Ausgabe 150 | Seite 1 9. Mai 2010 AD
  weiter >>>

Seyd gegrüßt
werte Bürgerinnen und Bürger!

Blumenstrauss, Paul Cézanne Heute ist Muttertag! Daran gedacht? Wir ja! Daher an aller erster Stelle allen in Kapi-Regnum spielenden Müttern von Seiten der Tagblatt-Redaktion

Alles Gute!

Und den Vätern gönnen wir die Vorfreude auf "ihren" Tag an Christi Himmelfahrt!

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich der Bemerkung eines Bekannten, er "brauche keinen gesetzlich angeordneten Feiertag mit Wirtschaftsverknüpfung". Diese Einstellung war mir bisher nur vom Valentinstag bekannt, was mich veranlasste, einmal nachzuforschen:

Der Muttertag entwickelte sich aus mehreren Initiativen amerikanischer Frauen mit unterschiedlichen Zielen. So sollten sich Mütter auf Treffen zu aktuellen Themen austauschen (ab 1865), die andere war eher eine Friedensbewegung (1870). Die dritte "Bewegung" entstand aus der Liebe zur Mutter heraus. Ihr und aller Müttter zu Ehren wurden seit 1907 am zweiten Sonntag im Mai Gottesdienste abgehalten. Dabei wurden Blumen an alle Mütter verteilt. Anna Marie Jarvis, die Begründerin, schaffte es durch Beharrlichkeit und viele Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten, dass sich dieser "Muttertag" schnell in den USA ausbreitete. Schon 1914 wurde er offizieller und nationaler Feiertag.

Bald darauf schwappte die Idee nach Europa über und etablierte sich 1923 in Deutschland sowie 1924 in Österreich. Falsch an der Aussage meines Bekannten ist übrigens, dass der Muttertag gesetzlich verankert ist. Er ist vielmehr durch Absprachen von Wirtschaftsverbänden (nach 1949) festgelegt. Wahr ist aber, dass sich der Muttertag in Deutschland aus rein kommerziellen Gründen ausbreitete: schließlich wurde er 1923 erstmals vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber propagiert.
Dass der Muttertag in anderen europäischen Staaten eher eine religiöse Berechtigung erfuhr, in Deutschland aber eine kommerzielle, mag in der Geschichte begründet liegen. 1918 war der Krieg verloren und Deutschland litt unter Reparationen, Armut, Hunger und Inflation. Niemand hatte Geld für Blumen übrig. Erst als u.a. die Aufbauhilfen der USA griffen, gesellte sich zu wirtschaftlichem Aufschwung auch Wohlstand. 1923 begannen die sogenannten Goldenen Zwanziger und es ist nach den schlimmen Zeiten nur zu verständlich, dass auch die Floristen am Aufschwung Anteil haben wollten.

Mit der Zeit begriffen auch Blumenhändler in anderen Staaten das Potential dieses Tages und zogen nach. Anna Marie Jarvis aber wandte sich von diesen Auswüchsen ab, kämpfte sogar für die Abschaffung des Muttertages - vergeblich!
So gesehen hat mein Bekannter mit seiner Einstellung gewisserweise Recht, in dem er den Kommerz verurteilt. Trotzdem finde ich es eine schöne Geste, seiner Mutter und auch seinem Vater an "ihrem" Tag besondere Aufmerksamkeit zu zeigen.

Eure
Tagblatt-Redaktion





Die heutigen Userzahlen:
83495 (Welt 1), 44316 (Welt 2), 71372 (Welt 3), 8425 (Welt 4)



  Tagblattarchiv weiter >>>