Ausgabe 146 | Seite 4 11. April 2010 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Drachen Teil 5

Der Drache von Wantley

Wir befinden uns tief im Herzen Yorkshires zur Zeit Elisabeth I., im abgelegenen, kleinen und verträumten Dorf Wortley. Alles ginge seinengewohnten, unscheinbaren Gang. läge nicht etwas außerhalb des Dorfes, diese unsägliche Höhle, Wantley genannt. (Mit Wantley sind die Wharncliffe Crags, ca 10km nordwestlich von Sheffield gemeint)

In dieser Hütte hauste der sogenannte Wantley-Drachen. Von dort zog er aus, Bäume und Felder zu zertrampeln, verspeiste das Vieh, soff die Brunnen der Umgebung aus, quälte somit das einfache, arme Volk.

Voll der Verzweiflung wandten sich dieses schließlich an More von More Hall. Jener war ein einheimischer Ritter, bekannt für seine Sauf-und Frauengeschichten. Gelassen lauschte der Ritter dem Flehen der Bauern und willigte letztlich ein, die Gegend von dem Drachen zu befreien. Allerdings nicht Bedingungslos.

So sollte ihm am Abend vor dem Kampf, eine hellhäutige, dunkelhaarige junge Dame gebracht werden, ihn zu salben und am nächsten Morgen einzukleiden. Gerne dürfe sie auch Jungfrau sein, fügte er bei. Viele junge Damen meldeten sich nach Bekanntwerden des ritterlichen Ansinnens. Sie dürften somit den Dorfältesten, welche mit der Auswahl betraut wurden, einige höchst erbauliche Augenblicke auf ihre alten Tage hin beschert haben.

Indess reiste Ritter More ins nahe gelegene Sheffield. Bei einem im ganzen Lande bekannten Rüstungsschmied gab er eine besondere Rüstung in Auftrag. Diese sollte über ihre gesamte Fläche mit 15cm langen Stacheln versehen sein. Spät, leidlich betrunken, doch voller Vorfreude, kehrte der Ritter in seiner Stachelschwein-Rüstung nach Wortley zurück und begab sich direkt in seine Räumlichkeiten. Dort erwartete ihn eine allabasterfarbene, schwarzhaarige, junge Schönheit, eine Flasche Salböl in den Händen haltend. Über den Fakt, das sie keine Jungfrau war, sah der Ritter gönnerhaft hinweg.

Am nächsten Morgen erschien der Ritter zu einer empörend späten Stunde. Obendrein machte er einen alles andere als munteren Eindruck. Die Dorfbewohner versorgten ihn rasch mit sechs Krügen Bier, um seine Lebensgeister zu wecken. Leicht beschwippst, doch merklich wacher, machte sich der Ritter so denn auf den Weg. Er wußte von Erzählungen der Bauern, daß der Drache regelmäßig an bestimmten Brunnen trank. More begab sich zu einem dieser Brunnen, kletterte hinein und wartete. Und siehe da, wenig später stampfte der Drache zum Brunnen. Es wurde dunkel im Brunnen als sich das Ungetüm mit seinem riesigen, schuppigen Körper darüberbeugte und sich mit gespreizten Flügeln ans Trinken machen wollte.

In diesem Moment sprang More heraus und schlug dem Drachen heftig aufs Maul. Ob des heimtückischen Angriffs, von Angst und Wut erfüllt, entleerte sich das Tier daraufhin ausgiebigst in Richtung des Ritters. Der nun beginnende Kampf lieferte auch nach zwei Tagen Dauer keinen Sieger. Ja, noch nicht einmal Wunden. More war durch seine Spezial-Rüstung bestens geschützt und der Drache war es durch seine riesigen Schuppen ebenso.

Schließlich ergriff More den Drachen und zog ihn herum, bis sein Kopf und Vorderteil von ihm wegsahen. Ein Schelm wer nun Arges dabei denkt... Von den Dörflern wußte der Ritter, daß das Monster angeblich nur eine verletzbare Stelle hatte und die Zeit ward gekommen, dies zu überprüfen. Der Ritter hob seinen Fuß, zielte und ließ seinen stachelbewehrten Stiefel mit ganzer Kraft auf das Hinterteil seines Kontrahenten sausen. Mit einem Schmerzensschrei sprang der verlegene Drachen hoch in die Luft, drehte sich sechs mal um die eigene Achse, landete auf dem Boden und brach zusammen. Einige Minuten lag er dort grollend und bebend, ehe er, nach einem letzten Ausscheiden von Dung, verstarb.

Und die Moral von der Geschichte heißt? Wer viel frißt, der auch viel ...? Knobelt es für euch selbst aus!

Diese Drachenlegende ist das Eröffnungskapitel aus Sir Walter Scott´s Ivanhoe. Sie diente auch als Vorlage für ein Spottgedicht des 17.Jahrhunderts. Von einem unbekannten Verfasser, taucht das Gedicht 1767 in Thomas Percy´s "Reliques of Ancient Poetry" auf.
Nachzulesen hier: http://en.wikisource.org/wiki/The_Dragon_of_Wantley

Desweiteren schrieb Henry Carey 1737 den Text für eine burleske Oper unter dem Namen "The Dragon of Wantley", welche ein riesen Erfolg wurde. Unter dem Titel "The Dragon of Wantley" verfasste Owen Wister (bekannt für "The Virginian") 1892 einen Roman. Und schließlich, heute erinnert im "Wantley Dragon Wood" in Sheffield eine Statue an den Drachen.

© Singularis Porcus









Ein Frühlingsgruß

Ein Bildergruß von Hexchensland!


Die Siedler aus Pacificarum

Wie Alles begann.

Gestatten, meine Name ist Lady Alauda von Pacificarum, einer kleinen Gemeinde im Kapi-Regnum Land.

Als unser Herrscher mir nach diesen schweren Zeiten den Auftrag gab auf dem Land meiner Väter eine blühende Gemeinde aufzubauen, wollte ich schier verzweifeln ob der schweren Last, die fortan auf meinen schmalen Schultern lastete.

Nach den ersten mühseligen Schritten, den in bitterer Armut und Not lebenden Menschen eine lebenswerte Zukunft in Frieden und Wohlstand zu bieten, kam mir der Zufall in Gestalt eines Reisenden zu Hilfe.

Ich erinnere mich genau, als wäre es erst Gestern geschehen:
Es war ein wunderschöner milder Frühlingstag. Die beißende Kälte des Winters hatte sich, Gott Lob, genauso wie der Schnee endlich verzogen, und meine Namensvetterin, die Lerche, sang ihre ersten Lieder. Auf den Feldern bereiteten eine Reihe von Gemeindemitgliedern den Boden für die Saat vor, von Ferne hörte ich die Hammerschläge derer, die an den neuen Häuser bauten und einige Mägde kamen mir vom neu gebauten Quellbrunnen mit munterem Geschwätz entgegen, als ich in meinem Rücken den Hufschlag eines Reiters vernahm.

Beiseite tretend, um dem Fremden den weiteren Weg frei zu geben, zügelte dieser neben mir sein Pferd, lüftete einen prachtvollen Hut und fragte, ob es vielleicht möglich wäre in unserer Gemeinde eine kleine Erfrischung zu erhalten. Sein edles Pferd, seine vornehme Kleidung und seine gar gesitteten Manieren, ließen mich ihn in unsere noch recht bescheidene Behausung einladen. Worauf er sich vom Pferde schwang und formvollendet, mit einem Kratzfuß, als Marco Polo vorstellte.

Zu Fuß, das Pferd am Zügel führend, begleitete er mich in unser langsam wachsendes Dorf. Nach einem kurzen Fußmarsch angekommen, bat ich ihn in der Stube Platz zu nehme und gebot einer Magd dem feinen Herren eine Mahlzeit aufzutragen.

Während er speiste leistet ich ihm Gesellschaft und beantwortete bereitwillig seine Fragen zu den vielen zerstörten Dörfern denen er auf seiner Reise durchs Kapi Regnum Land begegnet war und den ärmlichen Verhältnissen unter denen auch mein Volk litt.

Nachdem er mit Vergnügen alles aufgegessen hatte, versank er einige Zeit in nachdenkliches Schweigen um dann wunderliche Geschichten über seine Reisen zu erzählen. Gebannt lauschte ich seinen blumigen Beschreibungen von Fernen Landen, gelbhäutigen Menschen, Kindern, die im Sattel von Pferden aufwuchsen, unermesslich hohen Bergen, wohl duftenden Gewürzen und vielen anderen gar wunderlichen Tieren und Sachen.

Die Zeit verging im Fluge und ein leises Klopfen an die Stubentür ließ mich aufschrecken und löste meinen Blick von den schwarzen Locken und Augen des Fremden. Auf mein "Herein" öffnete sich die Tür und Gernot von Falkenberg, alt gedienter Kämpfer an der Seite meines Vaters, heute mein Beschützer und Verwalter, trat ein und gemahnte mich mit leiser Stimme unseren Gast doch nicht in der hereinbrechenden Dunkelheit in einer kalten Stube sitzen zu lassen.

Da ich unseren Gast wohl kaum in die einbrechende Dämmerung jagen konnte umsich ein Quartier für die Nacht zu suchen, boten ich ihm eins unserer Zimmer als Nachtquartier an, und lud ihn ein an unserer Abendmahlzeit teilzunehmen und dabei meinen Bediensteten einige seiner Geschichten zu erzählen.

Ich muss hinzufügen, dass unsere Abendmahlzeiten in der großen, warmen Küche eingenommen werden und, da sämtliche Bedienstete unseres Haushaltes daran teilnehmen, meist eine recht muntere Angelegenheit ist. Marco Polo, zuerst etwas verwundert über diese seltsame Sitte, genoss nach einiger Zeit jedoch nicht nur die Speisen, sondern auch die bewundernden Blicke und neugierigen Fragen meines Personals, woran wohl auch der gute Met eine gehörige Portion beitrug. Wohl gelaunt, mit glänzenden Augen und rosigen Wangen, begaben sich Alle zu weit vorgerückter Stunde in ihre Schlafstuben.

© Pacificarum


Die Cluniazensische Reform

Von dem in Burgund liegenden Benediktinerkloster Cluny ging im Hochmittelalter eine geistliche Reformbewegung aus, die zuerst das Klosterleben und dann das Papsttum erfasste. Neben geistlichen Reformen gab es auch ganz praktische: die Klosterwirtschaft wurde modernisiert und die Klöster wurden zunehmend dem Herrschaftsanspruch der Bischöfe entzogen und direkt dem Papst unterstellt. Damit bekamen sie eine eigene Gerichtsbarkeit.

Im 11. Jahrhundert fand dann eine kirchenpolitische Wendung der Reform statt. Die nur dem Papst unterstellten Mönche von Cluny, Hirsau und anderen reformierten Klöstern fanden in Rom ein geistliches Oberhaupt vor, das keineswegs frei von dem Zwang war, weltlichen Herrschern nachgeben zu müssen. Besonders Wahl und Einsetzung des Papstes fanden sich fast vollständig in Händen des römischen Stadtadels. Auch geistliche Ämter konnte man so von weltlichen Machthabern kaufen ("Simonie"), obwohl diese Praxis seit dem Konzil von Chalkedon im Jahre 451 verboten war. Durch diese "Laieninvestitur" (Laien setzen Geistliche, eventuell sogar den Papst, ein) bestand die Gefahr, dass mehr Wert auf Loyalität zum Landesherren als auf geistliche Bildung und charakterliche Eignung gelegt wurde.

Da die Eigenkirchen und Eigenklöster der weltlichen Landesherren verkauft, gekauft, getauscht und vererbt werden konnten, ging ihr geistlicher Zweck immer mehr verloren, während sie gleichzeitig an wirtschaftlicher Bedeutung gewannen. Mit diesen Handelsaktionen gingen zudem die Ämter und eventuelle Reliquien in den Besitz des Erwerbers über.

Kaiser Heinrich III. unterstützte die Kirchenreform. Zu seiner Zeit amtierten drei Päpste gleichzeitig, die der Kaiser auf Wunsch der Synode von Sutri am 20.12.1046 absetzen ließ. Mit Zustimmung des Klerus setzte Heinrich III. den Reformtheologen Suidger, Bischof von Bamberg, am 24.12.1946 zum Papst ein. In seinem kurzen Pontifikat (Papst Clemens II. starb am 09.10.1047, möglicherweise wurde er mit Bleizucker vergiftet) leitete er zusammen mit dem Kaiser maßgebliche Kirchenreformen ein. Da er sein Bistum Bamberg nicht aufgegeben hatte, wurde er, seinem Willen entsprechend, im Bamberger Dom beigesetzt. Sein Grab ist das einzige Papstgrab nördlich der Alpen und sicherte der jungen Diözese den Fortbestand gegen Auflösungsbestrebungen der benachbarten Bischöfe und weltlichen Herren.

Die cluniazensische Reform beeinflußte maßgeblich die Gregorianische Reform zur Zeit Kaiser Heinrichs IV.

© Amhara


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