Ausgabe 138 | Seite 4 14. Februar 2010 AD
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Agnès Sorel

Karl VII Wir schreiben das Jahr 1422. Ganz Frankreich ist von Engländern besetzt. Ganz Frankreich? Nein, nicht ganz Frankreich! Der hunderjährige Krieg ist in vollem Gange. Franzosen und Engländern bekriegen sich um die Thronfolge in Frankreich. Desweiteren tobt ein innerfranzösischer Konflikt zwischen den Bourguignons und den Armagnacs. In eben diesem Jahre erlangt der Dauphin Karl VII. die Macht in Frankreich.

Marie d' Anjou In eben diesem Jahre ehelicht der Dauphin seine Verlobte Marie d´Anjou.
In eben diesem Jahre wird Jeanne d´Arc 10 Jahre alt.
In eben diesem Jahre erblickte Agnès Sorel auf Schloß Fromenteau das Licht der Welt.
Über ihr frühes Leben ist nicht vieles bekannt. Zunächst war sie Hofdame der Isabella von Lothringen. Im Jahre 1441 traf Agnès wohl erstmals auf Karl VII., als dieser als Gast am Hofe seines Schwager Rene von Anjous weilte.

Karl war zwischenzeitlich vom Dauphin zu König Karl dem Siegreichen emporgestiegen und im Jahre 1429, ganz wie von Jeanne d`Arc prophezeit, zu Reims zum König Karl VII. gekrönt worden. Karl VII. galt als klug und tapfer, ritterlich und impulsiv, doch zuweilen aber auch als zaudernd und depressiv. So ergab es sich auch, daß die von Jeanne d`Arc betriebene Befreiung Paris` im September 1429 misslang. Woraufhin sich der König von Jeanne d`Arc abwandte, was schließlich zu ihrer Festnahme durch die Burgunder bei Compiègne im Jahre 1430 beitrug, sowie letzlich ihr Flammentod auf dem Marktplatz zu Rouen im Mai des Jahres 1431.

Springen wir wieder ins Jahr 1441. Als der König am Hofe seines Schwagers eintrifft befindet sich dort auch Agnès Sorel, im Gefolge der Isabella von Lothringen. Von der zwanzigjährigen blonden Frau den großen blauen Augen und der auffallend weißen Haut angetan, zaudert der Karl VII. in diesem Fall nicht lange und macht Agnès zur Ehrendame seiner Gemahlin Marie d´Anjou.

Zeitgenössische Quellen rühmen die außergewöhnliche Schöhnheit und die Intelligenz der jungen Agnès. "Sie musste immer an seiner Seite sein, bei Tisch, im Bett, im Thronrat...."

So dauerte es nicht lange, bis der König seine Geliebte im Jahre 1444 zu seiner ersten Mätresse ernannte. Mit Agnès Sorel begann die lange Reihe der offiziellen Mätressen der französischen Könige.

Die Königin, Marie d´Anjou, stellte sich gut mit ihrer Rivalin. Karl VII. entwickelte, veranlasst durch Agnès, mehr Aktivität und Eifer im Kampf gegen die Engländer. Sie hatte großen Einfluss auf Karl und prägte somit dessen Politik. Agnès war auch beim Volke sehr beliebt, da sie nicht nur als intelligent, schön und anmutig galt, sondern auch als sehr wohltätig und milde. Der König beschenkte sie als Anerkennung mit Schlössern und Landsitzen. Neben Issoudun, Bois-Trousseau mit Schloss Bois-Sire-Ame, auf dem sie den König oft empfing, Roquecezière im Rouergue und Vernon-sur-Seine, auch das Schloss Beautè-sur-Marne nahe Paris. Was Agnès den Beinamen "Dame de Beautè" ("Herrin der Schöhnheit") einbrachte. Darüber hinaus besetzte der König zahlreiche einflussreiche Posten am französischen Hofe mit Mitgliedern der Familie Sorel.

Agnes Sorel Was des Königs Blut, und wohl nicht nur seines allein, besonders in Wallung brachte, war, daß sich Agnès nicht scheute, trotz aller modischen Eleganz die ihr nachgesagt wurde, ihre Brüste "in der Öffentlichkeit zur Schau zu stellte". Mehrere Porträts zeigen sie mit entblößter Brust. Der befreundete Maler Jean Fouquet hat Agnès als Madonna mit dem Kinde gezeichnet. Allerdings macht der Knabe darauf einen derart desinteressierten Eindruck, das schon damals der Verdacht geäußert wurde, das religiöse Motiv diene nur als Vorwand. Aller Kritik führte Agnès die Mode der unbedeckten Brust am französischen Königshof ein.

Sie gebar dem Karl VII. vier Töchter, welche vom König standesgemäß verheiratet wurden. Während der Schwangerschaft mit der vierten Tochter besucht Agnès den König in einem Feldlager in Jumièges, Normandie. Sie erkrankt an einer Krankheit die gemeinhin als "flux de ventre" (Bauchfluss) bezeichnet wurde. Agnès erleidet eine Frühgeburt und stirbt wenige Stunden nach ihrem Kind am 11.Februar 1450 im Alter von 28 Jahren in der Burg von Anneville-sur-Seine. Rasch machten Gerüchte die Runde die "Dame de Beautè" sei mit Quecksilber vergiftet worden. "Wie ekelhaft, übelriechend und anfällig wir doch sind", sollen ihre letzten worte gewesen sein. Ein Hinweis auf eine Quecksilbervergiftung war ihr Gefühl bei lebendigem Leib zu verwesen. Unter Verdacht stand der Dauphin des Königs, der spätere Ludwig XI., welcher die Geliebte seines Vaters zeitlebens mit seinem Hass verfolgt haben soll. Nachgewiesen werden konnte ihm allerdings nichts.

Das Herz von Angès Sorel wurde in der Abtei von Jumièges bestattet. Die wenigen erhaltenen Teile der Abtei bestehen aus Ruinen und sind öffentlich zugänglich. (vgl TB Ausgabe 132 "Herzbestattungen") Ihr Körper wurde nach Loches, nahe der Stadt Tours, in die Kirche Saint-Ours überführt. Angeblich entfernten die Stiftsherren der Kirche im Jahr 1777 das Grabmal und exhumierten die Körperreste. Sie sollen sie in ein extra dafür herbeigeschafftes Pökelfass für Schweinefleisch. Warum? Weil sie es ungewöhnlich fanden, daß eine Frau von schlechtem Lebenswandel dort in geweihter Erde ruhte, die noch dazu keine offizielle Frau des Königs gewesen war.

Im Jahr 2004 wurde das Grab Agnès Sorels in Loches geöffnet und kriminalistisch untersucht. Es konnte nachgewiesen werden, das Agnès an einer Quecksilbervergiftung gestorben war, die Mordhypothese konnte aber auch durch diese Untersuchung nicht eindeutig geklärt werden. Nach paläopathologischen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden das sie nach drei Kindern erneunt schwanger war, im siebten Monat, und an Wurmbefall litt. Da damals gegen Geburtsbeschwerden und Würmer die Quecksilberbehandlung üblich war und die ungefährlichen Dosen bekannt waren, gehen die Ermittler davon aus, dass Sorel absichtlich eine tödliche Dosis Quecksilber verabreicht wurde.

Nach Abschluss der Untersuchungen wurden ihre Gebeine am 2. April 2005 in Anwesenheit von Vertretern des französischen Hochadels in der Stiftskirche von Loches erneut beigesetzt.

Zu den Nachfahren zählen unter anderem der heutige Herzog von Orléans, Prinz Jacques von Frankreich sowie der Prinz Charles Emmanuel von Bourbon-Parma.

© Singularis Porcus


Bierflut in Friesland

Aus dem Archiv

Seit Urzeiten lösen Fluten bei den Bewohnern Friesland panische Ängste aus. Vor allem die „groten Mandränken“ (Manntränken) 1362 und 1634 hielten den Küstenbewohnern vor Augen, dass man die Naturgewalten respektieren muss.

Eine Flut ganz anderer Art beschäftigte Friesland in den vergangenen Wochen. Ein Zwergenvolk verlangte nach Bier, nachdem Nasenprinz Ihnen eine Kostprobe davon gab. Sogleich wurde ein Wettstreit um die größte Lieferung ausgerufen. Wer denn sonst, wenn nicht die trinkfesten Friesen, sollten diesen für sich entscheiden.

Bierbrauer Nur Baron Frisius von Friesland war sich der Sache nicht ganz sicher, er wusste um die bescheidene Ausstattung seiner Baronie. Sicher werden ganz andere Kaliber ihr Bestes versuchen. Er rang noch mit sich, als er seinen guten alten Bekannten Consus traf. Dieser sagte ihm fest entschlossen: “Wohlan, ich werde mein Glück versuchen und mich Nasenprinz als zuverlässigem Lieferanten empfehlen! Wollt Ihr mir helfen, Frisius?“ Frisius rang mit sich und überlegte. Doch als er Consus von seinen Brauanlagen in Friesland erzählte, war schnell eine Entscheidung gefallen: “Werter Frisius – ich stelle mich in Euren Dienst! Ihr müsst an diesem Kräftemessen teilnehmen, ich werde Euch nach Kräften unterstützen.“

Also macht sich die bescheidene Baronie an der nördlich Küste auf, in die Geschichte der Wettstreite in Regnum einzugehen.


Am nächsten Morgen betrat Frisius das Versammlungshaus seiner Zunft, die sich „Gilde der Farmer und Züchter“ nennt. Er unterbreitete den Gildengenossen seinen Plan, an dem Wettbewerbe teilzunehmen. Anders als erwartet, schlug ihm eine Welle der Begeisterung entgegen, viele sagten ihm spontan Unterstützung zu und versprachen ihm, alle mögliche Hilfe zu leisten, die sich im Rahmen der Legalität befände.

Als Frisius am Nachmittag in seiner Hafenstadt „Ihever“ eintraf, traute er seinen Augen nicht. Dort lagen Hunderte von Schiffen vor Anker und löschten ihre Ladung, Fässer stapelten sich baumhoch in sämtlichen Gassen der Stadt. Der Hafenmeister Hinrich Janssen schrie ihm entgegen: „Herr, wir brauchen mehr Männer! Vor der Einfahrt warten noch mehr unzählige Schiffe!“

Sie kamen von überall her, große und kleine Schiffe. Er erkannte einige der Wappen. So waren es die Schiffe von Consus, von Grünental und Grünenplan333, von Gifagburg, von Micrax, von Jan01 und von Rostockum. Und auch die kleinen Stadtstaaten Amsterdam92, Burg Cochem, Wunderburg13 und Serifos schickten ihre wichtige Fracht.

Schnell war klar, dass diese monetäre Herausforderung die Baronie Friesland auf eine harte Probe stellt. Aber Frisius konnte sich auf seine Gilde verlassen. Abgelegene Bauernhöfe, altmodische Brauereien und die schmierigsten Gasthäuser wurden kurzerhand verkauft. Die edlen Schätze aus Thronsaal und Hauptquartier des Barons zum Pfandleiher gebracht. Die Reiche Epana, Dresden-Ciddy und Mäder stellten sich als Geldgeber zur Verfügung. Kurz bevor Frisius schon entnervt aufgeben wollte, sprachen die Farmer und Züchter ihm Mut zu, gaben ihm Ratschläge zur Kapitalbeschaffung und gaben ihm so die Kraft zum weitermachen.

Schnell war der Stichtag gekommen, alle warteten gespannt auf die Auswertung der geschickten Waren. Frisius war sich sicher, Bronze wird es sein. Gold und Silber würden sicher an die „Biergurus“, eine Zunft der Bierbrauer“ gehen. Schließlich sei es ja ihr Wettbewerb. Und wann wird es jemals wieder die Chance geben, so viel Prestige, wie in einem Bierwettbewerb zu erlangen?

Dann traf die Schriftrolle des kaiserlichen Boten ein:
1 43.698.691 Friesland
2 19.860.326 Cars Inc City
3 17.551.577 Abtswind
4 9.549.556 Hansestadt Pommerie
5 8.488.543 Oberndorf am Lech
6 5.917.534 Eastwood
7 5.162.829 Metropole Ruhr
8 4.382.862 Confluentia
9 4.168.489 Kiel
10 4.028.851 Drumland

Frisius wurde bleich, er war am Ziel seiner Träume. Wenn das, was er las, stimmte, dann hat er nicht nur gewonnen. Dann hat er im Konzert der größten Bierbrauer nicht nur mitgefiedelt, er hat die erste Geige gespielt. Mehr als die doppelte Menge als der Zweitplatzierte hatten die Friesen eingesendet. Frisius konnte es kaum glauben. Aber alle sagten ihm, dass es doch so ist.

Gewinner des Bier-Wettbewerbes, diesen Titel konnte ihm nun niemand mehr nehmen. Kein Bier-Guru, kein Coin-Cheater. Niemand!

Gildenring Einen wichtigen Gang wollte Frisius aber unbedingt noch antreten. Er ging zu dem besten Silberschmied seiner Hauptstadt. Dort bat er, für jeden seiner treuen Lieferanten einen kostbaren Gildenring mit dem Wappen Frieslands anzufertigen. Fortan soll sich jeder seiner Mitstreiter in seinem Reich ungehindert bewegen können. „Wann sind die fertig?“ fragte Frisius. Der Silberschmied antwortete “Na ja, vier Wochen werde ich schon brauchen. Wollt Ihr sie dann holen oder soll ich sie schicken?“ „Wie wollt Ihr sie denn schicken?“ fragte Frisius verwundert. „Es gibt da so eine neue Erfindung, die Postkutsche! Die bringt Euch die Ware. Ihr müsst nur hier Eure Adresse notieren“, sprach der Schmied und schob Frisius ein Kuvert zu. Frisius schrieb auf den Umschlag „Gilde der Farmer und Züchter“. „Hier findet Ihr unsere Gilde, schickt es dort hin!“

© Friesland




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