Ausgabe 120 | Seite 5 20. September 2009 AD
<<< zurück weiter >>>

 

Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Badefreuden im Mittelalter II

Badestuben waren im Mittelalter das, was wir heute „Erlebnisbad“ nennen. Sie verbanden Hygiene mit Geselligkeit und hatten noch so den einen oder anderen Unterhaltungswert. Sie waren Treffpunkt für jung und alt beiderlei Geschlechts, und diese kamen in Scharen - nicht nur zum Baden. Es ist überliefert, dass am Morgen die Kinder nackt von zu Haus ins Bad rannten und erst abends ebenso wieder zurück. Die Erwachsenen folgten kurz darauf, aber auch nur leicht umhängt. Ganze Familien gingen geschlossen zum Baden, genauso wie Kaufleute mit Geschäftspartnern, Männer auf Brautschau und junge Witwen. Die Badestube war Tagesausflug, Geschäftsessen und auch ebenso Kontaktmarkt. Nicht zu vergessen: Aufklärungsunterricht für die Kleinen.

In einer Zeit, als es noch keine Unter- oder Badewäsche gab, wurde im Eva- und Adamskostüm gebadet und eine Trennung in Männlein und Weiblein gehörte häufig zum Wunschglauben von Klerus und Obrigkeit. Die Menschen im Mittelalter waren nämlich nicht so verklemmt und prüde, wie sie es gemäß der Lehre der Kirche sein müssten. Im Gegenteil, gerade zum Ende des 15. Jahrhunderts hin waren sie sehr aufgeklärt und wenig schamvoll. Die Bilder zeigen es deutlich.

Abb.: Gesellige Baderunde mit Verzehr und musikalischer Untermalung. Das hintere Paar ist schon beim Flirten, während man sich links zur Ruhe begibt. Kaiser und Papst (in der Tür) scheinen nicht amüsiert über das fröhliche Treiben

Neben Wasser- und Schwitzbädern konnte man in der Badestube einige weitere Handreichungen in Anspruch nehmen wie die schon erwähnten medizinischen Anwendungen. Auch die Rasur wurde gern in Anspruch genommen, nicht nur von den Herren, sondern auch den Damen. Ja, denn ein damaliges weibliches Schönheitsideal erlaubte neben einer weißen Haut nur drei schwarze und drei rote „Partien“. Haare und Augen als die schwarzen, Mund und Brustwarzen als die roten.

Für das Rückenschaben, bei dem im Schwitzbad Schweiß und Schmutz abgerieben wurden, hatte der Bader oftmals Gehilfen: junge Männer, die die Frauen bedienten, und junge Mädchen für die Herren. Diese trugen wie der Bader selbst meist nur eine kurze Schürze und ein beliebter Sport der Herren war es, den Mädchen kleine Münzen zuzuwerfen, die diese mit der Schürze zu fangen suchten. Auf diese Weise erhaschten die Werfer schon einen anregenden Blick und auch der kleine Heinrich konnte sich sein Bild machen.

Abb.: Eine ähnlich frivole Darstellung wie oben. Während links oben ein Paar schon im Bette liegt, entschwindet ein weiteres ins untere Separée. In der Mitte hilft eine junge Frau ihrem Geliebten aus dem Zuber. Die Obrigkeit schaut schockiert aber untätig in die Runde

Nach den Schwitz- und Wechselbädern oder einem üppigen Mahle konnten die Gäste in Ruhebetten verschnaufen. Manchen überkam in weichen Kissen oft der Schlaf, manche Paare auch etwas ganz anderes. Auch die Helfer/Innen des Baders haben sich oft etwas dazuverdient und so manche(r) Jugendliche erfuhr hier erste Erfahrungen. Heiratsvermittlung und Kuppelei gehörten also mit zu den sozialen Aufgaben der Badestuben. Manch Betreiber verstand dies aber falsch und verlegte den Schwerpunkt seines Gewerbes in Richtung der Käuflichkeit, was dem Berufsstand einen wenig ehrenvollen Ruf einbrachte. Nichtsdestotrotz war das gemeinsame Baden über fast 400 Jahre in weiten Kreisen der Bevölkerung eine äußerst beliebte Angelegenheit.

Nach vielen unbeschwerten Badejahren kam das Ende fast urplötzlich: Pest, Syphilis und der Dreißigjährige Krieg bescherten den unbeschwerten Badefreuden ein jähes Ende. Auch geriet das Badewasser als krank machend in Verruf. Erst zum 18. Jahrhundert hin kam das „Bad“ in Form von Badewannen, Badeanstalten, Seebädern, Trink- oder Kneippkuren wieder in Mode.

© Hinrik


Persönlichkeiten des Mittelalters

Gisela von Schwaben

Über das Geburtsjahr Giselas streiten sich die Gelehrten - auf einer Bleiplatte in ihrem Grab steht deutlich das Datum 11.11.999 geschrieben. Auch wenn im Mittelalter die Söhne und Töchter oftmals schon in der Wiege einander versprochen wurden, kann es in diesem Falle trotzdem nicht stimmen. Gisela wurde nämlich etwa im Jahre 1002 verheiratet - und hatte aus dieser Ehe zwei Kinder, die um 1003 (Graf Liudolf) und etwas 1005 (Gisela) geboren wurden. Ihr Ehemann Graf Bruno von Braunschweig starb 1012/14.

Der Vater Giselas, Hermann II. von Schwaben, konnte sich begründete Hoffnung auf die deutsche Königswürde machen. Ihre Mutter war Gerberga von Burgund, Tochter König Konrads III. des Friedfertigen. Nach dem Tode ihres Onkels Rudolf III. war Gisela die Erbin von Burgund und Schwaben, da auch ihr Bruder jung und kinderlos verstorben war.

In zweiter Ehe verband sich Gisela mit Ernst I., einem Frankenfürsten aus Bamberg. Der spätere König und Kaiser Heinrich II. aus einer Nebenlinie der Ottonen hatte keinen besser begründeten Anspruch auf die Thronfolge als Hermann von Schwaben, nachdem Kaiser Otto III. im Jahre 1002 kinderlos verstorben war. Militärisch konnten die beiden Konkurrenten sich nicht gegeneinander durchsetzen. Diplomatisch gelang es Heinrich, durch einen monatelangen Königsumritt durch weite Teile des Reiches seine Wahl zum König mehr und mehr bestätigen zu lassen, und endlich (1002) unterwarf sich auch Giselas Vater, der schwäbische Herzog.

Er starb im Mai 1003 und hinterließ den unmünigen Sohn Hermann III., für den der König die Regentschaft übernahm. Als Giselas Bruder starb, setzte Heinrich II. einen Auswärtigen zum Herzog ein, Ernst, der sich durch Heirat mit der verwitweten Gisela weiter legitimierte.

Die Herzöge hatten im süddeutschen Raum eine königsähnliche Stellung inne. Doch Heinrich II. zerstörte die Machtposition des schwäbischen und die des bayerischen Herzogs systematisch. Während der Zeit, da er für Giselas Bruder die Regentschaft über das Herzogtum Schwaben innehatte, trennte er das Elsaß ab und verleibte es dem königlichen Herrschaftsbereich ein.

Wegen der Machtpolitik Heinrichs II. war Gisela eine erklärte Gegnerin. Genau wie er konnte sie ihre Blutlinie über beide Eltern auf Karl den Großen zurückführen. Und auch wenn die deutsche Königs- oder gar Kaiserwürde immer auch auf einer Wahl durch die übrigen Fürsten weltlichen oder geistlichen Standes beruhte, war die Abstammung doch ein gewichtiges Argument. Fürstinnen des Mittelalters konnten durchaus regieren !

Oftmals übten sie die Regentschaft für unmündige Erben aus, ohne daß ihre Geschlechtszugehörigkeit ein stichhaltiges Argument dagegen gewesen wäre. Gisela mischte sich ein.

Ihre dritte Ehe ging Gisela etwa 1017 ein, nachdem Ernst I. bei einem Jagdunfall wenige Jahre zuvor ums Leben gekommen war, und wählte dazu Konrad von Speyer. Dieser war nicht als Parteigänger des Kaisers bekannt. Als der Kaiser 1024 auf der Pfalz Grona bei Göttingen kinderlos verstarb, stellte sich Konrad zur Königswahl und bekam die Mehrheit der Stimmen, obwohl er nur geringe Macht und wenig Einfluß besaß.

Am 21.09.1024 wurde Gisela in Köln zur Königin gekrönt und am 26.03.1027 in Rom zur Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Ihren Onkel Rudolf III. von Burgund bewog sie dazu, die Erbfolge vertraglich zu regeln - auch Rudolf hatte keine Kinder. Im Vertrag von Basel 1027 setzte er den römisch-deutschen Kaiser Konrad II. zum Erben ein.

Der Friedensschluß mit Mieszko von Polen 1033 zu Merseburg ist ihr Verdienst. Ihren Alterssitz nahm Giesela auf der Kaiserpfalz zu Goslar, wo sie am 15.02.1043 an der Ruhr verstarb. Bestattet ist diese bemerkenswerte Frau im Dom zu Speyer an der Seite ihres Gatten, Kaiser Konrads II, der 1039 in Utrecht verstorben war

© Amhara zu Agorá


Der Teufel als Onkel

Vor mehr als 300 Jahren war ein Bote zwischen Schwerte und Hamm unterwegs.

Er vertraute sein ganzes Geld einem Wirt an, das dieser es bis zu seiner Rückkehr aufbewahren sollte. Der Wirt nahm das Geld an sich und der Bote zog weiter. Der Wirt wollte aber das ganze Geld für sich haben und nahm das Geld und legte in den Sack Zinn rein, das soviel wog, wie das Geld. Als der Bote am nächsten Tage wiederkam wollte er natürlich sein Geld mitnehmen.

Aber der Wirt verklagte ihn, er hätte sein Zinn gestohlen. Natürlich fand man in dem Geldsack das Zinn und kein Geld. Der Bote wurde daraufhin zum Tode verurteilt. Am Tage vor seiner Hinrichtung klopfte es auf einmal an seine Zellentür. Es war der Teufel, der ihm versprach, wenn er ihm seine Seele verkaufen würde, würde er ihn vor dem Tode retten. Aber der Bote lehnte dieses ab. Er wollte dann lieber unschuldig sterben, als sich dem Teufel zu verschreiben. Der Teufel aber merkte in dem Moment, das der Bote wirklich unschuldig war und sagte ihm: „ Ich sehe, Du bist ein ehrlicher Gesell, ich will Dich auch befreien, wenn Du nicht in meine Dienste trittst. Ich werde dafür den anderen bekommen. „ Danach erklärte er ihm, wie er vorgehen wollte um ihm zu helfen und belehrte ihn, was er zu tun hätte.

Am nächsten Tage als der Bote schon mitten auf der Leiter des Galgens stand, da erschien ein Reiter mit scharlachrotem Mantel. Der Bote bat, mit dem Reiter zu sprechen, der sein Onkel sei. Diese Bitte gewährte man ihm. Er sprach leise mit dem Reiter, der natürlich nicht sein Onkel war, sondern der Teufel höchstpersönlich. Unerwartet für alle rief der Reiter auf einmal: „ Mein Vetter ist unschuldig.“ In dem Moment schrie der Wirt los: Das sind Lügen, der Bote hat mir mein Zinn gestohlen! Da trat der Reiter vor den Wirt und sagte: Soll Dich der Teufel holen, wenn Du lügst ?“

Der Wirt antwortete sehr keck: „Ja“. Da packte ihn der Rotmantel am Kragen und nahm ihn mit sich davon in die Lüfte. Danach erkannten alle, das der Bote unschuldig war und er wurde sofort freigesprochen. Sein Geld fand man noch im Hause des Wirtes, was ihm sofort ausgehändigt wurd

© Hexchensland


<<< zurück Tagblattarchiv weiter >>>