Ausgabe 149 | Seite 3 2. Mai 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Die Siedler aus Pacificarum

Der Maulbeerseidenspinner.

Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr waren sehr ereignisreich. Jene hochgewachsene, weißgekleidete Gestalt entpuppte sich als Salem al Saman aus dem Morgenland, Freund, Berater und Geschäftspartner unseres Ansgar und bestens bewandert in allen Dingen, die mit dem Seiden- und Gewürzhandel zu tun hatten. Unsere Lager waren gefüllt mit kostbaren Stoffen, Salz und Gewürzen und edle Rösser aus dem Tross der Handelskarawane standen in unseren Ställen.

Ansgar, Salem, Gernot und ich saßen in diesen Tagen oft in unserem Kontor, gebeugt über Landkarten, Aufzeichnungen und Berechnungen und beratschlagten, wie wir all diese neuen Kenntnisse und Handelbeziehungen am Besten zum Wohle unserer Bevölkerung einsetzen könnten.

Gernot und ich lernten viel in diesen Tagen über diesen sagenumwobenen Stoff und den Maulbeerseidenspinner, der den wissenschaftlichen Namen Bombyx mori trägt, dessen Raupen die Seidenfäden spinnen. Darüber dass bereits Konfuzius beschrieb, dass der erste chinesische Kaiser Huangdi etwa 2700 bis 2650 v. Chr. seine Ehefrau beauftragt habe, zu erforschen, warum frisch gepflanzte Maulbeerbäume abgestorben seien.

Die kaiserliche Ehefrau Xiling Shi habe einige Kokons aufgelesen und einer sei in eine Tasse mit heißem Tee gefallen. Beim Herausnehmen habe sich dieser entrollt und Xiling Shi habe ihn auf eine Spule gewickelt. Xiling Shi habe sich dann mit den Seidenraupen beschäftigt und herausgefunden, wie diese zu züchten seien.

Sie behandelte dies als Geheimnis und ein Dekret des Kaisers soll bei Todesstrafe verboten haben, Raupen, Eier oder Stecklinge des Maulbeerbaums außer Landes zu bringen. Bis um 550 v. Chr. Sei die Seidenproduktion ein Geheimnis und damit auch ein Monopol der Chinesen geblieben.

Seidenweber galten in China als echte Künstler. Nur der Kaiser und sein Gefolge durften seidene Gewänder tragen. Anfang des 5. Jahrhunderts sei das Geheimnis der Seidenherstellung nach Kothan und von dort im 6. Jahrhundert nach Byzanz gelangt.

Einer Legende zufolge brachte eine chinesische Prinzessin zu ihrer Hochzeit mit einem Herrscher der Oase Kothan Seidenraupen und Maulbeerpflanzen mit. Sie hatte sie in ihrem Haarknoten versteckt. Die Oase Kothan liegt am südlichen Zweig der chinesischen Seidenstrasse am Rand der Taklamakan-Wüste.

Von Byzanz gelang das Geheimnis der Seidenherstellung nach Europa, dann nach Japan und Korea. Schließlich konnte man auch in Indien Seide herstellen. In China habe Seide bereits in der Antike ihren festen Platz im Alltagsleben gehabt. Auch die chinesische Sprache spiegelte das wieder. Etwa 230 der 5000 gängigsten Schriftzeichen seien vom Zeichen für Seide abgeleitet. So auch das Schriftzeichen für Papier.

© Pacificarum


Schlagzeilen im Mittelalter

Aus dem Archiv

Nehmen wir einmal an, im Mittelalter wären alle Bürger schon des Lesens kundig gewesen und es hätte schon Boulevardzeitungen gegeben, die mit reißerischen Schlagzeilen ihre Auflage steigern wollen.

Werfen wir erneut einen Blick auf die Schlagzeilen der Stadt Zockingen

Kürbisse so groß wie Scheunen

Im fernen Spanien sorgt eine neue Kürbissorte für Aufregung. Die Kürbisse der Sorte "Orange Grande" wachsen, so ein Augenzeuge, "in einem fort, auch Nachts - so dass man zusehn kann".

Schließlich würden die Kürbisse so groß wie Scheunen. "Die Spanier höhlen sie aus und nutzen den Platz fürs Vieh" sagte der Wanderer, der uns dies berichtete.

"Das ist ernste Konkurrenz" - meinte ein hiesiger Kürbisbauer - "Das ist Teufelswerk" so eine Magd.

Wann die Kürbissorte auf unseren Feldern angepflanzt wird, bleibt abzuwarten.

Schreiberling sagt Zukunft voraus

Eine seltsame Begabung scheint ein Chronist des Tagblattes zu besitzen. So war in einem Bericht letzten Herbst zu lesen, dass wohl bald "Wein noch teurer sey wie Gold, wenn dass so weitergehe (mit der Zeche)". Vergleicht man heute die Preise für Gold und Wein, so stellt man fest, dass dies nun der Wahrheit entspricht.

Weiterhin prophezeite dieser Schreiberling, "das der nächste Frühling so langsam ins Land ziehe wie ein Ochs mit drey Beinen" - eine Tatsache, der wir uns frierend nicht verschließen können.

Sollte die dritte Prophezeiung, nämlich, "dass das Vieh des Grafen wohl Gold sheißen werd" tatsächlich auch noch eintreffen, so wird man sich wohl entscheiden müssen, ob der Schreiberling seelig gesprochen oder verbrannt werden soll.

Esel singt das "Ave Maria"

Bauer Holsten aus Verden traute seinen Ohren nicht. Als er in den Stall kam, und das alte Schwein "Grunhild" tot auf dem Boden sah, war der Schreck schon groß. Doch noch unglaublicher war dass, was der Bauer nun hörte.

"Der Esel Dieter stand im Stall und schrie gar jämmerlich ob der toten Sau. Ich traute meinen Ohren nicht - er schrie das Ave Maria!"

Der Bauer rannte sofort in die Kirche und ließ den Pfarrer kommen. Dieser weihte kurzerhand den Stall samt Esel und erklärte "das auch ein Esel vor Gottesfurcht erzittern mag, wenn er kein Schwein mehr hat".

© Zockingen - Mitglied der Handelsgilde


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