Ausgabe 141 | Seite 4 7. März 2010 AD
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Die ersten deutschen “Kolonien”



Die Expeditionen und das Fazit Teil 3



Wenn auch die Kolonisation von Klein-Venedig gescheitert ist und das Verhalten der im Auftrag des Handelshauses taetig gewordenen Verantwortlichen kein gutes Bild auf sie warf – die durchgefuehrten Expeditionen waren - zwar anders als geplant – nicht erfolglos.

Ob sie das legendaere “Suedmeer” gesucht haben, oder das Goldland – gefunden haben sie weder das eine noch das andere.

Aber sie haben das Landesinnere erkundet. Unter der Fuehrung der Governeure Ehinger, Hohemut von Speyer, von Hutten sowie dem zeitweiligen Generalkapitaen Federmann erforschten sie in mehreren Zuegen den oestlichen Rand der Kordilieren, ueberschritten die Anden, erforschten den noerdlichen und westlichen Orinoco und entdeckten zwei Zufluesse des Amazonas.

Musterung der Welser-Armada
Musterung der Welser-Armada durch Hohermuth von Speyer (rechts) und Hutten (Mitte) in San Lúcar de Barrameda
Gemeinsam mit dem spanischen Konquistador Sebastián de Belalcázar gruendete Federmann die Siedlung Bogota – heute Hauptstadt von Kolumbien. Ausserdem legte er (Federmann) den Grundstein fuer den Ort Riohacha (heute 130.000 Einwohner und Provinzhauptstadt).

Erst im Jahre 1881 gelang es wieder einem Forschungsreisenden so weit in den suedamerikanischen Urwald vorzudringen, wie die Goldsucher der Welserschen Handelskompanie.

Auch wenn sie hauptsaechlich auf die Gier nach Gold begruendet waren und unter dem Gesichtspunkt wohl eher als Fehlschlaege zu bezeichnen sind, so war die Entdeckungsleistung bemerkenswert.

Aber, wie auch bei der gesamten Unternehmung der Kolonie, legten die deutschen Konquistadoren auch hierbei wenig Mitgefuehl fuer die indigenen Ureinwohner an den Tag. Fast jede einzelne Expedition war in kriegerische Auseinandersetzungen mit Indiostaemmen verwickelt. Ehinger und Hohemut von Speyer bezahlten dies mit ihrem Leben.

Dieses Ansinnen nahm man bei den welserschen Beauftragten nicht recht ernst. Der eingesetzte Gouverneur zu der Zeit befand sich bereits im Landesinneren, auf der Suche nach dem sagenhaften Goldland “Eldorado”. Sein Stellvertreter war ebenfalls mehr damit beschaeftigt seine eigene Expedition auszuruesten, als sich den Beschuldigungen zu stellen.

Bartholomaeus Welser Von Hutten wurde gemeinsam mit Bartholomaeus Welser von spanischen Konkurrenten ermordet.
Federmann war der einzige der Gouverneure oder Generalkapitaene von Klein Venedig, der den Kontinent lebend verliess. Doch in Europa angekommen, liessen ihn die Welser verhaften und ueberzogen ihn mit einem Prozess wegen Vertragsbruch, unterlassener Hilfeleistung fuer seine Kameraden und Unterschlagung. Konnte er das auch noch mit einem Vergleich aus der Welt schaffen, starb er dennoch im Gefaengnis, wo ihn die Inquisition unter dem Vorwurf Lutheraner zu sein einsperren liess.

So betrachtet, gab es bei der ganzen Unternehmung keinen Gewinner. Nicht Karl V., noch die Kaufmannsdynastie der Welser oder deren Bevollmaechtigte und die Eingeborenen die diesen begegneten gleich gar nicht.

© Askanum


Der Dragonet vom Pilatus

Nicht alle klassischen Drachen hatten gewaltige Proportionen.
Im zweiten Teil der Drachenreihe erzähle ich eine Legende von einem vergleichsweise winzigen Drachen. Dragonets genannt, waren sie nicht größer als ein Mann, doch trotz ihrer geringen Größe nicht minder gefährlich als ihre großen "Brüder".

Ein Vertreter dieser Spezies war der Dragonet vom Berg Pilatus, dessen Blut im Falle einer Berührung den sofortigen Tod bedeutete.

Der Pilatus ist ein Bergmassiv in der Schweiz, nahe Luzern, im Grenzbereich der Kantone Luzern, Nidwalden und Obwalden.

Im frühen Mittelalter trug das Massiv den Namen "Mons fractus" (gebrochener Berg). Als Pilatus wurde es 1475 erstmals verurkundet. Dazu trug die Sage von der Bestattung des römischen Präfekten von Jerusalem, Pontius Pilatus, im Pilatussee bei. Berichten zufolge lag dieser See auf der Oberstafel Oberalp, ist mittlerweile aber zum Hochmoor verlandet. Diese Sage war bereits im christlichen Altertum bekannt und im Mittelalter ebenso verbreitet. Dazu vielleicht ein ander Mal mehr, aber nur wenn ihr brav seid!

Zurück zum Dragonet.
Im 14.Jahrhundert wurde für sehr lange Zeit die Stadt Wilser von diesem Wesen heimgesucht. Der Dragonet überfiel des öfteren Häuser, Bauernhöfe. Er fiel sowohl über das Vieh, als auch die Menschen her, welche durch seinen feurigen Atem verbrannt wurden. Da niemand die Fechtkunst ausreichend beherrschte, zweifelten die Menschen, dass es jemandem gelänge, dem Biest Einhalt zu gebieten.

Denn früher hatte es in Wilser einen großen Kämpfer gegeben. Winckelriedt wurde jener geheissen. Doch sein Temperament und seine Waffenkunst hatten ihm, nach durchzechter Nacht, eine Anklage wegen Totschlags eingebracht. Er wurde verurteilt, sein Land beschlagnahmt, er selbst verbannt.

Nun mußten die Stadtobersten aber eingestehen, dass nur Winckelriedt die Stadt und ihre Bewohner von dem Drachen befreien konnte. So sandten sie Boten aus, ihn zurückzuholen. Sie teilten ihm mit, dass die Anklage fallengelassen und sein Ruf wiederhergestellt werden würde. Obendrein sollte er sein Land wieder erhalten, wenn er nur den Dragonet töte.

Dragonet Als Antwort hob Winckelriedt sein Schwert zum Salut und stieg den Pilatus hinauf zum Versteck des Drachen. Nach beschwerlichem Anstieg stand er schließlich vor einem langen, natürlichen Korridor, der, durch hohe und säulenartige Felsen geformt, zur Höhle des Drachens führte. Eben als er hineingehen wollte, stürmte der Dragonet wild fauchend heraus und starrte das Menschlein an. Der Drache war ein unerwartet graziöses Wesen mit Flügeln und kaum größer als sein menschlicher Gegner.

Da er aber die Fähigkeit des Feuerspuckens besaß, hatte Winckelriedt großen Respekt vor dem Getier. Es folgte ein langer Kampf, bei welchem beide Kämpen durch geschickte Beinarbeit und Ausweichmanöver brillierten.

Schließlich jedoch, die Schatten wurden bereits länger, versuchte der Dragonet neuerlich, seinen Gegner mit Feuer zu überwältigen. Dabei kam er mit seinem gebogenen Nacken Winckelriedts Schwert zu nahe, woraufhin dieser blitzschnell zuschlug. Der Kopf der Kreatur fiel zu Boden und seine schauerlichen, blinkenden Augen schlossen sich ein letztes Mal.

Trunken vor Siegesfreude hob Winckelriedt sein Schwert gen Himmel und besiegelte so sein Schicksal! Ein Tropfen Blut des Drachens troff vom Heft des Schwertes in den weitgeöffneten Mund des Drachenbezwingers. Winckelriedt wollte schreien, doch, noch bevor er einen Ton herausbrachte, fiel er tot zu Boden. Vergiftet durch das Blut der Bestie, welche er wenige Augenblicke zuvor getötet hatte.

Heute geht man davon aus, daß Fossilienfunde am Pilatus den Anstoß zu dieser Legende gaben. In größerer Zahl wurden in der Gegend die Skelette von Pterodactylen gefunden, prähistorischer Flugsaurier (Hettangium(Unterjura) bis Valanginium (Unterkreide)).

© Singularis Porcus


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