Ausgabe 3 | Seite 2 20. Mai 2007 AD
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Petris Wochenbefragung. Heute: Änfängerhilfe

Zu Gast: HERZOG, Macushla und Mike McThunderwolf, Laird of Bannockburn
Petri: Meyn Lord, meyne Lady, ich freue mich sehr auf das Interview und hoffe, durch euch eyniges aufzuklären.
McT: Seyd bedankt, Meyster Petri. Ich fuehle mich geehrt, dass euch die Meynung eynes alten Kriegers, der sich nun als Kaufmann versuchet, so wichtig erscheynet. Doch moecht ich hir zuvorderst eynen kleynen Irrthum auffklaeren, dem hir so mancher unterliget: Ich bin keyn Lord, sondern eyn Laird. Eyn schottischer Titel, der mit dem englischen Adelspraedikat Lord nichts gemeyn hat und im Teutschen wohl am besten mit Grossgrundbesitzer oder Landeygner uebersetzet wird.

Petri: Zunächst würde ich von euch gerne wissen, was ihr denn zu empfehlen habt. Selbstversorgung für die Stadt, Zukauf für die Produktion, oder doch Verkauf von Rohstoffen und Waren für das Endprodukt?

HERZOG: Mir fällt auf, das bereyts jetzt sehr viele Handelsbeziehungen geknüpft worden sind. Dadurch, dass der Verkauf direkt zwischen den Städten ausgehandelt wird, entsteht eyn Mangel an Rohstoffen auf dem Markt. Die Preyse können sich derzeyt noch nicht stabilisieren, was die Margen für Rohstoffe sehr hoch macht. Ich sehe derzeyt die besten Chancen in der Produktion von Rohstoffen.
Macushla: Es ist sehr wichtig, so viel wie möglich selber herzustellen. Allerdings sollte man schauen, wie viel von den benötigten Waren am Markt verkauft werden.
Beispielsweise Trockenfleysch – hier lohnt die Produktion von Kräutern und Schweynen, weil man hier, für relativ wenig Investition, viel heraus bekommt. Fazit – komplette Eygenversorgung ist immer am besten, doch ich kenne kein Produkt, wo es sich auf Dauer lohnt, alles selber herzustellen. Also eyne Mischung aus Eygenversorgung und Zukauf.
McT: Nun, eyn jeglicher muss natuerlich seynen eygenen Weg finden, doch halte ich eyne gesicherthe Eygenversorgung fuer unerlaesslich, soll das Gemeynwesen gedeyhen. Der Zukauff sollte gerade in der Anfangszeyth eyner Stadt eher die Ausnahm als die Regel seyn, da man sonst schnelle an die Grentze seyner Barschaft stosset. Aus jenem Grunde sollt auch der Marckt aus dem Tutorial nicht vorschnell verkauffet werden, ersparet er doch die Gebuehr fuer die gierigen Makler und bringet so dem Anfaenger eynige Taler mehr Gewinst.

Petri: Welche Ware könnt ihr denn empfehlen? Möget ihr lieber Grundstoffe, Gemüse, Fleysch, Tücher oder etwas Ausgefallenes?

HERZOG: Derzeyt kann keyner sagen, wo später die größten Spannen drin seyn werden. Ich sehe Chancen in hochwertigen Gebrauchsgütern. Mein Geheymtipp sind Gewürze, Fleysch und Fisch.
Macushla: Grundstoffe empfehle ich allen denen, die sich nicht mit dem Spiel auskennen, da kann man nicht viel falsch machen. Aber es ist immer besser, eine veredelte Ware im eygenen Laden zu verkaufen. Jede Sparte hat eynige gute Produkte.
Für gute Anfangsprodukte halte ich Trockenfleysch, Bier und Tuch.
McT: Fuer den Anfang mag es sich empfehlen, sich auff die eynfachen und preysswerthen Produkte zu verlegen, welche allerorten benoetiget werden. Zuvorderst moege man die Wasserversorgung sichern, auff dem Bauernhoffe Kraeutleyn, Rueben und Getreyde anpflantzen. Fleyssige Holtzfaeller sind ebenfalls guth, da Holtz vor allem zum Bauen in grosser Meng benoetiget wird. Auch eyne Manufaktur kann als naechstes Nutzen seyn, so man eyn Bergwerck hat und so (mit der Kohle vom Holzfaeller, der auch eyn geschickter Koehler ist) feynes Eysen und Werkzeuge herstellen kann.

Petri: Nun stellt sich auch die Frage, warum gerade dieses Produkt so gut gewählt wurde?

HERZOG: Nennen wir es Intuition...?
Macushla: Diese Produkte kann man relativ eynfach und viel produzieren und man hat eyne gute Marge.
McT: Es sind dies Dinge, die stets benoetiget werden und nicht zu teuer in der Herstellung sind - und das Holtz hat den Vortheyl, dass es nur in minderster Qualitaet produziret werden kann. Das sichert dauerhafft den Verkauff, soweyth man es nicht selbst verbrauchet.

Petri: Eyn großes Rätsel ist nun die Wahl der Gebäude. Beym Bauen steht ja der „grüne Punkt“ für Anfängergebäude. Doch wieso sind speziell diese Gebäude so gut für Anfänger? Wieso nicht irgendeyn anderes?

HERZOG: Es gibt grüne Punkte? Nun ich halte diese Punkte für sehr hilfreich. Nicht jeder kann von vorne hereyn eynschätzen, wie es mit der Produktion laufen wird in den eynzelnen Gebäuden. Der grüne Punkt hilft Güter zu finden, die leycht und schnell zu produzieren sind und nicht zu viele Rohstoffe benötigen. Das sind die besten Gebäude für den Start.
Macushla: Nun, wie ich schon erwähnte habe, kann man mit den Gebäuden nicht viel falsch machen, man stellt eyn Produkt her und kann es direkt weyter verkaufen und man muss nicht weytere Gebäude bauen, um damit zu veredeln.
McT: Hir kann ich euch leyder nur aus der Erinnerung heraus antworthen, da sich diese Punkte wohl nur in den unteren Leveln zeygen. Doch waren es wohl Bauernhoff, Obstpfluecker, Quelle und aehnliches mehr, welche steten Absatz der Waren bey realtiv geringem Auffwandt versprechen. Eyn nicht wahrlich schneller Weg, doch eyn sicherer.

Petri: Falls dennoch Fragen bei dem Spieler liegen, wohin würdet ihr ihn wohl schicken, wo seine Fragen schnell gelöst werden?

HERZOG: Der Trend scheynt ja dahin zu gehen, dass die Großen angesprochen werden. Ich persönlich würde jedem empfehlen, sich im Chat Hilfe zu suchen oder etwas im Forum zu stöbern. Macushla: Also der Support im Forum ist sehr gut, dort werden alle Fragen sehr schnell von Usern beantwortet. Ich helfe auch immer gerne weyter, Fragen beantworte ich immer und gerne und Tipps bekommt auch jeder von mir.
McT: Es ist eyne loebliche Sitte in allen Kapilaendern, dass der Erfahrene gern dem Neulinge mit Rath und Tath zur Seythen stehet. So auch hir. Auch ich habe schon etliche Brieffleyn von Rathsuchenden erhalten und stets nach bestem Wissen und Gewissen beantworthet. Und niemand sollt die Mueh scheuen, sich in der "Hilfe" zu informiren! Gerade Fehler im Anfange koennen nachhaltige Wirckung haben. Dazu gibt es ja noch das "Forum", wo sich Neulinge im "Einsteigerbereich" kosthenlos manch guthen Rath holen koennen. Und lasset euch nicht von den wenigen Narren vergraemen, die sich mit dummen Spruechen und Flegeleyen hervorthun wollen - auff eynen von ihnen kommen mindestens zehn, die die guthen Sitten achten.

Petri: Ich bedanke mich recht herzlich für euer Interesse und freue mich schon auf das nächste Mal.

HERZOG: Nichts zu danken. Ich freue mich, wenn ich helfen kann... Auf gutes Gelingen all der neuen Stadtgründer
McT:So danck auch ich, dass Ihr mich der Befragung fuer wuerdig hieltet und wuensche allen Anfaengern, dass ihre Goetter ihnen den rechten Weg zeygen und ihre Staedte foerdern moegen

© Petri


Historien aus Wulferisbuttle

Vom Übel des Bierpanschens
Der Stadtbüttel nähert sich dem Bürgermeister und verbeugt sich tief. Seine dröhnende Stimme, die zu seiner bulligen massigen Gestalt passt, hallt dumpf in dem großen Ratssaal. 'Oh Herr, wieder ist zu einem derben Streithändel im Roten Stier gekommen. Einige Reisende klagten lauthals beim Wirt ob des schlechten Bieres, dass dieser ihnen ausgeschänket hat. Andere Zecher schimpften und lästerten über das umherfahrende Gesindel, dass die Gastfreundlichkeit unseres Schankwirths auf das Tiefste kränke. Es erhub sich ein laut Geschrey und Gelärm, dann kam es zu einer Keilerei mit Knütteln, Messern und Stuhlbeinen. Meine Stadtknechte konnten die Streithähne nur mit grober Gewalt trennen. Viel Gestühl und Geschirr ging entzwey, der Schaden war beträchtlich. Die Reisenden wurden mit einer Geldbuße belegt und der Stadttore verwiesen. Zwei Trunkenbolde wurden an den Pranger gestellt, dass der Pöbel was zu schauen und zu lachen hat. Auch Unrat und faulige Früchte wurden dortens viel auf die Übelthäter geworfen." Er wischt sich mit einem groben Tuche den Schweiß von der Stirn. "Oh Herr, wir benötigen dringend eine eigene Brauerei, um die Güthe des Bieres besser überwachen zu können. Das fremdländisch Bier, welches hier ausgeschänket wird, taugt eher für das Vieh, als für die durstigen Kehlen von Christenmenschen!"

"Glaubt er, dass Thaler auf Bäumen wachsen? Diese Stadt braucht noch so viel! Das Pergament mit den Dingen die von Nöthen sind, wird immer länger!", herrscht der Bürgermeister den Büttel an. "Es ist gut, er hat brav seine Arbeit gethan, wir sind zufrieden. Er kann gehen!" Mit einer Handbewegung beendet er das Gespräch. Der Stadtbüttel verbeugt sich erneut tief und verlässt den Ratssaal.

Der Bürgermeister lässt seinen Ratgeber rufen, einen weißbärtigen alten Mann. Er schildert ihm das Problem der fehlenden Bierproduktion. "Gebt mir einen weisen Rhat, oh Weiser aller Weisen!" Der Alte kichert leise, geschmeichelt durch die Worte des ersten Mannes, dieser aufstrebenden Stadt. "Dann höret zuerst, wie es anderen Ortes durch die Obrigkeit mit dem Brauen des Bieres geregelt ist", beginnt er zu erzählen. "Entscheidet dann selber, was für diese Stadt das Beste sei!" Er hat sich auf einen der prächtig geschnitzten Holzstühle niedergesetzt. Mit kleinen Gesten unterstreicht und betont er einzelne Worte. Gespannt lauscht der Bürgermeister den Worten des Alten.

"Als erstes höret und staunet, dass die Unart des Bierpanschens schon seit vielen tausend Jahren ein Übel dieser Welt ist. Wer das Bier dereinst erfunden hat, ist nicht genau bekannt. Es geht aber in alten Schriften die Geschichte herum, dass etwa 3000 Jahre vor der Geburt unseres Heilands ein Kranker im heidnischen Ägythien etwas Broth zum Einweichen in einen Krug voll Wasser geworfen hatte und es dort einige Tage unbeachtet stand. Es kam zum Wunder der Gärung und es soll ein berauschender Trunk entstanden sein. Kluge und weise Priester fanden dann heraus, dass dieser Prozess auch gezielt begonnen und gelenkt werden kann. Über viele Generationen ist dieser Trunk immer weiter verfeinert worden, bis ein gar vorzüglich Bier entstanden ist." Er leckt sich bei diesem Gedanken mit seiner Zunge über die Lippen.

"Dies Bier indes konnte nur mit einem hohlen Halm aus Schilfrohr getrunken werden, ob der vielen festen Theile im Kruge. Aber schon in diesen alten Zeiten gab es Übelthäter, die aus Gier zum Golde diesen edlen Trank verpanschten und durch allerley Zuthaten verunreinigten. Es sind Schriftrollen über das alte Babylonien gefunden worden, wo der weise König Hammerubai Gesetze zum Biere erlassen hatte. Einer dieser Erlasse lautet: Bierpanscher werden in ihren Fässern ertränket oder so lange mit ihrem Bier zugegossen, bis sie ersticken. Auch scheint der alte König sehr um die Moral seiner Priesterinnen besorgt zu sein, denn es steht geschrieben: Eine Priesterin, die eine Wirthschaft besuchet oder gar eine solche eröffnet, wird verbrannt." Wieder kichert der alte Mann bei der Vorstellung von Tempeldienerinnen die alkoholenthemmt in Wirtshäusern herumtorkeln.

"Auch unser aller früherer Kaiser, der mächtige Barbarossa, Gott habe ihn selig, hatte das Verfälschen des Bieres auf das Strengste untersagt. Verboten waren Zuthaten wie Rinde des Baumes, Potasche und Galle. Die Strafe für Panschen war in Weißensee 2 blanke Thaler und einen Monat Verbannung. Der Herzog aus Bayrn, Wilhelm der Vierte, hatte es mit Brauern zu thun, die absonderliche Beigaben wie Pech, Schlangenkraut, Eier, Ruß aus der Esse oder Kreide in ihr Bier rührten. Daraufhin hat er ein Dekret für sein Land erlassen, ein Geboth der Reinheit." Der Alte kramt unter seinem weiten Umhang, in einer seiner vielen Taschen und zieht endlich eine abgegriffene Pergamentrolle hervor. "Ah hier ist es! Höret also, was dieser weise Herrscher der Bayrn zum Bier angeordnet hat!

Fürstenthumb Bayrn

"Wie das Pier Summer vie Winter auf dem Land sol geschenkt und prauen werden"

Wir wollen auch sonderlichen dass füran allenthalben in unsern stetten märckthen un auf dem lannde zu kainem pier merer stückh dan allain gersten, hopfen un wasser genommen un gepraucht solle werdn.

Ihr sehet also, oh hochgüthiger und verständigster aller Bürgermeisther, es genügen wenige Zuthaten, diese sollten allerdings von bester Güthe sein!" Die Rolle verschwindet wieder unter seinem Umhang. "Mein bescheidenes Wissen über das Bier habe ich euch kundgethan. Alles Weitere liegt jetzt an euch!" Der Alte kichert noch einmal leise, verbeugt sich kurz und entfernt sich.

Der Bürgermeister sitzt lange in seinem Stuhl und überlegt hin und her. Schließlich lässt er seinen Schreiber kommen. "Schreiber, vermerke er folgenden Erlass!

Demnächst, so unsere Stadtschatulle wieder voll klimpernder Thaler ist, werden wir in unser prächtig Stadt unser eigen, gar lecker Bier brauen. Des Brauens Kundige mögen sich sofort beim Rhathaus melden. Guter Lohn hier und im Himmelreich sei ihnen sicher. Gleichzeitig möchte der Rhat dieser Stadt darauf hinweisen, dass er gepanschtes Bier nicht weiter in seinen Mauern dulden wird. Für das Bier solle nur verwendet werden: Gersten, Hopfen und Wasser, alles von bester Güthe. Der Stadtbüttel wird ab sofort allerstrengste Kontrollen in allen Schankhäusern durchführen und die dargebotenen Biere auf das Gründlichste examinieren. Übelthäter werden auf das Allerstrengste bestraft!

Lasse er diese Worte sofort durch den Ausrufer auf dem Marktplatz zu jeder vollen Stunde an diesem und am nächsten Tage verkünden! Und richtet unserem Baumeister aus, er möge schon Steine, Holz und Werkzeuge in größerer Zahl erstehen und einige passende Stücke Land für die Bauten herrichten!"

© Max Hohenstein, Chronist von Wulferisbuttle
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