Ausgabe 111 | Seite 3 19. Juli 2009 AD
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Kopfgrafik - © upjers GmbH & Co. KG

 

Jagdveranstaltung beim Herzog Albrecht II von Magdeburg

Aus dem Archiv

Diese vorzügliche Einladung erhielt ich schon im letzten Jahr. Jetzt war es endlich so weit. Es würde wenigstens vier Tage brauchen, bis mein Kutscher, meine Zofen und Vasallen mich mit der neuen Kutsche nach Magdeburg gebracht haben würden. Schon beim letzten Markttag hatten wir sechs edle weiße Pferde erstanden. Ein günstiger Kauf. Nur 1400 Taler für ein Ross.

Am Montag der letzten Woche sind wir losgefahren. Es regnete, aber in meiner Kutsche war es trocken und warm. Denn immerhin war es ja Juli. Abends machten wir immer Station in bekannten Gasthäusern. Die Pferde konnten ausruhen und wir hatten Gelegenheit eine warme Speise zu uns zu nehmen. Alles ging gut. Kein Raubgesindel trieb sich rum oder wurde uns lästig.

In der Früh des vierten Tages erreichten wir das Schloss Neugattersleben. Alles war schon herrlich geschmückt. Viele Zelte mit Bannern versehen, standen im Schlosshof.

Ohne Umstände wurden uns Quartiere zugewiesen und wir ruhten ein wenig von den Reisestrapazen aus. Aber natürlich waren wir viel zu neugierig, um lange in den Räumen zu bleiben. Auf dem Schlosshof trafen wir bald auf liebe Bekannte, auch Herzog Albrecht begrüßte uns. Man hatte sich viel zu erzählen. Bald wurde zu Tisch gebeten und es wurde ein reichliches und köstliches Mahl aufgetragen. Da wir aber schon zeitig am nächsten Morgen auf die Jagd wollten, wurde nicht lange getagt. Wir zogen uns in unsere Räume zurück und hatten auch keine Müh einzuschlafen.

Im Morgengrauen standen wir auf und begaben uns zum Stall, um unsere Pferde und die Falken zu holen. Und dann ging sie los, die wilde Jagd. Vorne weg unser Gastgeber. Bald waren wir auf den Feldern und setzten die Falken auf hochgescheuchte Hasen, Fasane und anderes wildes Getier. Schon nach wenigen Stunden hatten wir alle reichlich Beute gemacht. Ich bedauerte die armen Bauern, über deren Felder wir gehetzt waren und einiges an Verwüstung hinterlassen hatten.

Im Schloss wurde die Jagdbeute in die Küche gebracht und zubereitet. Die Pferde und Falken wurden von den Knechten versorgt und wir begaben uns in unsere Räumlichkeiten, um uns umzukleiden und zu erfrischen. Binnen kurzem durchzog ein köstlicher Geruch nach Gebratenem und Gesottenem das Schloss. Man hörte schon die Musikanten. Herzog Albrecht hatte noch einiges an Kurzweil angekündigt. Ein Feuerschlucker sollte auftreten und einen solchen hatte ich noch nie gesehen. Hurtig eilten wir auf den Hof und suchten uns ein schönes Plätzchen.

Die Damen hatten Kleider an, dass es nur so eine Pracht war. Aus Seide und Brokat, Damast und Samt. Und die leuchtenden Farben. Der Schmuck glitzerte wie Regenbögen. Die fürstlichen Herrschaften machten jedem Pfau Konkurrenz. Als Besatz an ihren Mänteln sah man weißen Zobel und roten Fuchs. Überall waren Edelsteine und Perlen aufgenäht. Auch die Hüte und Kappen wurden von Juwelen geschmückt. Geschwind wurden vom Gesinde die lecker zubereiteten Gerichte aufgetragen und wir speisten ausgiebig. Wir tranken feurigen Rotwein und leckeres Bier. Später reichte mir dann eine süße Mandelmilch. Und als dann die Feuerspucker auftraten, mit ihren in den abendlichen Himmel gespuckten Feuerbällen, war es für mich eine gänzlich gelungene Reise.

Erst zwei Tage später traten wir die Heimfahrt an.

© Sophie von Kirchhain




... 19.07.1234

Am 19.07.1234 verstarb Philippe de Hurepel de Clermont im Alter von 34 Jahren. Er war ein Sohn von König Phillip II und Agnes von Andechs-Meranien. Er verstarb an den Folgen eines Turnierkampfes in Corbeil gegen den Grafen Florens IV von Holland, der schon am 13.07.1234 an den Folgen des Kampfes verstarb. Der Turnierkampf fand statt auf einer Siegesfeier nach der Schlacht bei Altenesch (einziger Kreuzzug auf Deutschem Boden).

© Hexchensland


Krankheiten im Mittelalter

Heute erzähle ich Euch ein wenig zu der Krankheit Lepra.

Lepra wird auch Aussatz genannt. Bei der Krankheit sterben die Nerven ab und die Kranken werden dadurch unempfindlich gegen Schmerzen. Er spürt auch keine Hitze und Kälte, was natürlich das Risiko schwerwiegender Verletzungen und Infektionen nach sich zieht.

Ein weiteres Symptom dieser Krankheit ist, dass das Blut verdickt und so die Arterien und Venen verstopft. Wird Lepra nicht behandelt, endet sie tödlich.

24-jähriger mit lepromatöser Lepra Mit Lepra bringt man durch diverse Filme natürlich in Verbindung, dass man Körperteile verliert. Dies ist nicht so. Man verliert die Körperteile nicht durch die Krankheit Lepra sondern durch Infektionen die der Kranke nicht spürt und dadurch nicht behandelt werden.

Einige Kriegsherren nutzten die Schmerzunempfindlichkeit der Leprakranken zu ihren Gunsten. Sie schickten die Kranken in schwere Schlachten zum kämpfen und natürlich auch zur Einschüchterung des Feindes. Die Feinde hatten Angst vor den scheinbar gefühlslosen Wesen und natürlich auch vor einer Ansteckung. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion und intime Körperkontakte. In Deutschland tauchte die Krankheit zur Zeit der Kreuzzeuge auf. Diese neue arabische Lepra trat sehr heftig auf, und galt vielen als Warnung sich nicht mit Arabern oder anderen Orientalen einzulassen.

Hier fand die Kirche natürlich auch sofort den Ansatz den Christen zu verbieten, sich von jüdischen oder sarazenischen Ärzten behandeln zu lassen. Als Erklärung gaben die Bischöfe an, das die Ärzte sie nur verderben wollten durch sündhafte Ratschläge oder verderbliche Gifte. Dadurch entstand auch die förmliche Verfolgung der Juden, weil man dachte sie hätten eine geheime Verschwörung mit den Aussätzigen.

Die Ärzte im Mittelalter waren hilflos gegenüber dieser Krankheit. Sie empfahlen die unglaublichsten Mittel zu Heilung. (Baden in Blut von Jungfrauen oder Schildkröten) Lepra galt natürlich von der Kirche aus auch als schwere Strafe und man sagte auch dazu „Fäulnis der Seele“. Da die Menschen dadurch große Angst vor dieser Krankheit hatten mußten sie sich so kleiden bzw. verhüllen, das man sie so von jedem Gesunden unterscheiden konnte. Die verloren durch diese Krankheit all ihre Rechte und Besitztümer.

Man behandelte Aussätzige sehr hart. Sie galten als lebende Toten. Der Pfarrer las über die angesteckten Kranken eine Krankenmesse, gab ihnen das Abendmahl und reichte ihnen spezielle Kleider (zur Erkennung für Leprakranke) und führte sie in ein extra dafür angelegtes Nothaus was entweder am Stadtrand lag oder sogar weit außerhalb. Ihnen wurde verboten aus öffentlichen Brunnen zu trinken und sie durften nur an speziellen Tagen und Plätzen betteln. Sie trugen immer einen Stock bei sich, weil sie keine Waren, Nahrungsmittel oder Menschen anfassen durften. So zeigten sie immer mit dem Stock darauf. Sie mußten durch eine Leprarätsche (Lazarusklapper) auf sich aufmerksam machen, damit die Gesunden ihnen rechtzeitig aus dem Weg gehen konnten.

Ab dem 15. Jahrhundert ging die Lepraerkrankung mit dem Wiederaufblühen der Badehäuser leicht zurück.
Heute heilt man Lepra mit Antibiotika.

© Hexchensland




Das Bild zeigt eine mittelalterliche Leprarätsche, mit der Erkrankte vor sich warnen sollten.

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