Ausgabe 203 | Seite 1 5. Juni 2011 AD
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Seyd gegrüßt, werte Bürgerinnen und Bürger!

Vatertag

Da der Vatertag nicht ebenso günstig wie der Muttertag auf einen Sonntag fiel, ist dieser Artikel also eine Retrospektive. Was unter den gegebenen Umständen aber vielleicht gar nicht so schlecht sein mag, schließlich hatte man Zeit, sich vom getrunkenen Inhalts des Bollerwagens ebenso zu erholen, wie von den, von eben diesem Wagen verursachten blauen Flecken an den Beinen.

Desweiteren konnte man in Ruhe an der Aufarbeitung all jener Dinge arbeiten, welche bis dato unter dem samtenen Schleier des Rausches verborgen lagen. Dabei sind besonders die Freunde hilfreich, gerne hilfreich. Man trifft sich, um sich gemeinsam zu erinnern. Jeder weiß noch etwas anderes, manche gar recht viel, so fügt sich das Bild Stück für Stück zusammen. Welches man, während man es zusammenfügt, mit dem ein oder anderen Schluck Bier direkt wieder demontieren kann.

Es ist eine Art Puzzle für Erwachsene, für richtige Männer! Ja meine Damen, so ist es. Schließlich geht es bei der ganzen Geschichte ja nicht vorrangig um den Alkohol, wie ihr immer meint. Nein, da steckt viel mehr dahinter. Es geht um den Umgang mit ihm und das verantwortungsvolle Heranführen der jungen Männer an ihn. Ebenso, wie man ihn wieder aus dem Körper bekommt. Sprich, die älteren Prachtexemplare lehren die Jungen, wie man sich volltrunken irgendwo abstützt, um sich beim Freiluft-Pinkeln oder Kotzen so wenig wie möglich selbst zu besudeln, um den Weg trockenen Fußes fortsetzen zu können.

Oder welcher Vorgarten sich für derlei Aktivitäten besonders eignet. Männer sind und bleiben Anarchisten, gerade deshalb, weil sie in trunkenem Zustand gezielt des Deutschen liebstes Kind heimsuchen, den Vorgarten. Pinkeln wider Spießbürgerlichkeit und Bigotterie, das sollte nicht nur hierzulande und nicht nur an einem Tag Maßgabe sein!

Darüberhinaus geht es um die Weitergabe bedeutenden Liedguts und allerlei anderer Dinge, insbesondere um die gepflegte Konversation mit dem weiblichen Geschlecht. Frauen, die das Glück haben, auf offener Straße auf eine derartige Herrengesellschaft zu treffen, halten panisch Ausschau nach einem Fluchtweg. Bietet sich dieser nicht, wären sie am liebsten sofort unsichtbar und am besten noch taub obendrein. Müssen sich die Frauen schon an allen anderen Tagen des Jahres so manch unflätigen Mist anhören, toppt das, was am Herrentag, begleitet von Speichelfäden, auf sie eingelallt wird, stets alles.

Immerhin kann sich die ansonsten stets verschmähte und nicht beachtete Toilettenfrau für einen kurzen Tag im Jahr als Prinzessin fühlen, soviel Zuspruch erhält sie. Allerdings holt diese bedauernswerten Damen die Aschenputtel-Realität ein, sobald sie, nachdem die Herren die Örtlichkeit wieder verlassen haben, ihrer Tätigkeit nachgehen müssen.

Derart gäbe es vieles zu erzählen, all die Dinge, die keine Erwähnung fanden, existieren, und zwar nicht nur in der Phantasie. Frauen sind unheimlich begeisternde, wenn auch nur schwer verständliche Geschöpfe.

Insgeheim feiern dies auch die Männer an ihrem Ehrentag. Dies würden sie nie zugeben, doch manche Dinge bedürfen nunmal keiner Worte. Schließlich euphorisiert der Blick oder das Lächeln einer Frau weit mehr, als dies jeglicher Alkohol vermag. Der Unterschied ist, am Herrentag nochmals besonders, dass Mann, erstmal alkoholisiert, selbst peinlich berührte Blicke einer Frau als Bewunderung und Zuspruch versteht. Ungeachtet dessen gilt es schließlich, den Freunden zu zeigen, welch toller Hengst man ist. Der Mann, so groß und doch so klein!

Was wäre jedoch ein Artikel über den Vatertag ohne König Fußball? Eben, deshalb abschließend dazu, wenn es sich auch "nur" um Frauenfußball handelt! Ich zitiere einen Fussballkommentator aus dem Jahre 1953, anläßlich eines Länderspiels der deutschen Fußballnationalmannschaft der Frauen gegen England: "Die Inselfrauen setzen sich in der Hälfte der Deutschen fest...doch die Deutschen halten, angetrieben von ihren Hausfraueninstinkten, ihr Nest sauber..." Zwei Jahre später verbot der DFB Damenmannschaften mit der Begründung, dass "diese Kampfsportart der Natur des Weibes im wesentlichen fremd ist." Solche Aussagen lassen Chauvinistenherzen höher schlagen, oder?

Über 60 Jahre später blökt dann Frau Katrin Müller-Hohenstein bei einem Interview anlässlich der bevorstehenden FrauenFussball-WM in Deutschland, dass Frauen weniger Geld beim Fußball verdienten und ihre Prämien für die Weltmeisterschaft auch weit geringer wären als die ihrer männlichen Sportskollegen.

Damit hat sie gewiss recht, doch dann folgt die entscheidende Aussage: "Aber die Frauen legen viel mehr Wert auf den Pokal und würden sich darüber viel mehr freuen als über das Geld." Genau Frau KMH, die Frau, das noble, hehre und so gar nicht geldgeile Wesen. Nichtsdestotrotz wünsche ich den Frauen natürlich den Weltmeisterpokal, allein schon deshalb, damit sie zu Hause mehr zum abstauben haben!

In diesem Sinne, einen schönen Sonntag allerseits

© Singularis Porcus


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