13.
Kaum hat der Dezember begonnen, ist er fast wieder rum!
Und was fehlt noch auf der Liste? Richtig, der Weihnachtsbaum. Sicher, die Plastiktanne ist vollständig wiederverwertbar und auch schon geschmückt. Dennoch: Diese Jahr darf es etwas besinnlicher sein.
Eure Tagblatt-Redaktion
Das Dorf der Engel
Das Dorf der Engel liegt weit hinter den Wolken. Kein Mensch hat es bisher gesehen geschweige denn betreten. Doch von genau diesem Dorf handelt die folgende Geschichte. Ein kleiner Vogel hat sie mir zugezwitschert, als er vom Norden her in wärmere Gebiete geflogen war.
Das Dorf der Engel ist nicht mit unseren Dörfern zu vergleichen. Es gibt wenige Gemeinsamkeiten, wenn nicht gar überhaupt keine. Die Engel wohnen nicht in Häusern wie wir sie kennen, nein, ihre Behausungen sind in die Wolken hineingegraben, wie eine Höhle in einen Berg. Und drinnen ist es so gemütlich, wie du es dir gar nicht vorstellen kannst.
Durch die kleinen runden Fensterchen kann man am Abend, wenn es schon dunkel ist, das warme Licht der Kerzen schimmern sehen. Manchmal, wenn man Glück hat, kann man auch die Engel singen hören. Besonders in der Vorweihnachtszeit singen die Engel gerne. Dann lassen sie sich von Geigen- und Harfenspielern begleiten
und singen die schönsten Lieder.
Doch vor der Vorweihnachtszeit, das wird etwa Mitte November sein, da feiern sie noch ein großes Fest. Bis Weihnachten ist es dann nicht mehr lange hin und in der folgenden Zeit werden die Engel alle Hände voll zu tun haben.
Das Fest das sie feiern beginnt damit, dass ein großer Festzug durch die Wolken zieht, an dessen Spitze zwei kleine Engelchen mit großen Körben gehen. In den Körben sind Sterne aller Art, große und kleine, helle und dunkle.
Die Engelchen streuen diese Sterne vor dem Festmarsch wie Kinder Rosenblätter vor der Braut streuen. In der Mitte des Zuges stapft der Weihnachtsmann. Er fällt mit seinen roten Kleidern, den schweren schwarzen Stiefeln
und seiner roten Mütze zwischen all den fein herausgeputzten Engeln in weißen Gewändern und mit wallenden goldenen Haaren schon sehr auf.
Aber er ist ja auch der wichtigste Mann bei diesem Fest.
Wenn die Prozession den Dorfplatz erreicht hat, stellt sich der Weihnachtsmann auf einen kleinen Wolkenhügel, damit alle ihn sehen können und spricht zu den Scharen von Engeln, die ihn voller Erwartung ansehen und ihm gespannt lauschen.
Der Weihnachtsmann erzählt den Engeln jedes Jahr eine kleine Geschichte über die Kinder auf der Erde, berichtet kurz von der Bescherung im Letzten Jahr und lobt die Engel für ihre fleißige und ordentliche Arbeit.
Nun wird ausgelassen gefeiert. Die besten Sänger singen ihre schönsten Lieder und werden dabei von den besten Spielern auf ihren Instrumenten begleitet. Die anderen Engel tanzen dazu während die kleinen Engelchen, die noch nicht tanzen können, ausgelassen umherspringen und immer irgendwo den Tanz der größeren stören.
Gegen Mitternacht dann, wenn die Stimmung am heitersten ist, stellt sich der Weihnachtsmann noch einmal auf sein Podest. Dann wird um ihn herum alles still. Er händigt den Engeln sein dickes Buch aus, in dem all die Kinderwünsche dieses Jahres stehen und läutet mit hellem Glockenklang die neue Arbeitszeit der Engel ein.
Und noch in derselben Nacht machen sich die Engel ans Werk und beginnen damit, die Geschenke für die Kinder anzufertigen.
In der folgenden Zeit herrscht im Dorf der Engel hektische Betriebsamkeit. Ab und an kann man einen Engel von einer Wolke zur anderen huschen sehen und oft spielen die kleinen Engel, die noch nicht an den Weihnachtsvorbereitungen beteiligt sind, zwischen den Wolken Fangen oder Verstecken.
Und wenn es dann soweit ist, am Heiligen Abend, und der Weihnachtsmann kommt um die Geschenke in seinen Schlitten einzuladen, und er dann mit den Rentieren vorweg hinunter auf die Erde fährt, dann sitzen alle Engel erschöpft aber glücklich auf einer Wolke am Rand ihres Dorfes und sehen zufrieden zu, wie der Weihnachtsmann die Geschenke an die Kinder verteilt und freuen sich über die strahlenden Kinderaugen.
Wenn dann auch der Weihnachtsmann seine Arbeit getan hat, dann kehrt er zurück ins Dorf der Engel, setzt sich in seinen bequemsten Sessel und ruht sich aus, damit auch er im neuen Jahr wieder frisch und munter ans Werk gehen kann.
Die größte Arbeit aber hatten die Engel.
Der Weihnachtsmann kann wirklich stolz auf sie sein.
© Ponydorf
