Ausgabe 14 | Seite 3 5. August 2007 AD
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Zofe Adelgunde berichtet

Wie kommt sie nur darauf? Sie will alles hier allein lassen und verreisen, die Herrin. Dabei hat sie mich nicht gefragt, ob ich mitkommen möchte. Sie hat einfach befohlen, ich solle für sie packen und daran denken, für sie und mich genügend Kissen in das bereit gestellte Fuhrwerk zu legen. An Kissen mangelt es uns nicht, das ist wahr. Ich habe schon einen der Küchenjungen angewiesen, sie in den Wagen zu legen. Aber der Nichtsnutz hat sie nur auf den Boden des Fuhrwerks geworfen, so dass ich ihm an den Ohren gezogen habe, bis er laut schrie und die Köchin mit der Ofengabel drohend auf mich zukam. Ich hatte wohl vergessen, dass es ihr Enkel war, der sich da gerade wandt.

Tuche, Decken, Kissen, an alles habe ich gedacht. Die wundervollsten Kleider für den Ausflug und die weniger guten für die Reise, meine Herrin soll es gut haben. Für mich natürlich auch einige Gewänder, aber ich habe ja bei weitem nicht so viele wie sie. Überhaupt, was sie so alles haben wollte, da kam ich schlecht mit. Also befolgte ich ihre Anweisungen und musste noch heimlich mein heimliches Treffen mit Anselm, dem Schmied, absagen. Schade, das wird mir fehlen.
br> Doch ich muss mich sputen. Denn es gibt vor der Abreise noch so viel zu tun.

Eure Adelgunde

© Ellisa von Mayenfells






Die Armbrust

wenn auch die armbrust keyne im mittelalther erfundene waffe ist, so erlebete sie doch dort ihre bluetezeyth. nicht viel mehr als eyn quer auff eynen schaft gesetzter, verstaerkter bogen, vermochte sie mit ihren kraefftigen boltzen selbst ruestungen zu durchdringen. da sie aber besonders dem langbogen in der schussfolge weyth untherlegen war, ward sie zumeysth im belagerungskampfe eyngesetzet.




Epfel in Vine mith Mandel

Epfel in Vine mith Mandel
(Bratäpfel in Wein gedünstet)

Zutaten:
4 große Äpfel
4 TL Butter
4 EL Johannisbeergelee
¼ lWeißwein
20 Sultaninen
4TL Zucker
10 gehäutete Mandeln
1 TL Zimt

Zubereitung: Die Äpfel nicht schälen, aber waschen oder gut abreiben und das Kernhaus so herausstechen, dass der Boden der Äpfel nicht verletzt wird. Das Johannisbeergelee mit den Sultaninen und den gestiftelten Mandeln vermengen und in die Äpfel füllen. Auf jeden Apfel einen TL Butter geben. Den Wein in eine Auflaufform gießen, die Äpfel hineinstellen und im vorgeheizten Backofen (E: 200, U: 180 und G: Stufe 3) solange ca. 20 Min. braten, bis sie einmal aufplatzen. Herausnehmen, anrichten mit Zimtzucker bestreuen und dampfend heiß servieren

© MurmelTown






Woher kommt "Einen Zahn zulegen"?

"Einen Zahn zulegen" kommt aus dem mittelalterlichen Kochen. Da man über offenem Feuer kochte, hängte man den Kochtopf auf einen Haltestab aus Holz oder Eisen mit kleinen Zähnen. Um das Kochen zu beschleunigen, wenn das Feuer kleiner wurde, "legte man einen Zahn zu".








Eine Kleinstadt ist eine Stadt, in der die wichtigsten Lokalnachrichten nicht gedruckt, sondern gesprochen werden.


Jaques Tati





Aufstand der Met-Brauer in Kapi-Regnum

Aufstand der Met-Brauer in Kapi-Regnum

So alt diese Welt auch ist, sie gleicht doch dem, was einmal kommen wird …

Die Met-Brauer gehen auf die Strassen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie fühlen sich benachteiligt, weil Ihr guter Met auf dem Märkten so unter Wert angeboten wird. Daher haben sich wohl Met-Brauer aus dem ganzen Land zu einer, na ja, in Zukunft würde man vielleicht sagen, Gewerkschaft zusammengetan.

Der Führer der Aufständischen bemängelt die im Vergleich zu dem Ausgangsprodukte, Kräuter, viel zu geringen Met-Preise, mit denen ihr spitzen Honig-Wein an den ganzen Märkten im Land angeboten wird. Weiter sagte er, ein Sack Kräuter bringe am Markt 43,00 ¢τ. Ein Pfund leckeren, süßen Honig bekommt man gar für 80,00 ¢τ, und da, obwohl für deren Herstellung viel mehr Wissen aus den Büchern erlernt werden muss und dann auch noch 5 Kräuter für dessen Produktion benötigt wird. Daher scheinen sich auch die Honig-Bauern zu organisieren …

Ein Schoppen Met, für das nun auch noch 2 Honig zur Herstellung nötig sind (das sind dann 10 Kräuter) kostet im Gasthaus gar nur noch 225,00 ¢τ. Allein sein Kräuterwert liege aber bei 430,00 ¢τ. Und zusätzlich müsste auch das investierte Wissen verdient werden …

Unser Reporter stellte dazu die Frage, warum das denn so wichtig wäre. Egal, ob Met-Brauer oder Kräuter-Bauer, Essen und Unterkunft erhalte doch jeder von seinem Herrn, egal was er herstelle.

Daraufhin antwortet der Aufständische, es ginge ihm nicht um das Geld, sondern um die Wertschätzung. Wobei das Geld schon auch eine Rolle spiele. Wenn sein Herr mit Kräutern, die er für seinen Met braucht, mehr verdienen kann, wird er wohl kaum lange noch Met-Bauern beschäftigen, und die Met-Bauern verlieren ziemlich schnell ihre Anstellungen, und würden auf der Suche nach Lohn und Brot den Hunger- oder Kältetod sterben.

Das sehen wir natürlich ein. Das Ziel der Aufständischen ist also, den Met am Markt nicht unter Wert zu verkaufen, lieber etwas weniger Menge und auf Dauer doch mehr Gewinn …

… und so ist es dann wohl in jeder Zeitepoche das gleiche, Preisdumping schädigt die Wirtschaft …

Garcon Stadtrat zu Hexenkraut

© Garcon




Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins

Auch ich muss einmal entspannen und nutze gern die Gelegenheit, die sich mir dank meiner Karawanserei bietet: Ich besuche in Begleitung der Handelsherren eine andere Stadt weit entfernt von meinem Mayenfells, das mir so treu ergeben ist.

Aber man muss sich schon die Luft anderer Orte ab und an um die Nase wehen lassen, um dadurch so richtig schätzen zu lernen, was man an seiner Heimat hat. So sagte es mir jedenfalls der gute Handelsherr, der mir regelmäßig Gewürze beschafft und diese seltsamen Tiere lenkt, von denen ich ja schon erzählt habe, die mit den Hügeln auf dem Rücken. Ob ich auch auf einem von denen reiten werde? Oder ist das vielleicht sündhaft? Ich sollte mal in der Kirche nachfragen, aber zugleich einige meiner edlen Rosse für mich herrichten lassen. Ach was, viel besser ist es doch, wenn ich mir eines meiner Fuhrwerke richten lasse. Bequem mit einigen Kissen und einem kleinen Kohlebecken für meine Füße. So lässt es sich reisen. Sollen die Männer doch darauf Wert legen, bei Wind und Wetter auf ihren Pferden zu sitzen, als würden sie sogleich in die Schlacht reiten, um gegen Tod und Teufel zu kämpfen oder von mir aus auch gegen die Sarazenen. Ich werde es warm haben und ein Dach ist auch noch über meinem Kopf. Aber ich werde die Knechte anweisen, das beste und stärkste Gespann anzuschirren. Ich will zeigen, wie gut es mir geht. Gut, ja, Eitelkeit ist eine Todsünde. Aber ist es nicht genauso schlecht, so zu tun, als sei man arm? Denn dann kommen möglicherweise andere auf die Idee, einen betrügen zu wollen. Also verleite ich doch andere zu einer Sünde, in dem ich ihnen nicht zeige, dass ich vom Geschäft etwas verstehe. Selbst will ich nicht sündigen und ich werde auch niemanden dazu anleiten, nein.

Aber ich musste dafür meine Vorkehrungen treffen. Bisher habe ich täglich meine Anweisungen gegeben, war immer da und habe jeden Augenblick nach dem Rechten gesehen. Das war bitter notwendig, denke ich noch an die Wasserkrise oder die sich anbahnende Rübenkrise. Habe ich gemeistert, aber weil ich eben da war. Und nun bin ich mehrere Tage unterwegs und muss alles allein laufen lassen. Also habe ich den Mägden und Knechten meine Anweisungen für eben mehrere Tage gegeben. Hoffentlich halten die sich dran, dass nicht alles vor die Hunde geht, nur weil ich einige Tage ausspanne und meinem Vergnügen nachgehen möchte. Ach, wie ich das nötig habe und wie sehr ich mich darauf freue. Es wurde einfach Zeit, dass ich mir Zeit für mich nehme. Doch ich habe überlegt, wie ich meine Leute dazu motiviere, auch artig und treulich weiter für meine Interessen zu arbeiten. Dann habe ich ihnen Bier in Aussicht gestellt und zwei Schweine am Spieß für alle. Sie jubelten, ließen mich hochleben, lobten meine Weisheit und versicherten mir, ich könne mich auf sie verlassen.

Hoffentlich werden sie mich nicht verlassen ...

© Ellisa von Mayenfells





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