Etwas über das Mittelalter
Die Zeit des Mittelalters kann nur ungenau angegeben werden. Mit dem Zusammenbruch des Römischen Reiches, ungefähr 500 nach Christus, beginnt da MA und zur Zeit als Luther seine Thesen an das Tor der Kirche zu Wittenberge schlug, dem Beginn der Naturwissenschaften und der Entdeckung Amerikas, cirka 1000 Jahre später, datiert man das Ende des MA.
Da ist also eine Menge Spielraum.
Der christliche Glaube diktierte das Leben der europäischen Völker. Die Oberen ließen es nicht zu, dass der einfache Mensch lesen und schreiben lernte. Einfach um das Volk dumm zu halten. Sie waren der Meinung, dass das Gottgewollt ist. Auch das es Leibeigene gab, was eigentlich nichts anderes als Sklaven waren, war rechtens. Im Namen der heiligen Kirche wurde Kriege gegen anders Denkende geführt. Unbequeme Mitmenschen wurden der Hexerei beschuldigt und verbrannt.
An Universitäten wurden philosophische Gespräche geführt, ob Frauen überhaupt Menschen seien.
Sauberkeit war das absolute Fremdwort. Unrat und Fäkalien wurden einfach so auf der Straße entsorgt. Daraus resultierten fürchterliche Seuchen. Es dauerte lange, bis die Menschen den Zusammenhang zwischen Sauberkeit und Gesundheit verstanden. Es war ein hartes Stück Arbeit des Büttels entsprechende Verordnungen durchzusetzen.
Salz war das weiße Gold des Mittelalters. Damit wurden Lebensmittel haltbar gemacht. Es galt als das wichtigste Gut des Mittelalters.
In den Klöstern wurden Pflanzen kultiviert, Schriften von vergangenen Epochen analysiert und die eigene Geschichte in Büchern festgehalten. Die Mönche erforschten Kräuter und entwickelten Heilmittel gegen Krankheiten. Sie brauten Bier und kelterten Weine. Und die Kirche ließ prachtvolle Bauten errichten.
Aber es ging ja aufwärts. Der wachsende Wohlstand gestattete auch einige schöne Stunden, nach getaner Arbeit. Die Schützengilden veranstalteten Schützenfeste, die dem schwer arbeitenden Volk einiges an Zerstreuung bot. Vor den Stadttoren wurden Zelte mit bunten Wimpeln errichten. Es gab Leckeres zu Essen und zu trinken. Wettbewerbe wurden durchgeführt. Die fahrenden Leute boten Musik, Kunststücke und Tanz an. Seltsame Tiere, aus fremden Ländern, wurden gezeigt. Und auf einer langen Bahn, an der Seite des Festplatzes, wurde durch Wettschießen mit der Armbrust, Pfeil und Bogen oder der Kugelbüchse (Arkebusen), der Schützenkönig ermittelt. Dieser wurde mit einem goldenen oder silbernen Pokal, Schmuck oder edler Kleidung belohnt.
Man trank im Mittelalter nicht grad wenig. Manche Regierungsgeschäfte blieben liegen, weil die Stadträte schon am Morgen zuviel Maß Bier getrunken hatten. Das änderte sich aber, als es üblich wurde feine Tees und Kaffee zu trinken. Die Art der Franzosen wurde nachgeahmt.
Und damit verfeinerten sich die Sitten.
© Sophie von Kirchhain
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Vom Messen und Wiegen
Handeln im Mittelalter war über Stadtgrenzen hinaus insofern kompliziert, weil es an einheitlichen Maßen fehlte. Jede Stadt hatte zum Beispiel ihre eigene Elle als Maß für Längeneinheiten, wichtig unter anderem für den Stoffverkauf. Meist wurde ein Muster mit einer Kette versehen, am Rathaus befestigt. Fremde Kaufleute mussten ihre Waren generell von einem vereidigten Waagemeister wiegen lassen und durften nur geeichte Maße und Gewichte der jeweiligen Stadt verwenden. Um Betrügereien zu erschweren, waren diese mit besonderen Kennzeichen versehen.
Trotz einer Vereidigung war der Waagemeister kein Bediensteter der Stadt, sondern arbeitete nur im Auftrag und bezog seinen Verdienst aus den Wiege- und Messgebühren. Ihm wurde das Monopol für das Ausmessen (als Hohlmaß) von Malz und Hopfen zugestanden. Zusätzliche Einnahmen entstanden durch das Privileg, einen so genannten 'Hokenhandel' (Kleinhandel), eine Garküche und einen Branntweinausschank zu betreiben. Ebenso konnten Händler gegen Gebühr Waren bei ihm einlagern, wofür ein 'Stapelgeld' anfiel.
Zuständig war der Waagemeister ebenso für die Erhebung der anfallenden Steuern (Akzisen). Da praktisch der gesamte Handel über seine Waage lief, war es naheliegend, hier gleich die Steuern einzutreiben. Notwendig war es dafür, die Akzisebücher (Steuerbücher) führen zu können. Der Waagemeister musste also lesen und schreiben können, damals keine Selbstverständlichkeit.
Hier einige Auszüge aus der damaligen Vorschrift für den städtischen Waagemeister und die städtische Ratswaage:
"Der Rat soll die Wage mit einem tüchtigen Wagemeister bestellen und denselben insonderheit darzu beaydigen. Derselbe soll dem Rath von allen Waaren die Auffkunfften einnehmen und berechnen. Von jedem Centner zu ein hundert und zwölff Pfunden soll er nehmen drey Pfenning.
Alle Frembde so etwas zu Marckte bringen sollen ihre Waaren auff der Waage mit der Stadt Gewichte wägen lassen und wie obsteht die Gebühr geben.
Würde einer seine Waaren auf dem Marckte steigern und theurer als vorher geben so sol er seiner Waaren verlustig seyn."
© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
Quelle: Rathaus Wolfenbüttel, Kapitel 4. zur Nutzungsgeschichte der Ratswaage, Seite 72,73
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