Ausgabe 79 | Seite 1 16. November 2008 AD
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Seyd gegrüßt
werte Bürgerinnen und Bürger

Es war einmal ...

Ich wohne auf einem alten Hof, der 1921 erbaut wurde. Äußerlich nahezu unverändert sind im Inneren aber deutlich die Spuren von Umbauten zu sehen. Anfangs habe ich mich dafür nicht sehr interessiert. Eines Tages aber, ich war gerade auf dem Hofplatz zugange, kam des Weges her ein Ehepaar so um die Fünfzig und ich sah an den Armbewegungen des Mannes, wie er seiner Frau anscheinend etwas über den Hof erzählte. Als sie mich dann sahen, kamen sie zu mir und der Mann erzählte mir, dass er 1952 hier geboren sei und seine Jugend auf dem Hof verbracht habe. Er wollte ihn seiner Frau gerne zeigen. Ich erlaubte es ihm, wenn ich zuhören dürfte. Ich durfte.

Dann berichtete der Mann vom Leben auf dem Hof vor 50 Jahren mit einer Lebendigkeit, dass ich mich wie in jene Zeit zurückversetzt fühlte. Er erklärte die Funktionen der Räumlichkeiten, wer wo wohnte, wo die Holzöfen standen und das Gesinde wohnte. Der große Betonklotz im Keller war z.B. die Schlachtbank, verräterische Spuren im Putz oder unter der Tapete zeugen heute noch von versetzten Wänden oder Türen. Hinter der Scheune lag der Mistplatz, neben dem auch das Klohäuschen stand, der Reitplatz war früher ein Obstgarten und auf unserer Liegewiese wuchsen Kräuter und Gemüse. Und mitten auf dem Hof zwischen den beiden Linden war der Hofhund angekettet. Reste dieser Kette hängen dort heute in drei Metern Höhe fest in das Holz eingewachsen.

Gedankenverloren werfe ich noch einen Holzscheit in den Ofen und stelle mir vor, wie es wohl wäre, wenn irgendwann in fernen Zeiten auf einem UT ein ergrauter Spieler in einer Runde ergriffen lauschender Spielanfänger sitzt und erzählt, wie er vor 50 Jahren Kapi-Regnum zu spielen begann ...

Euer Hinrik für die

Tagblatt-Redaktion

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