Magische Kräuter ( 1 )
Da wir eine besondere Ausgabe haben, nämlich die 100. Ausgabe des
Tagblatts, gibt es heute auch eine besondere Form der Kräuter.
Heute möchte ich Euch ein wenig in die Magiepflanzen einweihen....
Magiepflanzen...was ist das? Nun, früher setze man Magiepflanzen für allerlei Zauber ein. Man darf dabei
nicht vergessen, dass die Menschen damals an vieles glaubten. Viele Pflanzen wurden als Abwehrzauber
gegen Hexen, Dämonen und dergleichen genutzt. Als Amulette und ähnliches.
Einige dieser Pflanzen wurden sogar für Flugsalben von Hexen verwendet. Die Vermutung liegt nahe, dass
sie nicht geflogen sind durch diese Salbe, sondern berauscht wurden.
Wie üblich, übernehmen wir keinerlei Gewähr bei Selbstversuchen.
Alant
Alant gehört zu den Pflanzen, die mit in den Weihsträußen eingebunden
werden. An Marie Himmelfahrt (15 August) wird sie dann in der Kirche geweiht. Diese Weihsträuße bewahrte
man im Haus auf oder zerrieb sie und gab sie dem Vieh, damit es gesund bleibt.
Alant wurde vor allem als Abwehrzauber gegen Pest, Hexenschuss und andere Krankheiten eingesetzt.
Räuchermitschungen aus Alant sollten Dämonen und Hexen fernhalten. Um sich noch mehr vor Hexen durch
Alant zu schützen, setze man Alant auch oft als Amulett ein.
Alraune
Die bekannteste Magiepflanze schlechthin. Wer kennt sie nicht? Wo jeder
doch weiss, dass die Wurzel menschenähnlich ist und angeblich schrille Schreie ausstößt, wenn man sie aus
der Erde reißt.
Oft dachte man auch, diese Pflanze würde nur unter Galgen wachsen. Erzeugt von dem Urin Gehängter, die
von Kindesbeinen an Diebe waren.
Es hieß, wer eine Alraune besitze, der würde mit ihrer Hilfe verborgene Schätze finden, die ihm zu unsagbarem
Reichtum verhelfen.
Aber das ganze sollte auch nur passieren, wenn sie in Wein gebadet und in Seide gewickelt wird.
Jeden Abend das beste Essen und Trinken bekommt.
Die Alchemisten versuchen sie als Katalysator zu verwenden, um an den Stein der Weisen zu gelangen.
Natürlich ist sie eine der Pflanzen, die mit in die Flugsalbe gehörten.
In Zeiten der Christianisierung war man sogar der Meinung, dass der Teufel in der Pflanze wohne.
Baldrian
Ein alter Spruch heißt: Baldrian, Dost und Dill – kann die Hex nicht wie
sie will.
Da Baldrianwurzel keinen angenehmen Duft hat, wurde ihr zauberabwehrende Fähigkeiten zugesprochen.
Baldrian-Sträußchen durften in keinem Haus fehlen, wo die Hexen nicht ein- und ausgehen sollten.
Wer Baldrianblätter in seinem Schuhe trägt, sollte vor der List des Teufels geschützt sein.
Sogar verhexte Milch konnte mit Baldrian gerettet werden, das sie noch zur Butterherstellung taugte.
Baldrian wurde auch zur Räucherung benutzt, damit die bösen Geister aus dem Haus flogen...
Ein Liebesrezept aus dem Mittelalter lautete, das Jünglinge eine Baldrianwurzel in der Tasche tragen
sollten und den Zauberspruch: Baldrian, greif mir dran! sagen sollten. Dann kann sich ihm keine Maid
verweigern.
Basilikum
Man sprach dem Basilkum geheimnisvolle Kräfte in Liebesdingen zu.
Deshalb gab es viele Zaubersprüche, wobei man Basilikum einsetzen musste.
Basilikum sollte vor dem bösen Blick schützen.
Mädchen wurden vor dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit bewahrt, wenn sie auf der Fensterbank einen
Basilikumstrauch pflanzten.
Gebärende sollten eine Wurzel in der Hand halten während der Geburt, damit sie eine schmerzfreie Geburt
hatten.
Dachwurz
Die Dachwurz sollte vor Brand, Sturm und schwarzer Magie schützen.
Man pflanze die Dachwurz auf sein Hausdach, damit der Blitz nicht einschlug.
Wenn ein Gewitter nahte, verbrannte man die Blätter vom Dachwurz im Ofenfeuer. Die Blätter mußten aber
alle am 24. Juni (Johannistag) gepflückt worden sein.
In einigen Teilen Deutschlands hängt man die Blätter in den Schornstein, damit die Hexen dort nicht
reinkommen.
Blühte der Dachwurz weiß, hieß es, dass der Tod einer Person bevorstand. Bei rötlichen Blüten jedoch ein
erfreuliches Ereigniss.
Man nahm sie auch zum Entfernen von Warzen, indem man in die Warze mit einer Nadel stach, so lange bis
Blut floß. Das Blut wurde mit dem Saft eines Blattes Dachwurz abgerieben und die ganze Pflanze danach mit
einigen Beschwörungsformeln weggeworfen. Leider sollte man die ganze Zeit bei der Prozedur rückwärts
gehen.
Dill
Dill wurde als Schutzkraut gegen schwarze Magie eingesetzt und in
Liebetränken fand es Verwendung. Es gab Liebestränke, die die Lust steigerten genauso Tränke, die die
Lust dämpften.
Wenn Frauen das Sagen in der Ehe haben wollten, legten sie sich Dillsamen heimlich an ihrer Hochzeit in
die Schuhe.
Dillbündel oder Kränze an der Stalltür sollten das Vieh davor beschützen, von Hexen verhext zu werden.
Auch ein Dillstrauß über der Tür angebracht, sollte davor schützen, das unliebsame Besucher das Haus
betreten.
Oregano (Dost)
Oregano wurde als Abwehrpflanze eingesetzt. Sie sollte vor dem Teufel
schützen und wurde Hexen unter die Nase gehalten, um sie vom Teufel zu „befreien“.
Man legte Oregano in Brautschuhe und Band ihn auch in den Brautstrauß mit ein, um einen Schutz vor dem
Bösen zu haben.
Kinder, die nicht früh genug mit dem Sprechen anfingen, bekamen einen Löffel von Oreganowasser.
Epilepsiekranke sollten an dem mit den Fingern zerriebenen Kraut riechen und die Epilepsie sollte
verschwinden.
Walderdbeere
Die Erdbeere galt als Sinnbild der Verlockung. Noch heute darf sie bei
einem „Liebesmahl“ nicht fehlen.
Die getrockneten Blätter galten als Glücksbringer. Meistens hatte man sie in ein Tuch eingeschlagen in
der Tasche. Frauen, die Angst vor der Geburt hatten, nahmen auch getrocknetes Erdbeerkraut in die Hand,
damit sie eine leichtere Geburt hatten.
Farn
Farn wurde immer nah am Haus gepflanzt, weil er das Böse fernhalten
sollte. Er soll auch vor Blitz- und Hagelschlag geschützt haben. Wer Farn bei sich trägt, soll gegen böse
Angriffe auf Körper und Seele geschützt sein. In Sträußen wurde Farn über die Tür gehangen als
Glücksbringer.
Da der Farn eine Sporenpflanze ist und so auch keine Blüte und Frucht besitzt, kamen unsere Vorfahren
auf allerlei wilde Spekulationen. Es hieß, in der Johinnisnacht um Mitternacht sollte der Farn eine
goldene Blüte hervorbringen und sogleich ihren Samen abwerfen, die natürlich auch besondere Kräfte haben
sollten. Der Träger des Samens sollte gegen jegliche Angriffe immun sein und könnte sich unsichtbar
machen. Außerdem sollte man mit seiner Hilfe die Sprache der Tiere verstehen. Sogar beim finden von
größeren Schätzen soll der Samen helfen.
In England war man der Meinung, dass Feen und Elfen sich bei den Farnen aufhalten. Deshalb durfte man
nicht durch das Farn laufen oder drauftreten. Genauso sollte man nicht über Geheimnisse reden, weil
Feen und Elfen alles ausplaudern.
Frauenmantel
Die Alchmisten versuchten mit den „Tautropfen“ den Stein der Weisen zu
finden. (Die „Tautropfen waren Wasserausscheidungen der Pflanze, die an den Blatträndern Poren hat und
dies dort ausscheidet. Diese Wassertropfen wurden auch „Tau“ genannt.)
Man war der Auffassung, wenn man den Frauenmantel in Regenwasser legte und der Schmied darin sein
glühendes Eisen ablöschte, dass das Wasser dann bei einer „Intimwaschung“ bei Frauen dazu führen würde,
dass sie wieder wie eine Jungfrau wären.
Frauen sammelten das „Tauwasser“ um sich morgens ein Läppchen, was mit dem Wasser getränkt war, auf ihre
Brüste zu legen. Dies sollte bewirken, dass die Brüste straffer und fester wurden.
Frauenmantel wurde in Kränzen und Sträußen an Fenster und Türen befestigt, damit das Haus vor
Blitzeinschlag geschützt ist.
Gundermann
Gundermann soll vor Gewitter und Blitzschlag schützen. Als Kranz an der
Stalltür aufgehangen, soll Gundermann die Kühe und deren Milch vor Hexen und allerlei Bösen bewahren.
Damit Milch nicht gerinnt, hat man die Kuh durch einen Kranz von Gundermann gemolken. War die Milch schon
sauer, hat man die Milch durch einen Kranz von Gundermann gegossen und sie soll wieder genießbar gewesen
sein.
Früher verwendeten die Engländer anstatt Hopfen Gundermann zum Bierbrauen. Das Bier daraus soll anders
wie der Hopfen, nicht müde, sondern agil und unternehmungslustig machen.
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