Ausgabe 4 | Seite 2 27. Mai 2007 AD
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Die Geschichte Flensburg's Teil 3

Die Handelsstadt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.
Ab 1409 begannen die Auseinandersetzungen zwischen Holsteinern und Dänen um die Vormacht in Schleswig. 1411 erreicht Königin Margarethe I. im Vertrag von Kolding die Abtretung großer Teile des Herzogtums Schleswig an Dänemark. Im selben Jahr wurde die Duburg auf dem Marienberg errichtet. Am 28. Oktober 1412 starb Margarethe I. an Bord eines Schiffes im Hafen von Flensburg an der Pest. Die Pest und andere infektiöse Krankheiten waren für mittelalterliche Städte ein großes Problem. In gewissen Abständen rafften Pocken, die vom Rattenfloh (Xenopsylla cheopis) verursachte Beulenpest, die Rote Ruhr, oder andere Seuchen, große Teile der Flensburger Bevölkerung hinweg. Leprakranke wurden im St.-Jürgen-Hospital (vor 1290 errichtet) isoliert, das vor den Toren der Stadt (heute: St.-Jürgen-Kirche) lag. Um 1500 wurde die Syphilis eingeschleppt. Das kirchliche Hospital Zum Heiligen Geist (heute: Heiliggeistkirche) stand in der Großen Straße (Flensburger Fußgängerzone). Der Alltag jedes einzelnen Flensburgers war hart, und die Verkehrswege waren schlecht.

Leider muss ich hier auch wieder aufhören. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr mir immer Leserbriefe schicken (Meine Stadt steht unten). Ich würd mich freuen. Bis zum nächsten mal bei Teil 4 der Geschichte, mit freundliche Grüßen
Lord Flever

© Schwarzmarkt



Der Aufstand [2]

Die 1. Schlacht von Prinz Nase
Der Aufstand war im Gange. Doch unerwartet kamen die „Schwarzen Ritter“.
Das Stadttor wurde aufgestoßen und die Schwarzen Ritter zogen auf Pferden hereyn. Fackeln flogen auf Strohdächer. Ställe wurden ausgebrannt. Prinz von Nase stand immer noch starr da und betrachtete das Geschehen. Die Soldaten und die Bürger standen bewaffnet im Tor. Schließlich ergriff ein Bauer das Wort: „Los! Retten wir unser Dörflein!“ Die Bauern und Mägde stürmten hinab. Die Mistgabeln wurden wieder gehalten, Stöcke in die Hand genommen, und die Buben entzündeten ihre Fackeln.
Prinz von Nase sah das erste Mal mit eygenen Augen eyne Schlacht. Grausam fand er es, sodass er sich nicht einmal rühren konnte. Während die Soldaten auf eynen weyteren Befehl warteten, wurde Nases Mine finster. Er griff sich Schwert und Schild und sprang auf eyn starkes Ross. Dann kam der Befehl: „Rettet das Dorf!“ Die Krieger stützen die Lanzen und ritten ins Tal.
Dort angekommen war die Schlacht schon im Laufen. Mistgabeln durchstocherten die Rüstungen der Gegner, während Stöcke durch visieren flogen und mit Fackeln die feyndliche Pferde verscheucht wurden. Der König führte die Burgrunde an und ritt mitten ins Getümmel. Seine Erfahrungen mit Schwertern und Gegnern glichen der eynes Hundes, doch das schüchterte ihn kaum eyn. Stolz stieß er seyn Gegenüber vom Pferd. Zu spät, um zu merken, dass er seinen eygenen Mann geschlagen hatte. Die Schwarzen Ritter nutzen das natürlich aus. Eyn mit Rüstung geschützter Feynd griff sich Prinz von Nase. Mit einem kräftigen Stoß wurde Prinz von Nase auf das feyndliche Pferd gestoßen, welches unwillkürlich aus dem Dorf galoppierte. Prinz von Nase wurde entführt. Mit dem Prinzen zogen auch die Schwarzen Ritter davon und verließen das verwüstete Dörflein.

© Petri



Nordmannssturm

Blutroter Sturm
jagt übers Meer
was habt ihr getan?
Wer hat ihn gerufen?

Tritt an die Ufer
bringt Leid und Not,
bringt Hass.
Es riecht nach sterben.

Menschliche Gestalt
sagt man ihm nach.
lange Bärte, wild...
zu rau seine Gebärden.

Kommt nicht allein,
Hunderte!...
Welcher Frevel
solche Straf verdient???

Häuser brennen hoch...
weithin es hallt,
der Klagesang der Weiber
Tragödie um Tragödie.

Keine Gnade,
unbarmherzig,
so nennt man sie
"Die Tiere aus dem Norden"

© Kaiserslautern


Historien aus Wulferisbuttle

2. Feurio!
Schwer atmend steht der Stadtbüttel vor dem Bürgermeister, sein Gesicht und seine Hände noch schwarz vom Ruß. Aus seiner Kleidung steigt der Geruch von Brand und Rauch auf. "Oh Herr, es ist vollbracht! Jenes Feuer, dass unsere Stadt zu versengen drohet, ist erloschen!" Erleichtert schaut der Bürgermeister ihn an. "Das hat er guth getan! Wieder einmal sind wir sehr zufrieden mit ihm! Sind unsere Bürger unversehrt der Brunst entkommen? Gab es gewaltig Schäden?" Auf einen Wink des Bürgermeisters nimmt der Büttel Platz und leert in einem Zug einen gewaltigen Humpen, gefüllt mit frisch gebrautem Bier.

"Unserem Herrgott sei Dank, es ist keiner unser Bürger zu Tode gekommen. Es gab einige versengte Handwerksburschen, die beim Löschen dem Feuer zu nahe waren. Einer meiner Knechte wurde beim Einreißen eines Daches von einem Balken getroffen. Unser Bader und ein fahrender Medicus sorgen sich vortrefflichst um die Verletzten. Die Frau des Webermeisters ist ausgerutscht und in eine Grube voll übelriechender Jauche gefallen. Sie konnte ohne Schaden am Laibe herausgezogen werden. Drey Häuser sind jedoch lichterloh abgebrannt, bei zweyen wurden die Dächer eingerissen, um ein Überspringen der Flammen zu verhindern", schildert der Stadtbüttel.
br> "Wie konnte es zu diesem Unglück kommen? Waren unser Nachtwächer oder unser Thürmer nicht wachtsam?", kommt die nächste Frage des Bürgermeisters.

"Unser Thürmer, den wir letzten Mittsommers eingestellt haben, auf dass er nach fremden Kriegsvolke und nach Feuerschein Ausschau hält, hat guthe Arbeith verricht. Sein Rufen "Feurio" und das ständige Läuten der Sturmglocke hat das Schlimmste verhindert. Sind doch gleich alle braven Bürger aus den Betten gesprungen und haben tathkräftig Eimer voll Wasser angeschleppt. Der Nachtwächter war gerade einige Gassen weiter und hat zugleich den Ruf 'Feurio' aufgegriffen und vor dem brennenden Haus Ordnung in die Eimerkette gebracht. Auch hat er, bis ich dasselbst dorthens eingetroffen bin, durch einige kräftige Burschen die Dächer der Häuser links und rechts neben dem Feuersherd einreissen lassen. Leider wurden auch diese Häuser dann doch ein Raub der Flammen, so grausslig hauste die Teufelsglut." Erneut leert er seinen Krug, der durch einen Ratsdiener wieder gefüllt wurde.

"Wie das Feuer entstanden ist, ist noch nicht bekannt, oh Herr! Verdächtigt ist ein reisender Gelehrter, der in dem Unglückshaus für ein paar Münzen unter dem Dach hauste. Hat er doch oft noch Nächtens versucht, bei Kerzenschein die Geheimnisse dieser Welt zu enthüllen. Ist er auch gleich aus der Stadt geflohen, so dass er nicht mehr befraget werden konnte. Der Torwächter hatte ihn nach viel Betteln und Bitten durch das kleine Stadtportal hinaus gelassen. Seitdem ward er verschwunden."

Der Büttel fuchtelt mit seinen großen rußverschmierten Händen in der Luft herum. "Aber Herr, einer meiner Knechte hat einen Schmiedeburschen erwischt, der einige gerettete Stoffballen wegtragen wollte. Der Übelthäter wurde vorerst unter Bewachung in das Loch gesteckt und morgen wird der Scharfrichter nach altem Brauche und Gesetze ihm die sündyge rechte Hand mit der Axt abtrennen."

Der Bürgermeister springt auf. "Halt mein Guter, nicht so voreilig! Warum will er einen neuen Bettler schaffen? Unsere Stadt braucht jetzso jeden gesunden Mann und jede gesunde Frau zum tüchtig Arbeithen. Und so die Zeyten wieder schlechter werden zum Führen des Schwertes oder des Spiesses. Einhändige sind nicht von Nützen. Sperret ihn in den Schuldthurm, lasset ihn seine Sünden durch tüchtig und fleissig Arbeith ohne Lohn und bei trocken Broth und Wasser büssen. Das wird ihn lehren sich an fremdem Eigenthum zu vergreifen!"

"Allerdings scheynt mir, wir sollen die Pflichten aller Bürger bei Feuer noch einmal kundthun. Schreiber, notiere und verkünde er."
Der Schreiber taucht seine Feder in das Tintenfass.
"Der Rhat von Wulferisbuttle gibt folgendes zur gehorsamen Beachtung und Erinnerung bekannt:

Item eins: Jedwedes Haus in unseren Stadtmauern soll nur gedeckt sein mit gebrannten Ziegeln. Der Rath der Stadt wird zu diesem Zwecke derlei Ziegeln in der Ziegelbrennerei zu kleinem Gelde abgeben.

Sollte ein Hausherr aus Geiz oder aus Faulheit dieses versäumen, wird ihm der Stadtbüttel mit seinen Knechten die Stroh- oder Holzdächer wegreissen.

Item zwey: Jedweder Herr eines Hauses soll verpflichtet sein, zehn Ledereimer und zwey Feuerhaken griffbereit im Hause liegen zu haben und diese bei dem Rufe 'Feurio' heraustragen.

Item drey: Niemand solle wehren die Dächer bei der Feuersbrunst abschlagen zu lassen, so man erkennet, dass dieses nothwendig sei.

Item vier: Kein Mann, Frau noch Magd noch kräftig Kind soll bei dem Feuer stehen, ohne dass er tüchtig zugreifen noch arbeithen wolle, anderenfalles soll dieses mit schwerer Busse belegt werden.

Wer allerdings da Feuerhaken oder Wasser zuträgt, den will man vom Rhat der Stadt wegen lohnen."

© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
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