Ausgabe 12 | Seite 2 22. Juli 2007 AD
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Starke Frauen im Mittelalter
Hildegard von Bingen (1098-1179)

Eine der vielseitigsten Frauen des Mittelalters ist sicherlich Hildegard von Bingen. Mit acht Jahren wurde sie als das zehnte Kind ihrer Familie in ein Benediktinerkloster gegeben, nach dem Grundsatz ‚Gott das Zehnte’. Sie erreichte die Position einer Äbtissin und gründete später ein weiteres Kloster.

Sie hatte durch Visionen nicht nur starken Einfluß innerhalb der Kirche, sondern befasste sich auch mit vielen irdischen Dingen. Bekannt sind hier Abhandlungen über Krankheiten und deren Ursachen, Pflanzenkunde, Gesundheitslehre, Mineralien, Edelsteine. Auch als Philosophin, Dichterin und Musikerin machte sie sich einen Namen. Diesen Wissenschatz hatte sie ihrem Sekretär diktiert und ins Lateinische übersetzen lassen. Nach ihrem Tode wurde sie wie eine Heilige verehrt, die offizielle Heiligsprechung zog sich allerdings noch hin.

Hier einige Beispiele aus ihren Werken:

Und wer jähzornig ist, der nehme die Rose
und weniger Salbei und zerreibe es zu Pulver.
Und in jener Stunde, wenn ihm der Zorn aufsteigt,
halte es an seine Nase.
Denn der Salbei tröstet, die Rose erfreut.

Und wer an dreitägigem Fieber leidet,
der nehme Veilchen
und zu dessen dritten Teil Wegerich und Pfefferkraut,
zweimal soviel wie Wegerich,
und diese Kräutlein esse er
häufig mit Essig oder gebratenem Salz.
aus: Heilkraft der Natur, Physica


© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle







Was ist ein Morgenstern?

1. Bezeichnung für die Venus, da sie kurz vor dem Sonnenaufgang gut zu sehen ist.
2. Eine mittelalterliche Hiebwaffe mit einem stachelbewehrten Kopf. Vermutlich eine Weiterentwicklung der antiken Keule. Bekannt ist auch die Variante, bei der der Kopf mit einer Kette am Griff befestigt ist (Flegel).




Dummes „Geschwätz“?! Plaudern mit dem Nachbar

Am Samstagmorgen machte ich mich mal wieder auf in den Stall. Ich blickte um meyne Hütte - nichts zu sehen. Vorsichtig schleyche ich mich am Hausrand vorbey, hinter die Blumen, durchs Gestrüpp, an der Hauswand entlang … Schließlich, voller Sehnsucht springe ich auf meine Kutsche zu. Kaum zu glauben, ich bin dem alten Nachbar, der immer auf ein Geschwätz aus ist, entwischt. Doch, mal wieder, habe ich mich zu früh gefreut. Um die Ecke kam eyn graues kleynes Etwas getapst, welches unter einem Sack kaum zu sehen war. Ich blinzelte, da bemerkte ich, es musste meyn Nachbar seyn. Ihr wisst wohl, zu was die Begenung führte … Hier könnt ihr mal seyne fantasievolle Theorie des Rübenmonsters lesen:
„Du mei Bub. Wesche noch, letscht Woch? Ja da hat doch der Junge Kerl ausem Sägewersch mir vom Rübemonschter erzält! Do han isch mir gedacht, Ja verwass tusche net mol e paar Pergamente lese un dich erkundige? Naja, das han isch dann auch gmach. Du glabst gar ned, was ich do alles rausgefund hab! Auau, mei arme Nerve, moment, ja, do habschs mir uffgeschrieb… Also do hat doch gestan dass die die Sache wegesse! Ja wirklich, aber net die Ware in deinem Lager, nää, die Esse dei Maulwürfchen im Garte, und, und die dun auserdem anoch was koschte! Dafür das die die Sache essse, müsse die annoch bezahl geben! Des is doch ned zu glaube, ich hab gedacht ich han se nimmie all beisamme, wie ich das geles hab! Aber du, hör mal zu, das kommt noch besser… Dort hat gestan, das die immer größer wäre un irgendwann platze se einfach… Einfach so! Un wer muss die Sauerei wegputze? Richtig, de Besitzer muss das alles mache.
Isch find das ja ne Sauerei! Ja wirklich, isch bin geschda bei den ene Rischter gegang. Pah, der hat gesah: „Isch, Prinz von Nase, kann da auch nischts mache! Da muschde selba gugen wie du das Sauberbekommst, sollte so was passiere!“, jo, so in der art hat der mir das verzählt gehat. Naja, ich hab halt gefroh, was das Rpbemonschter dann is, hatt der gement, woher soll isch das wisse? Ja da fallt mir doch de Kopp ab, so ´ne Sauerei abber auch, den geh ich bei unsrem Könisch anklage, den komische Prinz do. Der emnt wohl, nur weila ein Nase im Name hat wer der doll! So ebbes denkt der… Naja, wenn der wüsst, das ich früher in miener Jugend mol begnatender Boxmeischter war, fallt der aus de Ladsche!“


Naja, ihr müsst auch wissen, meyn Nachbar ist schon etwas alt, er verdreht ab und zu Dinge oder übertreybt ein kleyn wenig … Ansonsten sollte man wissen, er war früher leidenschaftlicher Gärtner, das gibt er aber nicht gerne zu, da er meynt, das wäre ein „feyger Jop“ … Ihr dürft ihm das auch bitte nicht so über nehmen, er ist nun mal nicht mehr der Jüngste …

Ansonsten wünsche ich euch eynen schönen Sonntag, ohne lästige Nachbarn, welche das Hochdeutsch nicht so wirklich beherrschen …



© Petri


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