Historien aus Wulferisbuttle
5. Das Ende der Welt Teil 2
Ad Secundum: Zerfall der Ordnung
Der Bürgermeister hält den davoneilenden Geistlichen an einem Ärmel fest. Halt so bleibet erst einmal hier! Der Büttel wird euch einen Platz in unserer Kirche anweisen, sodass ihr gleich für uns fleyssig beten könnt! Schonet euch nicht, wir brauchen eure Fürsprache bei unserem Herrn! Den Abt werde ich persönlich benachrichtigen lassen, auf dass er zu uns eilet! Der mittlerweile herbeigerufene Büttel bekommt den Auftrag, den Mönch in einen Seitenflügel der Stadtkirche zu bringen. Und lasst einen eurer Knechte dort, so dass dieser Mann Gottes bei seinem frommen Werke nicht gestört wird! Lasset gar niemanden zu ihm!
Das fehlt noch, dass er seine Ordensbrüder mit diesem Wahnsinn ansteckt!, murmelt der Bürgermeister leise.
Einige Stunden später ...
Der Büttel ist noch außer Atem. Herr, unsere Stadt ist ein Tollhaus geworden! Kaum ein Bürger, der noch seinem Tagwerck nachgehet! Jeder ist um sein Seelenheil besorgt, kurz vor dem Ende der Welt! Da ist der reiche Fernkaufmann van Buyten, der hat allen die ihm Geld schulden die Schuldscheine zurückgegeben, wo er doch sonst gar voller Geyz ist! Über das besorgte Gesicht des Bürgermeisters huscht ein Lächeln: Nicht umsonst heißt es, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehet, als dass ein Reicher in den Himmel kommet! Der Büttel fährt fort: Ja, er ist nicht der einzige! Manch Reicher ist jetzt im schlichten Kleid des Büssers zu sehen, wie er den Herrn um Vergebung anflehet! Aber schlimmer sind andere: Einige haben alle Tiere freigelassen, so dass meine Knechte den Tag damit verbringen Schweine, Schafe und Ziegen einzufangen, bevor sie noch mehr Verwüstungen anrichten! Bei einer Garküche wäre fast ein Feuer ausgebrochen, da keiner mehr den offenen Herd gehütet hat. Zum Glück konnte es schnell verlöscht werden! Auf einigen Strassen liegt achtlos hingeworfen Geld, Schmuck und teurer Tand, den die Leute verworfen haben! Ein Alchemist hat alle seine Träncke und Elixiere in die Gosse geschüttet, dass gar schrecklyche Dämpfe der Hölle aufgestiegen sind! Ein Schneider hat alle seine seidenen Stoffe zerfetzt und damit die Nester seiner Hühner gepolstert.
Gut, die Bürger werden wir wohl vor Johannes kaum zu ihrem Tagwerck bringen können. Gottlob kommt dieser Tag des vermeintlichen Verderbens schon morgen! Da werden wir schauen, ob Gott es gefällt, unserer Stadt noch einige schöne Jahre zu schencken. Vorerst sorget dafür, dass die Sachen die vonnöthen sind, erledigt werden. Tränket und versorget das Vieh mit euren Knechten, so ihr es vermöget. Versucht das Durcheinander etwas zu mildern! Der Hauptmann der Stadtwache wird euch mit seinen Soldaten unterstützen, so gut er vermag! Und er soll auch den Gerüchten nachgehen, dass einige Ketzer dem Glauben entsagt haben und vor den Toren der Stadt dem Antichristen huldigen, dort gar schwarze Messen mit dem Blut des Hahnes feiern und den Gehörnten anbeten!
Ende des 2. Teils
© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
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Die Obstpflückergilde
Liebe Obstpflücker, Liebe Obsthändler,
die Obstpreise sinken. Das wäre auch berechtigt, wenn die Nachfrage des Obstes ebenfalls sinken würde! Momentan sieht es aber leider so aus das die Obstpreise schneller sinken als die Nachfrage.
Die Obstpflückergilde (OGP) will sich dieser Sache annehmen und ruft deshalb alle Obstpflücker auf unserer Gilde beizutreten. Denn nur wenn wir alle zusammenhalten können wir diesen ungerechten Preisverfall stoppen! Darum bitte ich euch, in eurem eigenen Interesse, uns zu unterstützen.
Geht auf www.forumprofi2.de/forum7263/ und rettet den Obstpreis.
In ehren, DarkLoll, Bürgermeister von Unterschwarzach
© Unterschwarzach
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Die schwäbische Brezel-Legende um 1200
nacherzählt von Sophie von Kirchhain
Frieder, der Haus- und Hofbäcker vom Graf Eberhard im Barte aus Urach hatte das Missfallen des Grafen erregt. Frieder erzählte in der Nachbarschaft Lügen und verbreitete Unwahrheiten über den Grafen. Graf Eberhard im Barte ließ ihn zu sich bringen und stellte dem undankbaren Bäcker die Todesstrafe am Galgen in Aussicht. Da begann ein Zittern und Zähneklappern beim Frieder. Man schleppte ihn in den Kerker und der eiserne Riegel fiel krachend ins Schloss. Die gute Frau des Frieders aber wollte ihren geliebten Mann nicht verlieren, so ging sie zum Grafen Eberhard und bat händeringend um Gnade für ihren Mann.
Und da der Graf ein gutes Herz hatte und außerdem die lecken Backwaren, die der Frieder so vortrefflich zu backen wusste, seine Leib- und Magenspeise waren, ließ er sich nicht ungern überreden. Sofort ließ er den Frieder aus dem Kerker holen und stellte seine Bedingung. Frieder sollte innerhalb dreier Tage einen Kuchen oder ein Brot backen, durch welches dreimal die Sonne scheinen könne und welches ihm besser schmecke als alles was er zuvor gegessen hätte, dann würde er Gnade vor Recht ergehen lassen.
Frieder fiel vor ihm auf die Knie und dankte dem Grafen, obwohl er noch nicht wusste wie er den Wunsch erfüllen sollte. Er wurde sofort in die Backstube gebracht. Aber auch nach zwei Tagen war ihm noch nichts Gescheites eingefallen. Am dritten und letzten Tag bereitete er einen leicht gesalzenen Hefeteig, da er ja wusste, dass der Graf nicht so gerne Süßes naschte. Er rollte eine Schlange aus dem Teig, er drehte einen Kringel, aber so richtig gefiel ihm das alles nicht. Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn und da fiel sein Blick auf seine Frau, die mit vor der Brust verschränkten Armen darauf achtete, dass er nicht aufgab. Diese Form der verschlungenen Armen versuchte er mit dem Teigstrang wiederzugeben. Er drehte und probierte solange, bis ihm sein Kunstwerk gefiel und er füllte ein ganzes Backblech mit den Teigkringeln.
Jetzt musste der Ofen auf Temperatur gebracht werden. Den ganzen Tag hatte schon die Katze des Hauses auf der Ofenbank geschlafen. Als jetzt aber der Ofen so richtig Hitze bekam sprang sie von der Bank und fegte dabei das Blech mit dem Teig vom Tisch. Die Teigstücke fielen allesamt in einen Eimer mit heißer Salzlauge, den die Bäckersfrau angerührt hatte um damit Fisch und Fleisch zu würzen. Vor Schreck schrie Frieder seine Frau und die Katze an und jammerte: "Ich bin tot, oh mein Gott, ich bin tot."
Seine Frau behielt einen klaren Kopf und sammelte eilig alle Teigstücke aus dem Eimer und fuhr ihren Mann an: "Los, in den Ofen damit, wir haben keine andere Wahl." Schnell verteilten sie noch einige grobe Salzkörner auf den Teig und schoben das Blech in den Ofen. Mit klopfenden Herzen warteten sie auf das Ende der Backzeit. Oh, wie sahen die Backstücke lecker aus, als sie aus dem Ofen geholt wurden. Knusprig braun und in der Mitte aufgesprungen und weich wie ein Wecken.
Schnell legten sie das noch warme Backwerk in einen Korb und eilten zum Grafen. Dieser saß grad mit einem Glas Württemberger Wein zu Tisch und Frieder gab ihm gleich das Gebackene zum probieren. Schweigend aß der Graf und Frieder starrte mit banger Hoffnung in sein Gesicht. Auf einmal sprang Graf Eberhard im Barte auf und hielt das Gebäck in die Abendsonne. Durch die drei Öffnungen des Backwerks schien die Sonne durch und der Graf fragte: "Und wie heißt das leckere Etwas?" Frieder wusste vor Aufregung garnichts aber seine liebe Frau erklärte, wie man auf die Form des Gebäcks gekommen war. Frieder meinte:"Edler Graf nur Ihnen steht zu, einen Namen auszusuchen" Der Graf holte seine Frau zu Rate. Die verschlungenen Arme konnte jeder sehen und bald war, in Anlehnung an das lateinische Wort für Ärmchen (Bracchia) und verschlungene Hände (Brazula), ein passender Name gefunden. Der Graf taufte das neue Gebäck auf den Namen Brazel, woraus im Laufe der Zeit Brezel wurde. Nun war der Frieder wieder frei und erhielt vom Grafen gleich den Auftrag einen großen Korb mit Brezeln für den nächsten Tag zu backen.
Glücklich hielten sich Frieder und seine Frau an den Händen und eilten nach Hause. Nie mehr in seinem Leben sprach er schlecht über seinen Herrn und Gönner und war ein getreuer Untertan, wie alle Bürger in Urach und Württemberg.
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© Sophie von Kirchhain
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