Die Pest war und ist wohl die bekannteste Krankheit, die im Mittelalter
herrschte. Viele Menschen vielen ihr zum Opfer. Durch eine der größten Pestepidemien, 1347 – 51 die in
Europa herrschte, starben ca. ein Drittel der gesamten Bevölkerung; in Zahlen ausgedrückt waren das über
25 Millionen Menschen.
Überträger der Krankheit war damals meistens der Rattenfloh, was aber erst später
erkannt wurde. Zuerst vermutete man, das es an Planetenkonstellationen, schlechter Luft oder ähnlichem
lag. Es gibt sogar ein Pariser Gutachten aus dem Jahre 1348, wo erklärt wird, das das Auftreten der Pest
daran lag, das die 3 Planeten im Hause des Wassermanns zusammen traten. Durch diese ungünstige
Planetenkonstellation, die am 20. März 1345 auftrat, sollen besonders gefährliche Ausdünstungen zustande
gekommen sein, die sich in der Lunge zu einer giftigen Masse manifestierten und somit die Pest erzeugten.
Für die normale Bevölkerung des Mittelalters war dies wahrlich schwer zu verstehen und sie suchten andere
Schuldige. So wurden Zigeuner, Bettler, Ausländer, Krüppel und sogar die Juden beschuldigt, dass sie an
der Pest Schuld hätten. Sie beschuldigten die Juden sogar, dass sie die Brunnen vergiften hätten. Das auch
in deren Reihen Menschen an der Pest verstarben, galt damals nicht als Beweis für deren Unschuld. Dies
führte bei der zweiten großen Pestwelle ab dem 14. Jahrhundert zu schweren Ausschreitungen und Progromen.
Viele glaubten auch, dass sie bei Gott in Ungnade gefallen waren und die Pest ihnen durch Gott auferlegt
wurde. Hatte man die Pest lebend überstanden, hieß es, dass Gott seine Gnade hat walten lassen.
Aber die Pest brachte auch viele soziale Auswirkungen mit sich. Wer es sich leisten konnte, meist waren
dies Adlige oder Kleriker, verließ Familie, Stadt und Freunde, damit er nicht erkrankte. Dies führte dazu,
das natürlich Ärzte und Geistliche mit die Stadt verließen. Das niedere Volk hatte keinen mehr, der sie
heilte, pflegt oder umsorgte. Es ging teilweise sogar so weit, das Mütter ihre Kinder totschlugen, damit
sie nicht dem schwarzen Tod zum Opfer fielen und Männer, die sich bei lebendigem Leibe beerdigten. Und
das alles nur, weil Ärzte und Priester die Stadt verließen und die Armen nicht mehr ihre Sakramente und
die letzte Ölung bekamen.
Dies führte dazu, das öffentliche Ansammlungen verboten wurden. Keine Kirchgänge mehr. Die Absolution
wurde aus der Ferne erteilt und das heilige Abendmahl wurde aus 2 Meter langen Löffeln gereicht.
Aber die Handelsbeziehungen zu entfernten Städten brach man nicht ab. Man veschwieg oder vertuschte sogar
bewußt den Ausbruch der Seuche, damit die Beziehungen nicht zum erliegen kamen und Panik im Volk zu
vermeiden.
Aber es gibt auch positives. Die Menschen fingen an, im Angesicht des Todes bewußter zu leben. Erste
Hygienevorschriften kamen auf.
Die Leute fingen an regelrechte Prozessionen zu machen. Die Straßen wurden feierlich geschmückt und den
ganzen Tag läuteten die Kirchglocken. Sie beteten bis zu 50 verschiedene Pestheilige an, darunter
besonders den heiligen Sebastian und den heiligen Rochus. Solche Prozessionen dauerten teilweise sogar
tagelang. Einige zogen betend durch die Straße, andere wiederum waren den ganzen Tag in der Kirche,
beichteten ihre Sünden und geißelten sich selber.
Krankheiten im Mittelalter
Die Pest ( Teil 2 )
Erst später kam man dahinter, das es mit an der Hygiene und natürlich
auch an den Ratten lag. Denn starb der „Wirt“ der Flöhe, die Ratte, dann suchten sie sich einen anderen
Wirt. Und das war dann meistens der Mensch.
Es gibt 3 verschiedene Formen der Pest. Die Beulenpest, die Lungenpest und die Pestsepsis.
Die Beulenpest dürfte wohl die bekannteste sein. Zuerst traten hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen,
Benommenheit und ein starkes Krankheitsgefühl auf. Später traten dann die bekannten Pestbeulen am Hals,
in den Leisten- und Achselbeugen auf. Die Beulenpest wurde meistens durch „beißende“ Insekten übertragen.
Am meisten damals durch den Rattenfloh.
Die Lungenpest verbreitete sich durch Tröpfcheninfektion. Ihr Infektionsherd lag wie der Name schon sagt,
in der Lunge. Als erstes tritt Atemnot auf, gefolgt von Husten mit Blaufärbung der Lippen und dem danach
eingehenden Bluthusten. Die Lungenpest führte unbehandelt spätestens nach dem 5. Tage zum Tode.
Die Pestsepsis war teilweise eine Folge durch die Beulen- oder Lungenpest. Aber sie trat auch ohne diese
auf. Sie konnte sogar eintreten, wenn schmutzige (infizierte) Hände mit der Mund- oder Rachenschleimhaut
in Berührung kamen und die Bakterien dann in den Blutkreislauf gelangten und sich dort rasant vermehrten.
Wenn sich Pestbeulen nach innen öffneten trat auch eine Pestsepsis auf. Hier traten als erstes folgende
Symptome wie hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und ein starkes Unwohlsein auf. Später kamen dann
großflächiges Haut- und Organbluten dazu. Unbehandelt führt die Pestsepsis innerhalb von 38 Stunden zum
Tode.
Interessant sind die Bekämpfungsversuche der Pest. Den Ärzten war nicht viel bekannt über die Pest und so
versuchten sie es erst einmal mit allerlei Kräuter. Folgende Kräuter setzte man dazu ein: Muskatnuß,
Schafgarbe, Pimpinelle, Wermut, Tausendüldenkraut, Lavendel, Kornblume, Knoblauch, Christrose, Gamander,
Sterndolde, Raute und Christophskraut .
Aber es gab auch Kräuter die man zur Vorbeugung nutzte, um nicht an der Pest zu erkranken. Dies waren
Salbei und Rosmarin. Sie wurden am Körper getragen, zum Putzwasser dazugegeben und man kochte daraus Tee,
den man täglich getrunken hat, damit man nicht an der Pest erkrankte.
Die Luft in der Stadt wurde durch Feuer „gereinigt.“
Zum Desinfizieren nahm man Essig, Rauch aus verschiedenen Kräutern, Schwefel und sogar Parfüm.
Die Ärzte besuchten die Kranken in dicker Kleidung und mit Schnabelförmigen Masken, den bekannten
Pestmasken. Sie öffneten mit einem Messer die Pestpeulen, damit der Eiter und das verunreinigte Blut
abfließen konnte. Die Hygienevorschriften, die dann in Kraft traten, waren Isolation, Quarantäne und
Lebensmittelüberwachung. Es schien sich damals sogar als wirksam zu erweisen, eine 40-tägige Isolation
und Quarantäne zu verhängen. Fremde, die die Stadt besuchen wollten, kamen 40 Tage in Quarantäne und
Kranke wurden 40 Tage isoliert.
Das Hab und Gut eines an der Pest Verstorbenen wurde nach seinem Ableben verbrannt.
Aber es gab auch Tage, wo die Pestkarren nichts gutes verhießen. Wenn die Pestkarren durch die Stadt
fuhren, waren wieder tausende an der Pest gestorben, die dann in großen Massengräbern beerdigt wurden.
Verstarben nur einzelne, kam ein besonderer „Pestsarg“ zum Einsatz. Dieser Pestsarg hatte unten 2 Klappen
womit die Toten ohne große Mühe ins das Grab „fielen“ und der Sarg wieder einsatzbereit für den nächsten
Toten war. Es war teilweise schon sehr makaber was bei den Massenbeerdigungen ablief. Die Toten wurden
lageweise in Pestlöcher geworfen, mit einer Schicht Erde bedeckt und darauf kam dann die nächste Lage
Tote.
Wenn heute die Pest auftritt wird sie mit starken Antibiotika behandelt. Wird die Pest frühzeitig diagnostiziert,
dann ist sie auch heilbar.