Karl Martell, der Beiname Martell (Hammer) ist nicht zeitgenössisch überliefert, wird am 23. August 686 in Herstal/Wallonien als unehelicher Sohn des Hausmeiers, wie die Verwalter der fränkischen Könige genannt werden, Pippin des Mittleren geboren. (De facto halten die Hausmeier die Macht im Frankenreich in Händen und setzen mehr oder weniger nach Belieben Mitglieder der Dynastie der Merowinger als Schattenkönige ein.)
Als Bastard schließt ihn der Vater von der Erbfolge aus. Jedoch sterben beide legitimen Brüder aus der Ehe mit Plektrud früh, so dass die Stiefmutter Pippin auf dem Sterbebett überredet, den noch unmündigen Enkel Theudoald (unter ihrer Regentschaft) zum Erben zu bestimmen.
So wird Theudoald 714 als Nachfolger meines Vaters eingesetzt. Adlige in Neustrien (westlicher Teil des fränkischen Reiches zwischen Seine und Loire) nutzen jedoch diese Schwäche des amtierenden Hausmeiers, rebellieren und schlagen in der folgenden Schlacht die austrischen Truppen des Neffen vernichtend. Daraufhin setzen sie einen der ihren, Raganfrid, als Hausmeier in Neustrien ein, verbünden sich mit den Friesen und fallen plündernd in den austrischen Kernlanden (die ostfränkischen Gebiete um Rhein, Maas und Mosel und neben Metz die Orte Reims, Köln und Trier) ein.
Diese Bedrohung nutzend, gelingt es Karl Martell im Kampf mit den Neustriern zumindest in Austrien seinen Erbanspruch darzustellen. 717 hat er genug Macht, um seine Stiefmutter Plektrud zur Anerkennung seiner Rechte zu zwingen.
Da Raganfrid mittlerweile den Merowinger Chilperich II. als neustrischen König eingesetzt hat und eine Allianz mit dem aquitanischen Herzog Endo eingeht, wird von Karl Martell der Merowinger Chlothar IV. als austrischer König inthronisiert. Nach der Schlacht von Soisson wechselt Herzog Endo im Sommer 718 die Seiten und liefert Chilperich II. an Karl Martell aus. Als 719 Chlothar IV. stirbt, erkennt Karl Martell Chilperich II. als gesamtfränkischen König an und festigt damit die Einheit des fränkischen Reiches.
Diese innere Einigung ist nötig, da aus Spanien eine neue Gefahr droht. Bei Tours und Poitiers werden die Mauren von Karl Martell vernichtend geschlagen, was von vielen als Wendepunkt der maurischen Expansion angesehen wird. In der Folge lässt Karl Martell eine schwere gepanzerte Reiterei aufstellen, die die bis dahin vorherrschenden freibäuerlichen Fußtruppen ersetzt. Diese Ritter werden mit Land (vorzugsweise Kirchengut) ausgestattet, da sie Pferd und Rüstung selbst unterhalten müssen. Dies darf als die Geburtsstunde des Lehenswesens im fränkischen Reich angesehen werden.
Neben den innerfränkischen Auseinandersetzungen und der Abwehr der Mauren führt Karl Martell Krieg gegen Sachsen, Friesen, Thüringer, Alemannen und Bayern zur Grenzsicherung und Ausdehnung des Reiches. Gleichzeitig treibt er die Missionierung dieser neu eroberten Gebiete, teilweise in Zusammenarbeit mit Bonifatius, voran. Die Bistumsgründungen des Bonifatius sind den neustrischen Bischöfen allerdings ein Dorn im Auge, da sie ihren Einfluss geschmälert sehen.
Mit Theuderich IV. stirbt 737 der letzte Schattenkönig aus dem mittlerweile politisch bedeutungslos gewordenen Geschlecht der Merowinger. Karl verzichtet jetzt jedoch endgültig auf die Einsetzung eines neuen Königs. Allerdings vermeidet er es auch, sich selbst sofort die Königskrone aufs Haupt zu setzen.
739 erreicht Karl Martell ein Hilfegesuch des Papstes, da die Langobarden Rom belagern. Karl ignoriert dies jedoch.
Kurz vor seinem Tod teilt Karl Martell das Reich unter seinen Söhnen Karlmann und Pippin auf. Unter seinem Enkel Karl dem Großen wird das fränkische Reich seine größte Ausdehnung erreichen.
Am 22. Oktober 741 stirbt Karl Martell im Alter von 55 Jahren. Doch auch im Tod unterstreicht er noch den Anspruch seiner Familie auf die Königswürde und lässt sich in der Abtei Saint-Denis, einer Grablege der merowingischen Könige, beisetzen.
Quelle: Wikipedia
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