und den begabten ungarischen Schiedsrichter.

Askanum


Gilden-WBW für die Welten 1-3

Das Versprechen

Draußen vor des Schlosses Mauern
Stehen viele Bürger, Bauern.

Lautstark rufend mit Gejohle,
Fordern sie: "Wir woll'n mehr Kohle!

Soll der Ochs am Spieß gelingen
brauchen wir vor allen Dingen:

Ganze Ochsen, wohlgenährt,
Kohle, die das Feuer zehrt,

Setzet zu der Durst gar mir,
Noch dazu ein frisches Bier!"

Nasenprinz ruft vom Balkon:
"Eure Ochsen habt's doch schon!

Kohle werd' ich euch besorgen
Um das Bier sorg' ich mich morgen!"

"Ja, Herr Prinz", schallt's tausendfach
"Tut es! - Wie, ist Eure Sach'!"


Die Qualität lautet für alle Welten: Q7.

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 10.05. ab sofort bis zum 14.05.2010 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.
Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Kommerzielle Festtage

Hatte ich im Leitartikel die Hintergründe des Muttertags durchleuchtet, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mit dem nahenden Vatertag ebenso zu verfahren.

Ähnlich dem Muttertag ist der Vatertag, als offizieller, nationaler Feiertag, eine amerikanische "Erfindung". 1910 als Bewegung zur Ehrung der Väter ins Leben gerufen, wurde er aber erst im Juni 1974 nationaler Feiertag der USA. Die Gabe von Geschenken und Blumen ist obligatorisch!

In Europa ist der Vatertag sehr viel älter und hat seine Wurzeln in der seit dem Mittelalter nachgewiesenen Verehrung Josephs, Jesu Vater. So werden gerade im katholischen Siedlungsraum am 19. März, dem Josephstag, die Väter geehrt. Später wurde dieser Tag mehr oder weniger offizieller Feiertag oder wenigstens mit schulfrei begangen, blieb aber im wesentlichen ein Familienfest.

Im Norden Deutschlands entwickelte sich ein Vatertag ganz anderer Art. Im 19.Jh entstand bei Berlin der Brauch, dass Väter ihre männlichen Sprößlinge auf sogenannten Herrentouren in die Sitten - und Unsitten - männlichen Erwachsenseins einführten. Vermutlich gibt es ähnliche Bräuche, die viel älter sind und die im Frühjahr, wenn sich die Hormone bei den Jünglingen Bahn brechen, einfach nur der Aufklärung dienten. Die Erfahrung des ersten Rausches ist ja immerhin auch eine Art Aufklärung. Ob dieser Vatertag schon immer zu Christi Himmelfahrt begangen wurde, ist mir nicht bekannt. Seit der christliche Feiertag 1936 auch gesetzlicher Feiertag wurde, ist eine Zusammenlegung aber schlüssig.

Vermutlich auf Grund seiner langen Vorgeschichte und alten, religiösen Wurzeln ist der Vatertag von übermäßiger Kommerzialisierung verschont geblieben. Das unterscheidet ihn vom Muttertag, obwohl wir aber zugeben müssen, dass Einzelhandel und Gastronomie an diesem Tag schon ihren Schnitt machen. Interessant ist übrigens auch, dass, obwohl der US-Vatertag ähnlich verkommerzialisiert ist wie der Muttertag, in zunehmendem Maße Väter und Söhne gemeinsame Aktivitäten unternehmen und ähnlich wie in Norddeutschland eine Art "Männerkult" zelebrieren. Möglich, dass dieses Phänomen auf deutschen Einfluss zurückgeht.

Als mein Bekannter bezüglich des Muttertags erwähnte, er "brauche keinen gesetzlich angeordneten Feiertag mit Wirtschaftsverknüpfung", musste ich sogleich an den Valentinstag denken. Er ist zwar schon vorüber, paßt aber gut zum Thema, daher ein paar Worte zu ihm:

Der Valentinstag hat ebenfalls religiöse Ursprünge, zumindest in der Legende, und ist als Tag der Liebenden bereits seit dem 14.Jh. in England als Brauch in der oberen Gesellschaft belegt. Während Anfangs Briefe, Gedichte und kleine Gaben ausgetauscht wurden, kamen später auch Blumen hinzu. Mit den Auswandererschiffen gelangte der Brauch nach Amerika und kam mit US-Soldaten auf den europäischen Kontinent "zurück". Seit 1950 wird er in Deutschland auch "offiziell" begangen, sehr stark werbetechnisch gefördert von den Floristen und Süßwarenfabrikanten.

Fazit: Wenn man es genau nimmt, ist eigenlich nichts mehr vor der Profitgier des Menschen sicher. Eine ehrenvolle Idee, wie der Muttertag, oder ein intimer Brauch, wie der Valentinstag, werden durch massive Werbung so für eine bestimmte Sparte vereinnahmt, dass man nach kurzer Zeit die Initiation vergessen hat und nur noch unter dem Druck steht, Blumen oder Konfekt kaufen zu müssen.

Ich darf aber nicht unerwähnt lassen, dass, obwohl oder weil Muttertag und Valentinstag aus den oder über die USA nach Deutschland kamen, und zwar immer zu einer Zeit, als es dem Land nach einem verlorenen Krieg langsam wieder besser zu gehen begann, als "neues" Fest gerade hier dem Kommerz in die Hände fielen. Dem Vatertag konnte das nicht passieren, da er schon lange in seiner "deutschen" Form etabliert war. Wer weiß, ob es an den besonderen historischen Umständen lag. Wer weiß, was geschehen wäre, wäre der Valentinsbrauch schon im 16.Jh. und die Idee des Muttertags bereits 1912 nach Deutschland gekommen. Vielleicht würden wir die Feste begehen wie den Vatertag, natürlich nicht unter Alkoholeinfluss, sondern in Hinsicht auf die originäre Idee und ohne die ständige Erinnerung daran, bitteschön meinen Pflichten als Subventionär der Blumenhändler und Zuckerbäcker nachzukommen.

Und nun feiert mal schön!

© Hinrik


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