Ausgabe 100 | Seite 7 3. Mai 2009 AD
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Magische Kräuter ( 1 )




Da wir eine besondere Ausgabe haben, nämlich die 100. Ausgabe des Tagblatts, gibt es heute auch eine besondere Form der Kräuter.

Heute möchte ich Euch ein wenig in die Magiepflanzen einweihen....
Magiepflanzen...was ist das? Nun, früher setze man Magiepflanzen für allerlei Zauber ein. Man darf dabei nicht vergessen, dass die Menschen damals an vieles glaubten. Viele Pflanzen wurden als Abwehrzauber gegen Hexen, Dämonen und dergleichen genutzt. Als Amulette und ähnliches.
Einige dieser Pflanzen wurden sogar für Flugsalben von Hexen verwendet. Die Vermutung liegt nahe, dass sie nicht geflogen sind durch diese Salbe, sondern berauscht wurden.

Wie üblich, übernehmen wir keinerlei Gewähr bei Selbstversuchen.

Alant

Alant

Alant gehört zu den Pflanzen, die mit in den Weihsträußen eingebunden werden. An Marie Himmelfahrt (15 August) wird sie dann in der Kirche geweiht. Diese Weihsträuße bewahrte man im Haus auf oder zerrieb sie und gab sie dem Vieh, damit es gesund bleibt.

Alant wurde vor allem als Abwehrzauber gegen Pest, Hexenschuss und andere Krankheiten eingesetzt. Räuchermitschungen aus Alant sollten Dämonen und Hexen fernhalten. Um sich noch mehr vor Hexen durch Alant zu schützen, setze man Alant auch oft als Amulett ein.

Alraune

Alraune

Die bekannteste Magiepflanze schlechthin. Wer kennt sie nicht? Wo jeder doch weiss, dass die Wurzel menschenähnlich ist und angeblich schrille Schreie ausstößt, wenn man sie aus der Erde reißt.

Oft dachte man auch, diese Pflanze würde nur unter Galgen wachsen. Erzeugt von dem Urin Gehängter, die von Kindesbeinen an Diebe waren.

Es hieß, wer eine Alraune besitze, der würde mit ihrer Hilfe verborgene Schätze finden, die ihm zu unsagbarem Reichtum verhelfen. Aber das ganze sollte auch nur passieren, wenn sie in Wein gebadet und in Seide gewickelt wird. Jeden Abend das beste Essen und Trinken bekommt.

Die Alchemisten versuchen sie als Katalysator zu verwenden, um an den Stein der Weisen zu gelangen. Natürlich ist sie eine der Pflanzen, die mit in die Flugsalbe gehörten. In Zeiten der Christianisierung war man sogar der Meinung, dass der Teufel in der Pflanze wohne.



Baldrian

Baldrian

Ein alter Spruch heißt: Baldrian, Dost und Dill – kann die Hex nicht wie sie will. Da Baldrianwurzel keinen angenehmen Duft hat, wurde ihr zauberabwehrende Fähigkeiten zugesprochen. Baldrian-Sträußchen durften in keinem Haus fehlen, wo die Hexen nicht ein- und ausgehen sollten. Wer Baldrianblätter in seinem Schuhe trägt, sollte vor der List des Teufels geschützt sein. Sogar verhexte Milch konnte mit Baldrian gerettet werden, das sie noch zur Butterherstellung taugte.

Baldrian wurde auch zur Räucherung benutzt, damit die bösen Geister aus dem Haus flogen... Ein Liebesrezept aus dem Mittelalter lautete, das Jünglinge eine Baldrianwurzel in der Tasche tragen sollten und den Zauberspruch: Baldrian, greif mir dran! sagen sollten. Dann kann sich ihm keine Maid verweigern.

Basilikum

Basilikum

Man sprach dem Basilkum geheimnisvolle Kräfte in Liebesdingen zu. Deshalb gab es viele Zaubersprüche, wobei man Basilikum einsetzen musste. Basilikum sollte vor dem bösen Blick schützen. Mädchen wurden vor dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit bewahrt, wenn sie auf der Fensterbank einen Basilikumstrauch pflanzten.

Gebärende sollten eine Wurzel in der Hand halten während der Geburt, damit sie eine schmerzfreie Geburt hatten.



Dachwurz

Dachwurz

Die Dachwurz sollte vor Brand, Sturm und schwarzer Magie schützen. Man pflanze die Dachwurz auf sein Hausdach, damit der Blitz nicht einschlug. Wenn ein Gewitter nahte, verbrannte man die Blätter vom Dachwurz im Ofenfeuer. Die Blätter mußten aber alle am 24. Juni (Johannistag) gepflückt worden sein.

In einigen Teilen Deutschlands hängt man die Blätter in den Schornstein, damit die Hexen dort nicht reinkommen. Blühte der Dachwurz weiß, hieß es, dass der Tod einer Person bevorstand. Bei rötlichen Blüten jedoch ein erfreuliches Ereigniss. Man nahm sie auch zum Entfernen von Warzen, indem man in die Warze mit einer Nadel stach, so lange bis Blut floß. Das Blut wurde mit dem Saft eines Blattes Dachwurz abgerieben und die ganze Pflanze danach mit einigen Beschwörungsformeln weggeworfen. Leider sollte man die ganze Zeit bei der Prozedur rückwärts gehen.



Dill

Dill

Dill wurde als Schutzkraut gegen schwarze Magie eingesetzt und in Liebetränken fand es Verwendung. Es gab Liebestränke, die die Lust steigerten genauso Tränke, die die Lust dämpften.

Wenn Frauen das Sagen in der Ehe haben wollten, legten sie sich Dillsamen heimlich an ihrer Hochzeit in die Schuhe. Dillbündel oder Kränze an der Stalltür sollten das Vieh davor beschützen, von Hexen verhext zu werden. Auch ein Dillstrauß über der Tür angebracht, sollte davor schützen, das unliebsame Besucher das Haus betreten.



Dost

Oregano (Dost)

Oregano wurde als Abwehrpflanze eingesetzt. Sie sollte vor dem Teufel schützen und wurde Hexen unter die Nase gehalten, um sie vom Teufel zu „befreien“. Man legte Oregano in Brautschuhe und Band ihn auch in den Brautstrauß mit ein, um einen Schutz vor dem Bösen zu haben.

Kinder, die nicht früh genug mit dem Sprechen anfingen, bekamen einen Löffel von Oreganowasser. Epilepsiekranke sollten an dem mit den Fingern zerriebenen Kraut riechen und die Epilepsie sollte verschwinden.



Walderdbeere

Walderdbeere

Die Erdbeere galt als Sinnbild der Verlockung. Noch heute darf sie bei einem „Liebesmahl“ nicht fehlen. Die getrockneten Blätter galten als Glücksbringer. Meistens hatte man sie in ein Tuch eingeschlagen in der Tasche. Frauen, die Angst vor der Geburt hatten, nahmen auch getrocknetes Erdbeerkraut in die Hand, damit sie eine leichtere Geburt hatten.





Farn

Farn

Farn wurde immer nah am Haus gepflanzt, weil er das Böse fernhalten sollte. Er soll auch vor Blitz- und Hagelschlag geschützt haben. Wer Farn bei sich trägt, soll gegen böse Angriffe auf Körper und Seele geschützt sein. In Sträußen wurde Farn über die Tür gehangen als Glücksbringer.

Da der Farn eine Sporenpflanze ist und so auch keine Blüte und Frucht besitzt, kamen unsere Vorfahren auf allerlei wilde Spekulationen. Es hieß, in der Johinnisnacht um Mitternacht sollte der Farn eine goldene Blüte hervorbringen und sogleich ihren Samen abwerfen, die natürlich auch besondere Kräfte haben sollten. Der Träger des Samens sollte gegen jegliche Angriffe immun sein und könnte sich unsichtbar machen. Außerdem sollte man mit seiner Hilfe die Sprache der Tiere verstehen. Sogar beim finden von größeren Schätzen soll der Samen helfen.

In England war man der Meinung, dass Feen und Elfen sich bei den Farnen aufhalten. Deshalb durfte man nicht durch das Farn laufen oder drauftreten. Genauso sollte man nicht über Geheimnisse reden, weil Feen und Elfen alles ausplaudern.

Frauenmantel

Frauenmantel

Die Alchmisten versuchten mit den „Tautropfen“ den Stein der Weisen zu finden. (Die „Tautropfen waren Wasserausscheidungen der Pflanze, die an den Blatträndern Poren hat und dies dort ausscheidet. Diese Wassertropfen wurden auch „Tau“ genannt.) Man war der Auffassung, wenn man den Frauenmantel in Regenwasser legte und der Schmied darin sein glühendes Eisen ablöschte, dass das Wasser dann bei einer „Intimwaschung“ bei Frauen dazu führen würde, dass sie wieder wie eine Jungfrau wären.

Frauen sammelten das „Tauwasser“ um sich morgens ein Läppchen, was mit dem Wasser getränkt war, auf ihre Brüste zu legen. Dies sollte bewirken, dass die Brüste straffer und fester wurden. Frauenmantel wurde in Kränzen und Sträußen an Fenster und Türen befestigt, damit das Haus vor Blitzeinschlag geschützt ist.

Gundermann

Gundermann

Gundermann soll vor Gewitter und Blitzschlag schützen. Als Kranz an der Stalltür aufgehangen, soll Gundermann die Kühe und deren Milch vor Hexen und allerlei Bösen bewahren.

Damit Milch nicht gerinnt, hat man die Kuh durch einen Kranz von Gundermann gemolken. War die Milch schon sauer, hat man die Milch durch einen Kranz von Gundermann gegossen und sie soll wieder genießbar gewesen sein.

Früher verwendeten die Engländer anstatt Hopfen Gundermann zum Bierbrauen. Das Bier daraus soll anders wie der Hopfen, nicht müde, sondern agil und unternehmungslustig machen.


© Hexchensland

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