Ausgabe 145 | Seite 3 4. April 2010 AD
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Drachen Teil 4

Der Osterdrache

Die folgende Geschichte ist, bis auf die Anfangs genannten historischen Gegebenheiten und die Person Joachim von Fiore, frei erfunden. Sie spiegelt nur die Meinung Singularis Porcus wider. Wie sie der geneigte Leser interpretiert, bleibt dem letztlich geneigten oder eben ungeneigten Leser zur Gänze selbst überlassen.

Geschichte lebt. Und was lebt, bewegt sich. So auch diese Geschichte. Und zwar bewegt sie sich, gemäß der Einteilung Joachim von Fiore´s, in der Zeit des Geistes. Jener Mann aus Kalabrien gliederte die Geschichte in drei Zeitalter, welche er mit der Trinität verband. Entsprechend gibt es
- die Zeit des Vaters (Altes Testament),
- die Zeit des Sohnes (beginnend mit dem neuen Testament, endend nach Meinung Fiore´s im Jahr 1260)
- die Zeit des heiligen Geistes

Dem dritten Zeitalter geht die Ankunft des Antichrists voraus, welcher, Gott sei´s gedankt, von einer kirchlichen Persönlichkeit besiegt würde. Jenes dritte Zeitalter selbst, das Glückliche, werde von der "intelligentia spiritualis" erleuchtet und gewähre alle Freuden des Himmlischen Jerusalems (Offenbarung 21). Schließlich sah sich das christliche Mittelalter selbst nicht als ein Mittelalter. Vielmehr sei es heilsgeschichtlich, ein im Glauben allen anderen Zeitaltern überlegenes "aetas christiana".

Soweit so gut.
Mit wieviel Geist all dies zu tun hatte, daran scheiden sich die Geister.

Wir schreiben das Jahr 1407. Das Zeitalter der Aufklärung ist noch fern. "Europa" ergeht sich voller Inbrunst im Hundertjährigen Krieg. Das abendländische Schisma hält an. Unaufhaltbar wächst im Osten das Osmanische Reich und dehnt sich weiter gen Westen aus. Die Macht der Kirche schrumpft. Missernten, Hungersnöte, Seuchen machen die Runde. Auf diese Entwicklung reagierend verstärkt die Kirche die Inquisition. Landauf, landab lodern die Scheiterhaufen, versammeln sich Menschenmassen und füllen ihre leeren Mägen mit dem süßlichen Duft brennenden Fleisches.

Glück allerorten also!
Doch betrachten wir das ganze positiv.
Es sollten noch ca 80 Jahre vergehen ehe der Hexenhammer sein verherendes Werk aufnimmt. Und sogar noch etwa 90 Jahre bis die Franzosenkrankheit, später auch Syphilis genannt, sich ausbreitet.

Zurück ins Jahr 1407.
Ein ungewöhnlich langer und harter Winter hält an. Nicht der erste seiner Art in den vergangenen Jahren. Ein erster eisiger Fingerzeig der heraufziehenden "kleinen" Eiszeit. Eisbarts Finger schrumpfen förmlich vor Abrieb, zu lange schon zeichnet er Eisblumen.

Memento mori! Dessen waren sich die Menschen jener Zeit nur allzu sehr bewusst. Besonderen Ausdruck sollte dies in den Vanitas-Stillleben des Barocks finden. Und ist der Mensch sich seiner Mängel und Minderwertigkeit bewusst, fühlt er sich klein und sterblich, umgeben ihn umso größere Bestien und Monster.

Eines dieser, mit der Not des Menschen, gewachsenen Untiere war der Osterdrache.
Beheimatet in den Tiefen des Schwarzwaldes, fiel er speziell während der vorösterlichen Fastenzeit über die Dörfer her. Besänftigen vermochten ihn die Leute nur, indem sie am Karfreitag große Herden Lämmer in den Wald trieben. War der Drache mit den Opfergaben zufrieden, war er keineswegs undankbar.

Opferbereite Familien fanden in den frühen Stunden des Ostersonntags einen großen Korb mit 10 riesigen, bunten Dracheneiern vor. Von diesen Eiern konnten sie lange zehren, länger als sie es von vier Ziegen vermochten. Geizigen oder betrügerischen Familien, welche beispielsweise versuchten, ihn mit kranken, schwächlichen und abgemagerten Tieren hereinzulegen, stattete er in der Nacht zum Ostersonntag einen unerfreulichen Besuch ab. Er raubte ihnen sämtliche Tiere und ließ diese irgendwo im Wald frei. Die Tiere hatten besseres verdient als diese Menschen, in deren Augen sie nur Dinge und Nutzgegenstände verkörperten. Von derlei Begebenheiten teils eingeschüchtert, teils geläutert, begannen die Menschen, eigene Nöte außer Acht lassend, die Tiere mit anderen Augen zu sehen.

Diesen Eingriff in ihre hoheitlichen "Rechte" wollten Kirche und Adel allerdings nicht hinnehmen, sahen sie doch Tribute und Steuern an sich schwinden. So beriefen sie ein umfangreiches Ritterheer ein. Lanzenbewehrt, glänzende Schwerter im Sonnenlicht schwenkend, zogen die Ritter hoch zu Rosse aus. Über ihre Untaten auf dem Weg schweigen die Quellen. Erst, als sie beinahe zwei Tage im Wald unterwegs waren, finden wir überlieferte Zeilen.

Durchs dichte Kronendach fielen einzelne gebündelte Sonnenstrahlen, überzogen den Waldboden mit einem gepunkteten Muster. Je weiter das Heer in Richtung Südwesten vorrückte, desto mehr Wildschweine und andere Tiere kreuzten leichtsinniger Weise ihren Weg. Viele der Tiere fielen der Trophäenjagd zum Opfer. Schließlich, mit einsetzender Dämmerung, erreichte das Heer mit Waffengeklirr einen schmalen Pfad. Er führte durch eine enge Schlucht hindurch, welche die Ritter nur einzeln und nacheinander durchreiten konnten. Nicht wenige erleichterten sich angsterfüllt in ihre Rüstungen. Der Pfad endete in einem großen Talkessel. Die Ritter ritten nun in Gefechtsformation. Am Ende des Talkessels, hinter einem kleinen Wäldchen, fanden sie schließlich den Drachen. Bereits unterwegs hatten sich die Männer über seltsame Geräusche gewundert, welche ihnen eine Gänsehaut über den Körper jagte. Nun sahen sie, was diese Geräusche verursachte. Und weshalb der Drache seinerseits das nahende, klirrende und scheppernde Ritterheer nicht wahrnahm. Er hockte, offensichtlich mit Pertersilie in den Ohren, auf einem Felsen. Mit lautem Quietschen, wie Kreide auf einer Schiefertafel, zog der Drache seine langen orangen Klauen über eine Art Schleifstein.

Den Rittern stockte der Atem. Sie sahen vor sich einen mit fluffigem, weißen Fell bewachsenen Drachen. Mit großen plüschigen, auf der Innenseite rosafarbigen Ohren und offensichtlich mit der Maniküre seiner Fußklauen beschäftigt. Für wenige Sekunden wirkte alles ganz friedlich. Bis einem Ritter vor Staunen die Lanze aus Händen und laut klappernd zu Boden fiel. Erschrocken blickte sich der Drache um, erkannte augenblicklich die Gefahr. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er schickte sich an, sich in die Lüfte zu schwingen. Doch die Krallen seines linken Fußes steckten noch in dem Felsen fest. Die Ritter erkannten ihrerseits die einmalige Gelegenheit und fackelten nicht lange. Einige von ihnen fielen, doch schließlich besiegten sie den Drachen. Mit einem Paar blutiger Ohren an einer Lanze, als weithin sichtbares Zeichen ihres Sieges, machten sie sich auf den Rückweg.

Zurück, wurden sie von einer jubelnden, gröhlenden und es nicht besser wissenden Menschenmasse empfangen. Oben auf den Emporen und Tribünen, nickten sich sichtlich zufrieden, die Herren Grafen und Bischöfe zu. Sie hätten eine wichtige Prüfung bestanden, wie es später die Priester bei den Feierlichkeiten formulierten. Satans Kreatur sei besiegt, Satan selbst in seine Schranken gewiesen. Erleichtert seufzten die Menschen auf.

Als Zeichen ihres Triumphes sollte fortan ein Hase als Symbol des Osterfestes dienen. Wie als Gipfel des Hohns, durften die Menschen nun selbst kleine Eier färben. Und zur Verschleierung der ernsten Vorgeschichte, diese zum neckischen Spiele selbst verstecken. Die Wölfe im Schafspelz hatten ihr Ziel erreicht, schmiegten ihre massigen Körper in weiche Sessel. Ungesehen von allen klopfte Satan einem jeden von ihnen auf die Schulter.

Frohe Ostern!

© Singularis Porcus


Gilden-WBW für alle Welten

In Kürze

Polizei in einer Themsestadt
Ehemals zugige Verbindung zwischen Köln und Hamburg
Opernhaus in Amerikanischer Weltstadt
Kontinentale Erdgasleitung
Vergleichseinheit für den biologischen Energieverbrauch
Namibisches Ministerium


Die Qualität lautet für alle Welten: Q10.

Dieser Gilden-Wettbewerb läuft vom 04.04. ab sofort bis zum 23.04.2010 um 23:59 Uhr.


Hinweis: Hier gelten im Wesentlichen die gleichen Grundvoraussetzungen wie beim normalen WBW. Allerdings werden die Waren nicht aus dem Lager heraus an eine spezielle Stadt geschickt, sondern es funktioniert ähnlich den Marmorspenden für das Weltwunder: Im Gildenmenü ist die zugehörige Eingabemöglichkeit zu finden.
Der tagesaktuelle "Stand der Dinge" kann derweil in der Gildenübersicht im Menü Stats/Gilden, sortiert nach "Wettbewerb", betrachtet werden.
Und nun viel Erfolg, frohes Schaffen und ein gutes Gelingen!

© Hinrik


Osterhasenzeit

Seit wann gibt`s den Osterhasen?
Wer von euch kann mir das sagen?
Warum legt er uns die Eier,
mir ist das nicht ganz geheuer.


Damals einst in alter Zeit,
wurd` das Osterfest betreut,
mal von Fuchs und mal vom Hahn,
selbst der Storch war schon mal dran.


Später ist der Has` gekommen,
hat die Sache übernommen.
Bunte Eier gibt es nun,
er hat keine Zeit zu ruhn.


Denn im Garten, unter Hecken,
muss er sie für uns verstecken.
Ja in unserm ganzen Land,
ist dies liebe Tier bekannt.


Jedes Jahr zur Frühlingszeit
hält er sie für uns bereit.
Wer das schönste Ei entdeckt,
dem wünschen wir: „Ein Frohes Fest“


© ChT




04. April 1081

Vor den Nachstellungen seines Broetchengebers Nikephoros III., floh der Feldherr zum Heer, dort wurde er von seinen Soldaten schon zuvor zum Kaiser ausgerufen und schickte sich an, den dazugehoerigen Thron zu erobern. Dies gelang ihm mit der Einnahme Konstantinopels und der darauffolgenden Absetzung seines Vorgaengers.

Am 4. April 1081 wurde mit der Kroenung von Alexios I. Komnenos zum byzantinischen Kaiser durch den Patriarchen der Ostkirche der Vorgang legalisiert und rechtmaessig gemacht.

Spaeter wandte sich Kaiser Alexios, bedraengt von den Seldschuken, an Papst Urban II. Um Waffenhilfe. Daraus resultierte dann die erste “bewaffnete Pilgerfahrt” - der erste Kreuzzug....

© Askanum




Ein Ostergruß

von Hexchensland!


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