Ausgabe 7 | Seite 4 17. Juni 2007 AD
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Kurze Lebensgeschichte von Johann I. von Hagen, Herr zur Motten.

So seyd gegrüsset, an dieser Stätte nun möchte ich mich in der virtuellen Welt der magischen Pergamente Euch einmal vorstellen.

Ich sey Johann, der erste mit diesem Namen in unserer Familie, und entstamme einem alten Adelsgeschlecht. Geboren wurde ich um das Jahr 1300, als erstes Kind von Friedrich von Hagen und der Schwester von Hermann von Castel (der Name meiner so geliebten Mutter wurde nicht niedergeschrieben). Leider weiß ich von meinen Eltern sehr wenig, in den Urkunden wurde mein Vater nur zwischen 1305 und 1327 erwähnt.
Aber mein Großvater Theoderich V. wurde sehr alt und lenkte mit meinem Großonkel Nikolaus I von Hagen die Familie bis 1319. Meine Großmutter war Agnes von Bolanden.
Interessant sey auch, dass das einzige Kind vom Onkel Nikolaus I., Beatrix, vor 1322 Jean de Chambley geheiratet habe. Jean de Chambley entstammt einem sehr alten und bedeutenden lothringischen Geschlecht.

Doch nun lasset mich berichten, was sich zu meiner Zeit und in meiner Familie zugetragen habe.
Als ich geboren wurde, war meine Familie treue Lehnsleute des Herzogs von Lothringen. Unser direkter Nachbar war der Erzbischof und Kurfürst von Trier. Mit Dieter von Nassau als Erzbischof gab es kaum Konflikte. Aber als sein Nachfolger Balduin aus dem Hause Luxemburg (es ist der Bruder des deutschen Königs Heinrich VII) den Kurfürstenhut bekam, wurde es unruhig in unserer Region. Balduin strebte eine Vergrößerung seines Einflussbereiches an. Er setzte mit Gewalt das Öffnungsrecht der Burgen Dagstuhl, Lockweiler u.a. durch und die freien Ritter wurden Lehnsritter.

Unsere Stammburg lag auf einer Anhöhe bei der heutigen Stadt Lebach in dem Dorf Hahn. Aber meine Familie lies an den Ufern der Theel vor 1300 eine kleine Wasserburg bauen. Diese Wasserburg teilten wir mit unserem Onkel Nikolaus II.

Ich heiratete um 1340 die Tochter des Raugrafen Ruprecht III und der Wildgräfin Susanne. Meine Frau Bietzle entstammt aus dem Hause Veldenz, einem alten, einflussreichen Nahegrafengeschlecht.

Mit meiner lieben Frau bekamen wir 3 Kinder, Johann II. (er heiratet eine Dame aus Dillingen), Hebla (sie wurde Nonne in Neumünster) und mein erstgeborener Thielmann II.
Thielmann ist auserwählt, die Familie weiterzuführen. Er heiratete 1390 die Else Bayer von Boppard, die Tochter des Reichsschultheissen.

Durch den frühen Tod meines Lehnsherrn, Ferdinand IV, Herzog von Lothringen im April 1329 und die damit verbundene Schwäche des Herzogtums, nutzte der Erzbischof gnadenlos aus. Denn der 11jährige Sohn des Herzogs, Rudolf, wurde von seiner Mutter Elisabeth von Österreich und einem Rat vertreten.
Auch kam es noch zu einer Fehde, in der ich und mein Vetter Nikolaus III von Hagen zusammen mit Wilhelm von Schwarzenberg gegen Boemund und Nikolaus von Dagstuhl führten. Die Gebrüder von Dagstuhl wurden von uns eingekerkert. Am 01.05.1332 kam es zu einem Vergleich durch den Kurfürst von Trier. Dieser stiftete einen 60-jährigen Frieden, aber anderseits mussten wir unser Burghaus zu offenen Lehen antragen. Vom Herzog von Lothringen kam keine Hilfe. Dieser Konflikt, mit allen Konsequenzen, brachte uns an den finanziellen Ruin. Am 09.11.1333 verkauften wir, Nikolaus III und ich, unsere Güter im Wert von 550 Pfund triersche Heller dem Kurfürsten von Trier. Im Gegenzug wurden wir Lehnsritter des Erzbischofs von Trier. Am 13.11.1333 wurden die von Balduin geschaffenen Tatsachen rechtlich festgehalten. Von nun an bekam der Herzog Rudolf von Lothringen, seine einst eigenen Burgen, Sierck, Berus, Felsberg zu Lehen und er musste auf unsere Güter, Schwarzenberg und St. Wendel verzichten. Dies sey nun ein kleiner Vorgeschmack meiner Familiengeschichte.

© JohannvonHagen




Erlebnisse eines Ex-Freifräuleins

Wie schön ist es jetzt, wenn ich über meine Liegenschaften gehe und sie in den eigenen Augenschein nehme! Wahrlich, eine Augenfreude, was ich da erkennen kann. Denn es gehet voran, edle Ritter und Damen, werte Bürger und Bürgerinnen. Und geschaffen von mir schwachem Weibe auch noch dazu. Fürwahr, ich kann meinem Vater dankbar sein, dass er mich das Lesen lehrte, obwohl es viele nicht der Mühe wert hielten. Denn ein Weibe taugt ja nicht für das Leben. Jedoch kann ich dank seines Starrsinns, den der Herr ihm schenkte, die Kontrakte selbst lesen, die mein Schreiber in meinem Auftrage fertigt.

Stellt Euch vor, ich ließ einen Schreiber zur Probe einen solchen aufsetzen. Da unterfertigte er ihn auch noch ohne mich zu fragen! "Meinen Namen könne ich selbst schreiben." erklärte ich ihm und nahm ihm den Kontrakt aus den Händen, den er gerade verschicken wollte. Er war entsetzt, wie ich es wagen könnte, ihm, einem Mann, Befehle zu geben. Aber mein Geld war ihm recht. Ich rief nach den Schmiedegesellen. Die zeigten ihm, wo der Hammer hängt und was man mit Axtstielen so machen kann. Feine Kerlchen sind das, wohlwahr. Ich habe dann ihnen etwas Bier aus meiner Brauerei geschickt, dass sie auf mein Wohl trinken können. Sie ehrten meine Weisheit und priesen meine Schönheit, wurde mir hinterbracht. Anschließend lagen sie auf, dann später unter den Bänken und schliefen wie die Bären im Winter. Angeblich, denn die Mägde aus der Küche sahen ein wenig zu oft nach ihnen. Ich gehe mal davon aus, dass die Schmiedegesellen das Bier nicht vertrugen und daher den Beistand der Mägde benötigten.

Jetzt habe ich einen neuen Schreiber. Er trägt recht keck sein Barett auf dem Kopf, doch zieht er es eiligst, wenn er mir begegnet. Es sieht nett aus, wenn er sich vor mir verbeugt. Außerdem achtet er sehr auf seine Kleidung, man kann sich gar wunderbar mit ihm darüber unterhalten. Ja ja, ein Mann, der Sinn und Kenntnis für die neue Mode hat, die am französischen Hof getragen wird. So lobte er meine neuen Gewänder, die meine Meister für mich fertigen. Ich habe sie nach den Berichten eines Händlers machen lassen, der mir genau erklären konnte, was die edlen Damen dort tragen. Sehr elegant.

Leider muss ich auch beklagen, edle Ritter und Damen, werte Bürger und Bürgerinnen, dass nicht alles in meiner Welt gut und schön ist. Dieser Lärm ist zeitweise eine arge Strapaze für meine Ohren. Denn überall auf meinen Liegenschaften wird gesägt und gehämmert. Stück für Stück werden die Gärten und Ställe vergrößert, die Häuser an den Wasserquellen, um weiteren Mägden und Knechten Platz zu bieten. Das ist gut, ich freue mich darüber gar sehr. Wenn der Lärm nur nicht wäre.

Und so genieße ich dieses neue Leben als freie Bürgerin, trage stolz meine schönen Gewänder und hoffe darauf, bald selbst Schmuck herzustellen. Die Patrizierfrauen haben es gut. Sie sind lediglich der Schmuck des Hauses und die Männer erarbeiten alles. Aber dafür können sie nichts ihr eigen nennen. Was die Patrizierfrauen nicht stört. Die tragen seidene Gewänder und edlen Schmuck, lassen sich von irgendwelchen Schmierern, die gerade modern sind, portraitieren und besticken sich irgendwelchen Zierrat, den keiner braucht. Sollen sie doch, ich werde derweil mein Geld im Kasten sammeln, um eigenen Schmuck mir herstellen zu lassen.

Edle Ritter und Damen, werte Bürger und Bürgerinnen, Ihr seht, es ist gut bestellt auf Mayenfells. Erhobenen Hauptes werde ich auch in Zukunft dergleichen berichten können. So hoffe ich es zumindest.

Eure Ellisa von Mayenfells

© Ellisa von Mayenfells


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