Ausgabe 71 | Seite 1 21. September 2008 AD
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Seyd gegrüßt
Werte Bürgerinnen und Bürger

Ich stehe an meinem Schreibpult und schon seit der Mittagsstunde klopfen schwere Regentropfen an die Butzenscheiben meines Kontors. Das Licht der Spätsommersonne wird durch einen grauen Wolkenschleier gedämpft und verbreitet eine ebensolche Stimmung in meinem Gemüte.
Was schlägt das Wetter da nur für Kapriolen? Zuerst fällt monatelang kein anständiger Regen, so dass den Bauern das Getreide am Halm vertrocknet. Dann auf einmal zur Erntezeit wird es regnerisch und das feuchte Korn kann nicht geerntet werden. Stroh und Heu müssen tagelang trocknen oder fangen an zu schimmeln und sind nicht von guter Qualität.
Nur die Weiden sind richtig saftig, so daß Pferde und Weidevieh genug zu fressen haben und sogar noch bis in den November draußen bleiben können. Das macht immerhin den Futtermangel an Heu und Stroh einigermaßen wett.
Doch wo ist nun eigentlich der Sommer abgeblieben, die langen warmen Tage, die man von früh bis spät draußen verbringt, Kinder, die lachend im Dorfteich plantschen, edle Damen und Herren, die im offenen Wagen über die Felder fahren und Ackersleut, die das güldne, reife Korn in dicken Garben einfahren.
Stattdessen ist alles grau in grau und die Temperaturen sind eher herbstlich als sommerlich. Ja, sogar den Ofen in der guten Stube haben wir schon befeuert, damit auch mal eine andere Wärmequelle als immer nur warme Suppe oder heißer Würzwein für Wohlbefinden sorgt.

Da fragt man sich doch: "Wann wird's mal wieder richtig Sommer?"

Bleibt nur zu hoffen, dass wir noch einen schönen Herbst bekommen, der möglicherwiese noch einige warme Sonnentage für uns bereithält und ein wenig die Feuerholz- und Würzweinvorräte schont.

eure Tagblatt Redaktion
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